Zahl der weltweit getöteten Christen stark angestiegen

Traurige Statistik
Die Zahl der Christen, die weltweit wegen ihres Glaubens getötet wurden, hat einem Bericht zufolge zuletzt stark zugenommen. Das ist das Ergebnis des nun veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2021 der Hilfsorganisation Open Doors.
Seien im Zeitraum 2018/19 noch 2 983 Fälle dokumentiert worden, waren es zwischen Oktober 2019 und September 2020 mindestens 4 761, darunter mehr als 90 Prozent in Afrika, heisst es in dem Report.
Zu beobachten sei eine weiter zunehmende Intensität der Christenverfolgung, die auch durch die Corona-Epidemie und damit verbundene Diskriminierungen, Reise- und Ausgehverbote begünstigt werde. Weltweit sind demnach mehr als 340 Millionen Christen einem hohen bis extremen Mass an Verfolgung ausgesetzt.

Angriffe in Afrika
Besonders in Westafrika und der Sahelregion haben Angriffe islamistischer Gruppen auf Christen und ihre Kirchen laut Bericht stark zugenommen. In Nigeria seien mit 3 530 die meisten Christen getötet worden, der Grossteil von April bis August 2020, als das Land wegen der Pandemie abgeriegelt war.
Der Weltverfolgungsindex enthält eine Rangliste von 50 Ländern mit der stärksten Christenverfolgung. Zum 20. Mal in Folge steht Nordkorea auf Rang 1. Auf den Rängen 2 bis 10 folgen Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan, Eritrea, Jemen, Iran, Nigeria und Indien.
China ist seit 2018 von Rang 43 auf aktuell Rang 17 des Index gestiegen. Open Doors verweist auf die immer stärkere digitale Überwachung der Bürger unter Staatschef Xi Jinping. Seit 2013 habe das Regime rund 18 000 Kirchen oder kirchliche Einrichtungen schliessen oder zerstören lassen, sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland.

Religiöser Nationalismus
In Indien sowie der Türkei macht die Hilfsorganisation religiösen Nationalismus für eingeschränkte Religionsfreiheit verantwortlich.
Unter der hindunationalistischen Regierung von Indiens Premierminister Narendra Modi habe sich die Anzahl der gemeldeten Übergriffe gegen Christen zwischen 2014 und 2018 verfünffacht. Im September beschlossene Einschränkungen für Nichtregierungsorganisationen sorgten dafür, dass Tausende von Christen geführte Krankenhäuser, Schulen und Initiativen keine Spenden mehr aus dem Ausland erhalten dürften.
Mit Blick auf die Türkei wirft die Hilfsorganisation Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, die Religionsausübung zu behindern, etwa durch Verweigerung der Aufenthaltsgenehmigung von ausländischen Geistlichen oder Mitarbeitern.
Durch die türkische Militäroffensive im Nordirak würden abermals viele jener Christen vertrieben, die ab 2014 vor dem IS aus der Ninive-Ebene in die Region Dohuk geflohen waren. Im Nordosten von Syrien hätten islamistische Söldner unter Führung der Türkei viele Christen vertrieben.
kath.ch/Christoph Arens (KNA) 

Christen im Heiligen Land
Die Christen sind im Heiligen Land eine kleine Minderheit. Genaue Zahlen sind schwer zu benennen, auch angesichts des Wegzugs vieler Christen in den vergangenen Jahren. In Israel sind es rund zwei Prozent von rund 8,7 Millionen Bürgern; viele von ihnen sind Araber.
Die Christen sind im Heiligen Land in rund 30 verschiedenen Kirchen, kirchlichen Gemeinschaften oder Denominationen zusammengeschlossen. Die bedeutendsten sind die Griechisch-Orthodoxen, die Armenier, Syrer, Kopten, Äthiopier, die Katholiken, Lutheraner und Anglikaner. Die katholische Kirche tritt neben den «Lateinern», den Gläubigen des römischen Ritus, in verschiedenen ostkirchlichen Gemeinschaften auf: Maroniten, Melkiten sowie katholische Armenier und Syrer.
Ein Ehrenrang innerhalb der Christenheit von Jerusalem wird dem orthodoxen Patriarchen Theophilos III. eingeräumt, dem Inhaber des frühchristlichen Patriarchalsitzes von Jerusalem. Er leitet auch die informelle Konferenz der christlichen Patriarchen und Bischöfe im Heiligen Land.
Alle christlichen Kirchen im Heiligen Land leiden unter einer zunehmenden Auswanderung aufgrund der teils prekären politischen oder wirtschaftlichen Lage. Auch in der Region um Bethle-hem, wo Christen früher die Mehrheit stellten, sind sie zur Minderheit geworden. Ihr Anteil an der Bevölkerung im enorm gewachsenen Jerusalem sank von rund 25 Prozent in den 1920er Jahren auf unter 2 Prozent im Jahr 2016. Das Lateinische Patriarchat wurde 1847 neu begründet. Es umfasst neben Israel und den Palästinenser-gebieten auch Jordanien und Zypern. 
kath.ch/kna

«Verfolgt und vergessen?»
Der Countdown bis zum Ende des Christentums in Teilen des Nahen Osten tickt immer lauter – und kann nur gestoppt werden, wenn die internationale Gemeinschaft jetzt handelt. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Bericht von «Kirche in Not». Er wurde vom britischen Nationalbüro des weltweiten päpstlichen Hilfswerks erstellt und liegt nun in deutscher Übersetzung vor.
Der Bericht umfasst den Zeitraum von 2017 bis 2019 und stellt die Entwicklung der Christenverfolgung in zahlreichen Weltregionen vor. Was die Entwicklung für die einzelnen Christen bedeutet, wird anhand zahlreicher Fallbeispiele und kurzer Länderberichte illustriert.

Zahl der Christen im Irak um bis zu 90 Prozent gesunken
In den Ländern des Nahen Ostens ist nach dem militärischen Sieg über den sogenannten «Islamischen Staat» der Völkermord an Christen und anderen Minderheiten gestoppt. Allerdings hält der Exodus der Christen aus der Region weiterhin an – die Angst vor einem Wiederaufflammen des Terrors ist zu gross. 
Vor dem Jahr 2003 gab es im Irak noch rund 1,5 Millionen Christen. Bis Mitte 2019 ist die Zahl auf deutlich unter 150 000 gefallen – ein Rückgang von bis zu 90 Prozent innerhalb nur einer Generation. Auch in Syrien ist die Anzahl der Christen seit Beginn des Krieges im Jahr 2011 um zwei Drittel zurückgegangen.


Foto: © opendoors.ch

Mehr Aufmerksamkeit, aber Hilfen stocken
Der Bericht von «Kirche in Not» hebt hervor, dass die Weltöffentlichkeit in den vergangenen Jahren dem Thema Christenverfolgung mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat. Ursachen waren neben dem Genozid im Irak unter anderem das Schicksal von Asia Bibi in Pakistan. Die Christin war wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilt und nach Jahren der Einzelhaft im Oktober 2018 freigesprochen worden.

Foto: © opendoors.ch

Die für Christen wie andere religiöse Minderheiten erforderlichen Hilfen wurden von der internationalen Gemeinschaft jedoch zu wenig gewährt, so der Bericht. Für den Wiederaufbau im Irak seien zum Beispiel von den USA umfangreiche Mit-tel zugesagt worden, die Auszahlung jedoch stockte. «Kirche in Not» und weitere Organisationen setzen sich für die Wiederbesiedelung christlicher Dörfer in der Ninive-Ebene ein. Dort ist mittlerweile rund die Hälfte der ehemaligen Bewohner zurückgekehrt.

Asien ist neuer «Hotspot» der Christenverfolgung
«Verfolgt und Vergessen?» arbeitet ebenfalls heraus, dass sich in zahlreichen asiatischen Ländern die Situation für Christen und andere religiöse Minderheiten deutlich verschärft hat. Die Anschläge am Ostersonntag auf Sri Lanka mit über 250 Toten und mehr als 500 Verletzen haben dies gezeigt.
Neben islamistischen Gruppen sind ein zunehmender Nationalismus und autoritäre Regime für das gewaltsame Vorgehen gegenüber Christen verantwortlich. In Indien sind allein 2017 über 450 antichristliche Überfälle gemeldet worden, die meist auf das Konto von nationalistischen Hindus gehen. Auch in China hat sich trotz eines vorläufigen Übereinkommens mit dem Vatikan die Lage für Gläubige verschärft. Die kommunistische Regierung geht rigoros gegen religiöse Aktivitäten vor, die nicht staatlich genehmigt sind.

Foto: © Kirche in Not

In Afrika geht Verfolgung auch von Regierungen aus
Die meisten verfolgten Christen leben auf dem afrikanischen Kontinent, so der Bericht von «Kirche in Not». In Nigeria hält der Terror von Boko Haram weiter an, auch spielten im Landkonflikt mit mehrheitlich muslimischen Fulani-Nomaden religiöse Gewalt eine zunehmende Rolle. So seien allein in Nigeria im Jahr 2018 über 3 700 Christen getötet worden, ermittelt der Bericht.
In anderen Teilen Afrikas geht die Bedrohung für Christen vom Staat aus: So hat das Regime in Eritrea im Sommer 2019 die verbleibenden Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft geschlossen. Im Sudan habe die Regierung zahlreiche Kirchen angreifen und niederbrennen lassen.

«Wir haben es in der Hand»
«Der Bericht “Verfolgt und vergessen” zeigt einmal mehr: Die Lage für Christen weltweit ist ernst. Die Verletzungen des Grundrechts auf Religionsfreiheit nehmen weiter zu.»
«Der Bericht zeigt auch: Proteste und tatkräftige Hilfe machen einen Unterschied für verfolgte Christen». «Wir haben es in der Hand, in welchem Masse verfolgte Christen Hilfe erfahren.»

Mehr zum Thema bei www.opendoors.ch
oder bei www. kirche-in-not.ch