Beten mit den Füssen

Auf dem Weg nach Einsiedeln (Foto © Sr Catherine)

Letzthin habe ich gelesen, dass man auch mit den Füssen beten könne. Wie soll denn das gehen?
Der Ausdruck ist sicher zuerst gewöhnungsbedürftig, aber er unterstreicht, dass wir Menschen ganzheitlich, also nicht nur mit dem Mund beten können, sondern mit dem ganzen Körper, auch mit den Füssen.

Und was verstehen Sie denn darunter?
Gerade die diesjährigen Sommerferien laden uns zum Beten mit den Füssen ein. Corona-bedingt sind unsere Reisemöglichkeiten wahrscheinlich noch etwas eingeschränkt, so dass viele von uns in der Heimat Ferien machen. Hier bietet sich die gute Gelegenheit einmal die vielen Wallfahrtsorte unseres Landes zu entdecken und zwar nicht bequem mit dem Auto oder dem Zug, sondern zu Fuss.

Das kann aber mühsam sein.
Das stimmt, aber genau das bedeutet «Beten mit den Füssen». Ich mache mich auf den Weg zu einem Heiligtum, nehme dabei vielleicht auch einige Mühen und Strapazen auf mich, um mein Ziel zu erreichen. Unterwegs kann ich still oder in der Gemeinschaft der mich begleitenden Menschen beten.

Laufen und gleichzeitig beten, kann aber sehr mühsam sein.
Beten geschieht ja nicht nur durch das Sprechen, sondern eben mit den Füssen. Ich breche auf, lasse meinen Arbeitsplatz hinter mir und trage all meine Sorgen und Probleme mit mir zu Gott, dem ich im angestrebten Heiligtum begegnen will. Ich kann ihn aber auch schon unterwegs erfahren, indem ich durch das staunende Betrachten seiner Schöpfung dem Schöpfer danke und ihn neu schätzen lerne.

Das erinnert aber stark an einen Selbstfindungstrip
Das wäre ja auch nicht nur schlecht, denn ich kann den anderen nur offen begegnen, wenn ich mich selbst gefunden habe und weiss, wer ich bin. Bei diesem Unterwegssein und den Begegnungen mit anderen Menschen und dem Umgang mit ihnen kann ich sehr viel lernen, was christlicher Glaube ist und ich kann so konkret erleben, was die ganze Kirche auszeichnet: pilgerndes Gottesvolk zu sein, eine Gemeinschaft, die miteinander auf dem Weg ist und sich gegenseitig stärkt und ermutigt. Das ist Beten mit den Füssen

Besten Dank, Herr Pfarrer.  Ich werde versuchen in den kommenden Ferien diese Art des Betens umzusetzen. mpl