Paulus schreibt an die Korinther
Jede Person begleiten, jede Situation er kennen, die Zärtlichkeit einbeziehen, das sind die Kriterien, die Papst Franziskus für die Seelsorge der Paare, der Partnerschaft, der Ehe, der Familie, der Geschiedenen, der Wiederverheirateten und der Homosexuellen nach der Sy node vom Oktober 2014 und 2015 und in der Exhortation «Amoris Laetitia» von 2016 vorschlägt.
Eine der grossen Besonderheiten des Dokuments «Die Freude der Liebe» ist, dass es als Hilfe für die Beurteilung des Alltages einen Text der Heiligen Schrift vorschlägt, einen der berühmtesten des Neuen Testaments, der bei den Texten, die für eine Hochzeitsmesse ausgewählt werden, an der Spitze steht: Das Hohe Lied der Liebe im ersten Brief des Paulus an die Korinther (13, 4–7). Wie kann man Tag für Tag in den verschiedenen Lebensumständen die wahre Liebe leben,
als einen Weg der Heiligkeit, der allen aussergewöhnlichen Charismen überlegen ist? In Geduld und Ausdauer, in der Haltung des Dienens und der Selbsthingabe, ohne Eifersucht oder Neid, ohne sich aufzublähen oder zu prahlen, in der Freundlichkeit und Güte, ohne sein eigenes Interesse zu suchen oder egoistisch zu sein, ohne Gewalt oder Wut im Bauch, in Vergebung und Barmherzigkeit, sich über das Gute und den Erfolg der anderen zu freuen, alles zu entschuldigen, auch die Fehler des Ehegatten oder des Freundes, in Zuversicht und Hoffnung, indem man fähig wird, alles bis zum Ende zu ertragen nach dem Vorbild Christi am Kreuz.
Somit gibt es nichts Kitschiges in diesem Brief des Paulus; im Gegenteil, er stellt ausserordentlich hohe Anforderungen, deren Tragweite die Liebenden zweifellos (noch) nicht ganz ermessen können. Der Brief wird ein Lebens Programm, das es ermöglicht, in gegenseitigem Respekt und ehelicher Liebe zu wachsen. Er verbindet vollständig die Welt der Gefühle, die erotische Dimension und die Offenheit für verschiedene Formen der Fruchtbarkeit, ohne Gefahr der Manipulation und Gewalt, durch die eine Beziehung in Gefahr gerät zu scheitern. Er dient einer Umwandlung hin zur Liebe, die Christus für die Kirche hat und für jedes Mitglied seines Leibes (Kapitel 4, Amoris Laetitia, Nr 90164).
François-Xavier Amherdt