Zurzeit wird sehr viel über das Corona-Virus gesprochen. Manche Leute behaupten, dass es sich dabei um eine Strafe Gottes handle. Was sagen Sie dazu?
Ich bin davon überzeugt, dass Leute, die so etwas behaupten, noch nie das Neue Testament gelesen haben.
Warum?
Damals stellten die Leute Jesus dieselbe Frage. Als Jesus an einem Blindgeborenen vorbeiging, wurde er gefragt, wer denn schuld an der Blindheit dieses Mannes sei: er selbst oder seine Eltern?
Und was antwortete Jesus?
Für ihn war es – im Gegensatz zu den Pharisäern – klar, dass weder der Blinde noch seine Eltern gesündigt haben, vielmehr sollte das Wirken Gottes an ihm sichtbar werden. Eine Krankheit, egal ob es sich um das Corona-Virus handelt, egal ob es AIDS oder Krebs ist, keine Krankheit ist eine Strafe Gottes! Wer so redet, hat nicht verstanden, dass Gott es nicht nötig hat, grausam zu sein, damit die Menschen zu ihm finden.
Hat es aber nicht Erscheinungen geben, die die Corona-Epidemie als Strafe Gottes bezeichnen?
Solche «Erscheinungen» sind nicht himmlischen Ursprungs, sondern entspringen der verschrobenen Gedankenwelt einiger Leute, die meinen, sie könnten in den geheimnisvollen Plan Gottes schauen und ihn für ihre Zwecke missbrauchen.
Aber Maria…
Selbst Maria kann bei ihren Erscheinungen keine Aussagen machen, die im krassen Widerspruch zu den Worten Jesu stehen, wie sie uns in der Heiligen Schrift überliefert sind. Dort heisst es ganz klar: «Ich werde ihr Unrecht vergeben und nie wieder an ihre Sünden denken.» (Hebräer 8, 12) und auch: «Ich werde nie wieder an ihr Unrecht und ihre Sünden denken.» (Hebräer 10, 17).
Was können wir also tun?
Kardinal Angelo De Donatis, Generalvikar des Bistums Rom hat darauf geantwortet: «Das ist eine Lage, an die wir nicht gewöhnt sind und die uns beunruhigt. Aber wir sind nun vor allem dazu aufgerufen, jetzt aus der Kraft des Glaubens zu leben… Es sind Tage wie diese, in denen man Hoffnung verbreiten und nieder-knien muss, um für die Welt einzutreten… Lasst uns für alle Infizierten beten und für alle, die für sie sorgen, sowie für unsere Gemeinschaften, damit sie in diesem Moment Zeugen des Glaubens und der Hoffnung sein können.»
Besten Dank für die Auskunft! pam
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