Die Salbung:

eine reichhaltige Sammlung an Lesungen

Foto: © Philippe Martin

Die Leidenschaft Gottes für alle, die leiden
Neben dem Abschnitt aus dem Jakobusbrief (5, 13–16), auf den sich die katholische Theologie beruft, um die Krankensalbung als eines der sieben Sakramente zu erklären, schlägt das «Rituale»der Sakramente für die Kranken eine Vielzahl an biblischen Texten vor, die von der Leidenschaft Gottes für alle, die an Leib und Seele leiden, berichten. Es lohnt sich, sich gründlich mit ihnen zu befassen, um den Reichtum dieses Sakramentes zu entdecken und seine Feier an jeden konkreten Fall anzupassen.

Gebrochene Herzen heilen
 Angesichts menschlicher Not, wie etwa beim unschuldigen Ijob, der zu Unrecht all seiner Güter beraubt wurde (Ijob 3, 1–33; 7, 1–11), setzt sich der Herr selbst dafür ein, uns zu retten (Jesaja 35, 1–10): Er zeigt seinen Willen darin (Weisheit 9, 9–18), dass er dem Messias den Auftrag anvertraut, gebrochene Herzen zu heilen (Jes 61, 1–3).

Heilung und Ruhe
 Seine Krankenheilungen sind für Christus (Matthäus 15, 29–31) Zeichen für das Kom-men des Reiches Gottes (Lukas 7, 19–23; 10, 5–9): die Blinden sehen (Markus 10, 46–52; Johannes 9, 1–7), der Gelähmte steht auf (Mk 2, 1–12), die Aussätzigen werden rein (Mt 8, 1–4). Alle, die in seine Nähe kommen, finden Ruhe (Mt 11, 25–30), weil er so weit geht, sich mit den Kranken zu identifizieren (Mt 25, 31–40). Wir müssen den Vater bitten (Lk 11, 5–13), damit wir offen sein können für dieses Gesetz der Liebe, dessen Vorbild der barmherzige Samariter ist (Lk 10, 25–37), und bereit für das Kommen des Menschensohnes (Lk 12, 35–44).

Vom Leiden zur Herrlichkeit 
Da «Jesus unsere Leiden auf sich genommen hat» (Mt 8, 17), sendet er seine
Apos-tel aus, um sein Werk fortzusetzen (Mk 16, 15–20). Durch den Glauben an seinen Namen werden die Behinderten geheilt (Apostelgeschichte 3, 1–16). Wenn wir uns mit seinem Leiden vereinen, werden wir an seiner Herrlichkeit teilhaben (Römer 8, 14–27). Jesus kannte, wie wir, Prüfungen (Hebräer 4, 14–16; 5, 7–9): Nichts kann uns daher von seiner Liebe trennen (Röm 8, 31–39), und eines Tages wird Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen (Offenbarung 21, 1–7). Lassen Sie uns in der Zwischenzeit die Kranken wie den Herrn selbst willkommen heissen (Galater 4, 12–19) und helfen wir einander das Leid zu tragen (1. Korinther 12, 12–27).

François-Xavier Amherdt