Unsere Sendung: sich dem andern zuwenden

Unsere Sendung: sich dem andern zuwenden

Der Getaufte, erfüllt vom Leben Gottes und belebt durch seinen Geist, ist ein Ge­ andter, berufen, in der Nachfolge Christi zu seinen Brüdern und Schwestern zu ge­hen. Aus diesem Grund hat die Kongrega­tion für die Evangelisierung der Völker auf die Bitte von Papst Franziskus, im Oktober 2019 einen Ausserordentlichen Monat der Weltmission auszurufen, entschieden, die­sen Monat dem Thema «Getauft und gesandt. Die Kirche Christi missionarisch in der Welt» zu widmen.

«Wirst du jemand anderen davon überzeu­gen, Katholik zu werden? Nein, nein, nein! Du wirst zu ihm gehen, er ist dein Bruder! Und das ist genug. Du wirst ihm begegnen, den Rest besorgt Jesus», sagt Papst Fran­ziskus.

Diese Worte des Papstes sind wie eine Lehrstunde in Sachen Evangelisierung! Evangelisieren bedeutet, auf den ande­ren zuzugehen, ihm zu begegnen, zu tei­len; das heisst, Jesus dorthin zu tragen, wo wir hingehen, und das Terrain für sein Handeln vorzubereiten. Es ist nicht unse­re eigene Initiative, sondern seine, denn der Heilige Geist setzt uns in Bewegung. Der Heilige Geist geht uns immer voraus, wohin wir auch gehen. Er hat bereits alles vorbereitet, was er von uns erwartet!

Dieser Ausserordentliche Monat der Welt­mission ist dazu da, der Kirche zu helfen, sich dem anderen zuzuwenden, ganz im Sinne der Sendung. Alle Getauften sollen die Sendung als eine Hauptaufgabe der Kirche verstehen. Bei Mission geht es um «Getauft und gesandt». Bei unserer Sen­ dung geht es darum, sich dem anderen zuzuwenden, sich der Taufe, dem christ­ lichen Wesen, das unserer Lebensweise Sinn gibt, bewusst zu werden, und sich so hinter die Sendung Jesu zu stellen. Jesus ist der lebendige Christus und er sendet uns aus, damit wir seine Zeuginnen und Zeu­ gen in der Welt sind. Vergessen wir nicht, dass der erste «Missionar» Jesus selbst war. Alles, was er uns gelehrt hat, was er uns hinterlassen hat, was die Kirche und so viele Jahrhunderte an Traditionen und Forschungen nach ihm gebracht haben, um unseren christlichen Glauben zu schär­ fen, dreht sich um Mission, um das aus sich Hinausgehen, um in ihm aufzugehen. Auch um in unserem eigenen Wesen auf­ zugehen und in dem aller unserer Brüder und Schwestern, den Menschen, Völkern, Rassen und Nationen. So können wir, wie Papst Franziskus sagt, aus der Welt unser «gemeinsames Haus» machen, damit der Herr alles in allem sei.

Abt Jean Scarcella, St­-Maurice, zuständig für Mission in der Schweizer Bischofskonferenz