Die Schöpfung der Welt (Gen 1–4) und das neue Jahr
Der Beginn jedes neuen Jahres erinnert an den Beginn der Welt, die durch Gottes Schöpferwille ins Dasein gerufen wurde. Auf den ersten Seiten der Bibel wird berichtet, wie der Geist Gottes über den Wassern schwebte, über der Erde, die «wüst und leer» war (Gen 1,2), und allem Leben einhauchte. Innert sechs Tagen erschuf Gott Himmel und Erde, alle Pflanzen und Tiere und schliesslich als Krönung der Schöpfung den Menschen als sein Bild. «Mönnlich und weiblich schuf er sie» (Gen 1,27) und gab ihnen Wohnsitz «in Eden, im Osten, im Garten, den Gott ge pflanzt hatte» (Gen 2,15). Alles stellte Gott dem Menschen zur Verfügung, damit er es als Gärtner und Hüter der Schöpfung gebrauchen könne. Doch der Mensch war mit seiner Rolle nicht zufrieden, er wollte mehr, er wollte sein wie Gott und Gut und Böse erkennen (Gen 3,4). So kam die Sünde in die Welt, die Auflehnung gegen Gottes Wille. «Gott schickte den Menschen aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war» (Gen 3, 23).
Tatsache oder Legende?
Viele Menschen fragen sich heute, ob sich diese Geschichte wirklich so zugetragen habe. Ist die Welt wirklich in sechs Tagen entstanden? Beweisen die Naturwissenschaften nicht, dass die Entstehung der Welt in Wahrheit Millionen von Jahre gedauert hat?
Solche «wissenschaftlichen» Erklärungen werden der biblischen Schöpfungsgeschichte nicht gerecht. Die Verfasser des Buches Genesis mit ihrer Schöpfungsgeschichte wollten und konnten keinen wissenschaftlichen Bericht darüber abliefern, wie die Welt und alles, was auf ihr lebt, entstanden ist. Es ging ihnen einfach darum zu zeigen, dass Gott alles erschaffen hat. «Wie» er das alles gemacht hat, stand nicht im Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Es geht in der Bibel nicht um die Entstehungsgeschichte der Welt, sondern es geht um Gott, der über allem steht, die Natur umfängt und die Geschichte der Menschen lenkt. Als dreifaltiger Gott, der in einer Liebesbeziehung zwischen Vater, Sohn und Geist existiert, wollte er sein Liebe weiterschenken. Aus diesem «Überschwang der Liebe» entstand die Welt, mit der Gott diese Liebe teilen wollte. Somit ist die Schöpfungsgeschichte weniger Naturwissenschaft, sondern «Gotteswissenschaft». Sie will etwas über Gott sagen: Die Welt ruht in seiner Hand, in der sie eingeschrieben ist (Jes 49,13) – auch heute noch. Er vergisst und verlässt uns nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kindlein vergessen sollte, Gott vergisst uns nicht (vgl. Jes 49, 15)! Was für eine Verheissung für das Jahr 2020! pam
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