Jesu Humor (vgl. Matthäus 21, 23.17)

Die Statue des fröhlichen Propheten Daniel am Portal der Kathedrale von Santiago de Compostela. Foto CIRIC

Ein Jesuit wurde gefragt: «Sagen Sie mal, Herr Pater, stimmt es, dass die Jesuiten jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten?» Der Jesuit antwortete: «Wer hat Ihnen das gesagt?» Jesus ist der erste «Jesuit» – das Gegenteil wäre beunruhigend, besonders weil die Jesuiten die «Gesellschaft Jesu» bilden. Jesus entkam den Fallen, die ihm die Hohepriester, die Schriftgelehrten oder die Pharisäer durch Fangfragen, die alle bedeutungsvoll waren, gestellt hatten. Besonders wenn die Hohepriester und Ältesten des Volkes ihn nach seiner Autorität fragten (vgl. Matthäus 21, 23–27).

«In welcher Vollmacht tust du das?», fragten ihn seine Gegner. «In wessen Namen hast du dir erlaubt, triumphierend die Heilige Stadt zu betreten und von der Menge bejubelt zu werden? Wer glaubst du, wer du bist, dass du die Händler und Geldwechsler, die für den reibungslosen Ablauf der Opfer unerlässlich sind, vertreiben kannst? Wer hat dir diese Kraft gegeben, Wunder im heiligen Tempel zu wirken, Blinde und Lahme zu heilen, damit die Kinder wie die Erwachsenen dich zum Sohn Davids ausrufen?»

Jesus antwortet ihnen, ohne ihnen wirklich zu antworten. Er stellte ihnen auch eine Frage, nur eine. Er ist viel schlauer und wirft ihnen eine Bananenschale unter die Füsse, auf der jene ausrutschen, die ihn in eine Falle locken wollten. «Da ihr mich auf den Begriff der Autorität “festnageln” wollt, will ich dort bleiben: In wessen Namen hat Johannes getauft? Im Namen Gottes oder der Menschen?.»

Die Vornehmen reagieren mit Enttäuschung. Sie glauben, dass dies eine dieser Fragen ist, auf die jede Antwort sie nur in Verlegenheit bringen kann. Wenn sie «Menschen» sagen, werden sie Probleme mit der Menge haben, die Johannes hochgeschätzt hat, und sich ihrer Herde entfremden. Wenn sie «von Gott» antworten, widersprechen sie sich selbst, da sie dem Täufer nicht glaubten. «Wir wissen es nicht», sagen sie schliesslich. Und Jesus spottet wie ein schelmisches Kind: «Na na na, dann werde ich dir auch nicht antworten!» 

Der Humor Jesu kommt in zahlreichen Szenen und Begegnungen zum Ausdruck. Er offenbart das Bild eines Vaters, der «Geist hat» und uns einlädt, uns selbst nicht ernst zu nehmen. Ein trauriger Heiliger ist ein trauriger Heiliger. Spiritualität ohne Lachen ist nicht sehr «spirituell».

François-Xavier Amherdt