«Neuer Wein in neuen Schläuchen»

Papst Franziskus lädt uns mit Enthusiasmus ein, über «das haben wir schon immer so gemacht» hinauszugehen.

Mit dem Bräutigam Jesus ist der Wein der Hochzeit immer neu.

Wir sind eingeladen, aus unserem gemeinsamen Erbe, das aus kirchlicher und sozialer Tradition stammt, Neues und Altes hervorzuholen, wie der Hausherr, der uns von Matthäus zum Abschluss der Gleichnisreden Jesu vorgestellt wird (Matthäus 13, 52). Das bedeutet, Schüler des Himmelreiches zu werden, das Wort in die Tat umzusetzen und auf festem Grund zu bauen (vgl. Matthäus 7, 24–27, am Schluss der Bergpredigt). Neues und Altes hervorzuholen, sollte unsere biblische Devise sein, bei diesem seelsorglichen Comeback mit besonderem Reiz. Alles auf den Kopf stellen, ändern, revolutionieren, nach dem, was wir durchgemacht haben, seit «alles verrückt geworden ist», wie manche sagen?  «Die Kirche neu erfinden», da ja alle nur von einer neuen Post-Covid-Welt in allen Bereichen der Wirtschaft und der Politik reden?

Bei Jesus, dem Bräutigam, ist der Hochzeitswein immer neu (vgl. Matthäus 9, 14–17). Es ist der Nektar der Liebe, der im Laufe der Zeit zu uns kommt. Aber er fordert ständig neue Schläuche, wie er selbst gezeigt hat, indem er die Bedeutung des alten Gesetzes umwandelt, um es in den Dienst des Menschen zu stellen: Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt; Fasten zum Wohle des Menschen, nicht um ihn zu versklaven. Papst Franziskus lädt uns in seinem Schreiben Evangelii gaudium (Nr. 33) begeistert ein, über «das haben wir schon immer getan» hinauszugehen.» Wir müssen kein «neues, bisher unveröffentlichtes Evangelium» finden, sondern den Schwung der bereits von Johannes Paul II. gewollten Neuevangelisierung in Mut, Solidarität, Innerlichkeit, Demut und im Bewusstsein unserer Verletzlichkeit fortsetzen.

François-Xavier Amherdt

«Tut, was er Euch sagt», hat Maria den Dienern auf der Hochzeit zu Kana befohlen

Foto: Mosaik von Madeline Diener in der Taufkapelle, Basilika von St-Maurice