Warum hört und erhört Gott mich nicht?

Warum hört und erhört Gott mich nicht?

«Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet» (Matthäus, 7, 7–8)

Wir alle wissen aus eigener, teils schmerzlicher Erfahrung, dass dieser Satz Jesu nicht immer zutrifft. Oft haben wir schon gebetet und gebettelt, wenn wir krank waren, oder ein Angehöriger Hilfe brauchte und wie oft haben wir schon kiloweise Kerzen angezündet und sind doch nicht erhört worden.

Gott hört jedes Gebet. Und er ist nicht irgendwo in der Weltgeschichte mit irgend etwas Wichtigerem beschäftigt. Er hat jeden von uns in seine Hand geschrieben und vergisst uns nicht, selbst dann nicht, wenn eine Frau ihr Kindlein vergessen würde (Jesaja 49,15–16).

Gott lässt sich aber nicht in die Karten schauen und er lässt sich auch nicht
zu etwas zwingen, denn er ist und bleibt der souveräne Gott, der uns aus Gnade schenkt, was gut für uns ist (Römer 8, 28), aber seine «Gedanken sind nicht unsere Gedanken und unsere Wege sind nicht seine Wege» (Jesaja 55, 8) und er handelt dann, wenn die Zeit erfüllt ist (Galater 4, 4) nicht, wann wir es wollen.

Der Glaube, durch den wir alles erhalten, was wir im Gebet erbitten (Matthäus 21, 22) zeigt sich darin, treu und manchmal auch sehr lange in die Dukelheit hineinzurufen. Diese Geduld, die uns aus der Prüfung unseres Glaubens entsteht, «soll zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen und untadelig seid und es euch an nichts fehlt» (Jako-bus 1, 2–4). Der Brief des Apostels Jakobus betont aber auch, dass Gott unser Gebet nie erhören wird, wenn es ein egoistischer oder gar rachesüchtiger Wunsch ist: «Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Leidenschaften zu verschwenden» (Jakobus 4, 3).

Auf Gott ist trotz allem scheinbaren Nicht-Hören und sogar Nicht-Erhören Verlass. Er meint es gut mit uns! Das zeigen viele Gestalten der Bibel, die nicht von Gott gelassen haben, etwa der ägyptische Josef, der erfuhr, dass Gott Gutes im Sinn hatte, selbst dann als seine Brüder Böses gegen ihn im Sinn hatten (Gen 20, 24), und Paulus erfährt, dass die Gnade Gottes genügt (2. Korinther 12, 9).

Das beste Bittgebet ist sicher das Vaterunser. Denn es zeigt uns, wie wir richtig beten sollen: mit grossem Vertrauen zu Gott als unserem Vater im Himmel, aber auch im Bewusstsein, dass sein Wille geschehe – wie im Himmel so auch auf Erden (Matthäus 6, 9–13 und Lukas 11, 2–4). Gott handelt in seiner Weisheit immer richtig. Das zu glauben, ist die Voraussetzung für jedes Bittgebet, das manchmal auch nur darin besteht, Gott seinen eigenen Unglauben hinzuhalten: «Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!» (Markus 9, 24).

Paul Martone