
Gestern behauptete eine Bekannte von mir, dass Weihnachten bis zu Februar dauert. Stimmt das?
Ja und Nein, denn tatsächlich dauerte früher die Weihnachtszeit bis am 2. Februar. In manchen Kirchen wird die Krippe bis an diesem Tag stehen gelassen, auch wenn der Christbaum schon seine Nadeln verliert. Man feierte Weihnachten vierzig Tage lang, und dieses Fest war der offizielle Abschluss.
Wieso das denn?
Der Text, der am 2. Februar aus dem Evangelium vorgelesen wird, handelt davon, dass Maria und Josef ihren Sohn Jesus zum Tempel in Jerusalem brachten, um ihn dem Herrn zu weihen, wie es das Gesetz des Herrn verlangte. Es war das erste Mal, dass Jesus dem Tempel, dem Haus seines Vaters, begegnete. Daher nannte man dieses Fest bis zum 5. Jahrhundert auch «Fest der Begegnung». Dann wandelte sich der Name zu «Mariä Reinigung», denn Maria erfüllte die damalige Vorschrift, dass eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes ein Opfer darbringen musste.
Warum heisst aber das Fest am 2. Februar «Mariä Lichtmess»?
Das geht auf die Aussage des greisen Simeon bei der Begegnung mit Jesus im Tempel zurück: «Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet». Daraus entstand der Brauch an diesem Tag Kerzen zu weihen und den Tag als «Mariä Lichtmess» zu feiern.
Und dauert jetzt die Weihnachtszeit wirklich bis zum 2. Februar?
Die Liturgiereform Ende der 1960er Jahre verlegte das Ende der Weihnachtszeit auf das Fest «Taufe des Herrn» (anfangs Januar) und benannte das Fest am 2. Februar neu «Darstellung des Herrn» – Jesus wird in den Tempel vor Gott gebracht («dargestellt»). Somit ist dies kein Marienfest mehr, sondern ein Christusfest, auch wenn es für viele bis heute «Mariä Lichtmess» blieb – und so lange bleiben eben an manchen Orten Weihnachtsbaum und Krippe stehen.
Und was bedeutet das nun für mein religiöses Leben?
Ich sage mal so: egal, wie lange Weihnachten dauert, richtig bleibt, was der Dichter Angelus Silesius geschrieben hat: «Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.»
Besten Dank für diese Auskunft! (pam)