
Meine Mutter ist leider an Demenz erkrankt, sodass sie nicht mehr alles mitbekommt, was um sie herum geschieht. Am letzten Freitag hat sie auch den Pfarrer nicht mehr erkannt, der ihr seit vielen Monaten die Krankenkommunion gebracht hat. Deshalb meine Frage: Warum soll sie noch die Kommunion empfangen, sie bekommt es sowieso nicht mit?
Ich denke, es ist auch bei ihrer dementen Mutter sinnvoll, ihr die Kommunion zu spenden, denn sie hat ja als Gläubige gelebt und nun spürt sie in der Krankheit ihre Grenzen schmerzlich. Deshalb ist die Kommunion ein grosser Trost und eine Quelle von Kraft.
Ja, früher war das schon so, aber jetzt bekommt sie das ja gar nicht mehr mit!
Niemand kann genau sagen, wie viel ihre Mutter im Augenblick noch mitbekommt. Fragen sie sich doch, ob ihre Mutter, wenn sie voll über ihre geistigen Kräfte verfügen könnte, jetzt die Kommunion empfangen möchte. Die Achtung vor ihr gebietet, darauf Rücksicht zu nehmen. Man soll sie dazu aber auch nicht zwingen! Wenn sie früher regelmässig die Kommunion empfangen hat, soll sie ihr jetzt grundsätzlich nicht verwehrt werden.
Kann ich dabei etwas helfen?
Ja, ich glaube es ist hilfreich, wenn sie mit ihrer Mutter immer wieder jene Gebete sprechen, die sie früher gelernt und regelmässig gebetet hat. Untersuchungen zeigen, dass demente Menschen über das Gehör Dinge, die ihnen von früher vertraut waren, wiedererkennen. So darf man annehmen, dass Gebete, die sie einmal auswendig konnten, in ihnen die notwendige Bereitschaft zum Empfang der Kommunion auslösen können.
Ist das aber nicht eine Geringschätzung des Allerheiligsten?
Ich möchte hier Eduard Nagel zitieren, der geschrieben hat: «Zu bedenken ist in der Frage auch: Die Kommunion ist Nahrung auf dem Weg, ist Weg-Zehrung nicht nur angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes. Der Nahrung bedarf der Mensch, um zu überleben. Wer ein Leben lang geistlich vom Brot des Lebens gelebt hat, dem darf dieses Brot nur dann vorenthalten werden, wenn die Spendung aus einem erkennbaren Grund ein Missbrauch wäre».
Und das ist katholische Lehre?
Ja, ganz sicher! Papst Franziskus hat daran erinnert, dass die Eucharistie «nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein grosszügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen» ist.
Danke für die Auskunft. Ich freue mich, dass meine demente Mutter auch weiterhin die Kommunion empfangen darf. pam