
Maria, die Mutter Gottes, beweinte den Tod ihres Sohnes Jesus auf Golgatha. Sie blieb bis zum Ende, zusammen mit ihrer Schwester, mit Maria, der Frau des Klopas, mit Maria von Magdala und mit Johannes: «Stabat Mater», singen Pergolesi und viele andere Komponisten in sehr ergreifenden Weisen.
Als Christus sie sah, vertraute er ihr den Jünger, den er liebte als «Ersatzsohn» an: «Frau, siehe, dein Sohn». Er vertraut sie Johannes an: «Siehe, deine Mutter», damit dieser sie bei sich aufnimmt (19,26–27).
Die Jungfrau Maria, die den Sohn Gottes in ihrem Schoss getragen hat, weint auch mit all den Frauen, die ihr Kind während der Schwangerschaft verlieren. Wie viele Mütter erleiden Fehlgeburten, über die leider so wenig gesprochen wird, und bei denen man «so tut, als sei nichts geschehen». Dabei sind sie vollwertige menschliche Wesen!
Jesus Christus identifiziert sich mit jedem dieser Babys, die nach seinem Bild gewoben sind. All diese Verluste stellen echte Trauerfälle dar. Ich finde es äusserst schade, dass das derzeitige Beerdigungsritual der römisch-katholischen Kirche keine Texte für Fehlgeburten enthält, für Kinder, die vorzeitig verstorben oder tot geboren sind.
Wie tröstlich und erleichternd kann es sein, den Namen des Kleinen zu nennen, ihn in das Gästebuch der Familie einzutragen, eine Beerdigungsfeier für das Kind zu erleben. Ich habe dies mehrfach praktiziert und ich kann wirklich bestätigen, wie wohltuend das ist.
Sollte das kirchliche Lehramt, das so viel Respekt vor der menschlichen Existenz verlangt, und zwar von der Empfängnis an – übrigens zu Recht! – nicht stärker auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und ihnen in einer solchen Situation die pastorale, spirituelle und liturgische Unterstützung zukommen lassen, die sie benötigen?
Die Mater Dolorosa könnte als Schutzpatronin dienen für Mütter, die so tief betroffen sind. An vielen Orten gibt es Kapellen, zu denen die trauernden Mütter ihre totgeborenen Kinder brachten. Nach einer Messe, die in der Kapelle gefeiert wurde, beerdigte die Familie das Kind auf dem Friedhof neben der Kapelle. Manche dieser Kapellen sind der Muttergottes geweiht und feiern ihr Patronatsfest am 8. September, dem Geburtstag von Maria.
François Xavier Amherdt