Das Kind und die Natter (Jesaja 11, 1-8)

Edward Hicks‘ Transkription der Jesaja-Passage, die in der National Gallery of Art in Washington ausgestellt ist.

Natürlich handelt es sich hierbei um eine ideale, eschatologische (Lehre von den letzten Dingen) Vision, die auf das Ende der Zeit ausgerichtet ist. Aber Abstimmungen über die Jagd (September 2020) oder den Schutz des Wolfes haben gezeigt, wie emotional die Frage nach der Bezie­hung zu wilden oder auch gezähmten Tie­ren sein kann.

Harmonische Zusammenarbeit
So lohnt es sich, die Perspektive dieses Orakelspruchs des ersten Jesaja (Proto­jesaja) zu berücksichtigen, der gegen Ende der Weissagungen über den Im­­ma­nuel, dem «Gott mit uns» (Kapitel 6-12) an­­gesiedelt ist. Indem der Prophet den Messias des Herrn als Licht für jene, die im Land der Finsternis leben und als Kind und Fürst des Friedens (Jesaja 9,1-6), an­­kündigt, stellt er ihn als mit dem Geist des Herrn bekleidet dar. Der Spross aus dem Stamm Jesse, dem Vater Davids, wird also die sechs (plus eine) Gaben der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Stärke, der Erkenntnis, der Anbe­tung (und der kindlichen Zuneigung) emp­­fangen (Jesaja 11,1-2). Und die Ge­­rechtigkeit, die er aufrichten wird (Verse 3-5), wird sich auch in der Versöhnung zwischen den verfeindeten Tierarten äus­sern: «Der Wolf mit dem Lamm, der Pan­ther mit dem Böcklein, die Kuh mit der Bärin.» Dann die harmonische Zu­­sam­menarbeit zwischen Tieren und Men­schen: «Ein kleiner Knabe wird das Kalb führen, der junge Löwe und die Bärin weiden zusammen; der Säugling wird vor dem Schlupfloch der Natter spie­­­len und zur Höhle der Schlange wird das junge Kind seine Hand ausstrecken.» (Jesaja Verse 6-8).

Universelles kosmisches Bündnis
Auf dem heiligen Berg, der mit der Er­­kenntnis Gottes erfüllt ist, wird also endgültig zusammengeführt, was die Sün­­de geteilt und gegeneinander ausgespielt hatte. Das Symbol der Machtspiele innerhalb der geschaffenen Wesen (Mensch – Schlange) wird umgekehrt und in ein Zei­chen der Gemeinschaft verwandelt. Das Böse und die Gewalt werden von einem Schalom abgelöst, der Unversehrt­heit und Heil, Gesundheit, Wohlfahrt, Frie­­den, Ruhe und Glück beinhaltet und der nicht vergehen wird.
Der Respekt vor den Tieren nimmt also in gewisser Weise das Paradies vorweg, das uns versprochen wird. Das Gesetz des Dschungels wird dort von der universellen kosmischen Allianz absorbiert werden. Ich freue mich darauf.

François Xavier Amherdt

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