
Die Frage nach dem Verzehr von Fleisch, das Götzen geopfert wurde, hat für Diskussionen gesorgt.
Paulus fordert uns zur Freiheit auf, ebenso wie zum Respekt vor den Brüdern und Schwestern, die nicht über das nötige Wissen verfügen, um konkrete Probleme zu erkennen. In der Gemeinde von Korinth, dem damaligen New York, war das überschüssige Fleisch, das den heidnischen Götzen («Götzendienern») geopfert wurde, ein Problem. Es wurde auf dem Markt verkauft, und die Christen fragten sich, ob sie es kaufen und verzehren durften, ohne mit den falschen Göttern zu paktieren.
Der Stein, der einen zu Fall bringt
Für die «Starken» war das kein Problem. Da Götzen in Wirklichkeit «nicht existieren» und die Getauften in Jesus Christus die volle Freiheit erlangt haben, gibt es somit keine Schwierigkeiten, dieses «götzendienerische» Fleisch zu essen. Kein falsches äusseres Gesetz darf die innere Freiheit behindern. Für die «Schwachen», d. h. die Skrupulösen, die sich Sorgen machten und Angst davor hatten, auf diese Weise zu sündigen, war es hingegen besser, darauf zu verzichten, um der Reinheit willen.
Der Völkerapostel setzt den seelsorgerischen Grundsatz des «Skandals der Schwachen» durch. Es ist besser, wenn die «Starken» aus christlicher Nächstenliebe auf die Ausübung ihrer souveränen Freiheit verzichten, als wenn sie die «Schwachen» in Gewissensnöte stürzen und sie zu Fall bringen – das ist die griechische Bedeutung des Wortes «skandalon», der Stein, der zu Fall bringt.
Evangeliumsgemässe Nüchternheit
Heutzutage können wir aufgrund der vom Herrn gewährten Freiheit essen, was wir wollen. Wir unterliegen keinen Speiseverboten. Es gibt keinen Zwang, Vegetarier oder Veganer zu werden. Aber wenn wir dazu beitragen können, die Schöpfung zu bewahren und das Wohlergehen von Völkern und Bauern zu fördern, die unter dem Druck der Marktgesetze zu Monokulturen oder Massentierhaltung gezwungen werden, wenn wir uns in einer guten Weise mit denen vereinen können, die eine glückliche, sehr evangelische Nüchternheit befürworten, dann sollten wir weniger Fleisch kaufen und fair konsumieren. Unsere Freiheit wird dadurch gestärkt!
François Xavier Amherdt / Image: DR