Tabernakel

Tabernakel in Paray-le-Monial / Foto Paul Martone

Das Volk Israel wurde während seiner 40-jährigen Wüstenwanderung immer von Gott begleitet. Er war stets gegenwärtig in einem Zelt, das die Israeliten mit sich führten und an den Orten, an de­­­nen sie rasteten, aufstellten. Ein solches Zelt, das die Gegenwart Gottes bezeichnet, gibt es auch in jeder katholischen Kirche. Wir nennen es Tabernakel (vom Lateinischen «tabernaculum»‚ Hütte, Zelt). Er dient der würdigen Aufbewah­rung der gewandelten Hostien, die von der Kommunionausteilung übriggeblieben sind. Nach katholischem Glauben ist im Tabernakel Christus leibhaftig und bleibend gegenwärtig.
Daher ist der Tabernakel in der Regel ein kunstvoll gestalteter Schrein aus festen Wänden und verschliessbarer Tür. In die alten Hochaltäre war der Tabernakel als deren Mittelpunkt prachtvoll eingebaut, heute ist er oft an einer Seite des Altar­rau­mes angebracht. In der Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch heisst es: «Es wird sehr empfohlen, die Eucharistie in einer vom Kirchenraum ge­­­trennten Kapelle aufzubewahren, die für das private Gebet der Gläubigen und die Verehrung geeignet ist». Beim Taber­na­kel brennt immer ein Licht, ein so ge­­nanntes «Ewiges Licht». Es zeigt jedem, der die Kirche betritt, dass sich hier der Leib Christi befindet. «Es lädt ein, Jesus durch eine Kniebeugung zu grüssen, es lädt ein zur stillen Anbetung, denn im Tabernakel ist “Christus gegenwärtig”, das bedeutet, er wartet auf die Men­­schen, die müde und verzagt kommen, um Stärkung und Tröstung zu empfangen. Christus wartet auch auf jene, die liebend kommen, um anzubeten und mit dem Wort des biblischen Propheten Sa­­muel einfach zu sagen: “Herr, da bin ich!” Die katholischen Kirchen sind daher Orte einer spezifischen Gegenwart Gottes in seinem Sohn. Gott ist zwar allgegenwärtig, aber um des Menschen willen, der seine Geschichte und seine Grenzen hat, werden bestimmte Orte Anlass zu einer unverwechselbaren Begegnung zwischen Gott und Mensch» (Bischof Egon Kapellari).
In der Kommunion empfangen wir den Leib Christi. So wird jeder selbst zum Tabernakel, der Jesus Christus in sich trägt. Daher ist es theologisch gesehen auch nicht angezeigt, unmittelbar nach der Kommunion Richtung Tabernakel eine Kniebeuge zu machen. Nach der Messe sind alle eingeladen, Christus in die Welt hinauszutragen, in die Gesellschaft, in der er arbeitet, liebt und leidet. Dann ist Jesus immer mitten unter uns gegenwärtig.
Paul Martone 

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