Die Verfolgung um der Gerechtigkeit willen

Die Bergpredigt

Foto: DR


Sicherlich ist das Vorgehen Jesu angesichts des Todes von Lazarus kein Mo­­dell, das man für die Trauerbegleitung einfach eins zu eins übernehmen könnte. So wartet der Rabbi beispielsweise zwei Tage, bevor er seinen kranken Freund be­­­sucht (V. 6), nachdem dessen zwei Schwes­­tern Christus rufen liessen und ihn anflehten, an das Es geht natürlich nicht darum, die Ver­folgung zu suchen. Sie kommt ganz von selbst. Und wir können die Christen verstehen, die ihr Land aus Angst vor der Ausrottung verlassen. Einige bleiben in ihrem Land, im Irak, in Syrien und anderswo, obwohl sie wissen, dass sie ihr Le­­ben aufgrund ihres Glaubens aufs Spiel setzen. Wenn wir unseren Überzeu­gun­gen bis zum Ende treu bleiben, wissen wir, dass uns allen das Schicksal Christi droht: Wir werden kritisiert, gedemütigt, beleidigt. Oder sogar … wegen der Liebe und der Sache, für die wir eintreten, getötet.
«Selig, die verfolgt werden um der Ge­­rechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Bö­­se über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird gross sein im Himmel. So wurden nämlich schon vor euch die Propheten verfolgt.» (Matthäus 5, 10-12) Diese Selig­­­preisung steht an achter und damit letzter Stelle in der Einleitung zur Berg­pre­digt Jesu, der ersten von fünf Reden, die Matthäus Christus, dem neuen Mo­­ses auf dem neuen Berg Sinai, auf die Lip­pen legt.
Das neue Gesetz, das er überliefert, ist nicht mehr in Stein gemeisselt, sondern in die Herzen geschrieben. In der ersten Seligpreisung, «Selig, die arm sind vor Gott», steht das Verb im Präsens: «Ihnen gehört das Himmelreich». So öffnet also paradoxerweise die Verfolgung im Na­­men des Herrn schon jetzt die Tore des Himmels. Die Mönche von Tibhirine, Erz­bischof Oscar Romero oder Martin Luther King haben dies perfekt verkörpert: Sie waren sich vollkommen bewusst, dass sie ihre Haut riskieren würden, wenn sie in Algerien blieben, wenn sie ihrem En­­gagement für die Unterdrückten oder die schwarzen Minderheiten treu blieben. Dennoch waren sie tief in ihrem Inneren überzeugt, dass die Nachahmung Christi am Kreuz zum Leben führt und dass am Ende des Todes die Sonne des ewigen Glücks aufgeht. Die Selig­prei­sun­gen zeichnen ein Bild von Christus und all jenen, die in seine Fussstapfen treten. Aus dem Blut der Märtyrer wurden im Lau­fe der Jahrhunderte die Christen ge­­boren.

François-Xavier Amherdt

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