Wie gut, dass es Maria gibt!

Foto: © P. Martone

Schmerzen und Freude, Rat und Hilfe der Christen

Der Mai gibt uns Gelegenheit über einige Ehrentitel der Muttergottes nachzudenken.

Leben mit dem Kreuz
Wer vom christlichen Glauben spricht und sich sogar bemüht, diesen zu leben, kommt nicht darum herum, dass er früher oder später mit dem Kreuz konfrontiert wird. Dieses Symbol, an dem Verbrecher durch die damalige römische Staatsmacht auf absolut brutale Weise hingerichtet wurden, ist für die Christen zum Symbol des Heiles und der Auferstehung geworden. Doch manche tun sich schwer mit diesem Zeichen, was verständlich ist, wünscht man sich doch heutzutage eher eine Wellness-Religion, die nicht aneckt und nicht schmerzt, sondern Glücksgefühle weckt.
Es ist aber eine Illusion zu glauben, der Glaube an Jesus Christus wäre leicht. Er war es nie! Das zeigen die Lebensgeschichten von Maria und vieler Heiliger aber auch zahlloser unbekannter Christen, die versucht haben, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen.

Sieben Schmerzen
Auch Maria, der Mutter Jesu, blieben Enttäuschungen und schmerzhafte Erfahrungen, Fragen und Zweifel nicht erspart. Bereits bei der Darstellung Jesu im Tempel von Jerusalem hat der greise Simeon ihr verheissen, dass ein Schwert durch ihre Seele dringen werde (Lukas 2, 35). Im Laufe der Geschichte wurden aus diesem einen Schwert sieben Schwerter, die Marias Seele durchdrangen. Wir kennen sie unter dem Begriff «Mariä Sieben Schmerzen». Zahlreiche Kirchen, Kapellen und Altäre erinnern daran, dass Maria in ihrem Leben siebenmal schlimme Augenblicke auszuhalten hatte. Es sind dies: Die Darstellung Jesu im Tempel; die Flucht nach Ägypten; die Suche nach dem zwölfjährige Jesus; die Begegnung mit Jesus auf seinem Kreuzweg; die Kreuzigung und das Sterben Christi; die Kreuzabnahme und die Grablegung. Besonders die Kreuzabnahme und das Legen des toten Jesus in Mariens Schoss ist immer wieder dargestellt worden, wie hier am Hauptaltar der Kapelle Zen Hohen Flüen in der Pfarrei Mörel (VS). 
Unzählige Menschen haben in den Kirchen und Kapellen ihrer Dörfer auf der ganzen Welt Trost gefunden beim Anblick der Schmerzensmutter, dieser von Trauer und Schmerz erfüllten Frau. Voll Mitleid wendet sich Maria den Beterinnen und Betern zu und zeigt auf ihren Sohn, der das Werk der Erlösung vollendet hat. Schweigend wagt sie es, den leidenden Menschen ihren Sohn hinzuhalten, der alle Schmerzen der Welt auf sich genommen und ans Kreuz getragen hat. Von dort kommt Licht in die Momente der Dunkelheit und Hoffnung in der Verzagtheit. Papst Franziskus hat zurecht unterstrichen, dass «Christus uns keine Rezepte gegeben hat, aber mit seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung befreit er uns von der Übermacht aller Übel». Das kann uns Hoffnung und Mut machen, auf unserem Lebensweg weiterzugehen, selbst wenn er manchmal und vielleicht oft, schwer ist.

Sieben Freuden
Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass Maria nicht nur als Schmerzensmutter verehrt wird. Vielmehr kennt die Tradition als tröstendes Gegenstück auch die sieben Freuden von Maria. Schade, dass diese so wenig bekannt sind und ihr nur wenig Kirchen und Kapellen geweiht sind.Schweizweit ist nur die 1698 erbaute Pfarrkirche von Bellwald dem Patrozinium der Sieben Freuden Mariens geweiht. Diese sieben Freuden lauten: die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel, den Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth (Heimsuchung), die Geburt Jesu, die Anbetung der Weisen, das Wiederauffinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel, die Auferstehung Jesu und die Aufnahme Mariens in den Himmel. Das Gedenken an die Freuden Mariens (mit wechselnder Zahl und Inhalten) war schon im Mittelalter verbreitet und wurde seit dem 15. Jahrhundert vor allem von den Franziskanern gepflegt. Der freudenreiche Rosenkranz ist daraus hervorgegangen. Zahlreiche Ausführungen dieser Begebenheiten in der Malerei zeugen von der Beliebtheit und Verbreitung dieser Bewegung der Volksfrömmigkeit, doch erst Papst Pius X. hat es im Jahr 1906 offiziell für die katholische Kirche bestätigt und als Gedenktag den 5. Juli festgelegt. Inzwischen wurde es jedoch wieder aus dem römischen Festkalender gestrichen und lebt nur mehr in einigen franziskanischen Ordensgemeinschaften weiter. 
Schade eigentlich, denn dieses Fest kann uns zeigen, dass das Christentum nicht nur aus Kreuz und Leid besteht, sondern dass auch Freude eine wesentliche Rolle in unserem Glauben spielt, eine Freude, die den Schmerz und die Enttäuschungen nicht ausblendet, die aber getragen ist durch das Vertrauen, dass Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann und dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führen kann.
Dabei kann uns die Muttergottes ein Vorbild und eine Hilfe sein. Und damit kommen wir zu einem weiteren Titel, den Maria trägt und der leider allzu oft vergessen wird, nämlich:

Maria vom guten Rat
«Maria vom guten Rat» sind in der Schweiz mehrere Kirchen und Kapellen geweiht, u. a. die Pfarrkirchen in Berneck (SG), in Riemenstalden (SZ) und in Inden (VS). Die Uranfänge der Verehrung der Gottesmutter unter dem Titel «Maria vom Guten Rat» gehen auf eine Legende zurück. Danach soll das Bild Unserer Lieben Frau von Genazzano, unweit von Palestrina, auf wunderbare Weise von Albanien nach Italien versetzt worden sein. Zwei Christen, die das Bild vor dem Zugriff der Muslimen retten wollten, nahmen es mit über das Adriatische Meer und liessen es in einer Augustinerkirche zurück. Dies soll im Jahr 1467 geschehen sein. Seither ist es das Ziel vieler Pilger. Den Ursprung für diesen Titel finden wir in der bekannten biblischen Geschichte von der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1–12), bei der Maria «mit ihrem Wort an die Dienerschaft, «Was ER euch sagt, das tut», einen Rat von letzter Gültigkeit gegeben hat, denn wer einen Rat suchenden Menschen auf Christus und sein Wort verweist, rät ihm stets gut!» (Papst Leo XIII.) Bereits vorher hatte sie wachsam erkannt und ihrem Sohn bedeutet: «Sie haben keinen Wein mehr!» Das darauf folgende Zeichen Jesu, die Wandlung von Wasser zu Wein, gilt bis heute als Beginn des dreijährigen öffentlichen Wirkens des Gottessohnes. Mit ihrem guten Rat überwindet sie die Einwände Jesu, der entgegnete «Was willst Du von mir? Meine Stunde ist noch nicht gekommen!», um dann doch kurz darauf das Wunder zu vollbringen. In dieser Schlüsselsituation erscheint Marias Rolle als Fürsprecherin bei Gott und bei ihrem Sohn. Als Barmherzige überwindet sie die göttliche Gerechtigkeit, so hilft sie den Menschen. Leo XIII. hat 1903 mit dem Dekret (Ex quo Beatissima Vergine – Über die allerseligste Jungfrau) diese Anrufung Mariens in die Lauretanische Litanei eingefügt und diesen am 26. April zu feiernden Gedenktag, auch für die ganze katholische Kirche eingeführt. Leider wurde auch dieser Gedenktag in der Liturgiereform 1969 für die ganze Kirche abgeschafft; vielerorts blieben die Gedenkorte aber trotzdem erhalten und in der privaten Frömmigkeit ist es weiterhin erlaubt Maria unter dem Titel «vom guten Rat» anzurufen. Wer, wenn nicht Maria, kann auch den Menschen heute eine gute Ratgeberin sein, die uns hilft manchen Knoten in uns, unserem Leben und unserem Glauben zu lösen!

Maria Hilfe der Christen
Schon früh wurde Maria unter dem Titel «Hilfe der Christen» angerufen. Das älteste uns bekannte Mariengebet, dessen Entstehung sich bis ins 3. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, zeigt Maria als Schutzfrau und Helferin der Gläubigen. Dieses Gebet, das auch heute noch manchmal gebetet wird, beginnt mit den Worten: «Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren…». Den Titel Maria Hilfe der Christen finden wir auch in der Lauretanischen Litanei, den Papst Pius V. 1571 dort zum Dank für den Sieg der Christen über die Türken bei Lepanto einfügte. Papst Pius VII. legte 1814 als Feiertag für diesen Titel den 24. Mai fest, den Tag seiner Rückkehr aus napoleonischer Gefangenschaft. Immer wieder wurde Maria unter diesem Ehrentitel angerufen, wenn der Kirche Gefahr drohte oder abgewendet werden konnte. Dieser Gedenktag führt uns zum gekreuzigten Jesus im Johannesevangelium, wo Jesus Maria dem Lieblingsjünger als Mutter anvertraut und diesen ihr als Sohn: «Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.» Da der Lieblingsjünger nicht nur eine historische Gestalt ist, sondern in ihm jeder Christ angesprochen und gemeint ist, ist die Marienverehrung für die christliche Existenz von wesentlicher Bedeutung. Wer diese Beziehung zu Maria pflegt und auf ihre Hilfe setzt, der ist nie allein. Ein grosser Verehrer von Maria als Hilfe der Christen war der heilige Don Bosco (1815–1888). Er pflegte zu sagen: «Maria hat in meinem Leben alles zustande gebracht.» Als Dank dafür liess er in Valdocco (Turin) die Basilika zu Ehren der «Hilfe der Christen» errichten. In seiner Pädagogik diente ihm die Marienverehrung vor allem als Hilfe zur Herzensreinheit und zum Frohsinn seiner Jungen. Eine besondere Verehrung als Hilfe der Christen wird Maria auch in China zuteil. Der Sheshan, ein Berg bei Shanghai, beherbergt ein Marienheiligtum, in dem Unsere Liebe Frau von Sheshan angerufen wird als Helferin der Christen. In der Schweiz sind es u. a Kirchen und Kapellen in Altdorf (SZ), Andermatt (SZ), Beckenried ( NW), Beromünster (LU), Berschis (SG), Blitzingen (VS), Düdingen (FR), Gersau (SZ), Haslen (AI), Leukerbad (VS), Luzern, Veysonnaz (VS) und Zürich.

Paul Martone

In der Kapelle zu Unserer Lieben Frau von Johannisthal regte Herrr Weihbischof Reinhard Pappenberger, Regensburg an, die Kapelle mit Bildern der sieben Freuden und der sieben Schmerzen Mariens auszustatten.
Dieser Gedanke faszinierte von Anfang an. Würden die Bilder doch das Leben der Muttergottes nahe bringen und so dem Innenraum der Kapelle eine besondere Note geben, noch mehr zum Verweilen einladen und den Besuchern/Betern helfen, sich in ihrer je eigenen Lebenssituation bei Maria zu bergen.
Rektor Anton Sammet hat das von Freuden geprägte wie das leidende Antlitz Mariens in hochwertigen Acryl-Bildern meisterhaft dargestellt.

Die sieben Freuden Marias:
1. Die Verheissung der Geburt Jesu
2. Der Besuch Marias bei Elisabeth
3. Die Geburt Jesu
4. Die Huldigung der Sterndeuter
5. Der zwölfjährige Jesus im Tempel
6. Die Auferstehung Jesu
7. Die Aufnahme Mariens in den Himmel

                                                                                                                 

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