Das Patenamt bei Taufe und Firmung

Foto: DR

Ein wichtiger Dienst an den Kindern und Jugendlichen

Anfangs Jahr haben einige Bischöfe in Italien für Verwunderung gesorgt mit einem Erlass, dass bis auf weiteres keine Paten und Patinnen bei der Taufe und der Firmung mehr zugelassen werden. Als Grund für diese Massnahme nannte der Bischof von Mazara del Vallo auf seiner Internetseite, das Patenamt habe «seine ursprüngliche Bedeutung verloren». Die allermeisten Paten beschränkten «sich auf eine rein formale Präsenz in der Liturgie, der keine Begleitung des Getauften und Gefirmten» bei dessen weiterem Lebensweg folge, so der Bischof. Täuflinge und Firmlinge sollen daher nur von ihren Eltern oder einer Person, welche die Sakramentenkatechese begleitet hat, zum Sakrament geführt werden. Das Verbot gilt zunächst bis Ende 2024. Dann soll es überdacht werden.

Vom Kopfschütteln zum Verständnis
Das verwunderte Kopfschütteln über diese Massnahme, das bei mir spontan einsetzte, verwandelte sich dann aber allmählich in ein verständnisvolles Nicken. Wohl alle, die in der konkreten Seelsorge tätig sind, machen die Erfahrung, dass das Patenamt bei der Taufe oder bei der Firmung heute jegliche spirituelle Bedeutung verloren hat und diese allzu oft nicht oder nur ganz oberflächlich bekannt ist. In den Augen vieler soll der Pate/die Patin dem Patenkind zu einem schönen Fest verhelfen, sie zum Essen einladen, und vielleicht liegt sogar ein neues Kleid drin, vom Umschlag mit einer netten Summe gar nicht zu reden. Dann sollen sie ihrem Patenkind auch beistehen, wenn es einmal Probleme haben sollte. Sicher ist nichts schlecht von all dem, was ich hier aufgezählt habe. Aber das Patenamt stellt noch mehr Anforderungen und hat weitere Aufgaben. 

Foto: DR

Ja, ich glaube!
Die Paten sind nach der Auffassung der Kirche mitverantwortlich für die katholische Erziehung des Kindes. Mit der Patenschaft wird somit eine ernste Verpflichtung übernommen, der nicht damit genügt ist, dass man am Tauf- oder Firmungstag oder sonst zu besonderen Festen ein Geschenk macht. Es ist Gewissenspflicht der Eltern, bei der Wahl von Paten nicht die Gebefreudigkeit oder sonstige äussere Rücksichten massgebend sein zu lassen, sondern den Kindern überzeugungstreue Katholiken als Paten zu geben, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie sich für die katholische Erziehung ihres Patenkindes einsetzen. Deshalb ist es folgerichtig, dass bei der Taufe mindestens einer der beiden Paten Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche sein muss. Ein evangelischer Christ kann in diesem Fall als Taufzeuge zugelassen werden.
Eine Person, die aus der katholischen Kirche ausgetreten ist, kann weder Tauf- noch Firmpate sein. Was auf den ersten Blick wenig menschenfreundlich erscheint, ist vielmehr ein Ernstnehmen der persönlichen Entscheidung eines Menschen, der aus der Kirche ausgetreten ist und von dem man daher nicht erwarten kann, dass er ehrlichen Herzens die Frage des Taufspenders bei der Feier, ob er denn an die katholische Kirche glaube, mit «Ja, ich glaube!» antworten kann. 

Foto: DR

                                                                                                                 

Foto: DR

Firmpate
Wer bei einer Firmung das Patenamt übernehmen will, muss römisch-katholisch sein. Bei aller ökumenischen Offenheit kann ein Nicht-Katholik das Patenamt bei der Firmung nicht übernehmen. Das führt hie und da zu Kopfschütteln. Wer sich aber mit der Bedeutung und den Aufgaben des Firmpaten beschäftigt, wird schon bald erkennen, warum dem so ist.
Bei der Firmung steht der Pate/die Patin hinter dem Firmling und legt ihm seine rechte Hand auf die Schulter. Dadurch zeigt er, dass der junge Mensch auf die Hilfe des Paten zählen kann.
Besonders schwierige Lebensumstände, in denen Jugendliche sehr viele Fragen haben und hie und auch an Gott und der Welt zweifeln, verlangen nach guten Wegbeleitern, die dem Jugendlichen beistehen und helfen können. Das ist im Ideal-fall die Rolle des Firmpaten.
Durch das gute Beispiel sowie durch vertrauensvolle Gespräche und Ermutigungen steht er/sie dem jungen Erwachsenen in allen Fragen des Lebens und des Glaubens bei. Das setzt voraus, dass ein Pate/eine Patin ein vertrauensvolles Verhältnis zum Firmling haben und offen sind für Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Glauben und nach Gott.

Pate heisst Vater
Der Begriff «Pate» kommt vom lateinischen «pater», Vater. Ein Pate – und analog eine Patin – sind so etwas wie elterliche, -erwachsene Freunde, die das Patenkind auf seinem Lebensweg als Christ begleiten. Es ist somit klar, dass ihre eigene Lebensführung den christlichen Werten entsprechen soll. Er soll mit Rat, mit seiner Hilfestellung, seinen Anregungen und mit seiner Autorität dem Firmling Schutz, Geborgenheit und eine Ermunterung zum Glauben bieten. Wie kann er das aber, wenn er selber nicht den Glauben des Firmlings teilt, weil er einer anderen Glaubensgemeinschaft angehört? Ein Pate/eine Patin kann zu einer Vertrauensperson für den Firmling werden, der vielleicht gerade in diesem Alter seine Probleme und Sorgen lieber mit einem Aussenstehenden als mit seinen Eltern bespricht. Paten schauen oft mit mehr Abstand auf die Probleme zwischen Eltern und Kind.
Dieses Versprechen an den Firmling drücken die Paten durch ihr Dabeistehen bei der Firmung aus. Sie wollen den Jugendlichen in ihrem Christsein Rückendeckung geben. Wir spüren selbst, wie wichtig diese persönliche Unterstützung im Glauben heute ist, wie gut die Nähe eines Menschen tut. Es lohnt sich, seine Firmpaten mit Sorgfalt auszuwählen und genau zu prüfen, wer für dieses Patenamt in Frage kommt. Nicht jeder besitzt die geistige Reife und eine gewisse Lebenserfahrung, um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Foto: DR

Einladung an die Paten

Die Firmung ist auch eine Einladung an den Firmpaten/Firmpatin, sich die eigene Einstellung zum Glauben zu überlegen und sich zu fragen, was aus seinem Firmglauben geworden ist. Ist er mit den Jahren erkaltet oder gar abgestorben? Was ist aus den Wünschen und Gefühlen bei der eigenen Firmung geworden? Die Firmung kann für jeden die Chance sein, sich mit seinem Glauben wieder einmal ernsthaft auseinanderzusetzen und wenn nötig, einen Neuanfang damit zu machen. Die Patin oder der Pate können nicht abgesetzt werden, etwa nach einem Streit mit den Eltern. Der Pfarrer kann den Paten nicht aus dem Taufregister streichen. Denn er hat mit seiner Unterschrift die Taufe bekundet. Paten sollten deshalb sorgfältig ausgesucht werden. Besser als eine Zufallsbekanntschaft sind immer lange bestehende Bindungen, etwa zu eigenen Geschwistern oder langjährigen Freunden.
Papst Franziskus hat in seiner Predigt anlässlich der Taufe von 16 Kindern in der Sixtinischen Kapelle am 9. Januar 2022 gesagt: «Eure Kinder bekommen heute ihre christliche Identität. Und ihr Eltern und Paten müsst diese Identität bewahren. Das ist eure Lebensaufgabe: Die christliche Identität eurer Kinder bewahren. Es ist eine Aufgabe, jeden Tag aufs Neue, sie in dem Licht wachsen zu lassen, dass sie heute erhalten. Das wollte ich euch nur kurz sagen. Das ist die heutige Botschaft: Die christliche Identität bewahren, die ihr heute mitgebracht habt und die heute auf euren Wunsch hin auch eure Kinder empfangen.» 

Paul Martone

Alle Fotos des Dossiers sind aus den Pfarreien.

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Ihr Kommentar wird nach unserer Freigabe angezeigt. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
LinkedIn
Share
WhatsApp