BETEN IM ALLTAG

1. November
Einer war krank: Lazarus von Betanien. Als Jesus nun kam, fand er ihn seit vier Tagen schon im Grabe. Wie Jesus sie nun weinen sah, fuhr er im Geist jäh auf und geriet durcheinander. Jesus weinte. (Joh 11,1.17.33.35)
Ein Gott, der in Jesus menschliches Fleisch und Blut annimmt – der ein Mensch mit Erregungen und Gefühlen wird – ein Mensch, der seinen Gefühlen freien Lauf lässt, Tränen weint – auch darin ist Jesus Vorbild für uns: Wir brauchen uns unserer Gefühle, unserer Tränen nicht zu schämen, brauchen sie nicht zu unterdrücken.
Wer sich nach aussen hin völlig blutleer und kühl zeigt, in dem brodelt es innerlich gewaltig, bis hin zu seelischen Verkrümmungen oder zur bösen Explosion.
Gott, hilf mir, dass ich nicht nur aus dem Kopf lebe, sondern auch aus Herz und Bauch und damit als wirklicher Mensch. Amen.

30. November
«Du brauchst nicht mehr als meine Gnade.
Je schwächer du bist, desto mehr erweist sich an dir meine Macht.» Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja ich bin stolz darauf, damit die Kraft Christi sich an mir erweisen kann. Weil er mir zur Hilfe kommt, freue ich mich über Schwierigkeiten. Denn gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark. (2 Kor 12,9.10)
Gott steht mir in meinen Schwachheiten, gerade in meinen Leiden, zur Seite. 
Gott gibt mir Kraft hinauszukommen, sie zu überwinden: sie zu heilen, zumindest mich
im Geist darüber zu erheben und sie ohne Verzweiflung zu tragen. Und Gott gibt mir Kraft, im Leiden zu reifen, gelassener zu werden, menschlicher, stärker.
Ich bin meinen Schwachheiten nicht hilflos ausgeliefert, brauche nicht mit Hass auf mich und andere zu reagieren, mich auch nicht dreinzufügen, sondern stehe zu meinem Schwachsein und kann es mit Gottes Hilfe überwinden.
Gott, stärke mich. Amen.

(Aus: Uli Heuel, Mut für jeden Tag – 365 Mini-Meditationen, Köln 1997)

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