«Web & Co und Seelsorge »

Foto: © Martin Berk_pixelio.de

Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde», rief Paulus den Korinthern zu. «Denn für die Verkündigung des Evangeliums gebührt mir kein Ruhm, denn ein Zwang liegt auf mir.» (1 Korinther 9,16). 

Mit diesem Ausruf des Völkerapostels haben die beiden letzten Päpste sehr oft die «moralische Verpflichtung» aller Getauften, insbesondere der jungen Menschen, verbunden, die Frohe Botschaft auf dem digitalen Kontinent zu inkulturieren. Wenn Jesus und die Zwölf heute leben würden, wären sie zweifellos «hip» (angesagt) und würden wie Benedikt XVI. und Franziskus in den sozialen Netz­werken «twittern».

Foto: © Joachim Kirchner_pixelio.de

Unentgeltlich
Denn die gesamte Heilige Schrift zeigt, dass Gott in den Kommunikationsmitteln jeder Epoche Fleisch angenommen hat, um das Feuer seines Geistes weiterzugeben. Das Orakel, der Traum, die prophetischen Gesten, der brennende Dornbusch, die Ge­­setzes­tafeln, die Naturereignisse, das Gleichnis, die Briefe des Apostels Paulus, die von Gemeinde zu Gemeinde weitergereicht wurden (so genannte «enzyklische» Brie­fe), die apokalyptische Vision: Alle «Kanäle» sind geeignet, um die Liebe des Herrn für die Menschheit bekannt zu machen.
Paulus‘ Aussage steht im Zusammenhang mit der Diskussion über Fleisch, das Götzen geopfert wurde. Die Liebe muss Vorrang vor der Freiheit des eigenen Urteils haben, sagt der Apostel. Es sei besser, sich aus seelsorgerlichem Gespür vom Ver­zehr solcher Speisen fernzuhalten, auch wenn an sich nichts dagegensprechen würde, «damit die Schwachen daran keinen Anstoss nehmen» (1 Kor 8). 
Paulus belegt dies mit seinem eigenen Beispiel: Aus Liebe zu allen verzichtete er selbst auf bestimmte Rechte, die ihm sein Apostelamt verliehen hatte. «Was ist nun mein Lohn? Dass ich unentgeltlich verkünde und so das Evangelium bringe und keinen Gebrauch von meinem Anrecht aus dem Evangelium mache.» (1 Kor 9,18). Die Evan­gelisierung im Internet hat etwas von dieser völligen Unentgeltlichkeit: Das Wort kann ge­­teilt werden, in Blogs wie auf Facebook, es ist der Interaktivität und den Reaktionen aller «aus­geliefert», es zeigt sich ohne die «Leit­plan­­ken» der traditionellen Autoritäten. Aber sie ist in der Lage auch die Gleichgültigen oder Fernstehenden zu erreichen, diejenigen, de­­nen Paulus immer den Vorrang gegeben hat.

François-Xavier Amherdt

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Ihr Kommentar wird nach unserer Freigabe angezeigt. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet