Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder


Foto © Virginie

Kinder fragen nach Gott – Der Schlüssel zum Himmel

Wer in den Ferien wandern geht, oder mit dem Auto unterwegs ist, sieht oft am We­­ges­rand ein Kreuz stehen. Manchmal ist dort auch der Name eines Mannes oder einer Frau auf einer Tafel angebracht worden. 

Kinder fragen dann vielleicht, was dieser Name bedeute, ob es sich dabei um den Namen des Menschen handle, der am Kreuz hängt. Die Eltern können ihren Kindern erklären, dass dieser Name für einen Menschen steht, der hier auf der Strasse verunglückt ist, oder bei einer Wanderung ab­­gestürzt und verstorben ist. Seine Angehörigen hät­ten dann hier ein Kreuz aufgestellt, weil sie immer an ihn denken und hof­fen, dass Gott den Verstorbenen zu sich genommen hat. Das hat Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist, seinen Freunden versprochen. Er hat gesagt, dass Gott alle Menschen, die gut gelebt haben, nach ihrem Tod zu sich in den Himmel holt, so wie er auch Jesus in den Himmel genommen hat. Der Tod Jesu am Kreuz hat uns den Weg dorthin geöffnet. Das Kreuz ist gleichsam der Schlüssel zum Himmel, und deshalb haben es die Angehörigen des Verstorbenen hier an der Unfallstelle aufgerichtet.

Es gibt aber auch Menschen, die ein Kreuz an der Ket­te um den Hals tragen. Sie tun dies, um zu zeigen, dass sie an Jesus und an Gott glauben. Selbst wenn heute viele das Kreuz nur als Schmuck tragen und vielleicht nicht einmal mehr wissen, was es bedeutet, ist das Kreuz immer ein Erkennungszeichen der Christen ge­­wesen. Es ist ein Zeichen des Sieges über den Tod und über die menschliche Schuld. Wer es trägt, bekennt sich zum gekreuzigten Jesus und zum Leben, das er bringt. Denn sein Tod am Kreuz war nicht das letzte Wort, denn sein Vater im Himmel hat ihn nach drei Tagen wieder vom Tod auferweckt. Das Kreuz, das wir irgendwo aufstellen, oder vielleicht um den Hals tragen, ist daher ein Glau­bens­bekenntnis. Mit einem Kreuzzeichen beginnen wir oft auch unsere Gebete, weil wir an Gott glauben und mit dem Beistand des Heiligen Geistes so zu leben versuchen, wie Jesus es uns gesagt hat. Bei allen Schwierigkeiten, die uns im Leben begegnen, gehen wir nicht unter, weil wir vom Kreuz getragen werden.

Paul Martone

Foto © DR

BETEN IM ALLTAG


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Foto: © Alfonso Weber

Reisen

Segne alle, die unterwegs sind

Lieber Gott, 
du kümmerst dich um alle Menschen.
Heute bitte ich dich für alle, die irgendwo unterwegs sind:
die Männer und Frauen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren;
die Fahrer von Bussen und Strassenbahnen,die viele Menschen befördern; 
die Reisenden in den Zügen und Flugzeugen,die in den Urlaub fahren;
die Fussgänger, die belebte Strassen überqueren …
Segne alle, die unterwegs sind!
Lass sie wieder gesund heimkommen ! Amen


Foto: by_Albrecht E. Arnold_pixelio.de

Für Radfahrer

Lieber Gott, 
ich habe ein Fahrrad  geschenkt bekommen und freu mich sehr darüber.
Hilf mir, immer gut aufzupassen und beschütze mich auf der Strasse.
Lass alle Verkehrsteilnehmer wachsam sein, damit keine Unfälle passieren.Amen  

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Auffahrt oder Himmelfahrt?

Hochaltar «Maria Aufnahme»  in der Kirche von Einsiedeln.( Foto DR)

Am 15. August feiern wir ein hohes Ma­­rienfest. Bisher nannte ich dieses immer «Mariä Himmelfahrt». Nun spricht man plötzlich von «Aufnahme Mariens in den Himmel». Ist das nicht das Gleiche?
Es stimmt, dass die allermeisten Kirch­gänger von Mariä Himmelfahrt sprechen, aber streng genommen ist das nicht ganz richtig.

Worin liegt denn der Unterschied?
Maria ist nicht in den Himmel gefahren. Dies geschah nur bei Jesus, der 40 Tage nach seiner Auferstehung vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgefahren ist. Maria hingegen wurde von Jesus und den Engeln in den Himmel aufgenommen. Ob Maria vorher gestorben, oder «entschlafen» ist (wie es die orthodoxe Kir­che glaubt) ist eigentlich zweitrangig. Das hat auch die katholische Kirche nie festgelegt. Sie legt nur die leibliche Auf­er­stehung von Ma­­­ria fest: «Ihr Leib, der den Erlöser geboren hatte, sollte die Ver­­­we­sung nicht schauen».

Kommt der Unterschied zwischen der Him­­melfahrt Jesu und der Aufnahme Ma­­­riens in den Himmel in anderen Spra­chen deutlicher zum Ausdruck?
Ja, z. B. heisst Christi Himmelfahrt auf fran­zösisch «Ascension», die Aufnahme Ma­riens hingegen «Assomption de la Vier­ge Marie».

Von der Aufnahme Mariens in den Him­mel ist aber in der Bibel nirgends die Rede.
Das stimmt. Die Aufnahme Marias wird in der Bibel nicht erwähnt. Überhaupt wis­­sen wir aus den Evangelien nur wenig über das Leben der «Mutter Gottes», obwohl sie zu den bekanntesten Figuren des Christentums gehört. Der früheste schriftliche Bericht über Marias Auf­nah­me in den Himmel wurde erst im 4. Jahr­hundert in Ägypten verfasst. Erst 1950 hat Papst Pius XII. diese Lehre dogmatisiert, also für verbindlich erklärt.

Hat dieses Fest denn für mich persönlich überhaupt eine Bedeutung?
­Ich denke, es hat für jeden Gläubigen eine grosse Bedeutung. Wenn Maria, die als Mensch geboren wurde, in den Him­mel aufgenommen wird, kann das jedem Menschen widerfahren. Maria versinnbildlicht somit den erlösten Menschen.

Besten Dank für diese Auskunft.    pam

Ora et labora, Maria und Marta (Lukas 10,38-42)


Christus im Haus von Maria und Martha
Jan Vermeer van Delft – Öl auf Leinwand, 1654–1655 (Foto DR)

Was wirft Jesus Marta in jener Szene des dritten Evangeliums eigentlich vor, in der er die beiden Schwestern (deren Bru­der Lazarus ist, laut Johannes 11 und 12,1-8) um Gastfreundschaft bittet? Nicht, dass sie ihren Gast umsorgt, denn das ist laut Lukas 8, 3 auch die Aufgabe der weib­lichen Jünger (sie unterstützen die Zwölf mit ihrem Besitz). Lukas empfiehlt in seinem Doppelwerk nie, auf den Dienst am Tisch zu verzichten, wie es in der Apos­telge­schichte 6, 2-4 der Fall ist, als der Streit über die Versorgung der Wit­­wen griechischer Herkunft ausbricht.

Das Problem ist zum einen, dass Marta nicht zulässt, dass Maria anders handelt als sie, und Jesus scheint dies zu billigen: «Sag ihr doch, sie soll mir helfen», fordert sie vom Meister (Lukas 10,40). Zweitens kommt es auf die Art und Weise des Han­­delns an. Christus legt sich mit Marta an, weil sie in Sorge und Stress verfällt, was bereits in der Bergpredigt des Mat­thäus angeprangert wird (Mt 6, 25-34): «Sorgt euch also nicht um morgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage». Lukani­sche Übersetzung: «Du machst dir viele Sorgen und Mühen». (Lk 10,41) Schliess­lich ist es eine Frage der Priorität: «Maria hat den guten Teil gewählt», schliesst Jesus (Lk 10,42).

Es geht nicht darum, die Berufs- und Haus­­­­arbeit gegen das Gebet oder das Hören des Wortes auszuspielen. Sondern darum, dem einzig Notwendigen den Vor­­rang zu geben, der Liebe zum Herrn, zu den Brüdern und Schwestern und zu uns selbst, mit unserem ganzen Wesen, unserem Herzen, unserer Seele, unserer Kraft und unserem Geist (Lk 10, 27). Zu­­sammen mit dem unmittelbar vorausgehenden Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 29-37) bietet die Episo­de von den beiden Schwestern somit einen wunderbaren Kommentar dazu, was «das grösste Gebot» konkret bedeutet, wie Jesus es dem Geset­zes­gelehrten ­ (Lk 10, 25). Hier weist Christus einer Frau den Platz des Jüngers schlecht­hin zu. Was für ein Fortschritt!

Das Klosterleben setzt all dies in die Tat um: Es verbindet Betrachtung (Kon­tem­pla­tion) und Aktion in einem Lebens­rhyt­h­mus von erstaunlicher Ausgewogen­heit. Ora et labora, bete und arbeite, lautet das Motto der Nonnen und Mönche. Das eine geht für jeden Christen nicht ohne das andere.

François Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG

Foto: Domradio.de

Tischgebete

Danke für das Essen

Lieber Gott, wie glücklich bin ich,
dass ich jeden Tag zu essen habe!
Ich danke dir für alles, was du uns schenkst:
für Kuchen und Preiselbeeren, für Suppe und Kartoffeln,
für Gemüse und Fleisch,auch für den guten Dessert.
Du gibst uns so viele gute Dinge,die uns schmecken und uns satt machen.
Ich bitte dich für alle Menschen, die nichts oder wenig zu essen haben:
Lass alle satt werden! Mach alle froh. Amen.

Foto: Domradio.de

Wir wollen lernen zu teilen

Lieber Gott, wir danken dir für dieses Essen und für alle, die es uns zubereitet haben.
In anderen Ländern haben viele Menschen nicht genug zu essen.
Auch in unserer Stadt werden  bestimmt nicht alle Menschen satt.
Lieber Gott, wir wollen lernen zu teilen, was wir haben können.
Segne jetzt unsere Mahlzeit. Amen  

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Kommunion für demente Menschen

Foto: Pixabay

Meine Mutter ist leider an Demenz er­­krankt, sodass sie nicht mehr alles mitbekommt, was um sie herum geschieht. Am letzten Freitag hat sie auch den Pfar­­rer nicht mehr erkannt, der ihr seit vielen Monaten die Krankenkommunion gebracht hat. Deshalb meine Frage: Wa­­rum soll sie noch die Kommunion empfangen, sie bekommt es sowieso nicht mit?
Ich denke, es ist auch bei ihrer dementen Mutter sinnvoll, ihr die Kommunion zu spenden, denn sie hat ja als Gläubige gelebt und nun spürt sie in der Krankheit ihre Grenzen schmerzlich. Deshalb ist die Kommunion ein grosser Trost und eine Quelle von Kraft.

Ja, früher war das schon so, aber jetzt bekommt sie das ja gar nicht mehr mit!
Niemand kann genau sagen, wie viel ihre Mutter im Augenblick noch mitbekommt. Fragen sie sich doch, ob ihre Mutter, wenn sie voll über ihre geistigen Kräfte verfügen könnte, jetzt die Kom­mu­nion empfangen möchte. Die Ach­tung vor ihr gebietet, darauf Rücksicht zu nehmen. Man soll sie dazu aber auch nicht zwingen! Wenn sie früher regel­mäs­­sig die Kommunion empfangen hat, soll sie ihr jetzt grundsätzlich nicht verwehrt werden. 

Kann ich dabei etwas helfen?
Ja, ich glaube es ist hilfreich, wenn sie mit ihrer Mutter immer wieder jene Gebete sprechen, die sie früher gelernt und regelmässig gebetet hat. Untersuchungen zeigen, dass demente Menschen über das Gehör Dinge, die ihnen von früher vertraut waren, wiedererkennen. So darf man an­­nehmen, dass Gebete, die sie einmal auswendig konnten, in ihnen die notwendige Bereitschaft zum Empfang der Kom­mu­nion auslösen können. 

Ist das aber nicht eine Geringschätzung des Allerheiligsten?
Ich möchte hier Eduard Nagel zitieren, der geschrieben hat: «Zu bedenken ist in der Frage auch: Die Kommunion ist Nahrung auf dem Weg, ist Weg-Zehrung nicht nur angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes. Der Nahrung be­­darf der Mensch, um zu überleben. Wer ein Leben lang geistlich vom Brot des Lebens gelebt hat, dem darf dieses Brot nur dann vorenthalten werden, wenn die Spendung aus einem erkennbaren Grund ein Missbrauch wäre».

Und das ist katholische Lehre?
Ja, ganz sicher! Papst Franziskus hat da­­ran erinnert, dass die Eucharistie «nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, son­­­­dern ein grosszügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen» ist. 

Danke für die Auskunft. Ich freue mich, dass meine demente Mutter auch weiterhin die Kommunion empfangen darf pam

Alle sind zur Heiligkeit berufen (1 Petrus 1,15-16)

Foto DR

Warum sollte man Christ sein, wenn nicht, um den Geist zu empfangen.

«Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig». Dieser Aufruf im Herzen des Buches Levitikus (19,2), dem alttestamentlichen Heiligkeitskodex, wird vom ersten Petrusbrief (1,16) aufgegriffen, der sich damit an die Neugetauften wendet. Tatsächlich besteht dieser Brief zu einem grossen Teil aus einer Taufpredigt (1 Petrus 1,13 -4,11). Er richtet sich an Christen, die der Ver­fol­gung ausgesetzt sind. Er erinnert sie an ihre immense Würde: Durch die Taufe ha­­ben sie Anteil am «königlichen Pries­tertum Chris­ti», sie sind Mitglieder des «auserwählten Ge­­schlechts», sie gehören zum «heiligen Stamm», um der Welt, die in Finsternis ver­sunken ist, das Lob des Herrn des Lichts zu verkünden (1 Petrus 2,9).

So werden sie aufgefordert, «in ihrer ganzen Lebensführung heilig zu werden nach dem Beispiel des Heiligen, der sie berufen hat» (1 Petrus 1,15). Indem sie jeden Menschen, selbst ihre Feinde, lieben, ahmen Christen den Vater nach, unterscheiden sich von den Heiden und werden zu Kindern Gottes (Matthäus 5,43-48).

Wie lässt sich eine solche Herausfor­de­rung verwirklichen? Woher die Kraft nehmen, «vollkommen zu werden, wie der himmlische Vater vollkommen ist» (Mat­thäus 5,48)? Das Neue Testament kehrt die Perspektive um. Nicht durch unsere «Anstrengungen» und «Verdienste» können wir heilig werden, sondern durch die Annahme der Gnade des Geistes, die uns seit unserer Taufe geschenkt ist. Weil wir «gezeugt werden durch den unvergänglichen Samen: aus Gottes Wort, das lebt und das bleibt» (1 Petrus 1,23), werden wir fähig, Gott nachzuahmen. Und durch diesen Ge­­horsam gelingt es uns, «uns nicht den Begierden hinzugeben, wie früher in un­­serer Unwissenheit» (1 Petrus 1,14).

Dieser universelle Aufruf zur Heiligkeit durch das Geschenk der Gnade ist si­­cherlich eines der zentralen Elemente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Er steht im Mittelpunkt von «Lumen gentium», dem grossen Text über die Kirche (in Kapitel 5, Nr. 39 -42). Warum sollte man Christ sein, wenn nicht, um den Heiligen Geist zu empfangen, seine Heiligkeit nach­zuahmen und an seiner göttlichen Natur teilzuhaben? Der Herr ist heilig, d. h. abgeschnitten, getrennt von Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit. Er sondert seine Heiligen, uns alle, ab, damit Liebe, Frieden und Gerechtigkeit zu den Grund­sätzen unseres Handelns werden. Das letzte Konzil ist ein eminent biblisches und «mystisches» Konzil: Es will die persönliche und gemeinschaftliche Bezie–hung zu Christus fördern.

 François Xavier Amherdt

Die zwei Finger

Der Schöpfer Gott und der Täufer Johannes

Foto: DR
Foto: DR

Zwei Zeigefinger haben es in der Kunst «weit gebracht». Den ersten Zeigefinger er­­­­­kennen wir in einem der bekanntesten Fresken Michelangelos, mit denen er die Decke der Sixtinischen Kapelle schmück­­­te. Es ist die Erschaffung des Menschen, die bei Gott beginnt und auch, wie es das monumentale Werk des Endgerichtes an der Altarwand der Kapelle zeigt, bei ihm endet.

Die Erschaffung des Menschen

In seinem Fresko von der Erschaffung von Adam, zeigt uns Michelangelo (1475–1564) den Menschen, der nackt und ener­­gielos auf der Erde liegt. Der Fun­ke des Lebens geht von der ausgestreckten Hand Got­­tes an Adam über, von einer Fin­­gerspitze in die andere.
Adam wird durch den Finger Gottes aus dem Staub der Erde ins Leben gerufen. «Ich bin es, der die Erde erschaffen hat samt den Menschen und den Tieren, die auf der Erde leben, durch meine gewaltige Kraft und meinen hoch erhobenen Arm, und ich gebe sie dem, der recht ist in meinen Augen», heisst es im Buch Jesaja. Gott schafft etwas Neues, und zwar aus einer unendlich grossen Liebe heraus, die nur Gott schenken kann. «Ich liebe: ich will, dass du bist» hat der selige Johannes Duns Scotus (1266–1308) Gott in den Mund gelegt. Deshalb schauen sich Gott und Adam auch in die Augen, er tritt mit ihm in Austausch, spricht ihn mit «Du» an und lässt sich von ihm ebenfalls mit «Du» ansprechen.
Michelangelo hat Gott nicht in einem luft­­leeren Raum gezeichnet, sondern ihn mit einem roten «Tuch» umgeben, das sich bei genauerer Betrachtung als Quer­­schnitt durch das menschliche Herz erweist. Es gibt noch andere Deutungen dieses Tuches, aber mir gefällt das Herz am besten, denn es zeigt uns, dass wir Menschen aus dem Herzen Gottes entstanden sind. Wir dürfen sagen, dass Gott uns aus Liebe und Herzensgüte er­­schaffen hat, um seine unendliche Lie­­be mit jemandem teilen zu können. «Das Bild Gottes spiegelt das Bild Adams wider, und während sie einander in die Augen schauen, entsteht eine in­­tensive und schöne Verbindung zwischen ihnen» (Selena Mattei), die den Menschen sehn­süchtig auf Gott schauen lässt. Der tiefste Wunsch des Men­schen besteht darin, ganz in dieses Herz Gottes, aus dem er entstanden ist, zu­­rückzukehren und in ihm Heimat und Ruhe (wieder) zu finden, wie es der heilige Augustinus ge­­schrieben hat: «Auf dich hin, Herr, hast du uns geschaffen und unruhig ist unser Herz bis es Ruhe findet in Dir!» Auf diesem Weg sind wir Menschen nicht allein, sondern werden durch den Heiligen Geist geführt, er ist, wie es in der dritten Strophe im Hymnus «Veni Creator Spi­ritus» (Komm, Schöpfer Geist) heisst, der «Finger Gottes, der uns führt».

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Mut zur Lücke
Dem Betrachter fällt auf, dass Gott mit seinem Finger den Menschen erschafft, doch der Finger Gottes berührt den Fin­­ger des Adam nicht. Zwischen beiden Zeigefingern klafft jene winzige Lücke, die sich – fast im Zentrum des Bildes – vor der lichterfüllten Weite des Himmels abzeichnet. Das ist kein Zufall, sondern von Michelangelo gewollt, denn er hat überdeutlich gespürt: So nah Schöpfer und Geschöpf einander auch sind, so weit sind beide zugleich voneinander ent­­fernt. Gott hat den Menschen als seinen Partner erschaffen, wenn auch nicht als Partner auf gleicher Ebene; aber er nimmt den menschlichen Partner so ernst, dass er ihm Freiheit schenkt, sogar die Freiheit sich gegen ihn zu wenden. Des­halb muss zwischen ihnen eine Lücke klaffen, die zeigt, dass Gott uns nicht zwingt, auf seine schöpferische Liebe mit unserer Liebe zu antworten, denn eine erzwungene Liebe ist ein Widerspruch in sich. Die Lücke zwischen beiden Fin­­gern: ein Zeichen der Freiwilligkeit und der Freiheit, sogar der Freiheit sich ge­­gen Gott zu wenden. Gott kettet uns nicht an sich, sondern er nimmt uns ernst und lässt uns mit einem ungeheuren Vorschuss an Vertrauen unsere Freiheit. Er lässt uns frei, aber er verlässt uns nicht! Paulus betont, dass Chris­tus uns zur Freiheit berufen hat und dass wir Menschen uns bemühen sollen, dass uns das Joch der Knechtschaft nicht wieder auferlegt wird.  
Der geniale Künstler ist sich dieser Lücke zwischen Gott und Mensch bewusst. Unentwegt kreist Michelangelos Denken um die Lücke zwischen dem Finger Gottes und jenem von Adam. Denn an­­ders als Adam weiss Michelangelo als Mensch um diesen Abstand. Er kennt das Verlangen, diese Kluft zu überwinden, die Sehnsucht, dem Glanz und der Nähe des Göttlichen erneut teilhaftig zu werden. Deshalb war Michelangelo nicht nur ein genialer Künstler, sondern auch ein zutiefst gläubiger Mensch, der der Ge­­schichte Gottes mit dem Menschen ein Gesicht verlieh, ein Ansehen, im wahrs­ten Sinne des Wortes etwas zum Ansehen. 

Zeigen auf Jesus
Der zweite berühmte Zeigefinger ist jener von Johannes dem Täufer, dessen Ge­­burtstag die Kirche am 24. Juni feiert. Auf den ersten Blick betrachtet ist dieser Heilige ein «komischer Kautz». Ab­­ge­­sehen von seiner bildhaften Sprache war auch seine Kleidung nicht gerade chic, denn er trug ein Gewand aus Kamel­haaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften. Auch sein Menüplan war zumindest gewöhnungsbedürftig: Heu­schrecken und wilder Honig. So einen würde man heute in vielen Kreisen als verschrobenen Aussteiger und Öko­freak, oder bestenfalls als Vegetarier be­­zeichnen und vielleicht auch belächeln. Damit tut man diesem Menschen aber Unrecht, denn er war von Anfang an ein Auserwählter Gottes, dessen Geburt, wie bei Jesus durch den Engel Gabriel seinem Vater Zacharias angekündigt wor­­den war. Johannes’ Mutter war Elisa­beth, die dann tatsächlich in hohem Al­­ter mit ihm schwanger wurde. Während ihrer Schwangerschaft wurde sie von ihrer ebenfalls schwangeren Verwandten Maria aus Nazareth besucht, die dann bis zur Geburt des Johannes bei ihr blieb. Johannes ging als Erwachsener  zu­­­nächst in die Wüste und trat erstmals um das Jahr 28 öffentlich als Busspre­diger auf und kündigte das Kom­­men des von den Juden seit Jahrhun­derten er­­warteten Messias. Er taufte nur mit Was­ser als Symbol für die Rettung im kommenden Weltgericht und versammelte eine Schar von Anhängern um sich. Sein ganzes Leben hatte einen einzigen, aber umso grossartigeren Sinn: Das Zeigen auf Jesus! «Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt!»

Er ist die Wahrheit, die euch frei machen wird! Das war auch der Grund für seinen ge­­waltsamen Tod, denn er scheute nicht davor zurück König Herodes Antipas die unrechtmässige Verbindung mit seiner Schwägerin Herodias öffentlich vorzuhalten. Herodias verzieh ihm diese De­­mütigung nicht und stachelte ihre Toch­ter Salome auf, zum Dank für ihren Tanz vom davon entzückten Stiefvater Hero­des, den Kopf des Johannes zu fordern. Ein Wunsch, der ihr gewährt wurde. Die Verehrung des Täufers hat sich rasch verbreitet, oft wurde er dargestellt und viele Gotteshäuser sind ihm geweiht, dar­unter die Lateranbasilika in Rom, die «Mutter aller Kirchen auf dem Erden­rund». Neben Jesus und Maria ist Johan­­nes der einzige, dessen Geburtstag ge­­feiert wird, woran seine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung sichtbar wird. 

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Der Isenheimer Altar 
Auf vielen Gemälden wird Johannes mit einem ungewöhnlich langen Finger dargestellt, mit dem er auf denjenigen weist, der nach ihm kommt, und der stärker ist als er, der nicht wert ist, ihm die San­da­len auszuziehen. 
Ganz besonders ist diese Szene auf dem Isenheimer Altar zu sehen, den Mathias Grünewald in den Jahren 1512 bis 1516 geschaffen hat. Dort ist der Finger des Johannes fast so lange wie sein Gesicht. Und mit diesem Finger gibt er uns die Richtung an. Er tut es nicht aus einer beliebigen Idee. Er tut es mit der Heiligen Schrift in der anderen Hand. Und über jenem Finger steht geschrieben, was der Hinweis bedeutet – der Satz im Johannes-Evangelium: «Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen».

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Es lässt sich auch so übersetzen: Er, der Gekreuzigte, muss regieren und dem habe ich mich unterzuordnen. Nicht einer der Glanzlichter und Gernegross unserer Welt, nein! Er, dieser Geschlagene mit den Pestbeulen, hat im Mittelpunkt zu stehen, und von da aus hat man all das andere im nahen und fernen Um­­kreis zu sehen. Damit ist auch das Selbst­ver­ständnis des Täufers umschrieben: Jo­­hannes versteht sich selbst als einer, der ganz auf den Messias Jesus ausgerichtet ist. Jörg Sieger meditiert diese Szene auf dem Isenheimer Altar wie folgt:
«Schau auf ihn, sagt der Finger Johan­nes des Täufers. Du kannst an deinem Leid verzweifeln, du kannst es aber auch annehmen, denn selbst Jesus Christus hat gelitten und uns gezeigt, dass am Leiden kein Weg vorbeiführt. Gott selbst ist in den Tod gegangen. Aber es war kein sinn­­loses Sterben. Die Schuld der ganzen Welt hat er getragen und die ganze Mensch­heit erlöst».  
Dieser Altar stand in der Kirche des Spi­tals von Isenheim, unweit von Colmar, das vom Antoniterorden geleitet wurde. In diesem Spital wurden viele Menschen behandelt, die an Mutterkornbrand litten. Die im Mittelalter verbreitete Krank­heit löste stark brennende Schmerzen aus, die man deshalb «Heiliges Feuer» oder «Antoniusfeuer» nannte, das oft mit dem Absterben von Gliedmassen verbunden war. Dagegen gab es kaum ein Heilmittel. Der Körper von Grünewalds Jesus auf dem Isen­heimer Altar ist von grünbläulichen Wunden übersät – Kenn­zeichen von Mutterkornpilzbrand: Der Messias leidet am «Antoniusfeuer» – wie damals viele Menschen. Deshalb wollte der Altar den Betrachter erinnern:  Chris­tus hat sein Leid angenommen und Gott wieder als sein Opfer zurückgegeben. Und er hat es auch für dich getan, er hat für dich gelitten. Diese Worte schenkten den Betern und Beterinnen vor diesem Altar Trost und Hoffnung, die sie in ihrer Situation dringend brauchten. In diesem Christus konnten sich die Kranken im Spital wiederentdecken, denn Johannes mahnt die Nachfolgenden durch sein Hin­­weisen auf den Gekreuzigten, dass sie das, was geschah, für alle Zeit in Erin­ne­rung halten. 
Der Zeigefinger mahnt: Wenn ihr wissen wollt, worauf es wirklich an­­kommt, wenn der Tod mit seinen Boten, Begleitern und Helfern nahe ist, dann blickt auf Christus, den Gekreuzigten. Auch wenn ihr euch lieber von dieser zerschlagenen und gefolterten Gestalt abwenden möch­­tet: Den müsst ihr an­­schauen! Er ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.


Paul Martone

 

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder


Foto © by_Andrea Zachert_pixelio.de

Ich bin getauft

Das Fest von Johannes dem Täufer kann für die Eltern ein guter Anlass sein, über Jesus und vor allem über die Taufe zu reden, denn auch Jesus hat sich von Johannes taufen lassen.

Da sich die allermeisten Kinder nicht an ihre Taufe erinnern können, bieten die vorhandenen Fotos oder Videoaufnahmen einen guten Einstieg in dieses Gespräch. Die Eltern können dann erklären, dass das Kreuz, das sie am Beginn der Taufe ihrem Kind auf die Stirn gezeichnet haben, ein Zeichen der Liebe Gottes ist. Wenn die Eltern ihm dieses Kreuz immer wieder auf die Stirn zeichnen, etwa wenn es das Haus verlässt, um in die Schule zu gehen, oder am Abend, wenn sie mit dem Kind das Nachtgebet sprechen, empfinden Kinder es als ein Zeichen des Vertrauens, der Geborgenheit und der Liebe.

Als das Wasser über den Kopf gegossen wurde, war dies das Zeichen der Reini­gung, um nun ein neues Leben mit Gott zu beginnen. Dieses lebe ich nicht allein, sondern in einer grossen Gemeinschaft, die sich Kirche nennt, in die ich durch die Taufe eingetreten bin. Die Salbung mit dem gut riechenden Chrisam zeigt, dass wir in der Taufe Brüder bzw. Schwestern von Jesus werden, der, der Christus ist, also der Gesalbte. Und wie der Chrisam gut riecht, so sollen auch die Menschen, die an Jesus glauben, gut «riechen». Wir sagen das in unserer Sprache: «Es stinkt mir!», oder «Ich kann jemanden nicht riechen!». Wer aber aus Jesus Christus lebt, «riecht» gut, er/sie ist «attraktiv» und zieht durch sein überzeugendes Christsein andere Men­­schen an. Der Täufling erhielt auch eine Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wurde. Diese erinnert uns an die Auferstehung Jesu und der daraus entstandenen Hoffnung, dass auch wir eines Tages vom Tod auferstehen werden. Die Taufkerze begleitet das Kind während seines ganzen Lebens, sie wird bei der Erst­kom­munion und oft auch bei der Hochzeit noch einmal angezündet und manchmal auch beim Sterben. Das erinnert das Kind daran, dass es bei der Taufe ein Freund /eine Freundin von Jesus geworden ist und mit ihm gemeinsam durch das Leben gehen kann. Wie ein guter Freund steht Jesus immer an unserer Seite und lässt uns nie im Stich.

Übrigens: Wenn Eltern es dem Kind überlassen wollen, später selbst zu entscheiden, ob es sich taufen lässt, spricht dagegen auch die Erfahrung, dass Kinder am besten schon im Glauben aufwachsen, wenn die Eltern sie dabei begleiten können

Paul Martone

Foto © by_Cornelia Menichelli_pixelio.de

Humorvolle Gebete


Das Gebet als humorvolles Gespräch mit einem guten Freund

Foto: © Poss

«Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gerne allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt». (Hl. Teresa von Avila). Dieses Gespräch mit einem Freund ist nicht immer nur todlangweilig und ernst, sondern auch humorvoll und mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch Gott hat Humor, im Alten Testament wird so­­gar geschrieben, dass Gott lacht und auch spottet, und zwar über seine Fein­de, die meinen, sie seien stärker als er und sie könnten ihn bezwingen (Psalm 2, 1–4). Gott macht dem Beter, der seine Hilfe erbittet, Mut und er rät ihm, sich nicht aufzuregen über die Bösen, die er­­folgreich sind, weil sie Komplotte schmie­den. Denn am Schluss wird jener siegen, der Gott vertraut (Psalm 37).
Gott hat Freude am Menschen und er freut sich mit ihnen: «Gott freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag» (Zefanja 3, 17).
Von Jesus wird nicht berichtet, dass er gelacht hätte, aber er war kein Kind von Traurigkeit. Vielmehr nahm er gerne an Hochzeiten teil und liess sich auch von zwielichtigen Gestalten zum Essen einladen, so dass seine Gegner ihn als «Fres­ser und Säufer» bezeichneten (Lukas 7,34). Und wenn Jesus zu den Menschen gesandt worden ist, um ihnen die Frohe Botschaft zu verkünden, so tat er dies sicher nicht immer nur mit einem todernsten Gesicht. Seine Botschaft ist zwar in vielen Punkten sehr anspruchsvoll, aber sie enthält auch zahlreiche Erzäh­lungen, die von Hochzeiten und Mählern handeln und von Menschen, die sich lieben, sich verzeihen und von solchen, die ge­­heilt werden. Bei der Verkündigung die­­ser hoffnungsvollen Ereignisse hat Jesus sich mitgefreut.

Abbild Gottes
Wenn wir uns den himmlischen Vater und seinen Sohn Jesus vorstellen als Personen, die Humor haben, geht es auch um die Frage, wer und wie Gott für uns ist. Nur der Buchhalter, der unsere Sünden fein säuberlich auflistet, um sie uns bei Gelegenheit unter die Nase zu reiben und uns dadurch das Höllenfeuer etwas heisser zu machen? Wenn Jesus nicht nur litt und weinte, sondern hie und da in geselliger Runde auch gelacht hat, so dürfen auch unsere Gebete hu­­mor­voll sein, unser Reden mit Gott darf befreiend sein und Spass machen. Wir Menschen lachen gerne, wir fühlen uns in einer frohen Runde wohler, es tut uns gut mit Menschen zusammen zu sein, die wir von Herzen gernhaben. Gott hat uns Menschen als sein Abbild geschaffen. Aus dieser Aussage in der Schöp­fungs­geschichte dürfen wir darauf schlies­­sen, dass Gott ebenfalls Humor haben muss.
Wir müssen aus unserem Herzen keine Mördergrube machen und ein trauriges Gesicht aufsetzen, wenn wir mit Gott, der für uns eine liebende Mutter und ein treuer Vater ist, reden.
Ein Sprichwort sagt: «Gott hat dir ein Ge­­sicht gegeben, lächeln musst du selbst».
Auf den nächsten Seiten wollen wir hu­­morvolle Gebete kennenlernen. Sicher wird sich jeder von uns in dem einen oder anderen Gebet wiederfinden und vielleicht wird es zum Lieblingsgebet wer­den, das ein Lächeln auf unser Ge­­sicht zaubern kann.

Foto: © vivat

Don Bosco (1815 –1888)
Das Lebensmotto des hl. Johannes Bosco (1815 –1888) lautete: «Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen» Sei­­­­nem Schützling Dominikus Savio (1842–1857) sagte er: «Die Heiligkeit be­­steht darin, immer fröhlich zu sein, denn der Teufel hat Angst vor fröhlichen Men­­schen». 

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Thomas Henry Basil Webb (1898 –1917)
Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen. 
Schenke mir Gesundheit des Leibes mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. 
Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die im Auge behält, was gut und rein ist, damit sie sich nicht einschüchtern lässt vom Bösen, sondern Mittel findet, die Dinge in Ordnung zu bringen. 
Schenke mir eine Seele, der die Lange­weile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lasse nicht zu, dass ich mir allzu viel Sorgen mache um dieses sich breit machende Etwas, das sich «Ich» nennt. 
Herr, schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile. Amen.

Teresa von Avila (1515 –1582)
O Herr, Du weisst besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Bewahre mich vor der Ein­­bildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen. Er­­löse mich von der grossen Leiden­schaft, die Angelegenheiten anderer ord­nen zu wollen. Lehre mich nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner un­­geheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir schade, sie nicht weiterzugeben. Aber du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zum Wesentlichen zu gelangen. Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht die Gabe zu erflehen mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich auch die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte keine Heilige sein. Mit ihnen lebt es sich so schwer. Aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teu­­­fels. Lehre mich an anderen Men­schen unerwartete Talente zu entdecken und verleihe mir, o Herr, die schöne Ga­­be, sie auch zu erwähnen. Amen.


Foto: © Fastenopfer

Gebet aus Westafrika
Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert, und ich freue mich am Licht.
So ein Tag, Herr, so ein Tag.
Deine Sonne hat den Tau weggebrannt
vom Gras und von unseren Herzen.
Was aus uns kommt und was in uns ist an diesem Morgen – alles ist Dank.
Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und die Erde jubilieren, und ich singe auch.
Das All und unsere Herzen sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Das Meer rollt gegen den Strand, ich danke.
Die Gischt klatscht gegen unser Haus,ich danke.
Herr, ich freue mich an der Schöpfung und dass du dahinter bist und daneben und davor und darüber und in uns.
Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr!

Philipp Neri (1515 –1595)
«Mein Jesus, ich möchte dir dienen, und finde den Weg nicht. Ich möchte das Gute tun, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich finden, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich lieben, und finde den Weg nicht. Ich kenne dich doch nicht, mein Jesus, weil ich dich nicht suche. Ich suche dich, und ich finde dich nicht. Komm zu mir, mein Jesus. Ich werde dich niemals lieben, wenn du mir nicht hilfst, mein Jesus. Zerschneide meine Fesseln, wenn du mich haben willst. Jesus, sei mir Jesus.»

Heitere Seligpreisungen  
Selig, die über sich selbst lachen können, es wird ihnen nie an vergnügter Un­­terhaltung fehlen.  
Selig, die einen Berg von einem Maul­wurfs­hügel zu unterscheiden wissen, man­­­che Scherereien werden ihnen er­­spart bleiben.  
Selig, die imstande sind auszuruhen und auszuschlafen, ohne dafür Entschuldi­gun­gen zu suchen, sie werden Gelas­sen­­heit finden.
Selig, die zuhören und schweigen können, sie werden viel Neues dazulernen.  
Selig, die gescheit genug sind, um sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, sie wer­den von ihren Mitmenschen ge­­schätzt werden.  
Selig, die für den Anruf anderer aufmerksam sind, ohne sich jedoch für unentbehrlich zu halten, sie werden Freude verbreiten.  
Selig, die es verstehen, Kleines ernsthaft und Ernstes gelassen zu betrachten, sie werden im Leben weit vorankommen.  
Selig, die ein Lächeln zu schätzen wissen und ein Grinsen vergessen können, auf ihrem Wege wird die Sonne scheinen.  
Selig, denen es gelingt, fremdes Verhal­ten stets wohlwollend zu deuten, auch wenn der Anschein dagegenspricht, sie werden zwar für naiv gehalten werden, aber das ist der Preis für die Liebe.  
Selig, die überlegen, bevor sie handeln, und beten, bevor sie überlegen, sie werden viele Torheiten vermeiden.  
Selig, die schweigen und lächeln können, auch wenn man ihnen das Wort ab­­schneidet, ihnen widerspricht oder auf die Zehen tritt, denn das Evangelium fängt an, ihr Herz zu durchdringen.  
Selig vor allem, die ihr den Herrn erkennen könnt in all jenen, die euch begegnen, ihr werdet das wahre Licht und die echte Weisheit besitzen.  
(Gemeinschaft der Kleinen Schwestern
von Jesus de Charles de Foucauld)

Foto: © Thomas Max Müller_pixelio.de

Ein Tanz
In seinem Lied «Lord oft he Dance» lässt der Autor Sydney Carter, Jesus tanzen: 
«Ich tanzte am Morgen, da geborn ward das All, und ich tanzt‘ über Sonne, Mond und Sterne allzumal, und ich tanzte vom Himmel her auf’s Erdenland; in Betlehem meine Wiege stand».
In den fünf Strophen des Liedes erzählt Jesus sein Leben, das er tanzend verbracht hatte und so seine Jünger um sich scharte, die Menschen heilten, aber auch wie das «heilige Volk» fand, «das gehe doch nicht» und ihn daher zum Tod am Kreuz verurteilten. «Doch», so Jesus im Lied, «ich bin der Tanz, – und ich lebe fort!… Denn ich bin das Leben, und ich lebe auch in Euch. Wenn ihr lebt in mir, und ich tanze vor euch her. Ich bin der Meister des Tanzes, sagt er».
Wer Mühe hat mit dem Beten, der versuche Gott durch Tanzen zu ehren! Er und sie kann sich dabei auf den grossen heiligen Augustinus berufen, der geschrieben hat: «Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen!» 

Paul Martone


Foto: © ursula Kröll_pixelio.de

 

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Sr. Monique

Kinder fragen nach Gott – Wie geht eigentlich Beten?

Beten ist Reden mit Gott. Ihm darf ich alles erzählen. All das, was mich freut, aber auch all das, was mich traurig macht, was mich ängstigt, worüber ich mir Sorgen mache, worum ich bitten will. Unser Vater im Himmel ist ganz nahe bei uns, er sieht und hört uns und er kennt uns wirklich gut.
Darum muss ich nicht lange darüber nachdenken, wie ich es Gott sagen soll, wie schön ich die Sätze formulieren soll, oder welche Position ich einnehmen soll, also Sitzen, Stehen oder Knien.
Es gibt lange Gebete, aber auch Stossgebete, die manchmal nur aus einem Satz oder einem Wort bestehen. Jeder von uns kann mit Gott reden, «wie ihm der Schnabel gewachsen ist», frei von der Leber weg. Wir dürfen nämlich nie vergessen, dass Gott uns immer sehr nahe ist, wie ein guter Vater und eine liebende Mutter. Ihm können wir uns mit all unseren Freuden und Sorgen in die Arme werfen. Gott hat immer Zeit, er ist immer erreichbar für alle Menschen in allen Ländern.Meister Eckhart, ein Gottesgelehrter hat vor vielen Jahrhunderten den schönen Satz gesagt: «Wäre das Wort “Danke” das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen».
Gott antwortet tatsächlich auf unsere Fragen und Bitten. Wir können ihn aber nicht hören wie Menschen oder Geräusch um uns herum. Gott spricht ganz leise zu uns, er klopft ganz sachte an die Tür unseres Herzens, denn er will uns nicht erschrecken. Er spricht die Her­zenssprache. Diese geht direkt vom Herzen Gottes in unser eigenes Herz. Deshalb ist es wichtig, dass wir unser Herz auf Empfang stellen.
Gott spricht auch durch Menschen zu uns, durch die Bibel und hie und da auch durch «Zufälle». Deshalb braucht es neben dem Her­zen, das auf Empfang gestellt ist, auch offene Augen und Ohren. Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich!

Paul Martone

Foto: Sr Marie-Nicolas

Muss ich Maria verehren?

Foto: Sabine

Ich habe ein Problem damit, dass ich Maria verehren muss. Bin ich jetzt nicht mehr ein guter Katholik?
Es liegt nicht an mir zu beurteilen, ob Sie, oder auch jeder andere ein guter Katholik ist oder nicht. Wenn jemand Mühe mit dem Glauben hat, ist das noch lange kein Grund jemandem seine Katholizität abzusprechen.

Man darf also auch im Glauben Fragen haben?
Selbstverständlich! Glauben heisst nicht einfach fraglos alles schlucken und nicken. Wie hat schon Papst Johannes Paul II. 1984 bei seiner Reise in die Schweiz den Jugendlichen in Einsiedeln zugerufen? «Lasst euch von eurem Suchen nicht abhalten, gebt euch nicht mit billigen Antworten zufrieden, prüft mit wa­­chen Augen, was euch zum wahren Le­­bensglück dient», und ich möchte hinzufügen auch zum wahren Glauben.

Das heisst, ich muss Maria nicht verehren?
Sie müssen nicht, aber ich finde, dass es sinnvoll und gut ist, Maria als Vorbild zu nehmen und ihrem Beispiel zu folgen. Sie ist gemäss der Bibel «voll der Gnade» und der Herr ist mit ihr. Aus dieser Be­­ziehung zu Gott konnte sie zu ihrem ganzen Leben Ja sagen und das war alles andere als ein einfaches Leben.

Wie verehre ich Maria am besten?
Versuchen Sie so zu leben, wie Maria es getan hat. Gestalten Sie ihr Leben im Vertrauen auf Jesus Christus, den Sohn von Maria, denn durch die Taufe auf seinen Namen sind wir alle «gebenedeit», wie wir im «Gegrüsset seist du, Maria» beten, wir sind also gesegnet und wir ha­­ben in der Firmung den Heiligen Geist empfangen.

Eigentlich müsste ich Maria bewundern, wenn ich sehe, was sie alles durchgemacht hat.
Das können Sie, aber mit dem Bewundern allein, ist es nicht getan. Maria und vor allem auch Jesus möchte keine Bewun­derer, sondern Nachfolger und Nachfol­ge­rinnen. Menschen, die sich auf Gott ein­­lassen und ihr Leben gestalten aus dem Glauben heraus: Der Herr ist mit Dir! Maria kann Ihnen dabei helfen.

Besten Dank für Ihre Worte pam

Sehen um nachzufolgen: Bartimäus (Markus 10,46-52)

Foto DR

Die Heilung des blinden Bettlers vor den Stadttoren von Jericho ist in den drei synoptischen Evan­ge­lien das letzte Wunder vor dem Einzug Jesu in Jeru­salem (der z. B. im Markus-Evan­ge­lium mit Kapitel 11 beginnt). Im Gegensatz zu Lukas und Matthäus gibt Ma­r­kus dem blinden Bettler einen Namen: Bartimäus, d. h. Sohn des Timäus (von griechisch timè, Wertschätzung). Dieser schreit seinen Glauben heraus, als er hört, dass Jesus vorübergeht: «Sohn Davids, du Gott, der rettet (gemäss der Etymo­logie des Namens Jesus), erbarme dich meiner!» Seine Überzeugung ist so gross, dass die Menge, die versucht, ihn zu ta­­deln, ihn nicht zum Schweigen bringen kann. Die Menge wird vom Hindernis zum Diener, denn auf Befehl des Meisters lässt sie Bartimäus herbeiholen. Und was für ein Wort spricht sie dann aus: «Hab Vertrauen, steh auf, er ruft dich!». Und dann geschieht das Unglaubliche: Der Blinde springt auf, wirft seinen Man­tel weg und läuft auf Jesus zu, ohne Hil­fe – zumindest erwähnt der Text keine.

Glaube und Beziehung zu Christus
Jede Heilung in den Evangelien findet vor dem Hintergrund des Glaubens und der Beziehung zu Christus statt. «Was willst du, dass ich für dich tun soll?», fragt er den Blinden überraschenderweise. Das liegt daran, dass der Sohn Got­­tes im Menschen seinen geheimsten Wunsch wecken will. Er sagt zu ihm: «Geh, dein Glaube hat dich gerettet». Dies ist ein Wort, das ihm gleichzeitig das Augenlicht zurückgibt, ein wirksames Wort, welches das, was es beinhaltet, auch umsetzt.

Zeichen des Königreichs
Die Wunder der Evangelien sind ein Bild für das Reich, das kommen wird und gleichzeitig schon da ist. Sie nehmen den Tag vorweg, an dem in Gottes Ar­­men alle verschlossenen Augen geöffnet und alle Tränen abgewischt werden. Sie setzen den Glauben voraus und wecken ihn: dass wir sehen können, um zu glauben. Denn es ist die Zustimmung zu Jesus Christus, die rettet und die es ermöglicht, ihm zu folgen, wie es Bartimäus tut, bis hin zu seinem Leiden und seiner Auferstehung.
Das grösste Wunder heute? Wenn Kin­der, Jugendliche, Frauen und Männer sich gegenseitig erleuchten, gemeinsam in der Heiligen Schrift lesen, sich austauschen und teilen, sich vom Sohn Got­­­tes berühren lassen und in seiner Nachfolge ihr Kreuz auf sich nehmen. Bis zum Glanz von Ostern.

 François Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG


Maria mit Kind, Kloster St. Ursula, Brig / Foto: Sr. Catherine

Mariengebet der Osterzeit

Regina Caeli

Freu dich, du Himmelskönigin, 
Halleluja!
Den du zu tragen würdig warst, 
Halleluja!
Er ist auferstanden, wie er gesagt hat, 
Halleluja!
Bitt Gott für uns, 
Halleluja!
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria, 
Halleluja!
Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, 
Halleluja!
Lasset uns beten: Allmächtiger Gott,
durch die Auferstehung deines Sohnes
unseres Herrn Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt.
Lass uns durch seine jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

zuhören und mitsingen

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Junge Heilige für unsere Zeit


«Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft» (Benedikt XVI.). 
Wege in die Zukunft zeigen uns auch junge Menschen unserer Tage, die diesen Weg bereits gegangen sind. Sie zei­gen, dass es möglich ist, auch als junge und dynamische Menschen heilig zu werden. 

Chiara Corbella Petrillo 
(1984–2012)

Sie war eine selbstbewusste, entscheidungsfreudige Frau mit einem ruhigen Temperament, das sich vor allem in ihrem Dienst an den anderen zeigte. In der charismatischen Erneuerung ihrer Heimatstadt Rom lernte sie, sich an Jesus wie an einen Freund zu wenden und den Glauben in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu leben. Als 18-Jährige lernte sie Enrico Petrillo kennen und lieben, 2008 heirateten sie. Leider erlitt Chiara zwei Fehlgeburten. «In unserer Ehe», schrieb Chiara in ihr Tagebuch, «hat der Herr uns besondere Kinder schenken wollen: Maria Grazia Letizia und Davide Giovanni, aber er hat uns gebeten, sie nur bis zur Geburt zu begleiten und er hat es uns ermöglicht sie zu umarmen, sie zu taufen und sie in Seine Hände zu geben, und all das mit einer unglaublichen Ruhe und Freude».

Foto: DD

Chiara wurde ein drittes Mal schwanger, diesmal mit ihrem Sohn Francesco. Al­­lerdings kam mit der freudigen Nachricht von ihrer Schwangerschaft auch die einer tödlichen Krebs-Diagnose für Chiara.  Chiara lehnte jede Behandlung ab, die ihr Leben während der Schwangerschaft hätte retten können, weil diese das Leben ihres ungeborenen Sohnes riskiert hätte. Nach der glücklichen Geburt ihres Sohnes konnte die Behandlung den Krebs nicht mehr stoppen, sodass ihre letzten Tage auf Erden unerträglich wurden, doch nahmen sowohl sie als auch ihr Mann Enrico im tiefen Glauben an Gottes Vorsehung die Tatsache an, dass Chiara und Enrico nicht gemeinsam alt werden würden, und sie niemals Francesco würde aufwachsen sehen. Das junge Paar zeigte, dass es der Sinn des Lebens ist, zu lieben und dass verheiratet zu sein ein wunderbares Aben­teuer sein kann, das einem auch bei sich Zuhause den Weg zum Himmel wei­­­sen kann. Die bemerkenswerte Ge­­schichte von Chiara und Enrico ist eine Ge­­schichte über die Erlösung, in der Gott sich als ein treuer Gott zeigt, auf den sie vertrauen und in dem sie nicht enttäuscht werden. Chiara war keineswegs eine besondere oder gar aussergewöhnliche Frau. Vielmehr kämpfte sie mit vielen menschlichen Ängsten und Sorgen, sie hatte die gleichen Fragen wie viele von uns auch, doch sie hatte die Fä­­higkeit, alles dem Vater anzuvertrauen, und die Gnade zu empfangen, die sie von ihm brauchte, um den nächsten Schritt zu gehen, den sie gehen musste. 2018 wurde ihr Seligsprechungsprozess eingeleitet.

Foto: DR

Guido Vidal França Schäffer
(1974 –2009)

Guido wurde in Brasilien in einer Familie deutscher Herkunft geboren. Schon in seiner Jugend galt er als lebensfroher Mensch. Er war von Natur aus sehr leutselig, fand schnell Freunde, liebte das Meer und begeisterte sich insbesondere für das Surfen! Immer auf der Suche nach einer besseren Welle, nach der zu­­sätzlichen Herausforderung. Durch das Surfen betrachtete er die Schönheit und Grösse Gottes, die sich in der Natur zeigen. Er lebte eine tiefe Freundschaft mit Foto: DRdem Herrn und einen leidenschaftlichen Dienst an den Armen und Leidenden. Schon in jungen Jahren zog er durch die Begeisterung, mit der er von Jesus sprach, viele Menschen an. Selbst wenn er Surfunterricht gab, begann er seine Aus­bildung mit einem gemeinsamen Ge­­bet mit seinen Schülern.
Guido schrieb sich an der medizinischen Fakultät in Rio de Janeiro ein und schloss dieses Studium 1998 ab. Er widmete sich insbesondere der Pflege von AIDS-Kranken und engagierte sich in der charismatischen Gebetsgruppe. Mit den Mis­­­sionarinnen der Nächstenliebe ging er zu den Armen und Ausgegrenzten in die Favelas von Rio de Janeiro, um dort me­­dizinische Dienste zu leisten und auch geistlichen Beistand zu geben. Seine tiefe Verbundenheit mit Christus durch das Gebet führte dazu, dass er den Ruf zum Priestertum verspürte. Im Jahr 2000 beschloss er, seinen Beruf als Arzt aufzugeben und seine Verlobte zu verlassen, um ins Priesterseminar einzutreten. Er studierte Philosophie und mach­te nach der Teilnahme am Welt­jugendtag in Köln 2004 seinen Bachelor-Abschluss, 2008 trat er in das Priester­seminar in Rio ein. Gleichzeitig nahm er weiterhin an Ge­­bets­­gruppen teil, widmete sich der Evange­lisierung, arbeitete als Mediziner und be­­­trieb seinen Lieblings­sport. 

Am 1. Mai 2009 ging Guido gemeinsam mit seinem Bruder Maurício und anderen Freunden zum Surfen an den Strand in Rio de Janeiro. Dabei wurde er von seinem Surfbrett am Kopf getroffen und ertrank. Er hatte seinen Freunden oft gesagt, dass er gerne an dem Ort sterben würde, an dem er die Gegenwart Gottes am meisten spürte. Sein Leben kann eine Inspiration für viele junge Christen sein, denn Guido zeigt: Du kannst jung sein, wie am Strand, Surfen, Singen und gleichzeitig dein Herz auf Gott setzen, ein Zeuge von Christus sein. Seit dem Jahr 2023 kann Guido als ehrwürdiger Diener Gottes verehrt werden. 

Fto: DR

Maria Cristina Ogier (1955–1974)

Bei der in Florenz geborenen Italienerin wurde im Alter von vier Jahren ein Tumor an der Hirnbasis diagnostiziert, so dass sie nur eine kurze Lebenserwartung hatte. Maria Cristina litt viel, doch sie ver­­lor nicht ihre Lebhaftigkeit und Le­­bensfreude. Sie lebte einen tiefen Glau­­ben, indem sie die Krankheit, die ihr er­­hebliche motorische Schwierigkeiten bereitete, annahm und das Leiden zu einem Mittel machte, um dem Herrn nä­­her zu kommen. Und das in einer Zeit, in der das Leiden selbst abgelehnt und als sinnlos betrachtet wird. Sie war eine jugendliche Heilige, die das Evangelium jung machte. Sie schrieb in ihrem Ta­­ge­buch: «Herr, ich fühle mich des Leidens nicht würdig, denn das Leiden ist das der Heiligen, und ich fühle mich nicht heilig oder gar gut, aber ich werde diesen Weg weitergehen, den Weg der kleinen und grossen Leiden, die Du mir zeigst. Tu mit mir, was Du willst, wisse, dass ich Dich liebe, Jesus, und dass ich von Dir alles annehme, alles, was Du willst». Maria Cristina interessierte sich für die sozialen und politischen Fragen ihrer Zeit und setzte sich in der Debatte um eine Legalisierung der Abtreibung nach Kräften für das Leben ein. An­­ge­­steckt von der Freude, die aus ihrer Freund­schaft mit dem Herrn erwuchs, widmete sie sich der Beschaffung von Mitteln für Werke der Nächstenliebe, die schwer zu erreichen schienen. Ihr Zeug­nis und ihr Einsatz für einsame und be­­dürftige ältere Menschen fanden gros­sen Widerhall. 
Das kurze, aber intensive Leben von Ma­­ria Cristina Ogier verkörpert die Bot­schaft eines Menschen, der zum Zeugen der Gegenwart des Herrn geworden ist, der uns auf den Wegen des Lebens be­­gegnet und uns auffordert, ihn aufzuneh­men und ihn in den Menschen zu begleiten, die in Leid und am Rand der Ge­­sellschaft leben. Das Leben von Maria Cris­tina, ihr Engagement und ihr spiritueller Weg stellen noch immer viele in Fra­­ge, die versuchen, dem Leben, dem Schmerz und dem Leiden einen Sinn zu geben. Seit März 2023 gilt sie als ehrwürdige Dienerin Gottes, womit eine wichtige Hürde auf dem Weg zu ihrer Seligsprechung genommen ist.

Schwester Thea Bowman
(1937–1990)

Auch die katholische Kirche in den USA beteiligte sich lange an der Sklaverei. Nach dem Ende der Sklaverei 1865 blieben katholische Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner nicht nur in der Ge­­sellschaft, sondern auch in ihrer Kirche Menschen zweiter Klasse. Ordens­schwes­­ter Thea Bowman kämpfte für die Gleich­­berechtigung aller Menschen. Sie tat dies jedoch nicht mit Gewalt, sondern durch ihre Ausstrahlung und ihre Ähn­lichkeit mit Jesus. Deshalb waren die Menschen gerne in ihrer Nähe und hörten ihr zu.
Schwester Thea Bowman war die En­­kelin eines Sklaven und wurde als Bertha Bowman in Yazoo City, Mississippi, geboren. Mit neun Jahren trat sie in die katholische Kirche ein und mit 15 bei den Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung. Mit enormem Charisma, tiefer Frömmigkeit und einer grossen Courage entwickelte sie eine eigene Form der Spi­­ritualität für die afroamerikanischen Katholiken. «Ich weiss, dass Gott mich auf eine Weise braucht, die mein Vor­­stel­­lungsvermögen übersteigt», sagte sie ein­­mal und in ihrem ganzen Leben hat sich dies bewahrheitet. Bowman wurde eine bekannte Vortragsrednerin, reiste durch das Land und sprach über den Rasse-Begriff und den katholischen Glau­­ben. Im Alter von 51 Jahren war sie die erste afroamerikanische Frau, die vor der US-Bischofskonferenz sprach. Sie war an den Rollstuhl gefesselt und kämpf­te gegen eine Krebserkrankung. Den US-Bi­­­schöfen rief sie zu: «You got to move together to do that». (Ihr müsst euch aufeinander zubewegen). «Was bedeutet es, schwarz und katholisch zu sein?» fragte Schwester Thea. «Es bedeutet, dass ich mich selbst, mein schwarzes Ich, mitbringe. Ich bringe meine ganze Geschichte, meine Traditionen, meine Erfahrung, mei­­ne Kultur, meinen afroamerikanischen Ge­­­sang und Tanz, mei­ne Gestik und Be­­wegung, meine Lehre und Predigt, meine Heilung und Ver­antwortung als Geschenk an die Kirche ein.» Ihr Seligspre­chungs­verfahren wur­de 2018 von der Diözese Jackson eröffnet.

Zusammengestellt von Paul Martone

Foto: DR

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Sr. Claudia

Warum heisse ich eigentlich Paul?

Der Vorname vieler von uns erinnert an Menschen, die heilig sind. Mein Vorname erinnert an den Apostel Paulus, andere heissen Lisbeth und erinnern damit an die heilige Elisabeth von Thüringen. Es gibt sehr viele heilige Menschen. Aber, was sind denn Heilige überhaupt?

Heilige sind keine Menschen, die nur beten. Das tun sie auch, aber sie haben sich vor allem bemüht so zu leben, wie Jesus es gesagt hat. Sie haben anderen Men­schen geholfen, sie haben Kranke besucht und sie gepflegt. Sie haben nicht immer nur an sich gedacht und sie wollten auch nicht immer im Mittelpunkt stehen wie viele Menschen. 

Man kann sagen, dass heilige Frauen und Männer Menschen waren und sind, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und ihr Leben meistern. Sie glauben ganz fest an Gott und gewinnen daraus Kraft, um etwas für andere zu tun.

Wir kennen viele Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, die von der Kirche heiliggesprochen wurden, das heisst dass die Kirche nach jahrelangen Untersuchungen zum Schluss gekommen ist, dass es ihnen gelungen ist, besonders gut so zu leben, wie Jesus es uns vorgelebt hat. 

Im «Youcat for kids» werden die Heiligen wie folgt beschrieben:

«Heilige sind…

– wie Fenster, durch die das Licht Gottes in unsere Welt strahlt

– wie die Sonne. Sie leuchten weit über ihr Leben hinaus

– wie Brücken zum Himmel

– wie Bäume, die tief im Geheimnis Gottes wurzeln

– wie Reflektoren am Fahrrad: Sie strahlen das Licht Gottes in die dunkle Welt hinein

– wie lebendige Hinweisschilder auf Gott

– wie Briefe aus der Ferne, die uns helfen die Gegenwart zu verändern.»

Foto: © Sr. Luzia

Solche Heilige gibt es auch heute noch. Es sind unbekannte Heilige, Männer und Frauen aller Län­der und jeden Alters, die ein Leben führen, wie Gott es wünscht. Solche Menschen, vor allem auch den Heiligen, dessen Namen wir bei der Taufe be­­kommen haben, können wir uns zum Vorbild nehmen. Auch du kannst ein Heiliger werden, wenn du für Gott ein offenes Ohr hast, regelmässig mit ihm re­dest und auch deinen Mitmenschen hilfst. Dann bist du ein richtiger Freund, eine richtige Freundin von Jesus.

Paul Martone

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