ABC des Glaubens

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Wir stehen mitten im Jahr des Gebets, das Papst Franziskus zur Vor­bereitung des Heiligen Jahres ausgerufen hat. Mit die­­sem ABC wollen wir einladen verschiedene Aspekte des Glaubens und des Ge­­betes zu entdecken. Viel­­leicht könnte sich jeder und jede vornehmen, während der kom­­­men­den Mo­­nate je­­weils jeden Tag den Text hin­­ter einem der Buch­staben dieses ABC zu me­­ditieren.

A = AMEN
Wir sagen Amen – also Ja – zum Be­­kennt­nis unseres Glaubens, weil Gott uns zu Zeugen des Glaubens bestellt. Wer Amen sagt, stimmt dem Wirken Gottes in Schöpfung und Erlösung freudig und frei zu. Das hebräische Wort «Amen» stammt aus einer Wortfamilie, die so­­wohl «Glauben» als auch «Festig­keit, Ver­­lässlichkeit und Treue» bedeutet. «Wer Amen sagt, gib seine Unter­schrift (Augus­tinus). Dieses uneingeschränkte «Ja» kön­­­nen wir nur sprechen, weil Jesus sich für uns in Tod und Auferstehung als treu und verlässlich erwiesen hat. Er ist selbst das menschliche «Ja» zu allen Verheis­sungen Gottes, wie er auch das endgültige «Ja» Gottes zu uns ist. (Youcat Nr. 165)

B = BIBEL
Die Bibel ist für uns eine Quelle für das Gebet. Beten mit dem Wort Gottes heisst die Worte und Ereignisse der Bibel für das eigene Beten nützen. «Die Bibel nicht kennen, heisst Christus nicht kennen (Hl. Hieronymus). Die Heilige Schrift, besonders die Psalmen und das Neue Testament, sind ein wertvoller Schatz; dort finden sich die schönsten und stärksten Gebete der jüdisch-christlichen Welt. Diese Gebete zu sprechen, vereinigt uns mit Millionen Betern aus allen Zeiten und Kulturen, vor allem aber mit Christus selbst, der in all diesen Ge­­beten gegenwärtig ist. (Nr. 491)

C = CHRISTUS
In der Kurzformel «Jesus ist der Chris­tus» kommt der Kern des christlichen Glaubens zum Ausdruck: Jesus, der einfache Zimmermannssohn aus Nazareth, ist der erhoffte Messias und Retter. Sowohl das griechische Wort «Christos» wie das hebräische Wort «Messias» be­­deuten «Gesalbter». Nach Christus heis­­sen wir Christen – zum Ausdruck un­­se­rer hohen Berufung.
(Nr. 73)

D = DANKEN
Alles, was wir sind und haben, kommt von Gott. Paulus sagt: «Was hast du, das du nicht empfangen hättest?» (1 Kor 4,7). Gott, dem Geber alles Guten, dankbar zu sein macht glücklich. Das grösste Dank­gebet ist die Eucharistie (griech. Dank­­sa­gung), in der Jesus Brot und Wein nimmt, um darin die ganze Schöpfung Gott verwandelt darzubringen. (Nr. 488)

E = ELTERN
«Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen». (Heiliger Augustinus)

F = FREIHEIT
Freiheit ist die von Gott geschenkte Kraft, ganz aus sich selbst handeln zu können; wer frei ist, handelt nicht mehr fremdbestimmt. Gott hat uns als freie Menschen
erschaffen und will unsere Freiheit, da­­mit wir uns aus ganzem Herzen für das Gute, ja für das höchste «Gut» – also für Gott entscheiden können. Je mehr wir das Gute tun, desto freier werden wir. (Nr. 286)

G = GOTT
Auch der Mensch, der sich gottlos nennt, wird Gott nicht los. Auch der Mensch, der Gott aufgibt, wird von Gott nicht aufgegeben. Und niemand kann so tief fallen, dass er aus der Liebe Gottes herausfallen würde. (P. Walbert Bühlmann)

H = HERZ
Gott hat ein Herz für uns Menschen. Der Mensch kann mit der Vernunft erkennen, dass es Gott gibt, nicht aber, wie Gott wirklich ist: Weil aber Gott gerne erkannt werden möchte, hat er sich geoffenbart. Gott musste sich uns nicht offenbaren. Er hat es getan – aus Liebe … In seinem Sohn Jesus Christus hat Gott immer wie­­der zu den Menschen gesprochen. In ihm hat er uns sein Herz ausgeschüttet und sein innerstes Wesen auf immer für uns anschaulich gemacht. (Nr.7)

J = Jugendliche
Die Kirche braucht euch an vielen Stel­len… Ihr seid die Zukunft der Kirche. Ihr selbst seid verantwortlich dafür, dass die Kirche jung bleibt und immer wieder jung wird. Stellt euch der Kirche zur Verfü­gung und arbeitet mit in der Art und Wei­se, wie es dem Ruf Jesu Christi an euch entspricht! Folgt Jesus Christus nach! Stellt euer Leben in seinen Dienst! Dies gibt eurem Leben tiefsten Sinn und In­­halt. Zögert nicht, aufs Ganze zu gehen! Stellt so eure jugendlichen Ta­­lente auch der Kirche vorbehaltlos zur Verfügung! Die Kirche braucht euch als Jünger. (Johannes Paul II.)

K = KLAGEN
Es ist seltsam: Die Menschen klagen dar­über, dass die Zeiten böse sind. Hört auf mit dem Klagen! Bessert euch selber! Denn nicht die Zeiten sind böse, sondern unser Tun. Und wir sind die Zeit. (Hl. Augustinus)

Besinnungsweg Sonnengesang, Franz von Assiisi, Bad Orb.
Foto: © Poss

L = LOBEN
Gott braucht keinen Applaus. Aber wir brauchen es, dass wir spontan unsere Freude an Gott und unseren Jubel im Herzen ausdrücken. Wir loben Gott, weil es ihn gibt und weil er gut ist. Damit stimmen wir schon jetzt in das ewige Lob der Engel und Heiligen im Himmel ein. (Nr. 489)

M = MARIA
Von Maria beten lernen heisst mit ihr sa­­gen: «Mir geschehe, wie du es gesagt hast!» (Lk 1,38). Beten ist letztlich Hin­ga­be, die auf die Liebe Gottes antwortet. Wenn wir wie Maria «Ja» sagen, hat Gott die Möglichkeit, sein Leben in unserem Leben zu führen. (Nr. 479)

N = NAME
Gottes Name lautet: «Jahwe», der sich in vielerlei Versionen übersetzen lässt: «Ich bin, der ich bin», «Ich werde sein, der ich sein werde» oder gar «Ich bin der Seiende». Im Vaterunser heisst es: «Ge­­heiligt werde dein Name». (Lukas 11.2)

O = OFFENBARUNG
Der Mensch kann mit der Vernunft er­­kennen, dass es Gott gibt, nicht aber, wie Gott wirklich ist. Weil aber Gott gerne erkannt werden möchte, hat er sich geoffenbart (Nr. 7). Gott zeigt sich im Alten Testament als Gott, der die Welt aus Liebe geschaffen hat und den Men­schen auch dann noch treu bleibt, wenn sie in der Sünde von ihm abfallen (Nr. 8). In Jesus Christus ist Gott selbst zur Welt gekommen. Er ist Gottes letztes Wort. Im Hören auf ihn können alle Menschen aller Zeiten wissen, wer Gott ist und was zu ihrem Heil notwendig ist. (Nr. 10.


Besinnungsweg Sonnengesang, Franz von Assiisi, Bad Orb.
Foto: © Poss

P = PSALMEN
Die Psalmen gehören neben dem Vater­unser zum grössten Gebetsschatz der Kirche. In ihnen wird auf unvergängliche Weise das Lob Gottes gesungen.
(Nr. 473)
Die Psalmen gehören zu den schöns­­ten Texten der Weltliteratur und berühren auch moderne Menschen unmittelbar durch ihre spirituelle Kraft. (Nr. 473)

Q = QUELLE
Die Eucharistie ist «die Quelle und der Höhepunkt des gesamten christlichen Lebens» (2. Vat. Konzil). Darauf zielt alles; darüber hinaus gibt es nichts Grösseres, was noch zu erreichen wäre. (Nr. 208)

R = REUE
Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, til­­ge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab und mach mich rein von meiner Sün­de! Denn ich erkenne meine bösen Ta­­ten, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen dich allein habe ich ge­­sündigt, ich habe getan, was böse ist in deinen Augen … Verwirf mich nicht vor dei­­nem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Gib mir wieder die Freude deines Heils, rüste mich aus mit dem Geist der Grossmut! (Psalm 51)

S = SONNTAG
Am Sonntag kommen Christen seit den ersten Zeiten zusammen, um ihren Er­­löser zu feiern, ihm zu danken und sich mit ihm zu vereinigen. Sie unterlassen an diesem Tag alle Arbeiten, die sie bei der Verehrung Gottes behindern und den Charakter des Festes, der Freude, der Ruhe und der Erholung stören. (Nr. 365)

T = TAUFE
Durch die Taufe wird jedes Kind in einen Freundeskreis aufgenommen, der es nie, weder im Leben noch im Tod verlassen wird … Dieser Freundeskreis, diese Familie Gottes, in die das Kind nun eingegliedert wird, begleitet es im­­merfort, auch in Tagen des Leids, in den dunklen Nächten des Lebens; er wird ihm Trost, Zuspruch und Licht geben. (Papst Benedikt XVI.)

U = UMWELT
Der Einsatz des Gläubigen für eine ge­­sunde Umwelt entspringt unmittelbar aus seinem Glauben an Gott, den Schöp­fer, aus der Wertung der Folgen der Erb­sünde und der persönlichen Sünden sowie aus der Gewissheit, von Christus erlöst zu sein. Die Achtung vor dem Leben und vor der Würde der menschlichen Person beinhaltet auch die Achtung vor und die Sorge für die Schöpfung, die berufen ist, mit dem Menschen zusammen Gott zu verherrlichen. (Johannes Paul II, Botschaft zum Welt­friedenstag 1990, Nr. 16)

V = VERGESSEN
«Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen. Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, ohne Er­­bar­men sein gegenüber ihrem leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergisst: Ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in mei­ne Hän­­de – Spruch des Herrn». (Jesaja 49, 14-16)

W = WAHRHEIT
Im Respekt vor der Wahrheit zu leben, bedeutet nicht nur, sich selbst treu zu sein. Genauer betrachtet bedeutet wahrhaftig sein, treu gegenüber Gott zu sein, denn er ist die Quelle der Wahrheit. Ganz unmittelbar finden wir die Wahrheit über Gott und die gesamte Wirklichkeit in Jesus, der «der Weg, die Wahrheit und das Leben» (Joh 14,6) ist (Nr. 453)


Foto: © Sr Catherine

X = XENOPHOPIE (d.h. Furcht vor allem Fremden)
«Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst». (Mt 7.12) «Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen». (Mt 25.35)

Y = YSOP
Ysop ist eine wohlriechende Pflanze, die im Alten Testament zum Reinigungs­mittel von der Sünde wurde. Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; wasche mich und ich werde weisser als Schnee! Lass mich Entzücken und Freude hören! (Psalm 51-9)

Z = ZWEIFEL
«Ich zweifle, also bin ich!». Für manche Christen scheint es eine Sünde zu sein, wenn man zweifelt.
Ganz anders der hl. Kirchenvater Augustinus, der meint, dass der radikale Zweifel die Voraus­setzung für die Erkenntnis Gottes ist, in dem der Mensch seine letzte Gewissheit findet.

Paul Martone

 

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