Alle Nationen versammelt in Zion

(Micha 4, 1-3)

Photo: © MtZionfromAbuTor

«So konkretisiert Jerusalem, was sein Name bedeutet: Stadt des Friedens.»

Auf Zion, dem Hügel von Jerusalem, sollen sich alle Nationen versammeln.

In grossartigen eschatologischen Visio­nen – die auf das Ende der Zeiten ge­­richtet sind – kündigen die Propheten Micha (4,1–3) und Jesaja (2,1–5) für Israel das an, was die Kirche zu verwirklichen berufen ist: Die Gesamtheit der Nationen versammelt sich auf Zion, dem Hügel von Jerusalem; sie strömen zum Berg der heiligen Stadt, wo Gott seine Gegenwart durch den Tempel aus Stein gesichert hat; der Herr spielt die Rolle des Schiedsrichters zwischen den Völ­­kern, er übt Gerechtigkeit und Recht aus, indem er alle Geschöpfe guten Willens am Heil teilhaben lässt; er lässt das Ge­­setz wie einen Fluss und sein Wort wie einen Strom fliessen, damit die Schran­ken der Rassen, Volksstämme, sozialen Klassen oder Religionen vernichtet werden. So wird Jerusalem, was ihr Name be­­­deutet: Stadt des Friedens, Ort des Shalom, wenn Schwerter in Pflugscharen und Speere in Sicheln für die Ernte verwandelt werden!
Wenn die Kirche, wie es in der Kons­ti­tution des Zweiten Vatikanischen Konzils heisst, das «Licht der Völker», lateinisch lumen gentium, ist, dann soll sie Zeichen und Werkzeug für die Vereinigung der Men­schen mit Gott und untereinander sein (Lumen gentium, Nr. 1). Aus biblischer Sicht kann es daher im neuen Israel keine Grenzen geben, weder in der Schweiz zwischen Kantonen, Diöze­sen, Ortsge­mein­schaften und Sprach­mis­­sio­nen, noch zwischen unserem Land und der Euro­päischen Union und auch nicht zwischen Katholiken, Christen, Gläubigen und Sinn­­suchern auf der ganzen Welt.
Daran erinnern auch die zahlreichen Rei­sen von Papst Franziskus rund um den Globus. Von nun an ist der Tempel Got­tes im Leib Christi und im Fleisch jeder menschlichen Person. Der Friede ist das Zeichen des Reiches Gottes im Heiligen Geist, der keine Mauern oder Grenzen kennt. Er ist nicht nur für das Ende der Zeiten zu errichten, sondern schon heu­te, dort, wo wir uns entwickeln, in der Menschheit von 2023. Das neue Jahr öff­­net sich wie ein Raum um die Ver­söhnung zu vollenden.

François-Xavier Amherdt

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