Allerheiligen oder alle heilig?

Die Heiligkeit: ein Ruf für alle (Offenbarung 7, 9)

Foto: © DR

Am 1. November feiert die Kirche das Fest Allerheiligen. Sie denkt dabei an all jene Frauen und Männer, die auf Erden ein vorbildliches Leben geführt haben und von denen wir glauben, dass sie nun die Herrlichkeit Gottes schauen. Wir können darunter jene «grosse Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen» verstehen, die niemand kannte. Sie «standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weisse Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen» (Offenbarung 7, 9).
Wir sehen, dass es unzählige Menschen sind, die im Himmel und damit heilig sind! Die oft zitierte Einschränkung, dass nur 144 000 Menschen im Himmel sein werden, steht zwar auch in der Bibel (Off 7, 4), doch ist diese symbolisch und nicht rechnerisch zu verstehen.
Wenn wir die Briefe des Apostels Paulus an die verschiedenen Gemeinden lesen, so können wir feststellen, dass er diese nicht an den Gemeindepräsidenten schrieb, oder an den Pfarrer, sondern an «die berufenen Heiligen» (Römer 1, 7), an «die Geheiligten in Christus Jesus, berufen als Heilige mit allen, die den Namen Jesu Christi des Herrn überall anrufen» (1 Korinther 1, 2), an «die Heiligen, die an Jesus Christus glauben» (Epheser 1, 1).
In der Urkirche wurde «Heilige» die gewöhnliche Bezeichnung des Christen, zuerst in Palästina (Apostelgeschichte 9, 13.32.41), später in allen Gemeinden (Röm 8.27; Philipper 4.2; Kolosser 1.4 etc.).

Gott der Heilige 
Ein Blick ins Alte Testament zeigt, dass Gott der Heilige schlechthin ist (Jesaja 6.3), doch heissen jene, die ihm in besonderer Weise gehören auch dort schon «Heilige». Dies trifft zuerst auf das auserwählte Volk Israel zu (Ex 19.6) und wird im Neuen Testament auf die Christen übertragen. Sie sind das neue «heilige Volk» (1 Petrus 2.5.9), deren Mitglieder durch die Taufe zu einem reinen Leben berufen sind (1 Korinther 7.34), welche sie heilig macht wie Gott (1 Petr 1, 15f) und wie Jesus, den «Heiligen Gottes» (Markus 1.24). Im nächtlichen Gespräch mit Nikodemus sagt Jesus zu ihm, dass der Mensch «aus Wasser und Geist» von neuem und von oben her «geboren» wird (Johannes 3, 3-8). Dieser Geist gibt den Getauften auch die Kraft, das neue Leben als Geheiligte und Gerechte (1 Kor 6, 11) im konkreten Alltag zu gestalten. So gibt es keine Unterschiede unter den Menschen mehr (Gal 3, 28), sondern alle sind in den einen Leib der Kirche eingefügt (1  Kor 12, 13). So schafft die Taufe die Einheit in Christus (Gal 3, 28).

pam

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