Der Humor der Bibel


Christus und die Steuerfrage. Peter Paul Rubens, 1577–1640. Foto: DR

«Nanana», hören wir hinter dem ironischen Lächeln von Jesus: 
«Wer einem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.»

Hinter der Antwort Jesu an die Pharisäer, die ihn nach dem Kaiser fragten, steckt ein Hauch von Ironie.
«Als der Herr das Geschick Zions wendete, da waren wir wie Träumende. Da füllte sich unser Mund mit Lachen und un­­sere Zunge mit Jubel.» (Psalm 125, 1-2) Die Psalmen strahlen eine ansteckende Fröhlichkeit aus, wie jene der Vertrie­be­­nen, die nach ihrem Exil in Babylon in ihr geliebtes Jerusalem zurückkehrten.

Herkunft
Es ist schön sich vorzustellen, dass «De­­mut», «menschlich» und «Humor» die glei­­­che Herkunft haben! Alle drei Begriffe stam­men vom lateinischen Wort «humus», (Boden) ab. Menschlich zu sein bedeutet, mit den Füssen auf dem Boden zu bleiben und den Sinn für Humor zu pflegen. Das ist lebenswichtig.
Umso mehr, als Jesus – auch wenn die Evangelien uns nie zeigen, wie er laut lacht – die Ironie mit Geschick und Fein­gefühl handhabt. Er antwortet immer so­­fort auf die Fangfragen, die ihm seine Gegner, die Verschwörer und Mani­pula­toren, stellen. Als die Hohepriester und die Ältesten des Volkes ihn, nachdem er die Verkäufer aus dem Tempel vertrieben hatte, mit der Frage anklagen wollen: «Mit welcher Vollmacht tust du das?», antwortet er mit einer anderen Frage, die sie in Verlegenheit bringt: «Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen?». Die An­­kläger sind in ihrer eigenen Falle ge­­fan­gen, denn egal, wie ihre Antwort ausfällt, sie werden sich blamieren (Mt 21,23-27).

Wer anderen eine Grube gräbt…

Als die Pharisäer und die Anhänger des He­rodes Christus auf die Steuerschuld ge­­­genüber dem Kaiser «festnageln» wollen, wirft er sie auf ihre eigenen Wider­sprü­che zurück. Er drängt sie, ihm eine Münze mit dem Bildnis des Kaisers zu zeigen, was sie auch prompt tun. Eine solche Münze der verhassten römischen Be­­satzungsmacht und ihres gottähnlichen Führers bei sich zu haben, war ein Ver­gehen gegen die Reinheit und eine skandalöse Anerkennung des Eroberers. «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist». «Nanana», hören wir hinter dem ironischen Lächeln Jesu, «Wer einem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!» Übrigens, so heisst es im Text: «Als sie das hörten, waren sie ganz erstaunt, lies­­sen ihn stehen und gingen weg.» (Mt    22,15-22)

Vielleicht kommt daher die Tradition des Humors der «Gesellschaft Jesu»: «Pater, ist es wahr, dass die Jesuiten eine Frage immer mit einer Frage beantworten? –Wer hat Ihnen das gesagt?»

François-Xavier Amherdt

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Ihr Kommentar wird nach unserer Freigabe angezeigt. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet

Wordpress Social Share Plugin powered by Ultimatelysocial
LinkedIn
Share
WhatsApp