
Einer der drei heiligen Könige wird immer schwarz dargestellt. Ist das heute eigentlich noch gerechtfertigt?
Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Darstellung des Königs Melchior mit schwarzer Hautfarbe nichts mit rassistischem Denken zu tun hat.
Warum ist aber ein König immer schwarz?
Das kommt daher, dass man diese drei Könige als Symbole sah: einmal standen die drei für die drei Alter des Menschen. Ab dem späten Mittelalter verbreitete sich dann die Darstellung als Vertreter der damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika – einer der Könige wurde also als Schwarzer abgebildet.
Dann hat das aber nichts mit Rassismus zu tun, wie man hie und da hört!
Die Problematik des schwarzen Königs kommt daher, dass man im Laufe der Geschichte die Menschen schwarzer Hautfarbe als minderwertig betrachtete und damit auch die Sklaverei rechtfertigte. Das geht natürlich gar nicht, denn gerade die Weihnachtsbotschaft zeigt uns, dass Jesus für alle Menschen in Bethlehem geboren ist und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hautfarbe!
Kann ein schwarzer König positiv gedeutet werden?
Ja sicher! Jeder der biblischen Sterndeuter ist «ein hoch angesehener Weiser, ein König des Wissens».
Und dann?
Dann stimme ich Jakob Johannes Koch zu, der geschrieben hat, Weihnachtskrippen mit der Figur des Melchior zeigen einen Afrikaner, der Königswürde und Wissen symbolisiert. Das zeugt von hoher Wertschätzung und universaler Menschenwürde. «Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und aus unterschiedlichen Ethnien sind gleichwertige Akteure und Adressaten von Jesu Frohbotschaft.», sagt Koch.
Und wenn es drei weisse Könige wären?
«Sollen wirklich nur noch die “drei weissen heiligen Könige” durch die Strassen ziehen?» fragt Koch. Sollte Melchior in der Weihnachtskrippe ein irgendwie neutrales Aussehen bekommen? Das könnte auch als neue Apartheid in Kunst, Kultur und Brauchtum interpretiert werden.
Besten Dank für die klärende Auskunft! (pam)