Die Mutter Maria (Johannes 19, 25-27)


Kreuzigungsgruppe, Glasfenster in einer Kapelle unterhalb der Wallfahrtsbasilika

in Loreto IT. © Foto Poss

Maria und. Johannes unter dem Kreuz

In Bezug auf die Gestalt der Jungfrau Ma­­­­­­ria lassen sich besonders aus der Hei­ligen Schrift Gemeinsamkeiten zwischen Reformierten und Katholiken herstellen. Neben den Kindheitsevangelien, der Ver­kündigung, der Geburt Christi, der Flucht nach Ägypten und der Wie­der­auffindung Jesu im Tempel sowie dem Wunder der Verwandlung von Was­ser in Wein in Ka­­na, bei dem Maria eine Schlüsselrolle als «Kurier» spielt, damit das Zeichen ge­­sche­­hen kann, ist es zweifellos die Epi­sode am Fusse des Kreuzes im vierten Evangelium, die alle christlichen Konfes­sionen am besten vereinen kann.
Wenn der gekreuzigte Jesus Maria und den Jünger, den er liebte, als Mutter und Sohn einander schenkt: «Frau, siehe deinen Sohn – siehe deine Mutter» (Johan­nes 19, 25–27), dann schenkt er seine eige­ne Mutter der Gesamtheit der Chris­ten und damit der Menschen. In der Figur des «geliebten Jüngers», die die Tradition mit dem Evangelisten Johannes in Ver­bin­dung bringt, wird die Gesamtheit de­­rer, die sich auf den Namen Jesu Chris­ti berufen, angenommen. Mehr noch, der menschgewordene, für die Vielen gestorbene und auferstandene Sohn Gottes schlägt allen Menschen jene, die er «Frau,» nennt, die «neue Eva», als Mutter vor.

Mutter der Menschheit
Es ist kein Zufall, dass so viele Muslime eine echte Zuneigung für die Mutter Jesu empfinden, die auch im Koran erwähnt wird, wie ich bei einem Besuch der riesigen Statue Unserer Lieben Frau vom Li­­ba­non in der Nähe von Beirut feststellen konnte: Dort gab es genauso viele verschleierte Frauen wie Christen. «Stabat Mater»: Die Mutter stand bis zum Schluss an der Seite ihres göttlichen Sohnes. Mit Luther, Calvin und Zwingli empfangen wir sie als die Mutter der Menschheit. Und auch wir bleiben vor dem Gekreuzigten stehen, um von ihm das Testament seiner Worte des Lebens, das Geschenk seiner unendlichen Liebe, das Blut der Eucharistie und das Wasser der Taufe zu empfangen. Es ist Marias Gesicht der De­­­mut, der Einfachheit, der Beharrlichkeit und der Diskretion, das am besten die Herzen der Protestanten, Orthodoxen, Anglikaner, Evangelikalen und Katholiken berühren kann.

François-Xavier Amherdt

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