Die Schönheit des Tempels

Das geopferte Lamm wird zum glorreichen Tempel des himmlischen Jerusalems, das vom Himmel herabgestiegen ist.

Wenn Papst Franziskus uns in seinem Schreiben «Die Freude des Evangeliums» (Nr. 167) auffordert, in Seelsorge und Ka­­techese den Weg der Schönheit (via pulchritudinis) zu beschreiten, dann deshalb, weil die Person des fleischgewordenen Christus’ unser Leben mit neuem Glanz und tiefer Freude erfüllt.
Die sakrale Kunst, sei es im Reichtum des vergangenen Erbes oder in der Blüte der modernen Kunstwerke, ist somit in der Lage, eine symbolische Sprache an­­zubieten, die in der Linie der Gleichnisse des Neuen Testaments liegt. Denn der Leib Christi lässt die Gegenwart Gottes in vollem Umfang erkennen, wie es bereits der vom Propheten Ezechiel (Kapitel 47) besungene Tempel Israels tat. 

Lebendiges Wasser
Wie das lebendige Wasser aus der rechten Seite des Heiligtums hervorrieselte, um die Na­­tur auf seinem Weg erblühen zu lassen und das Tote Meer zu reinigen, so lässt Jesus am Kreuz aus seiner Seite Wasser und Blut fliessen, die den Geist Gottes durch die Jahrhunderte hindurch an die Menschheit weitergeben. In seinem auferstandenen Leib, der in drei Tagen wieder aufgerichtet wurde (Jo­­hannes 2,19), lässt Christus die Fülle der Gottheit wohnen, die sich über das ganze Universum ausbreitet.
Die Pracht des alten Tempels von Eze­chiel strahlt auf den Neuen Tempel ab, den der Gekreuzigte und Verklärte auf Golgatha darstellt. Den Feinden seines Liebesplans ist es nicht gelungen, die Schön­heit des leidenden Gottesknechts zu entstellen, denn sein offenes Herz um­­fasst die gesamte Menschheit in der gross­zügig angebotenen Erlösung. So sehr, dass das geopferte Lamm selbst zum glorreichen Tempel des himmlischen Jerusalems wird, das vom Himmel herabgestiegen ist (Offenbarung 21, 22). Es strahlt so sehr in der Schönheit seiner Herrlichkeit, dass es als Fackel für die vollkommene Stadt, seine Braut (Offen­barung 21,9), dient, flankiert von zwölf Toren, die aus ebenso vielen Perlen bestehen (Offenbarung 21, 21), und in deren Herzen die Scharen der Nationen Platz nehmen. Und diese heilige Stadt, die vom siegreichen Lamm erleuchtet wird, «leuchtet wie ein kostbarer Stein, wie ein kristallklarer Jaspis» (Offenbarung 21,11).
Die Grundsteine der Stadtmauer glänzen mit den faszinierendsten Juwelen (Offen­barung 21,18-21) und sind die Krönung aller Fähigkeiten menschlicher Kunst. Mögen wir uns alle dort wiederfinden, um ihren Glanz zu bewundern!
François Xavier Amherdt / Image: DR

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