Ehrwürdige Diener Gottes

Schweizer auf dem Weg zur Seligsprechung

Léon Veuthey (1896 –1974)
Clovis wurde in Dorénaz (VS) geboren. Nach dem Abschluss des Lehrerseminars in Sit­ten, unterrichtete er in verschiedenen Dörfern im Unterwallis, später am Kol­­le­gium in Pruntrut. Nach langen Glau­bens­­kämpfen fand er in der Liebfrauen­kirche in Zürich seinen Weg zu Gott.
Er trat 1921 bei den Franziska­ner­kon­ven­tualen in Fribourg ein und legte dort 1922 seine Gelübde ab, 1925 wurde er zum Priester geweiht. Er wurde Lehrer am Kol­­­legium Saint-Michel in Fribourg, 1932 Pro­fessor für Theologie an verschiedenen Universitäten in Rom. Pater Léon lehrte nach der Regel: «Das Beispiel, die persönliche Heiligung zuerst; erst danach das Wort. Nichts lehren, das man nicht selber praktiziert hat». 1943 entwarf er den «Kreuzzug der Nächstenliebe». Die Spiritualität dieser Bewegung war eine grosse Inspiration für Chiara Lubich der Grün­derin der Fokolar-Bewegung, für die er ein Ratgeber war. Aufgrund von Mei­nungsverschiedenheiten mit einigen seiner Professorenkollegen in Rom wurde er als Professor abgesetzt. Dem Frieden zuliebe verlangten die Obe­­ren 1954 von Pater Léon als einfacher Kap­lan in eine Arbeiterpfarrei bei Bordeaux zu gehen. Dort bemühte er sich – wenn auch schwe­­ren Herzens – mit gros­sem Eifer, die seel­sorglichen Aufgaben zu er­f­üllen. 1965 wurde er nach Rom zurückberufen, wo er am Internationalen Kolle­gium «Sera­phi­cum» den Lehrstuhl für Ph­i­losophie, und auch die geistliche Beglei­tung seiner jungen Mitbrüder übernahm. 1933 war Veuthey auf dem Weg zur Se­­ligsprechung von Gemma Galgani. Hier traf er Pater Ma­ximilian Kolbe, der Ge­­schäfte im Va­­tikan zu erledigen hatte. Kol­be liess sich von seinem Gespräch mit Veuthey so fes­seln, dass er seinen Be­­­such in den Büros verschob, um ihn zur Seligsprechung zu begleiten. Kolbe nannte ihn in seinem Tagebuch einen «übernatürlichen Mann» und bewunderte «Pater Leon Veutheys übernatürliche Vorstellungen von Ge­­hor­sam». Am 7. Juni 1974 verstarb Veuthey in Rom an Parkinson und wurde auf dem Friedhof Campo Verano beerdigt. 
1999 wurde sein Seligsprechungsprozess er­­öffnet. 2021 erhielt er den Titel «Ehrwür­diger Diener Gottes». Die Aussicht selig gesprochen zu werden, hätte bei Pater Léon Röte und ungläubiges Lächeln hervorgerufen.

Antonia Maria von der Barmherzigkeit 
(1822 –1898)

Antonia Maria Victoria Juana de Ovieda und Schöntal wurde in Lausanne als Toch­ter des Oviedo von Sevilla und der Susanna Schöntal, von Lausanne, geboren. Der Vater starb als Antonia Maria 13 Jahre alt war. Sie erhielt durch ihre Mutter eine solide Einführung in Kultur, Geschichte und Geographie der Schweiz. Dies hat tiefe Spuren in ihren Charakter­zügen und ihrer Persönlichkeit hinterlassen. Sie besuchte ein Internat in Fribourg, wo sie für ihr Wissen, ihre hervorragenden Sprachkenntnisse und ihr tadelloses Verhalten gelobt wurde. In Fribourg gründete sie eine Mädchenschule, die sie sechs Jah­re später aufgrund des Son­der­bundkrieges schliessen musste. 1848 wurde sie durch die spanische Königin Isabella als Erzieherin ihrer Töchter nach Madrid gerufen. In Rom lernte sie Bischof José María Serra kennen, einen gebürtigen Spanier, der längere Zeit Bischof in Australien gewesen war. Nach seiner De­­mission kehrte er nach Madrid zurück. Um Prostituierten zu helfen, ihren Le­­bens­stil zu ändern, eröffnete er 1864 für sie einen Zufluchtsort in Ciempozuelos südlich von Madrid. Serra ermutigte An­­tonia, sich dieser Frauen anzunehmen. Obwohl sie sich dagegen wehrte, begann sie nach einer Weile deren Notlage zu sehen und bot Serra finanzielle Mittel an, um diesen Frauen zu helfen. Überrascht und bewegt entdeckte sie den Ruf zu einem Dienst, der die Würde des Men­schen stärkt. Am 1. Juni 1864 wurde das erste Frauenhaus eröffnet. Papst Leo XIII. nannte ihr Werk später «nicht nur ein Werk der Nächstenliebe, sondern ein Werk der Erlösung». Antonia blieb 34 Jahre lang in dieser Begleitung tätig. Ihre Be­­reitschaft, ihr Leben hinzugeben, bewirkte eine innere Wandlung, die sich radikal auf ihr Leben und das Leben vieler Frauen auswirkte. 1870 gründete sie mit Bischof Serra unter dem Namen «Oblaten des Allerheiligsten Erlösers» eine Or­­dens­gemeinschaft, in der sie den Ordens­na­men «Antonia Maria der Barmherzigkeit» annahm. Sie starb am 28. Februar 1898 in Ciempozuelos. 1927 begann in Madrid ihr Selig­spre­chungs­prozess. 1962 wurde sie durch Papst Johannes XXIII. zur «Ehr­würdigen Dienerin Gottes» ernannt. 

Anastasius Hartmann (1803 –1866)
Er wurde in Altwis (LU) geboren und trat dem Kapuzinerorden bei. 1825 empfing er die Priesterweihe und wirkte zuerst in Lu­zern bis er als Novizenmeister nach Fri­­bourg und 1841 ans internatio­nale Mis­sionskollegium in Rom versetzt wurde. 1843 wurde er in die Missionen nach In­­dien ent­­sandt, wo er an mehreren Orten wirkte, u. a. als apostolischer Vikar von Bom­bay. Dann wurde er Missions­pro­ku­rator des Kapuzinerordens und Rektor des Missionskollegium Sankt-Fidelis in Rom. Von 1860 bis zu seinem Tod war er wieder apostolischer Vikar in Patna. 1852 gab er einen hindustanischen Katechis­mus heraus, so dass man ihn den «Ca­­nisius Indiens» nannte. Bischof Anasta­sius starb in Kurji am 24. April 1866 an Cholera. 1906 wurde für Pater Anastasius der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 
1998 wurde er durch Papst Johannes Paul II. zum «Diener Gottes» ernannt. Der Erzbischof von Bombay, Theodor Dalhoff schrieb über ihn: «Hartmann ist wohl der gelehrteste und heiligste Bischof, der Indien je betreten hat».

Niklaus Wolf (1756 –1832)
Er wurde in Unterlindig / Neuenkrich (LU) ge­­boren. 1768 zog die Familie auf den Hof Rippertschwand. Dieser sollte zu Niklaus Wolfs Wohn- und Wirkungsort bis zu seinem Tod werden. 1779 heiratete er Bar­bara Müller, mit der er ein vorbildliches Eheleben bis ins hohe Alter führte. Täg­lich besuchte er die Messe. Niklaus Wolf engagierte sich auch in der Politik, weil er hoffte, damit einiges verändern zu können. Seine Hoffnung wurde enttäuscht, so dass er sich von allen politischen Äm­tern zurückzog. Er kam zur Einsicht, dass er durch das Gebet der Bevölkerung besser helfen könne. 
Um 1805 entdeckte er bei sich die Gabe der Krankenheilung und konnte in der Folge auffällig vielen Kranken helfen. Bevor er mit den Lei­den­den um Heilung bat, stärkte er im gemei­nsamen Gebet das Vertrauen zu Gott. Stets verwies er darauf, dass Gott und nicht er geholfen habe. Das Volk gab ihm bald den Ehrennamen «Vater Wolf». Es sprach sich schnell herum, dass man durch ihn in vielen Nöten Hilfe erlangen konnte. Bald kamen die Kranken und mit Sorgen Beladenen von nah und fern nach Rip­-  ­pertschwand, um durch sein Gebet ge­­heilt zu werden. So wurde Niklaus Wolf zum grossen Helfer des Volkes im ganzen Kanton Luzern und in den an­­gren­zenden Gebieten. Seine Heilungs­tä­tigkeit durch das Gebet brachte dem frommen Bauern aber nicht nur Freunde. Er wurde als Scharlatan abgetan und zeit­­weilig sogar polizeilich überwacht, durch den zuständigen Generalvikar wurde er mit einem Heilungsverbot belegt. Niklaus ak­­zeptierte dieses Verbot ohne Murren als Gehorsamsprüfung. Auf Bitten zahlreicher Gläubiger nahm der Generalvikar die­­ses Verbot zehn Monate später wieder zurück und stellte dem frommen Bauern eine offizielle schriftliche Erlaubnis für seine Heilungstätigkeit aus. Das Gebet um Heilung wurde sein Beruf bis zu seinem Tod am 9. September 1832 an den Folgen eines Schlaganfalls. 2015 hat Papst Franziskus Niklaus Wolf von Rippert­schwand, als «Ehrwürdigen Diener Got­tes» anerkannt. 
Hat Christus nicht gesagt: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, wird er es euch geben? Was haben wir noch Zweifel?

Meinrad Eugster (1848 –1925)
Geboren in Altstätten als Josef Gebhard begann er eine Schneiderlehre und er­­hielt 1873 eine Stelle in der Schneiderei des Klosters Einsiedeln. Nach einem Jahr ent­­­schloss er sich dort einzutreten. Er erhielt den Ordensnamen Bruder Mein­rad und legte 1878 die Profess ab. Im Kloster über­nahm er verschiedene Auf­gaben vor al­­lem in der Schneiderei. Trotz schwächlicher Gesundheit führte er während 50 Jah­­ren ein Leben in tiefster Demut und Re­­geltreue. «Er war gerade, einfach, sehr be­­scheiden und zuvorkommend, ohne aufdringlich zu wirken. Trotz seiner Lie­­bens­würdigkeit war er kein Schmeichler oder Schönredner; er pflegte sich offen und frei zu äussern und konn­te, wenn notwendig, furchtlos und entschieden sich für seine Überzeugung einsetzen. Man wusste bei ihm immer wo­­ran man war.» Am 14. Juni 1925 verstarb Bruder Mein­rad Eugster. Rein äusserlich gesehen also kein Leben, das besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht oder gar Bewunderung hervorruft. Doch was vor den Augen der Welt verborgen blieb, hatte Wert für die Ewigkeit! Er ist einer jener Menschen, die nichts Aus­ser­ge­­wöhnliches getan haben, aber das Ge­­wöhnliche mit einer aussergewöhnlichen Liebe. 1939 wurde sein Seligspre­­chungs­pro­­zess eingeleitet. 1960 erkannte ihn Papst Johannes XXIII. als «Ehrwürdigen Die­­­ner Gottes» an.

Lycarion May (1870–1909)
Benjamin May wurde in Bagnes geboren und trat in die Gesellschaft der Maris­ten­brüder ein. Er erhielt den Ordens­namen Lycarion, wur­de Lehrer in Spanien, wo er eine Schule in Arcenie­ga und in Pueblo Nuevo, einem Stadtteil Bar­celonas gründete. Nach der Nieder­la­ge Spaniens im amerikanisch-spanischen Krieg 1898 bra­­chen in Kata­lonien grosse Unruhen aus, die im Juli 1909 in Barce­lona in einen fünftägigen Generalstreik mündeten, der sich auch gegen die ka­­tho­lische Kirche richtete. Diese Tage wurden als die «Tra­­­gi­sche Woche» be­­kannt. Eine der ers­ten religiösen Einrich­tungen, welche die Wut der Aufständi­schen auf sich zog, war Bru­der Lycarions Schule in Pueblo Nuevo, Am 27. Juli 1909 sammelte sich eine Hor­­de Meuterer vor dem Haus. Unter falschen Sicherheits­verspre­chen wurden Lycarion und seine Brüder aufgefordert, in Ordenstracht aus dem Klos­ter zu kommen. Als Bruder Lycarion dies tat, wurde er von mehreren Kugeln tödlich ge­­troffen. Er wurde nicht aus politischen Gründen oder zwecks persönlicher Ra­­che ermordet, sondern aufgrund seiner Qualitäten als Christ und religiöser Er­­zieher. Er starb als Märtyrer der Reli­gion und der christlichen Erziehung. Papst Fran­ziskus hat ihn im Januar 2025 als «Ehrwürdigen Diener Gottes» anerkannt.
Paul Martone

 

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