Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

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Das Tischgebet
Wir gehen einkaufen und sind gewohnt, dass wir alles, was wir brauchen, in den Einkaufswagen legen können. Doch, das ist nicht selbstverständlich, denn damit geerntet werden kann, braucht es viel. Im Frühjahr darf es nicht zu kalt und zu nass sein. Im Sommer braucht es Sonne und Regen. Aber von beidem im richtigen Mass. Für die Landwirte ist jedes Jahr wieder ungewiss: wie wird die Ernte?
Das Wetter ändert sich, wir haben es erlebt, wie Flüsse und Bäche über die Ufer traten und unerwarteter Schneefall im Frühjahr zahlreiche Bäume zerbrach. Wir merken immer mehr: Wachsen und Ernten sind nicht von uns machbar.
Auch wir Menschen sind Teil dieser Schöpfung. Nicht mehr und nicht weniger. Und es ist uns aufgetragen, diese Schöpfung wie einen Garten zu pflegen und zu bewahren. Viele Frauen und Männer, Bauern und Hobbygärtner haben seit dem Frühling dafür gearbeitet, dass aus der dunklen Erde und den Bäumen und Reben etwas gewachsen ist, das uns Menschen als Nahrung dient. Deshalb gilt ihnen unser Dank, denn ohne sie würden wir nichts zu Essen haben. So wichtig alle Menschen sind, die sich dafür einsetzen, liegt nicht alles in der Hand von uns. Wie die Kartoffeln wachsen – das ist nicht verfügbar. Dass das Getreide und die Trauben zur richtigen Zeit reif werden, das ist nicht machbar. Das Wunder der Bienen haben nicht wir uns ausgedacht. Einfach nur zum Staunen ist das! Was wir haben, das kommt von Gott. Beim Erntedank bekennen wir das und danken dem Schöpfer der Welt dafür mit Liedern, Gebeten und Gottesdiensten.

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Gott danken sollten wir aber nicht nur einmal im Jahr. Vielmehr sind wir alle, die Grossen und die Kleinen, eingeladen, jedesmal vor dem Essen bevor wir zum Besteck greifen, Gott, von dem wir alles haben, für seine Gaben zu danken. Sie sind ein Zeichen seiner Liebe, ohne die wir nicht leben können. Gebete und Lieder dürfen aus Sicht von Professor Albert Biesinger über den aktuellen Verstehenshorizont des Kindes hinausgehen. Kinder haben «grundsätzlich Freude daran, über sich selbst hinauszuwachsen». Stets seien sie darauf aus, mehr auszuprobieren als das, was sie gerade können. Das Tischgebet kann Dankbarkeit und Achtsamkeit wachsen lassen. Wichtig ist, dass die Eltern nicht nur vorformulierte Gebete vortragen, sondern ihren Kindern auch Raum lassen, selbst zu formulieren. So können Kinder lernen und erleben: Ich kann vor Gott aussprechen, was mich bewegt, erfreut, bekümmert.
Paul Martone
