Humorvolle Gebete


Das Gebet als humorvolles Gespräch mit einem guten Freund

Foto: © Poss

«Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gerne allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt». (Hl. Teresa von Avila). Dieses Gespräch mit einem Freund ist nicht immer nur todlangweilig und ernst, sondern auch humorvoll und mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch Gott hat Humor, im Alten Testament wird so­­gar geschrieben, dass Gott lacht und auch spottet, und zwar über seine Fein­de, die meinen, sie seien stärker als er und sie könnten ihn bezwingen (Psalm 2, 1–4). Gott macht dem Beter, der seine Hilfe erbittet, Mut und er rät ihm, sich nicht aufzuregen über die Bösen, die er­­folgreich sind, weil sie Komplotte schmie­den. Denn am Schluss wird jener siegen, der Gott vertraut (Psalm 37).
Gott hat Freude am Menschen und er freut sich mit ihnen: «Gott freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag» (Zefanja 3, 17).
Von Jesus wird nicht berichtet, dass er gelacht hätte, aber er war kein Kind von Traurigkeit. Vielmehr nahm er gerne an Hochzeiten teil und liess sich auch von zwielichtigen Gestalten zum Essen einladen, so dass seine Gegner ihn als «Fres­ser und Säufer» bezeichneten (Lukas 7,34). Und wenn Jesus zu den Menschen gesandt worden ist, um ihnen die Frohe Botschaft zu verkünden, so tat er dies sicher nicht immer nur mit einem todernsten Gesicht. Seine Botschaft ist zwar in vielen Punkten sehr anspruchsvoll, aber sie enthält auch zahlreiche Erzäh­lungen, die von Hochzeiten und Mählern handeln und von Menschen, die sich lieben, sich verzeihen und von solchen, die ge­­heilt werden. Bei der Verkündigung die­­ser hoffnungsvollen Ereignisse hat Jesus sich mitgefreut.

Abbild Gottes
Wenn wir uns den himmlischen Vater und seinen Sohn Jesus vorstellen als Personen, die Humor haben, geht es auch um die Frage, wer und wie Gott für uns ist. Nur der Buchhalter, der unsere Sünden fein säuberlich auflistet, um sie uns bei Gelegenheit unter die Nase zu reiben und uns dadurch das Höllenfeuer etwas heisser zu machen? Wenn Jesus nicht nur litt und weinte, sondern hie und da in geselliger Runde auch gelacht hat, so dürfen auch unsere Gebete hu­­mor­voll sein, unser Reden mit Gott darf befreiend sein und Spass machen. Wir Menschen lachen gerne, wir fühlen uns in einer frohen Runde wohler, es tut uns gut mit Menschen zusammen zu sein, die wir von Herzen gernhaben. Gott hat uns Menschen als sein Abbild geschaffen. Aus dieser Aussage in der Schöp­fungs­geschichte dürfen wir darauf schlies­­sen, dass Gott ebenfalls Humor haben muss.
Wir müssen aus unserem Herzen keine Mördergrube machen und ein trauriges Gesicht aufsetzen, wenn wir mit Gott, der für uns eine liebende Mutter und ein treuer Vater ist, reden.
Ein Sprichwort sagt: «Gott hat dir ein Ge­­sicht gegeben, lächeln musst du selbst».
Auf den nächsten Seiten wollen wir hu­­morvolle Gebete kennenlernen. Sicher wird sich jeder von uns in dem einen oder anderen Gebet wiederfinden und vielleicht wird es zum Lieblingsgebet wer­den, das ein Lächeln auf unser Ge­­sicht zaubern kann.

Foto: © vivat

Don Bosco (1815 –1888)
Das Lebensmotto des hl. Johannes Bosco (1815 –1888) lautete: «Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen» Sei­­­­nem Schützling Dominikus Savio (1842–1857) sagte er: «Die Heiligkeit be­­steht darin, immer fröhlich zu sein, denn der Teufel hat Angst vor fröhlichen Men­­schen». 

Foto: © S. Hofschlaeger_pixelio.de

Thomas Henry Basil Webb (1898 –1917)
Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen. 
Schenke mir Gesundheit des Leibes mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten. 
Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die im Auge behält, was gut und rein ist, damit sie sich nicht einschüchtern lässt vom Bösen, sondern Mittel findet, die Dinge in Ordnung zu bringen. 
Schenke mir eine Seele, der die Lange­weile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lasse nicht zu, dass ich mir allzu viel Sorgen mache um dieses sich breit machende Etwas, das sich «Ich» nennt. 
Herr, schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile. Amen.

Teresa von Avila (1515 –1582)
O Herr, Du weisst besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Bewahre mich vor der Ein­­bildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen. Er­­löse mich von der grossen Leiden­schaft, die Angelegenheiten anderer ord­nen zu wollen. Lehre mich nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner un­­geheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir schade, sie nicht weiterzugeben. Aber du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zum Wesentlichen zu gelangen. Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht die Gabe zu erflehen mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich auch die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte keine Heilige sein. Mit ihnen lebt es sich so schwer. Aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teu­­­fels. Lehre mich an anderen Men­schen unerwartete Talente zu entdecken und verleihe mir, o Herr, die schöne Ga­­be, sie auch zu erwähnen. Amen.


Foto: © Fastenopfer

Gebet aus Westafrika
Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert, und ich freue mich am Licht.
So ein Tag, Herr, so ein Tag.
Deine Sonne hat den Tau weggebrannt
vom Gras und von unseren Herzen.
Was aus uns kommt und was in uns ist an diesem Morgen – alles ist Dank.
Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und die Erde jubilieren, und ich singe auch.
Das All und unsere Herzen sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Das Meer rollt gegen den Strand, ich danke.
Die Gischt klatscht gegen unser Haus,ich danke.
Herr, ich freue mich an der Schöpfung und dass du dahinter bist und daneben und davor und darüber und in uns.
Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr!

Philipp Neri (1515 –1595)
«Mein Jesus, ich möchte dir dienen, und finde den Weg nicht. Ich möchte das Gute tun, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich finden, und finde den Weg nicht. Ich möchte dich lieben, und finde den Weg nicht. Ich kenne dich doch nicht, mein Jesus, weil ich dich nicht suche. Ich suche dich, und ich finde dich nicht. Komm zu mir, mein Jesus. Ich werde dich niemals lieben, wenn du mir nicht hilfst, mein Jesus. Zerschneide meine Fesseln, wenn du mich haben willst. Jesus, sei mir Jesus.»

Heitere Seligpreisungen  
Selig, die über sich selbst lachen können, es wird ihnen nie an vergnügter Un­­terhaltung fehlen.  
Selig, die einen Berg von einem Maul­wurfs­hügel zu unterscheiden wissen, man­­­che Scherereien werden ihnen er­­spart bleiben.  
Selig, die imstande sind auszuruhen und auszuschlafen, ohne dafür Entschuldi­gun­gen zu suchen, sie werden Gelas­sen­­heit finden.
Selig, die zuhören und schweigen können, sie werden viel Neues dazulernen.  
Selig, die gescheit genug sind, um sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, sie wer­den von ihren Mitmenschen ge­­schätzt werden.  
Selig, die für den Anruf anderer aufmerksam sind, ohne sich jedoch für unentbehrlich zu halten, sie werden Freude verbreiten.  
Selig, die es verstehen, Kleines ernsthaft und Ernstes gelassen zu betrachten, sie werden im Leben weit vorankommen.  
Selig, die ein Lächeln zu schätzen wissen und ein Grinsen vergessen können, auf ihrem Wege wird die Sonne scheinen.  
Selig, denen es gelingt, fremdes Verhal­ten stets wohlwollend zu deuten, auch wenn der Anschein dagegenspricht, sie werden zwar für naiv gehalten werden, aber das ist der Preis für die Liebe.  
Selig, die überlegen, bevor sie handeln, und beten, bevor sie überlegen, sie werden viele Torheiten vermeiden.  
Selig, die schweigen und lächeln können, auch wenn man ihnen das Wort ab­­schneidet, ihnen widerspricht oder auf die Zehen tritt, denn das Evangelium fängt an, ihr Herz zu durchdringen.  
Selig vor allem, die ihr den Herrn erkennen könnt in all jenen, die euch begegnen, ihr werdet das wahre Licht und die echte Weisheit besitzen.  
(Gemeinschaft der Kleinen Schwestern
von Jesus de Charles de Foucauld)

Foto: © Thomas Max Müller_pixelio.de

Ein Tanz
In seinem Lied «Lord oft he Dance» lässt der Autor Sydney Carter, Jesus tanzen: 
«Ich tanzte am Morgen, da geborn ward das All, und ich tanzt‘ über Sonne, Mond und Sterne allzumal, und ich tanzte vom Himmel her auf’s Erdenland; in Betlehem meine Wiege stand».
In den fünf Strophen des Liedes erzählt Jesus sein Leben, das er tanzend verbracht hatte und so seine Jünger um sich scharte, die Menschen heilten, aber auch wie das «heilige Volk» fand, «das gehe doch nicht» und ihn daher zum Tod am Kreuz verurteilten. «Doch», so Jesus im Lied, «ich bin der Tanz, – und ich lebe fort!… Denn ich bin das Leben, und ich lebe auch in Euch. Wenn ihr lebt in mir, und ich tanze vor euch her. Ich bin der Meister des Tanzes, sagt er».
Wer Mühe hat mit dem Beten, der versuche Gott durch Tanzen zu ehren! Er und sie kann sich dabei auf den grossen heiligen Augustinus berufen, der geschrieben hat: «Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen!» 

Paul Martone


Foto: © ursula Kröll_pixelio.de

 

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