
Foto: Stefano Lodi
«Papst Leo XIV. ruft auf, vorwärts zu gehen
«Der Friede sei mit euch!»
Am 8. Mai 2025 haben die Kardinäle einen neuen Papst gewählt: Kardinal Robert Francis Prevost, der sich den Namen Leo XIV. gegeben hat.
Bei seinem ersten Auftritt als neugewählter Papst auf der Loggia des Petersdomes in Rom umriss der Heilige Vater sein Programm. Er unterstrich die Bedeutung einer synodalen, dialogbereiten Kirche, die sich durch Frieden, Nächstenliebe und Nähe zu den Leidenden auszeichnet. Der Papst rief zum Frieden auf und dazu, gemeinsam vorwärtszugehen.

Foto: Vatikan News
Sein Lebenslauf
Papst Leo XIV. wurde am 14. September 1955 in Chicago als Sohn des Ehepaares Louis und Mildred Martinez geboren. Seine Mutter ist spanischer Herkunft, sein Vater hat französisch-italienische Wurzeln. Nach der obligatorischen Schulzeit studierte Robert Francis Ma- thematik an der Universität von Villanova, ein Studium, das er mit dem Bachelor abschloss. 1977 trat Robert Francis Prevost dem Orden des heiligen Augustinus bei und wurde zum Studium des Kirchenrechts an die päpstliche Hochschule Thomas von Aquin («Angelicum») nach Rom geschickt, wo er am 19. Juni 1982 die Priesterweihe empfing. Sein Studium schloss er mit dem Doktorat ab. 1985 –1998 war er Missionar in Peru. 2002 wählte ihn der Augustinerorden zu seinem weltweiten Leiter, sodass er nach Rom zurückkehrte. Nach Ab- lauf seiner Amtszeit ging er nach Chicago zurück. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator des Bistums Chiclayo (Peru), am 12. Dezember 2014 empfing er die Bischofsweihe. 2015 erhielt er in Anerkennung seines langjährigen Engagements in Peru die peruanische Staatsbürgerschaft. 2018 wurde er zweiter Vizepräsident der peruanischen Bischofskonferenz. Als Bischof hat Prevost die Situation in Lateinamerika kennengelernt und auch erfahren, was Armut ist. Papst Franziskus ernannte Prevost 2019 zum Mitglied der Kongregation für den Klerus, 2020 zum Mitglied der Kongregation für die Bischöfe, 2020 zum apostolischen Administrator der Diözese Callao, 2023 zum Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika und zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe. Papst Franziskus wollte für künftige Bischofsernennungen jemanden verantwortlich wissen, der die Erfahrung eines Missionsbischofs in einem armen Land gemacht hat und somit in das Profil von Papst Franziskus passte. Im Konsistorium vom 30. September 2023 wurde er zum Kardinal.
Brückenbauer sein
Leo XIV. gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. Kardinal Christoph Schönborn, beschreibt ihn als «einen sehr herzlichen, bescheidenen und durchaus demütigen Mann», der gut zuhören könne und daher auch klar in seinen Antworten sei. Diese Fähigkeiten wird er in seinem neuen Amt gut brauchen können, denn er sollte ein wahrer «Pontifex» sein, ein Brückenbauer nicht nur in die Welt hinaus, sondern er muss auch die Kirche einen, die in verschiedene Lager zerrissen ist. Er soll Führung übernehmen und klar (gelegen oder ungelegen) die katholische Lehre vertreten. Für Papst Franziskus war es wichtig, die Menschen an den Rändern der Kirche ins Zentrum zu rücken. Diese Länder hat der verstorbene Papst besucht. Die Länder der Nordhalbkugel (Nordamerika und Europa) haben ihn nicht sehr interessiert. Hier sollte Papst Leo XIV. mehr Verständnis aufbringen, denn selbst wenn Europa nicht mehr das Zentrum der katholischen Kirche ist, herrscht hier ein grosser Hunger nach Spiritualität und Glauben. Diesen zu stillen, sollte eine der dringendsten Aufgaben des neuen Heiligen Vaters sein, denn nur so kann die «schlafende» Kirche Europas wieder aufgeweckt werden und vom «feu sacré», dem heiligen Feuer des Pfingsttages ergriffen werden, das hoffentlich auch wieder vermehrt kirchliche Berufe hervorbringen wird.
Manche haben sich im Blick auf die Politik von US-Präsident Trump gefragt, ob es gut war einen Amerikaner zum Papst zu wählen. Diese Sorgen sind unbegründet, denn politisch ist Papst Leo XIV. nicht auf gleicher Linie wie Präsident Donald Trump. Dieser hat Papst Leo XIV. zwar zur Wahl gratuliert und diese als grosse Ehre für sein Land bezeichnet. Dabei hat er aber wohl ausgeblendet, dass Kardinal Robert Francis Prevost in den sozialen Medien Posts getätigt hat, die Kritik an der Abschiebepolitik von Präsident Donald Trump, US-Vizepräsident JD Vance und Nayib Bukele, dem Präsidenten von El Salvador, enthalten.
Sein Name
Ein neugewählter Papst wählt den neuen Namen, um damit eine Botschaft zu verkünden. Papst Leo XIV. will damit an Papst Leo XIII. (1810 –1903) erinnern, der ein grosser Sozialreformer war und sich als erster Papst auf die Seite der einfachen Arbeiter stellte. Mit dem Schreiben «Rerum novarum» verfasste er 1891 die erste Sozialenzyklika der katholischen Kirche. Es war die Zeit der Industrialisierung, die jedoch zu einer Verarmung und Ausbeutung der Arbeiter führte, was Leo XIII. anprangerte. Die nachfolgenden Päpste beriefen sich alle auf diese Enzyklika. Somit kann auch vom neuen Papst erwartet werden, dass er «starke Akzente in Richtung mehr Gerechtigkeit und mehr Integration der südlichen Hemisphäre in das Leben der katholischen Kirche» setzen wird. Viele Aufgaben erwarten den neuen Papst. Sicher wird auch er nicht alle davon erfüllen können oder müssen. Wesentlich ist, dass er so sein wird, wie er einmal das Idealbild eines Bischofs umschrieben hat: «In erster Linie muss er “katholisch” sein: Manchmal besteht die Gefahr, dass der Bischof sich nur auf die lokale Dimension konzentriert. Aber ein Bischof sollte eine viel umfassendere Vision der Kirche und der Realität haben und die Universalität der Kirche erfahren ».
Paul Martone