(Johannes 3, 1-8)

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Ungewohnte Wege suchen, um die christliche Lebendigkeit wieder zu schätzen
Analphabetismus, Ignoranz oder Gleichgültigkeit: Viele unserer Zeitgenossen haben sich vom Glauben und den christlichen Kirchen distanziert. Dennoch bleibt der spirituelle Durst in vielen Menschen lebendig.
Wie zum Beispiel in Nikodemus, einem führenden Mann unter den Juden, der ahnte, dass ihm etwas Wesentliches fehlte und dass er es bei Christus finden könnte. Jesus lud ihn ein, von oben wiedergeboren zu werden, im Was-ser und im unfassbaren Hauch des Geistes. Wie eine Neugeburt zum Leben des Königreichs. Eine Wiedergeburt, nicht mehr im «Fleisch» des Gesetzes und der materiellen Nebensächlichkeiten, sondern im Geist, der belebt und aufrichtet. Christus steht von Anfang an im Zentrum der Guten Nachricht, die er verkörpert. Er hört auf die Aussagen seines Gegenübers (V. 2), und er baut darauf, um ihn auf eine neue Ebene zu führen. Er führt ihn zu seiner wahren Identität: es ist derselbe Nikodemus, den wir am anderen Ende des vierten Evangeliums wiederfinden, als er den Leichnam des Gekreuzigten im Garten begräbt (Johannes 19,39).
Ungewohnte Wege
Die gegenwärtige Situation der «Post-Moderne» zwingt uns dazu, neue Wege zu finden, um die Gute Nachricht zu verkünden. Nicht mehr, indem wir sie mit Dekreten und Erklärungen überhäufen, die für die Welt unverständlich sind. Sondern indem wir zum Kern des Geheimnisses vordringen, indem wir das Evangelium anbieten und die Bedingungen schaffen, die einen (Neu-)Anfang und eine (Wieder-)Geburt im Glauben ermöglichen.
Die Wiedergeburt aus Wasser und Geist bedeutet, sich von Gott zum Leben erwecken zu lassen, über Gott zu staunen, der Leben schenkt, und diese Erweckung in jedem Menschen zu begleiten. Es bedeutet, die Gegenwart Christi zu erkennen, die bereits in jedem Menschen aktiv ist, die kleinen, oft überraschenden Sprösslinge zu würdigen und das Wachstum des inneren Wesens zu fördern.
Es bedeutet, Gott zu erleben und ihn als treuen Freund zu erfahren. So kann man sich die Quellen der christlichen Lebendigkeit und der Zivilisation, die aus ihr hervorgegangen ist, wieder aneignen.
François-Xavier Amherdt