Monat der Weltmission

«Ihr werdet meine Zeugen sein…
bis an die Grenzen der Erde» (Apg 1, 8)

Wort des Direktors von Missio Schweiz 

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen
Wie erleben Sie die Kirche von heute? Als eine Organisation, die um ihre eigenen, hausgemachten Probleme kreist und diese krampfhaft aufzuarbeiten bemüht ist? Als ein Bollwerk überholter Traditionen, die jegliche «Bodenhaftung» und den «Stallgeruch der Schafe» verloren hat? Als eine blosse Sonntags-Gemeinschaft, von denen sich jeder und jede nach der Messe wieder verabschiedet und in Frieden seinen/ihren Weg geht? Aber Hand aufs Herz: Gibt das ein gutes Glaubenszeugnis in dieser Welt ab? Was würde Jesus Christus dazu sagen? 
Wünscht Jesus Christus nicht, dass wir überall, wo wir hinkommen, für ihn Zeugnis ablegen und aus seinem Geist heraus handeln? Dies ganz im Sinne wie er es den Jüngern in seiner letzten Rede vor seiner Himmelfahrt nochmals in Erinnerung rief: «Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde» (Apostelgeschichte, Kapitel 1 Vers 8). Jeder und jede von uns ist also eingeladen, den Glauben, die Liebe und die Hoffnung aus dem Evangelium neu zu entdecken. Dann sind wir eingeladen, diese Erfahrung und die Freude aus dem Evangelium nicht für uns zu behalten, sondern mutig und entschlossen allen Menschen dieser Welt zuteil kommen lassen, sei es durch Worte des Trostes und der Hoffnung, sei es durch Taten der Nächstenliebe.
Der Monat der Weltmission im Oktober und insbesondere der Sonntag der Weltmission vom 23. Oktober geben uns Gelegenheit, uns wieder bewusst zu machen, dass die Kirche von ihrer Natur aus missionarisch ist. Lassen wir uns als Getaufte also in diesem Monat noch bewusster auf die innere Begegnung mit Jesus Christus ein und bauen zu ihm im Gebet und der Feier des Gottesdienstes eine solide Beziehung auf. Machen wir die Freude aus dem Evangelium allen Menschen auf dieser Welt in ansprechender Weise durch Wort und Tat bekannt und unterstützen wir andere Getaufte dabei – so etwa in Afrika, Asien oder Lateinamerika – durch das Gebet, durch den Gedankenaustausch und durch das Teilen von finanziellen Mitteln (wie die Kollekte zum Sonntag der Weltmission).

Foto: Missio Schweiz

Mit herzlichen Grüssen und besten Segenswünschen
Dr. Erwin Tanner-Tizian , Direktor von Missio Schweiz

«Täglich ein Gebet und eine Münze pro Woche.»

Unter dem Leitwort «Ihr werdet meine Zeugen sein» stellt Missio Schweiz im Monat der Weltmission Pauline Jaricot und ihr Wirken vor. Pauline Jaricot gründete vor genau 200 Jahren in Lyon das Werk der Glaubensverbreitung, aus dem Missio hervorgegangen ist.
«Täglich ein Gebet und eine Münze pro Woche.» Mit dieser einfachen Formel lässt sich das Wirken und Charisma von Pauline Jaricot (179 9–1863) zusammenfassen. Als junge Frau rief sie in Lyon das Werk der Glaubensverbreitung ins Leben, dessen offizielle Gründung am 3. Mai 1822 erfolgte. Die Ausrichtung des Werkes hatte von Beginn an die Kirche auf der ganzen Welt im Blick, war also klar weltkirchlich orientiert. Die Unterstützung für die Verbreitung des Evangeliums sollte nicht mehr national organisiert sein; sie wollte, dass alle «Missionen», wie man damals sagte, gleich unterstützt werden.

Foto: Missio Schweiz

Gebet und soziales Engagement
Pauline Jaricot, die in einer wohlsituierten katholischen Familie aufwuchs, kannte keine materiellen Sorgen, sehr wohl hingegen gesundheitliche. Eine lang andauernde Krankheit hat ihre Spuren im Leben der jungen Frau hinterlassen. Eine aufwühlende Predigt über die Eitelkeit, die sie im Innersten traf, bedeutete für sie eine radikale Wende in ihrem Leben. Sie trennte sich von persönlichem Reichtum, kleidete sich wie eine Hausangestellte und legte ein privates Keuschheitsgelübde ab. Ohne Berührungsängste nahm sie die menschlichen und seelischen Nöte der Arbeiterschaft, besonders der jungen Frauen, wahr – und reagierte auf zweifache Weise. Zum einen versuchte sie die miserable Situation der Seidenweber/-innen in Lyon zu verbessern und zum anderen wollte sie die Menschen an ihrer Erfahrung der Gottesbegegnung teilhaben lassen. Das soziale Engagement und das Gebet sind bei ihr untrennbar miteinander verbunden wie die zwei Seiten einer Medaille. Sie dachte und handelte über das unmittelbare Umfeld von Lyon hinaus und hatte dabei immer die Weltkirche im Blick. Ein Blick, der geschärft wurde durch die Berichte aus den Missionen, die sie von ihrem Bruder Philéas erhielt, der Priester war. 
Ein schlichtes aber geniales System der Spendensammlung wurde ihr Erfolgsrezept: eine Münze pro Woche war die finanzielle Beteiligung an der Mission, da-zu das tägliche Gebet eines Vaterunsers und Ave Marias auf die Fürsprache von Franz Xaver, der später Patron der Mission wurde. Die vielen kleinen Spenden, die durch Zehner- und Hundertergruppen zusammengetragen wurden, waren Pauline Jaricot wichtiger als einmalige Grossspender. Das Mittragen der Mission, die Unterstützung der Evangelisierung durch das tägliche Gebet so vieler Menschen war ihr ungemein bedeutsam.
Aus der wöchentlichen Münze ist die Kollekte vom Sonntag der Weltmission geworden. Es hat sich als praktischer erwiesen, die Sammlung einmal im Jahr durchzuführen. Sie wird auf der ganzen Welt durchgeführt. Das Geld fliesst in einen Solidaritätsfonds, aus dem über 1 100 finanziell schwache Ortskirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien Mittel für ihre seelsorgerlichen und sozialen Aufgaben erhalten.

 

Paula Kidakwa im Dienst an den Menschen

Foto: Missio Schweiz

Wie Pauline Jaricot vor 200 Jahren beschloss die Laienmissionarin Paula Kidakwa aus Nairobi/Kenia alles hinter sich zu lassen, um anderen zu helfen. «Ich wollte etwas bewirken», sagt sie. Ihr Weg führte sie in die abgelegene Region des Samburu-Volkes im Osten Kenias, wo nur wenige Mädchen zur Schule gehen können. «Ihr Leben als eine von mehreren Ehefrauen eines oft wesentlich älteren Mannes ist von klein auf vorbestimmt», erklärt Paula. «Doch viele Mädchen wollen dieses Leben nicht oder fliehen vor der damit verbundenen Tradition der Genitalverstümmelung.» Nach ihren Erfahrungen bei den Samburu nimmt Paula Kidakwa heute in Nairobi Samburu-Mädchen auf, die ihre Dörfer verlassen haben, um in der Grossstadt zu studieren.

Foto: Missio Schweiz

«Als Laienmissionarin teile ich mit ihnen die Liebe und die Freude Christi. Ich gebe das Wort Gottes weiter und helfe den Mädchen, ihr Potenzial zu entdecken, damit sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.»
Das Wirken von Pauline Jaricot hat ihre Lebenszeit weit überdauert, wie das Beispiel von Paula Kidakwa aus Kenia eindrücklich zeigt. Es war ihre Vision und feste Überzeugung, dass die Verkündigung des Evangeliums Auftrag aller ist und sich alle daran beteiligen können. So können wir uns fragen: Wie sind wir heute Zeuginnen und Zeugen der Frohbotschaft?
Missio, Siegfried Ostermann

Papst Franziskus zum Sonntag der Weltmission

Die Pluralform unterstreicht den gemeinschaftlich-kirchlichen Charakter der missionarischen Berufung der Jünger. Jeder Getaufte ist in der Kirche und im Auftrag der Kirche zur Mission berufen: Die Mission wird also gemeinsam, nicht individuell, in Gemeinden und kirchlichen Gemeinschaften und nicht aus eigener Initiative heraus durchgeführt. Und selbst wenn es jemanden gibt, der in einer ganz besonderen Situation den Evangelisierungsauftrag allein ausführt, so tut und muss er das immer in Gemeinschaft mit der Kirche, die ihn gesandt hat, tun. […]

Bei der Evangelisierung gehören also das Bei-spiel des christlichen Lebens und die Verkündigung Christi zusammen. Das eine dient dem anderen. Sie sind die beiden Lungenflügel, mit denen jede Gemeinschaft atmen muss, um missionarisch zu sein. Dieses vollständige, konsequente und freudige Zeugnis für Christus wird sicherlich auch im dritten Jahrtausend die Anziehungskraft für das Wachstum der Kirche sein. Ich fordere daher alle auf, den Mut, die Offenheit und die parrhesia der ersten Christen wiederzugewinnen, um in Wort und Tat und in allen Lebensbereichen Zeugnis für Christus abzulegen.
Franziskus

Der vollständige Text kann unter 
https://www.missio.ch/wms
heruntergeladen werden.

Kollekte am Sonntag der Weltmission

Die Kollekte am Sonntag der Weltmission, am 23. Oktober 2022 ist die grösste Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken welt-weit. Mehr als 120 nationale Missio-Stellen auf allen Kontinenten sammeln an diesem Sonntag für die pastorale und diakonische Arbeit in über 1 100 Diözesen. Gläubige weltweit setzen damit ein Zeichen der Hoffnung für die Ärmsten und Bedürftigsten in Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien, die sonst vergessen gehen.
Helfen auch Sie mit und schenken den Menschen Hoffnung auf eine bessere, friedvollere und gerechtere Zukunft.
Herzlichen Dank und Vergelt’s Gott für Ihre Unterstützung.

Niemand ist zu klein um Missionar zu sein.

Foto: AdobeStock

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