BETEN IM ALLTAG

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1. Juni

Sie ist fest gegründet auf den heiligen Bergen. Herrliche Dinge werden in dir gepredigt, die Stadt Gottes. Und sie singen beim Reigen: Alle meine Quellen sind in dir! (Ps 87, 1.3.7)

Es gibt Tage, da fühlst du dich frisch gestärkt, könntest Bäume ausreis­­sen, fühlst dich wie reingewaschen von Schatten der Vergangenheit. Es ist, als hättest du in einem klaren Fluss gebadet, aus ihm getrunken. Keine ausgetrocknete Kehle mehr, keine verdorrte Seele, kein verstaubtes Herz.
Und du erkennst dankbar, dass das neue Leben dir aus der Stadt Gottes zufliesst, allein aus Gottes Zuwendung herrührt, dass es wie dein ganzes Leben ein Geschenk des Himmels ist – alles Leben kommt von Gott.Gott, ich danke dir, weil du meine Lebensquelle bist, weil ich im Strom deiner Liebe immer neu aufleben kann. Amen

30. Juni

Halte dich nicht für etwas Besseres unter der Masse der Sünder. Halte dem nicht seine Sünde vor, der sich bessert, und denke daran, dass wir alle Schuld tragen. Verachte einen Menschen nicht, weil er alt ist; denn wir werden ja wohl auch alt werden. Freue dich nicht, wenn dein Feind stirbt; denke daran, dass wir alle ster­ben müssen (Sir 7.17; 8, 6-8) (Ps 86, 14.16.17)Na klar: Immer sind die anderen die Bösen, die Schwa­­chen – nur ich nicht – ich bin ja perfekt! Merken wir nicht, wie wir uns damit selbst betrügen?

Ehe wir andere verurteilen ihnen Schlimmes gönnen, uns an ihren moralischen und körperlichen Schwächen und Hinfälligkeiten wenden, sollten wir uns mit uns selbst beschäftigen – eigene Fehler und Hinfälligkeiten klar erkennen – die Fehler ernst nehmen – und zugleich nach Gottes Weise deshalb nicht zu hart zu uns sein – und auch verständiger, liebevoller mit den Menschen umgehen.

Gott, mach mich sensibler für mich und andere. Amen

Das Buch aus dem Styria-Verlag ist in jeder Buchhandlung erhältlich

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

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Hat Gott einen Vogel?

Der Heilige Geist wird immer in der Gestalt einer Taube da­rgestellt, so dass man sich schon fragen kann, ob Gott einen Vogel habe.
Der Heilige Geist scheint für viele Gläubige «die göttliche Unbekannte» zu sein. Viel­leicht ist das auch gar nicht so falsch, denn in der Bibel hat er viel mit Überraschung, Unberechenbarkeit und Neu­anfang zu tun.

Wie kann ich den Kindern diesen Geist aber erklären?
Ich denke, wir müssen uns auch hier mit biblischen und ausserbiblischen Symbolen behelfen um sein Wirken zu verdeutlichen. Am Pfingsttag erfüllte der Heilige Geist alle mit dem Beistand und der Kraft von Jesus.

Folgende Gegenstände sollen als Symbole dienen, um das Wirken des Heiligen Geistes zu entschlüsseln:

1. Glas Wasser
Wozu brauchen wir Wasser? Es lässt Bäume und Pflanzen wachsen, es erfrischt uns; wird zum Waschen und Putzen gebraucht. Der Heilige Geist ist wie Wasser. Er lässt unsere Liebe wachsen; er erfrischt uns und hilft uns, unser Herz zu reinigen von allem, was böse und schlecht ist.

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2. Duftende Blume
Wenn es in einem Raum oder auch irgendwo draussen gut duftet, fühlen wir uns wohl, freuen uns. Wir können durchatmen und neue Energie erhalten. Wir brauchen die Luft zum Atmen und zum Leben. Der Heilige Geist ist wie ein zarter Duft und wie frische Atemluft: Er erfrischt uns schenkt; neues Leben; er lässt uns atmen.

3. Bunter Faden
Ein Faden hält zusammen und verbindet. Der Heilige Geist ist wie ein Faden: er verbindet uns; er schenkt Gemeinschaft und Freundschaft; er lässt die Menschen eins werden.

4. Drachen und Schmetterling
Was wir an Drachen, die wir steigen lassen und an den Schmetterlingen bewundern, ist, dass sie hoch am Himmel fliegen können – leicht und unbeschwert. Sie lassen sich von der Luft tragen, sie sind bunt und lebensfroh.
Der Heilige Geist ist wie ein Drachen und wie ein Schmetterling. Er schenkt uns Freude und Lebendigkeit; er trägt uns hinauf, weit in den Himmel hinein.
(nach: Wilfried Röhring, Willkommen in meinem Haus)

Warum ein Vogel?
Wir wissen aus der Bibel, dass der Heilige Geist in Gestalt einer Taube bei der Taufe Jesu auf ihn herabkam. Bereits in der Antike war die Taube ein Symbol der Liebe, des Friedens und der Sanftmut. Paul Martone

Kirchliche Dokumente

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Wenn ich kirchlich heiraten will, brauche ich dazu verschiedene Dokumente, die ich beschaffen muss. Welche sind das?
Als kirchliche Dokumente brauchen Sie eigent­lich nur einen Tauf- und einen Firmschein. 

Wozu brauche ich denn einen Taufschein?
Der Taufschein bezeugt, dass Sie katholisch getauft worden sind. Die Taufe ist die Voraussetzung für den Empfang der anderen Sakramente, wie. z.B. der Ehe, die Sie ja schliessen möchten. Zudem belegt er, dass Sie noch ledig sind. Auch wird es darauf vermerkt, wenn Sie aus der Kirche ausgetreten sind.

Ich finde diesen Taufschein aber nirgends!
Sie können diesen Taufschein auch nicht finden, denn im Gegensatz zu anderen christlichen Kirchen bekommen Sie nach einer katholischen Taufe keinen Tauf­schein, der seine Gültigkeit nie verliert. Sie müssen ihn für bestimmte Gelegenheiten jeweils neu bestellen. Er darf nicht älter als sechs Monate sein, dies um festzustellen, dass die betreffende Person tatsächlich ledig ist.

Und wo bekomme ich denn diesen Taufschein?
Sie bekommen Ihren Taufschein kostenlos in der Pfarrei, in der Sie getauft worden sind. 

Und den Firmschein?
Die Firmung sollte normalerweise auch in Ihrem Taufbuch eingetragen werden, so dass sich auf Ihrem Taufschein auch das Datum Ihrer Firmung findet. Sollte dies feh­­len, müssen Sie in der Pfarrei nachfragen, in der Sie gefirmt worden sind.

Und wenn ich einen nichtkatholischen Partner heiraten will?
Bei einem konfessionsverschiedenen Paar muss auch der nichtkatholische Partner den Taufschein vorlegen, damit die An­­erkennung seiner Taufe zum Ausdruck kommt. 

Jetzt brauche ich noch das Ehedokument. 
Dieses bringt jeweils der Pfarrer, mit dem Sie zur Vorbereitung ihrer kirchlichen Trau­ung das Ehegespräch führen.

Das sind aber viele Dokumente, die ich für die Hochzeit brauche.
Das zeigt, dass die Kirche eine Hochzeit ernstnimmt und es sich dabei nicht einfach nur um ein schönes Fest im Fami­lienkreis handelt.

Besten Dank für die Auskunft.     pam

Die grosse Frage nach dem Sinn des Leidens

Warum?

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Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien vom Februar mit zehntausenden von Toten und vielen Verletzten hat auch die Frage nach dem Warum aufgeworfen. Warum lässt Gott dieses Leid zu? Wa­rum gibt es eigentlich so viel Leid in der Welt? Wo bleibt da der liebende, mächtige Gott, der uns als guter Vater und liebende Mut­­ter vorgestellt wird? 

Fragen erlaubt, aber…
Fragen über Fragen, die uralt sind und des­­halb auch zutiefst menschlich. Es ist daher auch erlaubt diese Fragen zu stellen, ja sogar Gott ins Gesicht zu schreien.
So einfach es ist, diese Fragen zu stellen, so schwierig ist es, sie zu beantworten, denn alle «noch so brillanten Antworten darauf in Geschichte und Gegenwart muss­­­ten und müssen an irgendeiner Stel­l­e einen letzten Rest an Sinngebung schuldig bleiben» (Johannes B. Brant­schen). Auch als Christ darf ich he­r­aus­finden wollen, warum es denn eigent­lich so ist. Aber eine Antwort, die diese Fra­gen zum Schweigen bringt, gibt es wohl gar nicht. Bei allzu grausamen und un­­fassbaren Schicksals­schlä­gen dür­fen wir zugeben, dass wir sie nicht verstehen. Bei allem Nachdenken bleibt die Hilf­losigkeit, und jeder Ant­wort­versuch führt zu einer neuen Frage. Letztgültige Ant­worten bleiben aus. Das einzugestehen und auch zu akzeptieren, kann vielleicht der erste Schritt sein, um über das Leid nachzudenken, ohne es zu zerreden und gar den vom Leid Betroffenen billigen Trost zusprechen zu wollen.

Leere Hände
Vielleicht hat Pierre Veuillot (1913-1968) recht, wenn er schreibt: «Wir verstehen es meisterhaft, schöne Sätze übers Lei­den zu machen. Auch ich habe übers Leiden in ergreifender Weise gepredigt. Sagen sie den Priestern, sie sollen lieber schweigen. Wir wissen nämlich nicht, was Leiden heisst. Als ich dies einsehen musste, habe ich nur noch geweint». Ja, manchmal ist das Weinen das einzige, das uns bleibt angesichts des schrecklichen Leids, das Menschen und ganze Völker trifft. Die Frage nach dem Warum, tausendmal gestellt, nicht nur heute: Kei­ner kann darauf etwas sagen. Jeder einzelne von uns steht da mit leeren Hän­den, und auch, wer nur irgendwie an Gott glaubt, kann und darf diese leeren Hän­de Gott entgegenstrecken und ihm sein Un­­verständnis, seine Fragen und vielleicht auch seinen Zorn entgegenhalten.

Der Glaube ist kein Medikament
Alles Alltägliche scheint so sinnlos angesichts der Bilder, die uns aus der Türkei und Syrien erreichen. Aber auch angesichts der Bilder vom Krieg in der Uk­­raine und solche von Menschen, die wir kennen und liebhaben und die durch eine schwere Krank­heit niedergestreckt wurden. Wir kön­nen zwar versuchen, einander zu helfen. Wir können miteinander spre­chen und nach­­denken. Aber wir können gar keine Wor­te finden und erst recht kei­­ne rechte Antwort. Es bleibt so vieles unbeantwortet. 
Der hl. Paulus hilft uns vielleicht ein we­­nig weiter, wenn er schreibt, dass wir uns als Christen auch trösten sollen «mit der Botschaft unseres Glaubens». Was aber kann uns der Glaube hier helfen?, frägt sich vielleicht der eine oder die andere! Der Glaube macht all dies nicht leichter. Aber der Glaube kann Licht in das Dunkel der Sinnlosigkeiten bringen. Gott kann unsere leeren Hände füllen. Das, womit er unsere leeren Hände füllen kann, ist wenig und viel zugleich: Wenig, wenn es darum ginge, den Schmerz möglichst bald zu besiegen und die Antwort auf alle Fragen zu be­­kommen. Der Glaube ist kein Medika­ment, das man schluckt, und dann wird alles anders. Er macht nichts ungeschehen oder löscht das Schreck­liche spurlos aus.

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Das Kreuz Christi
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Blick auf das Kreuz Jesu Christi zu richten. Da gibt es nichts zu verharmlosen: Am Kreuz hängt nicht ein glorreicher Gottmensch, der über alle Schmer­zen erhaben ist. Nein! Jesus hat die glei­­chen quälenden Fragen gehabt, die gleiche Verzweiflung gespürt, die gleichen Schmerzen erlitten, wie sie jeder andere Mensch bei Krankheit und Katastrophen und schliesslich im Sterben erleidet. Diese Fragen hat er seinem Gott, auf den er sein Leben lang gehofft hat, entgegengeschrien, so, als habe er ein Recht auf eine Antwort, aber auch so, als ob es eine Antwort geben muss: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?». Ein Schrei, den wohl schon viele Menschen in ihrer Ver­­zweif­lung ausgerufen haben als sie erleben mussten, wie alles, das ihnen lieb und teuer war, zusammenbrach und zerstört wurde. Und oft geht es uns ähnlich wie Jesus am Kreuz, dass wir Gott nicht spüren, keine Nähe, kein Eingreifen. Wir erfahren Gott als fern und abwesend, gleichgültig und nicht an unserem Leid und Unglück interessiert. «Vielleicht muss Gott aber so weit weg sein, um unser richtiger Gott sein zu können, dass er abwesend und schweigend sein muss, um unser naher Gott sein zu können. So glauben wir doch: Nie war Gott der Welt so nahe, so liebend nahe wie eben in jenem Augenblick am Kreuz. Nie war Gott der Welt so nahe wie damals, als sein Sohn klagte, Gott habe ihn verlassen» (Hermann-Josef Venetz).

Der nahe ferne Gott
Dieser Gott Jesu Christi ist in seiner Ab­­wesenheit, in seinem Schweigen und in seiner Ferne auch uns nahe. Gerade dann, wenn wir meinen, wir wären ans Kreuz genagelt, wir wären am Ende und es würde niemanden geben, der sorgend für uns da ist. Gerade im Leiden und im Sterben ist Gott bei uns. Weil Jesus für uns gestorben und auferstanden ist, brauchen wir nicht zu verzweifeln – das ist unser Glaube an die Auf­er­stehung!

Das Ende unseres Lebens und unseres Sterbens – wie immer es ge­­sche­hen mag – ist dann nicht ein Sarg oder eine Urne mit unserer Asche, sondern die Auferstehung vom Tod, ewiges Leben bei Gott, denn Gott will nicht den Tod, sondern das Leben. Darauf dürfen wir bauen und darauf uns verlassen.

Erdbeben in der Türkei. Foto © Caritas

Das hat er uns in der Auferstehung Jesu gezeigt. Dadurch wurde das Kreuz nicht ausgelöscht, aber sie schenkt uns die Gewissheit, dass das Scheitern nicht das letzte Wort behalten wird. Daran dürfen wir uns halten, auch wenn Gott schweigt und wir das Gefühl haben, er sei meilenweit von uns entfernt und unser Schicksal lasse ihn kalt. Darüber mit Gott zu hadern, ist erlaubt, aber schliesslich bleibt uns Christen nur eines übrig: einander betend in jenen klagenden Schrei hinüberzuhelfen: Herr, dein Wille geschehe, auch wenn ich ihn jetzt (noch) nicht verstehe! «Wo das Ein­­schwin­­gen in diesen Schrei gelingt, da ist auch dem fürchterlichen Leiden sein Stachel gezogen, da geschieht christliche Ergebung – oder eben: Kreuzes­nach­folge… wo sie geschieht, geschieht im­­mer ein Wunder, vor dem wir uns nur stumm und bewundernd verneigen können» (J. B. Brantschen).

Monsun in Sri Lanka. Foto © Caritas

Warum lässt Gott das zu?
Wir dürfen von dieser Hoffnung auf die Auferstehung am Ende der Zeiten jedoch nicht reden, solange wir uns nicht be­­mühen, den kranken, leidenden und am Boden liegenden Menschen schon hier und heute zu helfen und ihnen beizustehen. Wer nur fromme Sprüche aufsagt und sich nicht dafür einsetzt, dass jeder Mensch zu seinem Recht kommt, der macht aus Gott einen Lückenbüsser für seine Faulheit, seine Habgier und seinen Egoismus. Gerade im Zusammenhang mit dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien wurde gefragt, warum Gott zulasse, dass dort so viele Menschen unter zusammengestürzten Häuser sterben mussten? Wenn dort die weitverbreitete Korruption und Misswirtschaft nur an die finanziellen Gewinne einzelner Politiker und Wirtschaftsleute denkt und Mil­lio­nen­beiträge durch dunkle Kanäle in die Säcke von mafiösen Organisationen und Privatpersonen fliessen, so kann man für das Kollabieren all dieser Gebäulich­kei­ten nicht Gott die Schuld in die Schuhe schie­­ben. Vielmehr sollen alle Menschen hier und heute damit anfangen, mutig und gelassen, sachlich und frei von allen Ideologien dafür zu kämpfen, dass unsere grausame Welt jeden Tag ein wenig menschlicher wird und Schurken das Hand­werk gelegt wird. «Handle so, als ob Gott nur deine Hände hätte, freue dich aber, dass Gott noch andere Hände hat. So kannst du nüchtern realistisch bleiben, standhaft ausharren und mutig weiterkämpfen, ohne fanatisch und zynisch zu werden und ohne zu resignieren.»
Als Christen leben wir aus der Hoffnung, einer Hoffnung, die das Leiden nicht ausschliesst oder durch das Leiden in Frage gestellt wird. Es ist die Hoffnung, dass Jesus Christus uns auch und gerade im Leiden nahe ist, weil er selber durch alles Leid der Welt hindurchgegangen ist. Ihm dürfen wir uns anvertrauen, weinend und klagend, denn er versteht uns. 

Besinnungsweg von Helmut Doll, Bad Kissingen. 

Deshalb möchte ich schliessen mit ei­­nem Zitat von H.-J. Venetz, der schrieb: 
«Vielleicht ist es kein Trost; aber hie und da bin ich dankbar dafür, dass Jesus nicht als Held gestorben ist, sondern als jemand, der zitterte und furchtsam sich zu Boden warf.
Vielleicht ist es kein Trost; aber hie und da fühle ich mich mit Jesus verbunden, der von seinem Vater nicht erhört wurde, der von Gott keine Antwort erhielt.
Vielleicht ist es kein Trost; aber hie und da erleichtert es mich zu wissen, zu hö­­ren und zu lesen, dass es diesem Jesus um nichts besser ergangen ist, als es uns ergeht. Offensichtlich ist er ganz in unsere Geschichte eingegangen.»

Paul Martone

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Poss
Foto: © Poss

Hatte Jesus auch eine Mama?

Wir wissen aus der Bibel, dass Jesus ein Mensch war wie jeder von uns auch. Deshalb hatte er auch eine Mutter. Sie hiess Maria und alles, was wir über Maria wissen, steht in der Bibel genauso wie alles, was wir über Jesus wissen. Maria hat für Jesus von klein an gesorgt, so wie Mütter – und Väter – für ihre Kinder sorgen, damit sie gesund bleiben, zu essen und zu trinken und auch etwas zum Anziehen haben.

Aber Maria war auch anders als andere Frauen und Mütter.Sie war eine be­­sondere Mutter, auserwählt und ausgezeichnet, und zwar durch ihren Sohn Jesus, den sie geboren hat. Wir feiern seinen Ge­­burtstag ja jedes Jahr an Weihnachten. Maria wusste, dass Jesus nicht ein Kind war wie jedes andere auch, denn er war Gottes Sohn. Als Gott beschloss seinen Sohn auf die Erde zu schicken, hat er Maria auserwählt und ihr durch den Engel Gabriel angekündigt, dass sie die Mutter dieses Gottessohnes werden wird.

Maria hat Ja zu diesem Plan Gottes gesagt und hat für Jesus gesorgt, was nicht immer einfach war. Sie war eine starke und mutige Frau, die ihren Sohn durch sein ganzes Leben begleitet hat, als er im ganzen Land herumzog, predigte und Wunder wirkte. Maria hat sich oft Sorgen ge­­macht und es ist ihr sicher nicht leicht gefallen, das alles zu verstehen. Trotzdem ist sie ihm im Leiden und im Tod beigestanden. Als Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel zu seinem Vater zurückgekehrt ist, blieb Maria für die Freunde und Freundinnen Jesu ein Vorbild, denn sie blieb mit Jesus auch nach seinem Tod verbunden. Als Maria alt war, hat Jesus sie zu sich in den Himmel genommen, wo sie nun bei Gott sein darf. Dort lebt sie als unsere Mutter; sie fühlt und denkt mit uns. Deshalb dürfen wir sie in unseren Gebeten anrufen! Mit all unseren Sorgen und Nöten können wir zu ihr kommen.

Wir beten Maria nicht an, denn nur Gott beten wir an, aber wir können zu ihr beten, z. B. – wenn wir traurig sind – wenn wir allein sind – wenn wir Streit haben – wenn wir Hilfe brauchen – am Morgen, am Abend oder einfach zwischendurch! Wie gut, dass es Maria gibt!

Paul Martone

BETEN IM ALLTAG

Foto: © Grace-Winter_pixelio.de

1. Mai

Gepriesen sei der Herr, Tag für Tag. Gott trägt uns, er ist unsere Hilfe. 
Gott ist ein Gott, der uns Rettung bringt. 
Gott, der Herr, führt uns heraus aus dem Tod.  (Ps 68, 20 –21)

Das sollte ich mir immer wieder vor Augen führen: Ich bin ein Getragener – niemals kann ich ins Bodenlose stürzen. Ich bin zu jedem Augenblick in Gottes Hand, und keine Macht der Welt kann mich dieser Hand entrei­s­sen, auch nicht der Tod.
Diese Hand trägt mich, ob ich es spüre oder nicht, hin zum Ziel, diese Hand birgt mich in Zeit und Ewigkeit.

Gott, es ist gut,  mich in deiner Hand zu wissen. Amen.

31. Mai

Gott! Vermessne stehen wider mich auf, die Schar der Wütigen trachtet mir nach der Seele. Wende dich mir zu. Tu an mir ein Zeichen zum Guten. (Ps 86, 14.16.17)

Meine Klage über die bösen, lieblosen Mit­­menschen – vielleicht bitte ich Gott, wenn ich ihn in solcher Angelegenheit um Hilfe angehe, auch darum, dass er an mir ein Lebenszeichen wirkt insofern, als ich selbst liebevoller, freundlicher werde.
Denn es wäre eine heuchlerische Klage, wo ich selbst nicht besser bin als die anderen.

Gott, gib mir Kraft, mit dem Guten bei mir selbst anzufangen – wenn nicht ich, wer sonst? Amen.

Wachsamkeit, Offenbarung und Apokalypse

Letztes Gericht in der Sixtinischen Kapelle. Foto DR

«Das Ende der Welt ist nahe», heisst es. Diese Behauptung haben wir letzten Som­mer wieder einmal gehört, als zu den russischen Misshandlungen, die wäh­rend des nicht zu rechtfertigenden An­­griffs auf die Ukraine begangen wurden, Dür­­re­­katastrophen und Waldbrände über­all auf der Welt hinzukamen. Hinzu kommen die drohenden Stromausfälle und allgemein der Energiemangel.

Eigentlich wird uns seit langem das Ende der Geschichte versprochen: Das war in jeder Epoche der Fall. Den­ken wir nur an die Invasionen der Bar­baren, den Unter­gang des Byzan­­ti­ni­schen Rei­ches, die beiden Weltkriege des 20.  Jahr­hun­derts, die Atomkatastro­phen von Fu­ku­­­shi­­ma oder Tschernobyl usw.

Das Neue Testament mit seinem letzten Buch der «Offenbarung» und den apokalyptischen Reden der Evangelien fordert uns ständig zu der einzigen Haltung auf, die angesichts dieser aufeinanderfolgenden Dramen angemessen ist: Wach­­­samkeit. Keine Panik, die Herr­schaft über das Universum bleibt in der Hand des Schöpfers und Erlösers. Die Gegner seines Vorhabens, die verschiedenen Bes­­tien, die Reiche von Babylon und Rom, die zeitgenössischen Tyrannen, wer­­­­­den nicht siegen. Das Böse wird end­­gültig in den Feuersee und den zweiten Tod gestürzt.

«Der Menschensohn wird zu einer Stun­de kommen, in der ihr es nicht erwartet.» (Matthäus 24, 44) Die Erschütterungen durch Konflikte, Hungersnöte und Erdbeben bedeuten nur den Beginn der Geburts­wehen des neuen Himmels und der neuen Erde. Es wird von falschen Pro­­pheten wimmeln, die die Leichtgläu­big­keit der Menschen ausnutzen und Nation gegen Nation aufhetzen. «Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet werden.» (Matthäus 24,13) Die Drangsale werden sich ausbreiten, Sonne und Mond werden sich verfinstern, die Sterne werden vom Himmel fallen. Erst dann wird der Menschensohn auf den Wolken kommen.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. (Matthäus 24, 42) Keine Angst, denn was wir jetzt erleben, sind nur die Vorboten der endgültigen Befreiung!

François-Xavier Amherdt

Himmel

Foto: © Poss

Am 18. Mai ist Christi Himmelfahrt.
Was können wir uns unter dem Begriff «Him­mel» überhaupt vorstellen?

Ich glaube, es wäre falsch, wenn ich hier den Himmel beschreiben würde, denn nie­­­mand von uns kann genau sagen, was und wie der Himmel ist. Sicher ist damit aber nicht einfach das Himmelsgewölbe über der Erde oder das weite Weltall ge­­meint.

Danke! Jetzt weiss ich zumindest schon einmal, was der Himmel nicht ist. Aber wo ist er denn nun?
Auch das kann ich ihnen nicht sagen! Nach heutiger Vorstellung ist der Himmel kein Ort, sondern ein Zustand, bei dem ein verstorbener Mensch klar und ungehindert mit Gott, der uns voll Sehnsucht und Geduld erwartet hat, verbunden ist und ihn sieht, wie er ist. 

Und weiter!
Der Himmel ist keine weitentfernte und völlig unbekannte Wirklichkeit im Uni­ver­sum. Er sei der Ort der Erlösung und der Nähe Gottes, er gehöre zur «Geographie des Herzens», hat Papst Benedikt XVI. einmal gesagt und ergänzte dann: «Wo Gott ist, dort ist der Himmel».

Und wie viele Wege gibt es denn zu Gott?
«So viele, wie es Menschen gibt», sagte Benedikt XVI. Das heisst ja auch, dass Gott jeden Menschen einzeln anschaut und mit ihm im Kontakt ist, sowohl zu seinen Lebzeiten hier auf Erden, aber auch und dann ganz besonders eng im Himmel in einem Zustand vollkommenen Aufgehobenseins und wohltuender Ge­­bor­genheit in Gott.

Ein schönes Gefühl!
Ja, aber letztlich sind dies alles nur Bil­der, die nur einem hilflosen Stammeln gleichen, denn wirklich beschreiben kön­­nen wir den Himmel nicht, und wir müssen es auch nicht. Lassen wir uns doch von diesem wunderbaren Gott überraschen, mit dem, was er jenen be­­reitet hat, die ihn lieben.

Danke für diese himmlischen Auskünfte.    pam

Das ewige Licht

Foto: Ewiges Licht, Kirche, Oberpfalz, © Poss

Letzthin ging ich in eine Kirche und sah, dass dort eine Kerze in einem roten Glas brannte und das obwohl keine Messe war. Was hat das zu bedeuten?
Was Sie da entdeckt haben, ist das ewige Licht. Wie der Name schon sagt, brennt dieses Licht Tag und Nacht. Auch dann, wenn kein Gottesdienst stattfindet und auch wenn kein Beter und keine Beterin dort ist.

Wieso das denn?
Dieses Licht, das beim Tabernakel brennt, in dem die Hostien aufbewahrt werden, soll auf die Gegenwart Christi, der das Licht der Welt ist, hinweisen. Er ist immer da und freut sich, wenn wir zu ihm kommen.

Und wieso ist das Licht immer rot?
Die rote Farbe soll auf das Blut hinweisen, dass Christus für uns am Kreuz vergossen hat um uns zu erlösen. Zudem ist Rot die Farbe der Liebe Christi, dessen Herz für uns brennt.

Wird dieses Licht nie gelöscht?
Doch es wird einmal im Jahr gelöscht und zwar nach der Abendmahlsmesse am Grün­­donnerstag. Dann wird ja das Aller­heiligste aus dem Tabernakel genommen und in einen besonderen Altar, dem «Heiligen Grab» gelegt. 

Was bedeutet das?
Das gelöschte «ewige» Licht erinnert an die Verlassenheit Christi und seinen Tod, man könnte auch sagen sein «Erlöschen» am Kreuz, und an die Finsternis, die durch seinen Tod in die Welt kam.

Wie lange bleibt das «Ewige Licht» dann gelöscht?
Nach der Feier der Osternacht am Sams­tag werden die Hostien wieder in den Tabernakel gebracht und dann wird auch das ewige Licht wieder angezündet. Es ist das Zeichen dafür, dass durch die Auf­erstehung Jesu der Welt ein Licht aufgegangen ist, das stärker ist als die Finsternis von Sünde und Tod.

Gibt es dieses ewige Licht nur in katholischen Kirchen?
Nein, ein solches gibt es auch in der Altkatholischen und zum Teil in anglikanischen Kirchen. Im jüdischen Tempel in Jerusalem brannte es auf einem Leuch­ter, um an die Gegenwart Gottes zu er­­in­­nern – das ist auch heute noch in den Synagogen so, wo eine Lampe vor dem Schrein mit den Schriftrollen brennt.

pam

Die Einsamkeit des Priesters

«Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde.» Diese Empfehlung des heiligen Paulus (Apg 20, 28) fordert die Verantwortlichen der Gemeinden auf, auf sich selbst zu achten. Viele Priester fühlen sich heute angesichts der ihnen anvertrauten Mission einsam und entmutigt.

Foto: © Poss

«Es ist kurz vor 19 Uhr, ich habe noch fünf Stunden bis zur Mitternachtsmesse. Es ist Heiligabend und ich bin allein. Kei­nes meiner Gemeindemitglieder hat da­­ran gedacht, mich einzuladen, um mit seiner Familie das Weihnachtsessen zu teilen. Kann ich ihnen das vorwerfen? Es ist ihnen einfach nicht in den Sinn ge­­kommen. Der Weihnachtsabend ist ein Abend für die Familie, für die Privat­­sphä­­re, und ich gehöre nicht zu ihrer Fa­­milie. Ich bin niemandes Intimus. Für alle bin ich abgesondert, getrennt. Meine Fa­­­milie ist weit weg, ich werde sie morgen bei einem Snack bei meinen Eltern treffen. Bis dahin bin ich an Heiligabend ein einsamer Mann.»
Dieses Zeugnis eines befreundeten Pries­ters lädt uns dazu ein, auch andere Ein­samkeiten in Betracht zu ziehen, die weit­aus grösser und dramatischer sind. Die jüngsten Nachrichten aus der katholischen Kirche in Frankreich, aber auch in anderen Ländern wie Indien oder den USA, waren von mehreren Selbst­tötun­gen von Priestern geprägt. Jede einzelne Ge­­­schichte hat manchmal intime und un­­bekannte Ursachen, aber in der Kir­­che ent­steht allmählich ein Bewusstsein für die Notwendigkeit, den psychologischen Schwächen von Priestern und Ordens­leuten mehr Aufmerksamkeit zu schen­ken, und zwar vor dem Hinter­grund des ge­sellschaftlichen und media­len Drucks, die für viele eine Quelle der Erschöpfung ist. 

Druck durch die Medien
Am Sonntagabend, dem 3. Februar 2008, nahm sich ein Priester aus Neuenburg das Leben. Er habe den Druck der Me­­dien nicht mehr ausgehalten, sagte sein Um­feld. Am Vortag der Trauerfeier in der Neuenburger Basilika ergriff der Schwa­ger des Verstorbenen das Wort und be­­schuldigte offen die Medien. Der Pries­ter, so sagte er, sei «von dieser Horde von Journalisten verfolgt worden, deren Atem er hinter sich spürte». Auch Bi­­schof Genoud hatte in einer Sendung des Westschweizer Fernsehens, «Infrarouge», die Medien mit den Worten angeklagt: «Manchmal tötet das Gerücht!».

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Gesellschaftlicher Druck
Natürlich gibt es die ewige Debatte darüber, ob man die Entscheidung zwischen Ehe und Zölibat aufgeben soll, wobei letzteres nach Ansicht einiger als die Quelle allen Übels angesehen wird. Dies ist nicht die Mei­nung von Pfarrer Vincent Lafargue, der überzeugt ist, dass die gros­se Mehrheit der Priester nicht un­­glücklich ist, weil sie zölibatär leben, ganz im Gegenteil. Sei­ner Meinung nach be­­leuchten die Me­­dien zu oft Fälle, die nicht unbedingt re­­präsentativ sind. «Warum sollen immer Priester zu Wort kommen, die damit nicht gut zurechtkommen oder die aus der Kir­­che ausgetreten sind, um zu heiraten? Der Zölibat der Priester ist zwar eine Quelle grosser Fruchtbarkeit in der Kirche, aber “diese Lebensent­schei­dung bringt uns auch in eine grosse Ver­­letz­lichkeit”, erklärt ein anderer Mitbruder. “Die Zärtlichkeit einer Ehefrau nicht zu spüren, die eigenen Kinder nicht zu se­­hen, jeden Abend allein nach Hause zu kommen und sich in ein leeres Bett zu legen, ohne eine Hand, die man drücken kann. All das macht uns zu zerbrechlichen Men­schen”.»
Das Leben eines Priesters hat schon im­­mer eine gewisse Einsamkeit mit sich gebracht. Aber heutzutage, mit fast leeren und kalten Kirchen, einer in den Me­­dien verunglimpften und lächerlich ge­­machten Figur, einer gleichgültigen oder ablehnenden öffentlichen Meinung und der Berufungskrise, fühlt sich ein Pries­­ter oft mehr als nur einsam, er fühlt sich verlassen. Der Erzbischof von Oviedo in Spanien, Jesus Sanz, beklagt «das Miss­trauen und die Verachtung, die Priestern in der Gesellschaft entgegengebracht werden. Von einer Zeit, in der der Pries­ter mit Respekt und Verehrung behandelt wurde, ist man nun zu einer Phase übergegangen, in der er nichts zählt und die Kirche im Allgemeinen und der Pfar­rer im Besonderen zu ächten sind».

Die Einsamkeit älterer Priester
Der Papst hatte in einer seiner Predigten gesagt: «Vergesst die älteren Schwes­tern und Priester nicht». Oft fühlen sich diese Priester nutzlos, weil sie keine Auf­­­gabe mehr haben. Einer meiner Mit­brü­der sagte mir: «Ich bin zu nichts mehr nütze». Die meisten warten so lange wie möglich, bevor sie in ihre Gemeinschaft zurückkehren oder in ein Altersheim ziehen.
Sie tun dies erst, wenn sie keine andere Wahl mehr haben und weil sie sich in einem Zustand der Abhängigkeit befinden. Das ist schwierig für sie, denn sie hatten ein aufregendes, aktives Leben und viele Kontakte während ihres Diens­tes, und nun sind sie isoliert. Ausserdem können einige von ihnen nicht mehr die Messe feiern.

Die Plage der vollen Terminkalender
Da die Zahl der Priester in der westlichen Welt in den letzten Jahren abgenommen hat, werden sie oft von der Arbeit er­­drückt, da sie ein sehr grosses Gebiet oder mehrere Pfarreien zu betreuen ha­­ben. Selbst wenn sie herzliche Bezie­hun­­gen zu ihren Pfarreiangehörigen oder Mit­­­­arbeitern haben, kann es sein, dass sie sich einsam fühlen, wenn sie abends in ihr leeres Pfarrhaus zurückkehren und sich das Essen selbst zubereiten müssen. Die Realität zeigt, dass diese Er­­schöpfung und der ständige Stress zu Entmutigung, Aufgeben und Verlas­sen­heit führen können. Doch es gibt Mög­lich­keiten, damit umzugehen. Ein Pfarrer der Diözese Sitten erklärt: «Was mich an­­­treibt, weiterzumachen und Freude und Zuversicht zu finden, sind all die ausgetauschten Blicke, das Lächeln, der Aus­tausch und die Begegnungen. Für mich ist es wichtig und entscheidend, mit Gott und den anderen in Verbindung zu bleiben. Es ist auch die Gewissheit, dass es Jesus ist, der seine Kirche und damit auch meinen Dienst leitet.»

Positive Einsamkeit
Dennoch ist die Einsamkeit ein Teil un­­se­res Lebens. Die Erfahrung zeigt, dass sie nicht immer negativ ist: Manchmal suchen wir sie wie ein kostbares Gut, das wir brauchen, um Abstand zu ge­­win­­nen, nachzudenken und zu beten. Viele Prie­s­ter, die ich getroffen habe, gaben mir ihre Freude darüber weiter, dass ihr Pfarr­haus nach einem anstrengenden und ermüdenden Tag eine Oase des Frie­dens und der Erholung ist. Einer von ihnen sagte mir sogar: «Ich bin ein Privi­le­gier­ter, wenn ich an die Familienväter und -mütter denke, die nach Hause kommen und ihren Abend damit verbringen müssen, die Hausaufgaben der Kinder zu über­wachen, ihr Spiel zu teilen und sie nach einem anstrengenden Tag ins Bett zu bringen.» Ein anderer meint, «dass die Einsamkeit ein Raum der Stille, der Ver­fügbarkeit und der Begegnung ist, der vor Überforderung bewahrt. Ich liebe es, allein in den Bergen zu wandern. Ich liebe es, wie Christus allein zu beten. Ich liebe und suche diese Einsamkeit, die mich wirklich zu Gott hinführt».

Foto: ©_by_Angelina Ströbel_pixelio.de

Einige Hinweise, um besser mit Einsamkeit umzugehen
Die psychologischen Schwächen mancher Priester, die oft mit Beziehungs­problemen und der Gefahr der emotionalen Einsamkeit verbunden sind, werden von der katholischen Kirche immer ernster ge­­nommen. Während der Stellenwert der Psychologie in der Priesteraus­bil­dung früher ein gewisses Misstrauen her­­vorrief, wird sie heute oft als wertvolle Quelle be­­trachtet, um ein ausgewogenes und nach­haltiges Priestertum zu leben. Sol­che Quellen können auch in der Familie des Priesters gefunden werden, bei seinen Eltern und Geschwistern. Sie kennen ihn am besten und können seine Schwie­rigkeiten verstehen. Es gibt auch die Pfarrei, die um den Priester herum eine echte Brü­der­lich­keit schaffen muss, indem sie ihm hilft, die richtige Orien­tie­rung für seine Pfarrei zu finden. Schliess­lich gibt es noch die wertvolle Priester­freundschaft (siehe Kasten), die jeder Priester durch gemeinsame Mahlzeiten, regelmässige Treffen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung pfle­­gen sollte.

Calixte Dubosson, Pfarrer

Foto: © Poss

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Abgesondert

Foto: Veseley, Frankreich, © Poss

Es gibt Einsamkeit und Einsamkeit. Wenn Jesus zu den Aposteln sagt: «Kommt an einen einsamen Ort und ruht euch ein wenig aus» (Markus 6, 31), dann spricht er von einer wohltuenden Abgeschie­den­­heit, um beim Vater neue Kraft zu schöpfen.
Auch heute noch können die Anfor­de­run­gen an Pastoraltheologinnen und -theologen oder geweihten Mitarbeitern so zahl­reich sein, dass sie sich buchstäblich «aufgefressen» fühlen und wie die Jünger damals nicht einmal mehr die Zeit finden, sich zu setzen um das Mahl miteinander zu teilen und sich auszuruhen. Es besteht die Gefahr der Erschöp­fung und des «Ausbrennens» aller apostolischen Energien («Burn-out»).
Der Menschensohn selbst gibt ihnen ein Beispiel, denn er zögert nicht, sich mit einem Boot an einen gesonderten Ort zu­­rückzuziehen (6, 32). Doch die Men­schen­­massen kommen ihm zuvor, so dass er, als er an Land geht, eine so gros­se Volks­­masse sieht, dass er Mitleid mit ihnen hat und, in seinem Herzen ergriffen, Leh­re und Brote für sie vermehrt, da sie wie eine Herde ohne Hirten erscheinen (6, 34).
Nachdem Christus die Menge gesättigt und gespeist und die Zwölf wieder an Bord gebracht hatte, schottete er sich ab und stieg auf den Berg, um dort zu be­­ten (6, 45-47). Ohne Zeiten im Angesicht der Heiligen Dreifaltigkeit, «ausgedehnte Momente der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort, des aufrichtigen Dialogs mit dem Herrn», so Papst Fran­ziskus, «werden die Aufgaben (der Evangelisierung) leicht sinnlos, wir werden durch Müdigkeit und Schwierig­kei­ten schwächer, und der Eifer erlischt» (Evan­gelii Gaudium, Nr. 262). Verbringt nicht auch er selbst jeden Tag eine Stunde mit dem Gebet?
Seelsorgende können jedoch darunter leiden, dass sie keine zwischenmenschlichen Beziehungen pflegen, die für ihr persönliches Gleichgewicht unerlässlich sind. Ist der Dienst nicht geprägt von missionarischem Austausch mit Grup­pen und Gemeinschaften aller Art sowie von tiefem Austausch mit Freunden, Ver­trauten und einem geistlichen Be­­gleiter?
Es geht also um ein ausgewogenes Ver­hältnis zwischen dem innigen Umgang mit dem Geist im stillen Kämmerlein und dem belebenden Kontakt mit Menschen, denen man vertraut.

François-Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG

1. April

Hungert dein Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen. (Spr 25, 21.22)

Dem Übeltäter mit Gutem zu antworten, dafür gibt es mehrere Gründe. Im Wissen um eigene Fehler und die mir geschenkte vergebende göttliche Liebe bin ich nachsichtig mit ihm, helfe ihm konkret-liebend aus Bedrängnis – trotz meiner vorhandenen, nicht unterdrückten Abneigung. Vielleicht wächst ja sogar Zuneigung – insbesondere auch, wenn ich hinter allem Dunk­len Helles in ihm sehe, seine unverlierbare Würde, und ihn deshalb gut behandle.
Und ich kann ihm Gutes tun, um den Teufelskreis des Bösen zu sprengen – Böses mit Bösem zu beantworten, ruft wieder Böses hervor; Gutes aber kann den anderen zur Umkehr bewegen.

Gott, stärke mich gerade da zu konstruktiver Liebe, wo Bösartigkeiten anderer mir ein liebevolles Reagieren nicht leicht machen. Amen.

30. April

Gott sei uns gnädig und segne uns, er las­se sein Angesicht bei uns leuchten. Es müs­­sen dich preisen, o Gott, die Völker, dich preisen die Völker alle. Es segnet uns Gott, unser Gott. (Ps 67, 2.6.7)

Wenn Gott mich segnet, dann heisst das: Gott sagt mir seine Güte zu, umfängt mich ganz mit seiner Liebe. Segnen – das ist Gottes Hinwendung, sein Ja zu mir, sein Versprechen, für mich da zu sein, das Geschenk göttlichen Geistes, göttlicher Kraft.

Für mich Gesegneten bedeutet das die Erfahrung von Geborgenheit und Hilfe, eine Be­­reicherung, eine Erhöhung meines Lebens, eine Erweiterung in ein ewiges Leben bei Gott – Freude und Dankbarkeit!

Gott, schenk mir und aller Welt immer neu deinen Segen. Amen.

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Poss

Wer hat Ostern erfunden?
Ein Kind fragt, wer denn eigentlich Ostern erfunden habe. Waren das die Hersteller der Osterhasen aus Schokolade, oder vielleicht eine Hühnerfarm, die zu viele Eier hatte und diese nicht loswurde?
So gerne Kinder Schokoladeosterhasen essen und gefärbte Eier vielleicht auch gerne essen, ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass Ostern nicht das Fest der Hasen, des Frühlings oder der bunten Eier ist. Ostern ist ein religiöses Fest, das die Christinnen und Christen überall auf der Welt feiern. Wir feiern, dass Gott seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckt hat.
Die Eltern können ihren Kindern dann die Geschichte von Jesus erzählen. Dieser berichtete den Menschen von Gott und erzählte, dass Gott uns Menschen liebt und es gut mit uns meint. Deshalb tat er Wunder und heilte viele Kranke. Er zeigte uns, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten, wir sollen einander immer wieder verzeihen und einen Neuanfang schenken. Die Menschen damals nahmen diese neue und frohe Nachricht offenen Herzens auf und wollten Jesus zum König ma­­chen. Das passte aber nicht allen Leuten, denn ihnen war ihre Macht und ihr Geld, das sie den Menschen wegnahmen, wichtiger. Deshalb liessen sie Jesus zum Tode verurteilen und kreuzigen. Dann wurde sein Körper beerdigt. Am Karfreitag denken wir an dieses Ereignis und wir können uns sicher gut vorstellen, wie traurig die Men­­schen waren, die die Freunde und Anhänger von Jesus waren. Alles schien vorbei zu sein, denn Jesus war tot.
Dann aber hat Gott im Himmel eingegriffen! Er hat Jesus am dritten Tag nach seinem Tod zu einem neuen Leben auferweckt. Er zeigte damit, dass alles, was Jesus gesagt und getan hat, wirklich wahr ist. Er hat gezeigt, dass er das Le­­ben will und dass alle Menschen glücklich sein sollen. Es soll Frieden in der Welt sein und niemand soll mehr leiden und traurig sein. Dieses neu ge­­schenkte Leben feiern wir an Ostern. Des­­halb kann man sagen, dass Gott Ostern erfunden hat. 

Paul Martone

Foto: © by_Dieter Schütz_pixelio.de

Klimagerechtigkeit – jetzt!

Für welche Welt wollen wir verantwortlich sein?

sehen-und-handeln.ch

Obwohl die gesamte Menschheit davon bedroht ist, betrifft der Klimawandel und dessen Auswirkungen gewisse Bevöl­ke­rungs­gruppen mehr als andere. Gemein­schaften in armen Ländern sind am verletzlichsten und tragen die Hauptlast. Ihre Lebensgrundlagen sind durch klimabedingte Naturkatastrophen gefährdet, de­­ren Ursache vor allem in der Über­nut­zung und Verschwendung von Ressour­cen durch und für die Reichen und Kon­sum­­orientierten liegt. Der Umgang mit den jüngsten Naturkatastrophen hat die­se Ungerechtigkeit nur noch deutlicher ge­­macht: Die Monsunregen in Südost­asien und die Dürre in Afrika fordern je­­des Jahr mehr Opfer, während die reichen Länder – wenn auch nicht von Na­­turkatastrophen verschont – immer besser gerüstet sind, um diese zu bewältigen.
Dieses Ungleichgewicht zeigt sich nicht nur bei den allgemeinen Auswirkungen des Klimawandels auf den Lebens­stan­dard der Bevölkerung, sondern auch beim Bewusstsein für diese Situation. Die­­ses ist in armen wie reichen Ländern zwar hoch, jedoch haben in armen Län­dern nur die wenigsten die Wahl oder die Mit­­tel, etwas zu ändern.
Der Klimawandel gehört zu den grössten Herausforderungen, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, und ist unbestreitbar auf menschliches Handeln zurückzuführen. Wir alle sind dafür verantwortlich, da wir auf irgendeine Weise, in un­­terschiedlichem Ausmass dazu beigetragen haben – einige mehr, andere we­­niger, und darin liegt die Ungerech­tig­keit.

Die Klimakrise ist akut. Am stärksten betroffen sind Men­­schen im globalen Süden, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen. Das ist ungerecht.

Hauptsorge gilt dem puren Überleben
In reichen Ländern hingegen ist die Be­­reitschaft, aufrichtig und mit Bedacht zu handeln, gering, trotz vielen Men­schen, die sich der Klimadringlichkeit bewusst sind. Es ist lobenswert, dass viele Ein­zel­­personen, Verbände und Unterne­h­men mit einem immer stärkeren Um­­welt­­be­wusst­sein handeln und ihre Gewohn­hei­ten ändern. Ihre Aktionen sind jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn die Entscheidungsträger/innen, vor allem die Regierungschef/innen der gros­­sen Weltmächte, sich weiterhin hinter scheinheiligen Reden verstecken. Sie geben zwar vor, sehr besorgt über das Klima­problem zu sein, sind aber vielmehr von den wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen motiviert als da­­von, was mit der Schöpfung und den künf­tigen Ge­­nerationen geschehen wird. 
Genau hier ist die Kirche aufgerufen, zu handeln, sich zu äussern und in die Bre­sche zu springen, um nicht zur Komplizin dieser Heuchelei zu werden. Es geht dar­­­um, für Gerechtigkeit einzustehen, einschliesslich der Klimagerechtigkeit. Letz­­tere ist tief in einem biblischen Im­­perativ verankert.

Klimagerechtigkeit verlangt, dass alle Men­­schen – auch die heranwachsenden und zukünftigen Generationen – ein Leben in Würde führen können. Folglich müssen wir Verantwortung übernehmen und unser Konsumverhalten sowie unseren Lebensstil schöpfungsverträglich ge­­stalten. Die christliche Spiritualität schlägt eine Vision vor, welche die Lie­­­be Gottes als Verbindung zu allem Le­­bendigen betrachtet. Der Mensch wird dazu aufgerufen, jede Handlung mit dieser Haltung zu verbinden. Fastenaktion, Partner sein und HEKS weisen darauf hin, dass die Klimaerhitzung und die da­­mit verbundene Umweltzerstörung mit dem Armutsproblem untrennbar ver­­knüpft sind. Verantwortung übernehmen heisst, diese Verbindung ernst zu nehmen, solidarisch zu handeln und den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.

Der neueste Bericht des Weltklimarats macht deutlich: «In Armut lebende Menschen sind nicht in der Lage, sich ausreichend an die Klimaerhitzung anzupassen».

Als Gott dem Menschen die Pflege und Bewahrung der Schöpfung anvertraute (Gen 2,15), zielte er auf eine Symbiose und Harmonie für die gesamte Schöp­fung ab, damit sie das Leben so leben konnte, wie es sein sollte. Leider hat der Mensch in dieser Hinsicht versagt, und die ge­­samte Schöpfung leidet darunter, sie seufzt (Röm 8, 22): Die Umwelt verschlechtert sich zusehends, und viele Menschen auf der Welt verlieren ihre Wür­de und ihr Recht, sogar das Grund­legendste: das Recht auf ­Nahrung. Aber das ist kein unabwendbares Schicksal, es ist nicht alles verloren, es gibt noch etwas zu tun. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16) erinnert uns daran. Es zeigt uns, dass es trotz allem nie zu spät ist, etwas zu tun: Der Beitrag eines jeden Arbeiters zählt in den Augen des Grundbesitzers, egal zu welcher Stunde er seinen Dienst antritt. Und für jeden Beitrag erhält jeder das, was er braucht, um im Alltag seinen Le­­bensunterhalt zu bestreiten, um in Wür­de zu leben – und nicht zu überleben. Dieses Gleichnis stellt die oftmals kommerzielle und kapitalistische Logik der menschlichen Gerechtigkeit auf den Kopf. Es ist zudem eine Aufforderung, un­seren Le­­bens­stil, unser Konsum­ver­halten und unser Wirtschaftsmodell zu hinterfragen, die in den letzten Jahr­zehnten von der Globalisierung geprägt wurden. Letztere ist nicht gänzlich zu verurteilen, denn bis zu einem gewissen Grad hat sie auch Vorteile gebracht, insbesondere in Be­­zug auf Technologie und Kommunikation.
Allerdings zeigt die Globalisierung auch katastrophale Auswirkungen auf die Um­­welt und die soziale Gerechtigkeit: Sie hat die Umweltzerstörung verstärkt und die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter vergrössert. Der aktuelle globale Kontext, der von der verschärften Hun­gerkrise, dem Krieg in der Ukraine und der Covid-19-Pandemie geprägt ist, hat diese Kluft noch stärker hervorgehoben.
Dies erinnert uns aber auch daran, dass wir trotz unseren Mitteln, unserem Wis­sen und unserer Stärke nicht alles be­­herrschen und dass wir Fortschritte nur ge­­meinsam erreichen können. Im Lichte der Logik des Grundbesitzers (im Gleich­nis der Arbeiter im Weinberg) ist es für uns an der Zeit, über eine inklusivere, nach­haltigere und menschlichere Lebens­wei­se nachzudenken; nicht im Geiste des Wettbewerbs für maximales Wachstum und Profit, um diejenigen zu disqualifizieren, die nicht mit der gleichen Geschwin­digkeit wie wir voranschreiten, sondern im Sinne von Gerechtigkeit, damit am En­­de des Tages alle ein würdiges Leben führen können.

Mädchen aus Mali, wo der Klimawandel hautnah spürbar ist.

Agrarökologie für ein würdiges Leben
Da die Verantwortung für den Klimawan­­del zwar geteilt, aber unterschiedlich ist, sollte auch die Verantwortung für die Su­­che nach einem nachhaltigeren Lebens­stil geteilt werden. Dies lässt sich gut mit Agrarökologie erreichen, die überall praktiziert werden kann. Sie ermöglicht es, lokal, vernünftig und menschlich zu handeln, und verringert gleichzeitig die globalen Umweltauswirkungen der industriellen Landwirtschaft. Die Praxis der Agrar­ökologie fördert die Wechselwir­kungen zwi­schen den Pflanzen, bewahrt die Bo­­denfruchtbarkeit und vermeidet den Ein­satz synthetischer Dünge- und Pflanzen­schutzmittel, was der biologischen Viel­falt neuen Auftrieb verleiht. Dies kann als eine Rückkehr zu den Wurzeln betrachtet werden, zu den primären Aufgaben des Menschen: die Schöpfung zu pflegen und zu bewahren.
Die positiven Auswirkungen des agrar­öko­logischen Systems sind vielseitig: In­­dem es langfristig Einkommen und die Nah­rungsversorgung der Menschen si­­chert, ermöglicht es ihnen ein würdiges Leben in Harmonie mit ihrem Umfeld und ihrer Kultur, während sie gleichzeitig in eine ruhigere Zukunft blicken und Ver­trauen in die kommenden Generationen haben können.
Die Zeit drängt, jede Sekunde der Zu­­rück­­haltung in Bezug auf Klimagerech­tig­keit wird verheerende Auswirkungen ha­­ben auf unsere Umwelt und auf das Le­­ben und die Würde vieler Menschen auf der Welt, insbesondere der Ärmsten. An­­gesichts dieser Dringlichkeit braucht die Welt von heute einen Paradigmen­wech­sel. Die Kirchen sowie die Christin­nen und Christen sind aufgefordert, ihre Worte und Taten zu verbinden, im Hier und Jetzt des Reiches Gottes und seiner Liebe zu den Menschen und der Schöp­fung

Brigitte Rabarijaona

Die reformierte Theologin und Pfarrerin aus Madagaskar lebt und arbeitet zurzeit in Nairobi. Sie ist die Koordinatorin von Tsena Malalaka (Netzwerk für afrikanische und europäische Theologinnen).

«Trotz unseren Mitteln, unserem Wis­sen und unserer Stärke können wir nicht alles beherrschen –
Fort­schritte können wir nur gemeinsam erreichen.»

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Poss

Wer ist Jesus?

Zu Beginn wird es sicher richtig sein, dem Kind zu sagen, dass wir glauben, dass Jesus als Sohn Gottes Mensch geworden ist. Er war ein normales Kind wie jedes andere auch, aber wir wissen nicht viel darüber, was Jesus getan hat, als er noch klein war. Wir können aber davon ausgehen, dass er wie alle Jungen in Israel mit etwa sechs Jahren eingeschult wurde. Die Bibel berichtet, dass er ein aufgewecktes und besonders begabtes Kind gewesen ist. Als Mensch hat er gelacht und geweint wie wir alle auch. Er konnte sich freuen, aber auch ärgern. Er wurde bei seinen Wan­derungen durch das Land müde und er hat auch geschlafen wie das alle Menschen tun. Die Bibel sagt, dass auch Jesus Schmerz empfunden und schlimm gelitten hat, als ihn später die Menschen ans Kreuz schlugen.

Bestellnummer: 197230 / ISBN: 9783438040190
Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft / 176 Seiten, 17 x 21 cm, farbige Abbildungen, gebunden / ab 3 Jahren

Die Leute, die ihn ans Kreuz schlugen, taten dies, weil sie nicht glauben konnten, dass dieser Mann wirklich der Sohn von Gott sei, der Mensch geworden ist, um uns von Gott zu berichten und zu sagen, dass er uns alle liebt. Jesus war es wichtig, dass die Menschen nicht nur einfach die Gebote hielten, sondern anders als früher leben sollen und können. Das wichtigste Gebot für Jesus war, dass wir Gott lieben, uns selbst lieben und auch unsere Mitmenschen. Das hat er uns vorgelebt, denn als Jesus erwachsen war, zog er mit seinen Freunden von Ort zu Ort, hat von diesem Gott erzählt, der uns alle verrückt gern hat, und er hat armen und kranken Menschen geholfen. Er hat sie geheilt und denen, die etwas Böses getan haben und denen es leidtat, verziehen und gesagt, sie sollten ihren Mitmenschen, die ihnen etwas Schlech­­tes angetan haben, auch verzeihen. Denn nur so werde die Welt für alle Menschen, für die Jungen und die Alten, eine schöne Welt, in der es alle gut haben und glücklich sein können. Jesus hat uns ein Beispiel gegeben: er hatte viele Freun­de als er auf der Erde war und er will jetzt auch unser Freund sein.

BETEN IM ALLTAG

Foto: © DR

1. März
Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir. Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr, mein ganzes Glück bist du allein.» Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit. (Ps 16, 1.2.1)

Gesundheit, Liebe, Freundschaft, Arbeit,
Nahrung, Kleidung, Urlaub – alles notwen­dig und wichtig. Aber das einzig wirklich Notwendige, das Allerwichtigste: 
meine Beziehung zu Gott.
Auf ihn schauen, immer wieder, Freude haben an seiner Grösse, seiner Lie­­be, mich zu ihm halten, mir seine Nähe tröstlich bewusst werden, über sein Wort nachdenken, in ihm volles Leben finden.
Gott, hilf mir, dem einen Notwendigen den gebührenden Platz einzuräumen. Amen.

2. März
Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen. Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel. Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde. (Ps 17, 7.8.15)

Gott ist mein Heiland – er verbürgt mir, dass ich meiner Begrenztheit, Verwundetheit und Unvollkommenheit zum Trotz ein Angeld des umfassenden Heils erhalte – jetzt und hier schon Rettung finde, Befreiung, Frieden, Behütetsein; etwas spüre von Unendlichkeit, Unversehrtheit, Ganzheit – ein Etwas, das für mich einmal zum Alles werden soll, zur vollkommenen Sättigung meines Hungers nach Heil – in Gott.
Gott, ich preise dich als meinen Befreier. Amen.

Christliche Kehrrichttrennung

Foto: © by_Thomas Weiss_pixelio.deetung der Könige, Relief von einem gotischen Schnitz­altar (1470–1480), Dom zu Erfurt.

Gestern sagte mir eine Bekannte, dass ein Christ den Kehricht trennen muss. Was haben das Trennen des Kehrichts und das Christentum gemeinsam?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass beide nichts miteinander zu tun hätten.

Und auf den zweiten Blick?
Das Trennen des Kehrichts hat ja den Zweck die Umwelt zu schonen und Ma­­terial, das man wiederverwenden kann, nicht zu verschwenden. Genauso wichtig ist es aber, erst gar nicht so viel Müll entstehen zu lassen, denn jede Schwei­zerin und jeder Schweizer produzieren 730 Kilogramm Abfall pro Jahr.

Ja, schön und gut, aber was hat das mit meinem Christsein zu tun?
Es geht um die grundlegende Fest­stel­lung, dass sich das Christsein nicht nur auf den Sonntagsgottesdienst oder das Gebet reduzieren lässt, sondern dass die­­ses auch auf die Ge­­stal­tung meines Alltages einen Einfluss hat und da­­­­zu ge­­hört auch das Trennen von Abfall.

Foto: © by PeeF_pixelio.de

Ich verstehe das nicht!
Wenn wir die ersten Seiten der Bibel auf­­schlagen, so finden wir dort die Schöp­fungs­geschichte, die in gros­s­artigen Bi­­l­dern be­­schreibt, wie Gott die Welt und die Menschen erschaffen hat. Diese Er­­zählung en­­det mit dem Auftrag an die Men­schen zu dieser Schöp­fung Sorge zu tragen, sie als Gärt­ner zu hegen und zu pfle­­­­gen. Wer also die Natur schützt und be­­wahrt, ehrt damit auch Gott, den Schöpfer.

Und das machen wir durch die Kehrichttrennung?
Nicht nur, aber auch! Viele kleine Schrit­te, die wir Menschen im schonenden Um­­gang mit der Natur setzen, er­­mög­lichen es ihr aufzuatmen, sich zu er­­holen, und dadurch dienen wir letztlich auch den Menschen. 

Gott und den Menschen durch Kehrichtrennung dienen, ist schon eine ungewohnte Sichtweise. 
Ungewohnt vielleicht schon, aber gerade als Christen müssen wir Sorge tragen zur Schöpfung, die Gott uns zur Ge­­stal­tung geliehen hat. Wir sollten vermehrt Gott auch in der Natur zu entdecken suchen und dann gehen wir automatisch respektvoller mit ihr um. Dann kann auch das Kehrichttennen zu einer Art Gottes­dienst werden.

Besten Dank für diese bedenkenswerten Antworten.

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