Wachsamkeit, Offenbarung und Apokalypse

Letztes Gericht in der Sixtinischen Kapelle. Foto DR

«Das Ende der Welt ist nahe», heisst es. Diese Behauptung haben wir letzten Som­mer wieder einmal gehört, als zu den russischen Misshandlungen, die wäh­rend des nicht zu rechtfertigenden An­­griffs auf die Ukraine begangen wurden, Dür­­re­­katastrophen und Waldbrände über­all auf der Welt hinzukamen. Hinzu kommen die drohenden Stromausfälle und allgemein der Energiemangel.

Eigentlich wird uns seit langem das Ende der Geschichte versprochen: Das war in jeder Epoche der Fall. Den­ken wir nur an die Invasionen der Bar­baren, den Unter­gang des Byzan­­ti­ni­schen Rei­ches, die beiden Weltkriege des 20.  Jahr­hun­derts, die Atomkatastro­phen von Fu­ku­­­shi­­ma oder Tschernobyl usw.

Das Neue Testament mit seinem letzten Buch der «Offenbarung» und den apokalyptischen Reden der Evangelien fordert uns ständig zu der einzigen Haltung auf, die angesichts dieser aufeinanderfolgenden Dramen angemessen ist: Wach­­­samkeit. Keine Panik, die Herr­schaft über das Universum bleibt in der Hand des Schöpfers und Erlösers. Die Gegner seines Vorhabens, die verschiedenen Bes­­tien, die Reiche von Babylon und Rom, die zeitgenössischen Tyrannen, wer­­­­­den nicht siegen. Das Böse wird end­­gültig in den Feuersee und den zweiten Tod gestürzt.

«Der Menschensohn wird zu einer Stun­de kommen, in der ihr es nicht erwartet.» (Matthäus 24, 44) Die Erschütterungen durch Konflikte, Hungersnöte und Erdbeben bedeuten nur den Beginn der Geburts­wehen des neuen Himmels und der neuen Erde. Es wird von falschen Pro­­pheten wimmeln, die die Leichtgläu­big­keit der Menschen ausnutzen und Nation gegen Nation aufhetzen. «Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet werden.» (Matthäus 24,13) Die Drangsale werden sich ausbreiten, Sonne und Mond werden sich verfinstern, die Sterne werden vom Himmel fallen. Erst dann wird der Menschensohn auf den Wolken kommen.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. (Matthäus 24, 42) Keine Angst, denn was wir jetzt erleben, sind nur die Vorboten der endgültigen Befreiung!

François-Xavier Amherdt

Himmel

Foto: © Poss

Am 18. Mai ist Christi Himmelfahrt.
Was können wir uns unter dem Begriff «Him­mel» überhaupt vorstellen?

Ich glaube, es wäre falsch, wenn ich hier den Himmel beschreiben würde, denn nie­­­mand von uns kann genau sagen, was und wie der Himmel ist. Sicher ist damit aber nicht einfach das Himmelsgewölbe über der Erde oder das weite Weltall ge­­meint.

Danke! Jetzt weiss ich zumindest schon einmal, was der Himmel nicht ist. Aber wo ist er denn nun?
Auch das kann ich ihnen nicht sagen! Nach heutiger Vorstellung ist der Himmel kein Ort, sondern ein Zustand, bei dem ein verstorbener Mensch klar und ungehindert mit Gott, der uns voll Sehnsucht und Geduld erwartet hat, verbunden ist und ihn sieht, wie er ist. 

Und weiter!
Der Himmel ist keine weitentfernte und völlig unbekannte Wirklichkeit im Uni­ver­sum. Er sei der Ort der Erlösung und der Nähe Gottes, er gehöre zur «Geographie des Herzens», hat Papst Benedikt XVI. einmal gesagt und ergänzte dann: «Wo Gott ist, dort ist der Himmel».

Und wie viele Wege gibt es denn zu Gott?
«So viele, wie es Menschen gibt», sagte Benedikt XVI. Das heisst ja auch, dass Gott jeden Menschen einzeln anschaut und mit ihm im Kontakt ist, sowohl zu seinen Lebzeiten hier auf Erden, aber auch und dann ganz besonders eng im Himmel in einem Zustand vollkommenen Aufgehobenseins und wohltuender Ge­­bor­genheit in Gott.

Ein schönes Gefühl!
Ja, aber letztlich sind dies alles nur Bil­der, die nur einem hilflosen Stammeln gleichen, denn wirklich beschreiben kön­­nen wir den Himmel nicht, und wir müssen es auch nicht. Lassen wir uns doch von diesem wunderbaren Gott überraschen, mit dem, was er jenen be­­reitet hat, die ihn lieben.

Danke für diese himmlischen Auskünfte.    pam

Das ewige Licht

Foto: Ewiges Licht, Kirche, Oberpfalz, © Poss

Letzthin ging ich in eine Kirche und sah, dass dort eine Kerze in einem roten Glas brannte und das obwohl keine Messe war. Was hat das zu bedeuten?
Was Sie da entdeckt haben, ist das ewige Licht. Wie der Name schon sagt, brennt dieses Licht Tag und Nacht. Auch dann, wenn kein Gottesdienst stattfindet und auch wenn kein Beter und keine Beterin dort ist.

Wieso das denn?
Dieses Licht, das beim Tabernakel brennt, in dem die Hostien aufbewahrt werden, soll auf die Gegenwart Christi, der das Licht der Welt ist, hinweisen. Er ist immer da und freut sich, wenn wir zu ihm kommen.

Und wieso ist das Licht immer rot?
Die rote Farbe soll auf das Blut hinweisen, dass Christus für uns am Kreuz vergossen hat um uns zu erlösen. Zudem ist Rot die Farbe der Liebe Christi, dessen Herz für uns brennt.

Wird dieses Licht nie gelöscht?
Doch es wird einmal im Jahr gelöscht und zwar nach der Abendmahlsmesse am Grün­­donnerstag. Dann wird ja das Aller­heiligste aus dem Tabernakel genommen und in einen besonderen Altar, dem «Heiligen Grab» gelegt. 

Was bedeutet das?
Das gelöschte «ewige» Licht erinnert an die Verlassenheit Christi und seinen Tod, man könnte auch sagen sein «Erlöschen» am Kreuz, und an die Finsternis, die durch seinen Tod in die Welt kam.

Wie lange bleibt das «Ewige Licht» dann gelöscht?
Nach der Feier der Osternacht am Sams­tag werden die Hostien wieder in den Tabernakel gebracht und dann wird auch das ewige Licht wieder angezündet. Es ist das Zeichen dafür, dass durch die Auf­erstehung Jesu der Welt ein Licht aufgegangen ist, das stärker ist als die Finsternis von Sünde und Tod.

Gibt es dieses ewige Licht nur in katholischen Kirchen?
Nein, ein solches gibt es auch in der Altkatholischen und zum Teil in anglikanischen Kirchen. Im jüdischen Tempel in Jerusalem brannte es auf einem Leuch­ter, um an die Gegenwart Gottes zu er­­in­­nern – das ist auch heute noch in den Synagogen so, wo eine Lampe vor dem Schrein mit den Schriftrollen brennt.

pam

Die Einsamkeit des Priesters

«Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde.» Diese Empfehlung des heiligen Paulus (Apg 20, 28) fordert die Verantwortlichen der Gemeinden auf, auf sich selbst zu achten. Viele Priester fühlen sich heute angesichts der ihnen anvertrauten Mission einsam und entmutigt.

Foto: © Poss

«Es ist kurz vor 19 Uhr, ich habe noch fünf Stunden bis zur Mitternachtsmesse. Es ist Heiligabend und ich bin allein. Kei­nes meiner Gemeindemitglieder hat da­­ran gedacht, mich einzuladen, um mit seiner Familie das Weihnachtsessen zu teilen. Kann ich ihnen das vorwerfen? Es ist ihnen einfach nicht in den Sinn ge­­kommen. Der Weihnachtsabend ist ein Abend für die Familie, für die Privat­­sphä­­re, und ich gehöre nicht zu ihrer Fa­­milie. Ich bin niemandes Intimus. Für alle bin ich abgesondert, getrennt. Meine Fa­­­milie ist weit weg, ich werde sie morgen bei einem Snack bei meinen Eltern treffen. Bis dahin bin ich an Heiligabend ein einsamer Mann.»
Dieses Zeugnis eines befreundeten Pries­ters lädt uns dazu ein, auch andere Ein­samkeiten in Betracht zu ziehen, die weit­aus grösser und dramatischer sind. Die jüngsten Nachrichten aus der katholischen Kirche in Frankreich, aber auch in anderen Ländern wie Indien oder den USA, waren von mehreren Selbst­tötun­gen von Priestern geprägt. Jede einzelne Ge­­­schichte hat manchmal intime und un­­bekannte Ursachen, aber in der Kir­­che ent­steht allmählich ein Bewusstsein für die Notwendigkeit, den psychologischen Schwächen von Priestern und Ordens­leuten mehr Aufmerksamkeit zu schen­ken, und zwar vor dem Hinter­grund des ge­sellschaftlichen und media­len Drucks, die für viele eine Quelle der Erschöpfung ist. 

Druck durch die Medien
Am Sonntagabend, dem 3. Februar 2008, nahm sich ein Priester aus Neuenburg das Leben. Er habe den Druck der Me­­dien nicht mehr ausgehalten, sagte sein Um­feld. Am Vortag der Trauerfeier in der Neuenburger Basilika ergriff der Schwa­ger des Verstorbenen das Wort und be­­schuldigte offen die Medien. Der Pries­ter, so sagte er, sei «von dieser Horde von Journalisten verfolgt worden, deren Atem er hinter sich spürte». Auch Bi­­schof Genoud hatte in einer Sendung des Westschweizer Fernsehens, «Infrarouge», die Medien mit den Worten angeklagt: «Manchmal tötet das Gerücht!».

Foto: © Poss

Gesellschaftlicher Druck
Natürlich gibt es die ewige Debatte darüber, ob man die Entscheidung zwischen Ehe und Zölibat aufgeben soll, wobei letzteres nach Ansicht einiger als die Quelle allen Übels angesehen wird. Dies ist nicht die Mei­nung von Pfarrer Vincent Lafargue, der überzeugt ist, dass die gros­se Mehrheit der Priester nicht un­­glücklich ist, weil sie zölibatär leben, ganz im Gegenteil. Sei­ner Meinung nach be­­leuchten die Me­­dien zu oft Fälle, die nicht unbedingt re­­präsentativ sind. «Warum sollen immer Priester zu Wort kommen, die damit nicht gut zurechtkommen oder die aus der Kir­­che ausgetreten sind, um zu heiraten? Der Zölibat der Priester ist zwar eine Quelle grosser Fruchtbarkeit in der Kirche, aber “diese Lebensent­schei­dung bringt uns auch in eine grosse Ver­­letz­lichkeit”, erklärt ein anderer Mitbruder. “Die Zärtlichkeit einer Ehefrau nicht zu spüren, die eigenen Kinder nicht zu se­­hen, jeden Abend allein nach Hause zu kommen und sich in ein leeres Bett zu legen, ohne eine Hand, die man drücken kann. All das macht uns zu zerbrechlichen Men­schen”.»
Das Leben eines Priesters hat schon im­­mer eine gewisse Einsamkeit mit sich gebracht. Aber heutzutage, mit fast leeren und kalten Kirchen, einer in den Me­­dien verunglimpften und lächerlich ge­­machten Figur, einer gleichgültigen oder ablehnenden öffentlichen Meinung und der Berufungskrise, fühlt sich ein Pries­­ter oft mehr als nur einsam, er fühlt sich verlassen. Der Erzbischof von Oviedo in Spanien, Jesus Sanz, beklagt «das Miss­trauen und die Verachtung, die Priestern in der Gesellschaft entgegengebracht werden. Von einer Zeit, in der der Pries­ter mit Respekt und Verehrung behandelt wurde, ist man nun zu einer Phase übergegangen, in der er nichts zählt und die Kirche im Allgemeinen und der Pfar­rer im Besonderen zu ächten sind».

Die Einsamkeit älterer Priester
Der Papst hatte in einer seiner Predigten gesagt: «Vergesst die älteren Schwes­tern und Priester nicht». Oft fühlen sich diese Priester nutzlos, weil sie keine Auf­­­gabe mehr haben. Einer meiner Mit­brü­der sagte mir: «Ich bin zu nichts mehr nütze». Die meisten warten so lange wie möglich, bevor sie in ihre Gemeinschaft zurückkehren oder in ein Altersheim ziehen.
Sie tun dies erst, wenn sie keine andere Wahl mehr haben und weil sie sich in einem Zustand der Abhängigkeit befinden. Das ist schwierig für sie, denn sie hatten ein aufregendes, aktives Leben und viele Kontakte während ihres Diens­tes, und nun sind sie isoliert. Ausserdem können einige von ihnen nicht mehr die Messe feiern.

Die Plage der vollen Terminkalender
Da die Zahl der Priester in der westlichen Welt in den letzten Jahren abgenommen hat, werden sie oft von der Arbeit er­­drückt, da sie ein sehr grosses Gebiet oder mehrere Pfarreien zu betreuen ha­­ben. Selbst wenn sie herzliche Bezie­hun­­gen zu ihren Pfarreiangehörigen oder Mit­­­­arbeitern haben, kann es sein, dass sie sich einsam fühlen, wenn sie abends in ihr leeres Pfarrhaus zurückkehren und sich das Essen selbst zubereiten müssen. Die Realität zeigt, dass diese Er­­schöpfung und der ständige Stress zu Entmutigung, Aufgeben und Verlas­sen­heit führen können. Doch es gibt Mög­lich­keiten, damit umzugehen. Ein Pfarrer der Diözese Sitten erklärt: «Was mich an­­­treibt, weiterzumachen und Freude und Zuversicht zu finden, sind all die ausgetauschten Blicke, das Lächeln, der Aus­tausch und die Begegnungen. Für mich ist es wichtig und entscheidend, mit Gott und den anderen in Verbindung zu bleiben. Es ist auch die Gewissheit, dass es Jesus ist, der seine Kirche und damit auch meinen Dienst leitet.»

Positive Einsamkeit
Dennoch ist die Einsamkeit ein Teil un­­se­res Lebens. Die Erfahrung zeigt, dass sie nicht immer negativ ist: Manchmal suchen wir sie wie ein kostbares Gut, das wir brauchen, um Abstand zu ge­­win­­nen, nachzudenken und zu beten. Viele Prie­s­ter, die ich getroffen habe, gaben mir ihre Freude darüber weiter, dass ihr Pfarr­haus nach einem anstrengenden und ermüdenden Tag eine Oase des Frie­dens und der Erholung ist. Einer von ihnen sagte mir sogar: «Ich bin ein Privi­le­gier­ter, wenn ich an die Familienväter und -mütter denke, die nach Hause kommen und ihren Abend damit verbringen müssen, die Hausaufgaben der Kinder zu über­wachen, ihr Spiel zu teilen und sie nach einem anstrengenden Tag ins Bett zu bringen.» Ein anderer meint, «dass die Einsamkeit ein Raum der Stille, der Ver­fügbarkeit und der Begegnung ist, der vor Überforderung bewahrt. Ich liebe es, allein in den Bergen zu wandern. Ich liebe es, wie Christus allein zu beten. Ich liebe und suche diese Einsamkeit, die mich wirklich zu Gott hinführt».

Foto: ©_by_Angelina Ströbel_pixelio.de

Einige Hinweise, um besser mit Einsamkeit umzugehen
Die psychologischen Schwächen mancher Priester, die oft mit Beziehungs­problemen und der Gefahr der emotionalen Einsamkeit verbunden sind, werden von der katholischen Kirche immer ernster ge­­nommen. Während der Stellenwert der Psychologie in der Priesteraus­bil­dung früher ein gewisses Misstrauen her­­vorrief, wird sie heute oft als wertvolle Quelle be­­trachtet, um ein ausgewogenes und nach­haltiges Priestertum zu leben. Sol­che Quellen können auch in der Familie des Priesters gefunden werden, bei seinen Eltern und Geschwistern. Sie kennen ihn am besten und können seine Schwie­rigkeiten verstehen. Es gibt auch die Pfarrei, die um den Priester herum eine echte Brü­der­lich­keit schaffen muss, indem sie ihm hilft, die richtige Orien­tie­rung für seine Pfarrei zu finden. Schliess­lich gibt es noch die wertvolle Priester­freundschaft (siehe Kasten), die jeder Priester durch gemeinsame Mahlzeiten, regelmässige Treffen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung pfle­­gen sollte.

Calixte Dubosson, Pfarrer

Foto: © Poss

Foto: © Poss

Abgesondert

Foto: Veseley, Frankreich, © Poss

Es gibt Einsamkeit und Einsamkeit. Wenn Jesus zu den Aposteln sagt: «Kommt an einen einsamen Ort und ruht euch ein wenig aus» (Markus 6, 31), dann spricht er von einer wohltuenden Abgeschie­den­­heit, um beim Vater neue Kraft zu schöpfen.
Auch heute noch können die Anfor­de­run­gen an Pastoraltheologinnen und -theologen oder geweihten Mitarbeitern so zahl­reich sein, dass sie sich buchstäblich «aufgefressen» fühlen und wie die Jünger damals nicht einmal mehr die Zeit finden, sich zu setzen um das Mahl miteinander zu teilen und sich auszuruhen. Es besteht die Gefahr der Erschöp­fung und des «Ausbrennens» aller apostolischen Energien («Burn-out»).
Der Menschensohn selbst gibt ihnen ein Beispiel, denn er zögert nicht, sich mit einem Boot an einen gesonderten Ort zu­­rückzuziehen (6, 32). Doch die Men­schen­­massen kommen ihm zuvor, so dass er, als er an Land geht, eine so gros­se Volks­­masse sieht, dass er Mitleid mit ihnen hat und, in seinem Herzen ergriffen, Leh­re und Brote für sie vermehrt, da sie wie eine Herde ohne Hirten erscheinen (6, 34).
Nachdem Christus die Menge gesättigt und gespeist und die Zwölf wieder an Bord gebracht hatte, schottete er sich ab und stieg auf den Berg, um dort zu be­­ten (6, 45-47). Ohne Zeiten im Angesicht der Heiligen Dreifaltigkeit, «ausgedehnte Momente der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort, des aufrichtigen Dialogs mit dem Herrn», so Papst Fran­ziskus, «werden die Aufgaben (der Evangelisierung) leicht sinnlos, wir werden durch Müdigkeit und Schwierig­kei­ten schwächer, und der Eifer erlischt» (Evan­gelii Gaudium, Nr. 262). Verbringt nicht auch er selbst jeden Tag eine Stunde mit dem Gebet?
Seelsorgende können jedoch darunter leiden, dass sie keine zwischenmenschlichen Beziehungen pflegen, die für ihr persönliches Gleichgewicht unerlässlich sind. Ist der Dienst nicht geprägt von missionarischem Austausch mit Grup­pen und Gemeinschaften aller Art sowie von tiefem Austausch mit Freunden, Ver­trauten und einem geistlichen Be­­gleiter?
Es geht also um ein ausgewogenes Ver­hältnis zwischen dem innigen Umgang mit dem Geist im stillen Kämmerlein und dem belebenden Kontakt mit Menschen, denen man vertraut.

François-Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG

1. April

Hungert dein Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen. (Spr 25, 21.22)

Dem Übeltäter mit Gutem zu antworten, dafür gibt es mehrere Gründe. Im Wissen um eigene Fehler und die mir geschenkte vergebende göttliche Liebe bin ich nachsichtig mit ihm, helfe ihm konkret-liebend aus Bedrängnis – trotz meiner vorhandenen, nicht unterdrückten Abneigung. Vielleicht wächst ja sogar Zuneigung – insbesondere auch, wenn ich hinter allem Dunk­len Helles in ihm sehe, seine unverlierbare Würde, und ihn deshalb gut behandle.
Und ich kann ihm Gutes tun, um den Teufelskreis des Bösen zu sprengen – Böses mit Bösem zu beantworten, ruft wieder Böses hervor; Gutes aber kann den anderen zur Umkehr bewegen.

Gott, stärke mich gerade da zu konstruktiver Liebe, wo Bösartigkeiten anderer mir ein liebevolles Reagieren nicht leicht machen. Amen.

30. April

Gott sei uns gnädig und segne uns, er las­se sein Angesicht bei uns leuchten. Es müs­­sen dich preisen, o Gott, die Völker, dich preisen die Völker alle. Es segnet uns Gott, unser Gott. (Ps 67, 2.6.7)

Wenn Gott mich segnet, dann heisst das: Gott sagt mir seine Güte zu, umfängt mich ganz mit seiner Liebe. Segnen – das ist Gottes Hinwendung, sein Ja zu mir, sein Versprechen, für mich da zu sein, das Geschenk göttlichen Geistes, göttlicher Kraft.

Für mich Gesegneten bedeutet das die Erfahrung von Geborgenheit und Hilfe, eine Be­­reicherung, eine Erhöhung meines Lebens, eine Erweiterung in ein ewiges Leben bei Gott – Freude und Dankbarkeit!

Gott, schenk mir und aller Welt immer neu deinen Segen. Amen.

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Poss

Wer hat Ostern erfunden?
Ein Kind fragt, wer denn eigentlich Ostern erfunden habe. Waren das die Hersteller der Osterhasen aus Schokolade, oder vielleicht eine Hühnerfarm, die zu viele Eier hatte und diese nicht loswurde?
So gerne Kinder Schokoladeosterhasen essen und gefärbte Eier vielleicht auch gerne essen, ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass Ostern nicht das Fest der Hasen, des Frühlings oder der bunten Eier ist. Ostern ist ein religiöses Fest, das die Christinnen und Christen überall auf der Welt feiern. Wir feiern, dass Gott seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckt hat.
Die Eltern können ihren Kindern dann die Geschichte von Jesus erzählen. Dieser berichtete den Menschen von Gott und erzählte, dass Gott uns Menschen liebt und es gut mit uns meint. Deshalb tat er Wunder und heilte viele Kranke. Er zeigte uns, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten, wir sollen einander immer wieder verzeihen und einen Neuanfang schenken. Die Menschen damals nahmen diese neue und frohe Nachricht offenen Herzens auf und wollten Jesus zum König ma­­chen. Das passte aber nicht allen Leuten, denn ihnen war ihre Macht und ihr Geld, das sie den Menschen wegnahmen, wichtiger. Deshalb liessen sie Jesus zum Tode verurteilen und kreuzigen. Dann wurde sein Körper beerdigt. Am Karfreitag denken wir an dieses Ereignis und wir können uns sicher gut vorstellen, wie traurig die Men­­schen waren, die die Freunde und Anhänger von Jesus waren. Alles schien vorbei zu sein, denn Jesus war tot.
Dann aber hat Gott im Himmel eingegriffen! Er hat Jesus am dritten Tag nach seinem Tod zu einem neuen Leben auferweckt. Er zeigte damit, dass alles, was Jesus gesagt und getan hat, wirklich wahr ist. Er hat gezeigt, dass er das Le­­ben will und dass alle Menschen glücklich sein sollen. Es soll Frieden in der Welt sein und niemand soll mehr leiden und traurig sein. Dieses neu ge­­schenkte Leben feiern wir an Ostern. Des­­halb kann man sagen, dass Gott Ostern erfunden hat. 

Paul Martone

Foto: © by_Dieter Schütz_pixelio.de

Klimagerechtigkeit – jetzt!

Für welche Welt wollen wir verantwortlich sein?

sehen-und-handeln.ch

Obwohl die gesamte Menschheit davon bedroht ist, betrifft der Klimawandel und dessen Auswirkungen gewisse Bevöl­ke­rungs­gruppen mehr als andere. Gemein­schaften in armen Ländern sind am verletzlichsten und tragen die Hauptlast. Ihre Lebensgrundlagen sind durch klimabedingte Naturkatastrophen gefährdet, de­­ren Ursache vor allem in der Über­nut­zung und Verschwendung von Ressour­cen durch und für die Reichen und Kon­sum­­orientierten liegt. Der Umgang mit den jüngsten Naturkatastrophen hat die­se Ungerechtigkeit nur noch deutlicher ge­­macht: Die Monsunregen in Südost­asien und die Dürre in Afrika fordern je­­des Jahr mehr Opfer, während die reichen Länder – wenn auch nicht von Na­­turkatastrophen verschont – immer besser gerüstet sind, um diese zu bewältigen.
Dieses Ungleichgewicht zeigt sich nicht nur bei den allgemeinen Auswirkungen des Klimawandels auf den Lebens­stan­dard der Bevölkerung, sondern auch beim Bewusstsein für diese Situation. Die­­ses ist in armen wie reichen Ländern zwar hoch, jedoch haben in armen Län­dern nur die wenigsten die Wahl oder die Mit­­tel, etwas zu ändern.
Der Klimawandel gehört zu den grössten Herausforderungen, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, und ist unbestreitbar auf menschliches Handeln zurückzuführen. Wir alle sind dafür verantwortlich, da wir auf irgendeine Weise, in un­­terschiedlichem Ausmass dazu beigetragen haben – einige mehr, andere we­­niger, und darin liegt die Ungerech­tig­keit.

Die Klimakrise ist akut. Am stärksten betroffen sind Men­­schen im globalen Süden, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen. Das ist ungerecht.

Hauptsorge gilt dem puren Überleben
In reichen Ländern hingegen ist die Be­­reitschaft, aufrichtig und mit Bedacht zu handeln, gering, trotz vielen Men­schen, die sich der Klimadringlichkeit bewusst sind. Es ist lobenswert, dass viele Ein­zel­­personen, Verbände und Unterne­h­men mit einem immer stärkeren Um­­welt­­be­wusst­sein handeln und ihre Gewohn­hei­ten ändern. Ihre Aktionen sind jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn die Entscheidungsträger/innen, vor allem die Regierungschef/innen der gros­­sen Weltmächte, sich weiterhin hinter scheinheiligen Reden verstecken. Sie geben zwar vor, sehr besorgt über das Klima­problem zu sein, sind aber vielmehr von den wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen motiviert als da­­von, was mit der Schöpfung und den künf­tigen Ge­­nerationen geschehen wird. 
Genau hier ist die Kirche aufgerufen, zu handeln, sich zu äussern und in die Bre­sche zu springen, um nicht zur Komplizin dieser Heuchelei zu werden. Es geht dar­­­um, für Gerechtigkeit einzustehen, einschliesslich der Klimagerechtigkeit. Letz­­tere ist tief in einem biblischen Im­­perativ verankert.

Klimagerechtigkeit verlangt, dass alle Men­­schen – auch die heranwachsenden und zukünftigen Generationen – ein Leben in Würde führen können. Folglich müssen wir Verantwortung übernehmen und unser Konsumverhalten sowie unseren Lebensstil schöpfungsverträglich ge­­stalten. Die christliche Spiritualität schlägt eine Vision vor, welche die Lie­­­be Gottes als Verbindung zu allem Le­­bendigen betrachtet. Der Mensch wird dazu aufgerufen, jede Handlung mit dieser Haltung zu verbinden. Fastenaktion, Partner sein und HEKS weisen darauf hin, dass die Klimaerhitzung und die da­­mit verbundene Umweltzerstörung mit dem Armutsproblem untrennbar ver­­knüpft sind. Verantwortung übernehmen heisst, diese Verbindung ernst zu nehmen, solidarisch zu handeln und den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.

Der neueste Bericht des Weltklimarats macht deutlich: «In Armut lebende Menschen sind nicht in der Lage, sich ausreichend an die Klimaerhitzung anzupassen».

Als Gott dem Menschen die Pflege und Bewahrung der Schöpfung anvertraute (Gen 2,15), zielte er auf eine Symbiose und Harmonie für die gesamte Schöp­fung ab, damit sie das Leben so leben konnte, wie es sein sollte. Leider hat der Mensch in dieser Hinsicht versagt, und die ge­­samte Schöpfung leidet darunter, sie seufzt (Röm 8, 22): Die Umwelt verschlechtert sich zusehends, und viele Menschen auf der Welt verlieren ihre Wür­de und ihr Recht, sogar das Grund­legendste: das Recht auf ­Nahrung. Aber das ist kein unabwendbares Schicksal, es ist nicht alles verloren, es gibt noch etwas zu tun. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16) erinnert uns daran. Es zeigt uns, dass es trotz allem nie zu spät ist, etwas zu tun: Der Beitrag eines jeden Arbeiters zählt in den Augen des Grundbesitzers, egal zu welcher Stunde er seinen Dienst antritt. Und für jeden Beitrag erhält jeder das, was er braucht, um im Alltag seinen Le­­bensunterhalt zu bestreiten, um in Wür­de zu leben – und nicht zu überleben. Dieses Gleichnis stellt die oftmals kommerzielle und kapitalistische Logik der menschlichen Gerechtigkeit auf den Kopf. Es ist zudem eine Aufforderung, un­seren Le­­bens­stil, unser Konsum­ver­halten und unser Wirtschaftsmodell zu hinterfragen, die in den letzten Jahr­zehnten von der Globalisierung geprägt wurden. Letztere ist nicht gänzlich zu verurteilen, denn bis zu einem gewissen Grad hat sie auch Vorteile gebracht, insbesondere in Be­­zug auf Technologie und Kommunikation.
Allerdings zeigt die Globalisierung auch katastrophale Auswirkungen auf die Um­­welt und die soziale Gerechtigkeit: Sie hat die Umweltzerstörung verstärkt und die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter vergrössert. Der aktuelle globale Kontext, der von der verschärften Hun­gerkrise, dem Krieg in der Ukraine und der Covid-19-Pandemie geprägt ist, hat diese Kluft noch stärker hervorgehoben.
Dies erinnert uns aber auch daran, dass wir trotz unseren Mitteln, unserem Wis­sen und unserer Stärke nicht alles be­­herrschen und dass wir Fortschritte nur ge­­meinsam erreichen können. Im Lichte der Logik des Grundbesitzers (im Gleich­nis der Arbeiter im Weinberg) ist es für uns an der Zeit, über eine inklusivere, nach­haltigere und menschlichere Lebens­wei­se nachzudenken; nicht im Geiste des Wettbewerbs für maximales Wachstum und Profit, um diejenigen zu disqualifizieren, die nicht mit der gleichen Geschwin­digkeit wie wir voranschreiten, sondern im Sinne von Gerechtigkeit, damit am En­­de des Tages alle ein würdiges Leben führen können.

Mädchen aus Mali, wo der Klimawandel hautnah spürbar ist.

Agrarökologie für ein würdiges Leben
Da die Verantwortung für den Klimawan­­del zwar geteilt, aber unterschiedlich ist, sollte auch die Verantwortung für die Su­­che nach einem nachhaltigeren Lebens­stil geteilt werden. Dies lässt sich gut mit Agrarökologie erreichen, die überall praktiziert werden kann. Sie ermöglicht es, lokal, vernünftig und menschlich zu handeln, und verringert gleichzeitig die globalen Umweltauswirkungen der industriellen Landwirtschaft. Die Praxis der Agrar­ökologie fördert die Wechselwir­kungen zwi­schen den Pflanzen, bewahrt die Bo­­denfruchtbarkeit und vermeidet den Ein­satz synthetischer Dünge- und Pflanzen­schutzmittel, was der biologischen Viel­falt neuen Auftrieb verleiht. Dies kann als eine Rückkehr zu den Wurzeln betrachtet werden, zu den primären Aufgaben des Menschen: die Schöpfung zu pflegen und zu bewahren.
Die positiven Auswirkungen des agrar­öko­logischen Systems sind vielseitig: In­­dem es langfristig Einkommen und die Nah­rungsversorgung der Menschen si­­chert, ermöglicht es ihnen ein würdiges Leben in Harmonie mit ihrem Umfeld und ihrer Kultur, während sie gleichzeitig in eine ruhigere Zukunft blicken und Ver­trauen in die kommenden Generationen haben können.
Die Zeit drängt, jede Sekunde der Zu­­rück­­haltung in Bezug auf Klimagerech­tig­keit wird verheerende Auswirkungen ha­­ben auf unsere Umwelt und auf das Le­­ben und die Würde vieler Menschen auf der Welt, insbesondere der Ärmsten. An­­gesichts dieser Dringlichkeit braucht die Welt von heute einen Paradigmen­wech­sel. Die Kirchen sowie die Christin­nen und Christen sind aufgefordert, ihre Worte und Taten zu verbinden, im Hier und Jetzt des Reiches Gottes und seiner Liebe zu den Menschen und der Schöp­fung

Brigitte Rabarijaona

Die reformierte Theologin und Pfarrerin aus Madagaskar lebt und arbeitet zurzeit in Nairobi. Sie ist die Koordinatorin von Tsena Malalaka (Netzwerk für afrikanische und europäische Theologinnen).

«Trotz unseren Mitteln, unserem Wis­sen und unserer Stärke können wir nicht alles beherrschen –
Fort­schritte können wir nur gemeinsam erreichen.»

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Poss

Wer ist Jesus?

Zu Beginn wird es sicher richtig sein, dem Kind zu sagen, dass wir glauben, dass Jesus als Sohn Gottes Mensch geworden ist. Er war ein normales Kind wie jedes andere auch, aber wir wissen nicht viel darüber, was Jesus getan hat, als er noch klein war. Wir können aber davon ausgehen, dass er wie alle Jungen in Israel mit etwa sechs Jahren eingeschult wurde. Die Bibel berichtet, dass er ein aufgewecktes und besonders begabtes Kind gewesen ist. Als Mensch hat er gelacht und geweint wie wir alle auch. Er konnte sich freuen, aber auch ärgern. Er wurde bei seinen Wan­derungen durch das Land müde und er hat auch geschlafen wie das alle Menschen tun. Die Bibel sagt, dass auch Jesus Schmerz empfunden und schlimm gelitten hat, als ihn später die Menschen ans Kreuz schlugen.

Bestellnummer: 197230 / ISBN: 9783438040190
Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft / 176 Seiten, 17 x 21 cm, farbige Abbildungen, gebunden / ab 3 Jahren

Die Leute, die ihn ans Kreuz schlugen, taten dies, weil sie nicht glauben konnten, dass dieser Mann wirklich der Sohn von Gott sei, der Mensch geworden ist, um uns von Gott zu berichten und zu sagen, dass er uns alle liebt. Jesus war es wichtig, dass die Menschen nicht nur einfach die Gebote hielten, sondern anders als früher leben sollen und können. Das wichtigste Gebot für Jesus war, dass wir Gott lieben, uns selbst lieben und auch unsere Mitmenschen. Das hat er uns vorgelebt, denn als Jesus erwachsen war, zog er mit seinen Freunden von Ort zu Ort, hat von diesem Gott erzählt, der uns alle verrückt gern hat, und er hat armen und kranken Menschen geholfen. Er hat sie geheilt und denen, die etwas Böses getan haben und denen es leidtat, verziehen und gesagt, sie sollten ihren Mitmenschen, die ihnen etwas Schlech­­tes angetan haben, auch verzeihen. Denn nur so werde die Welt für alle Menschen, für die Jungen und die Alten, eine schöne Welt, in der es alle gut haben und glücklich sein können. Jesus hat uns ein Beispiel gegeben: er hatte viele Freun­de als er auf der Erde war und er will jetzt auch unser Freund sein.

BETEN IM ALLTAG

Foto: © DR

1. März
Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir. Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr, mein ganzes Glück bist du allein.» Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit. (Ps 16, 1.2.1)

Gesundheit, Liebe, Freundschaft, Arbeit,
Nahrung, Kleidung, Urlaub – alles notwen­dig und wichtig. Aber das einzig wirklich Notwendige, das Allerwichtigste: 
meine Beziehung zu Gott.
Auf ihn schauen, immer wieder, Freude haben an seiner Grösse, seiner Lie­­be, mich zu ihm halten, mir seine Nähe tröstlich bewusst werden, über sein Wort nachdenken, in ihm volles Leben finden.
Gott, hilf mir, dem einen Notwendigen den gebührenden Platz einzuräumen. Amen.

2. März
Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen. Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel. Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde. (Ps 17, 7.8.15)

Gott ist mein Heiland – er verbürgt mir, dass ich meiner Begrenztheit, Verwundetheit und Unvollkommenheit zum Trotz ein Angeld des umfassenden Heils erhalte – jetzt und hier schon Rettung finde, Befreiung, Frieden, Behütetsein; etwas spüre von Unendlichkeit, Unversehrtheit, Ganzheit – ein Etwas, das für mich einmal zum Alles werden soll, zur vollkommenen Sättigung meines Hungers nach Heil – in Gott.
Gott, ich preise dich als meinen Befreier. Amen.

Christliche Kehrrichttrennung

Foto: © by_Thomas Weiss_pixelio.deetung der Könige, Relief von einem gotischen Schnitz­altar (1470–1480), Dom zu Erfurt.

Gestern sagte mir eine Bekannte, dass ein Christ den Kehricht trennen muss. Was haben das Trennen des Kehrichts und das Christentum gemeinsam?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass beide nichts miteinander zu tun hätten.

Und auf den zweiten Blick?
Das Trennen des Kehrichts hat ja den Zweck die Umwelt zu schonen und Ma­­terial, das man wiederverwenden kann, nicht zu verschwenden. Genauso wichtig ist es aber, erst gar nicht so viel Müll entstehen zu lassen, denn jede Schwei­zerin und jeder Schweizer produzieren 730 Kilogramm Abfall pro Jahr.

Ja, schön und gut, aber was hat das mit meinem Christsein zu tun?
Es geht um die grundlegende Fest­stel­lung, dass sich das Christsein nicht nur auf den Sonntagsgottesdienst oder das Gebet reduzieren lässt, sondern dass die­­ses auch auf die Ge­­stal­tung meines Alltages einen Einfluss hat und da­­­­zu ge­­hört auch das Trennen von Abfall.

Foto: © by PeeF_pixelio.de

Ich verstehe das nicht!
Wenn wir die ersten Seiten der Bibel auf­­schlagen, so finden wir dort die Schöp­fungs­geschichte, die in gros­s­artigen Bi­­l­dern be­­schreibt, wie Gott die Welt und die Menschen erschaffen hat. Diese Er­­zählung en­­det mit dem Auftrag an die Men­schen zu dieser Schöp­fung Sorge zu tragen, sie als Gärt­ner zu hegen und zu pfle­­­­gen. Wer also die Natur schützt und be­­wahrt, ehrt damit auch Gott, den Schöpfer.

Und das machen wir durch die Kehrichttrennung?
Nicht nur, aber auch! Viele kleine Schrit­te, die wir Menschen im schonenden Um­­gang mit der Natur setzen, er­­mög­lichen es ihr aufzuatmen, sich zu er­­holen, und dadurch dienen wir letztlich auch den Menschen. 

Gott und den Menschen durch Kehrichtrennung dienen, ist schon eine ungewohnte Sichtweise. 
Ungewohnt vielleicht schon, aber gerade als Christen müssen wir Sorge tragen zur Schöpfung, die Gott uns zur Ge­­stal­tung geliehen hat. Wir sollten vermehrt Gott auch in der Natur zu entdecken suchen und dann gehen wir automatisch respektvoller mit ihr um. Dann kann auch das Kehrichttennen zu einer Art Gottes­dienst werden.

Besten Dank für diese bedenkenswerten Antworten.

Die Schöpfung in «Geburtswehen»

(Römer 8, 22)

Christen haben nicht nur wie alle Men­­schen die Pflicht, den Garten der Schöp­fung, in dem Gott sie eingesetzt und ihnen anvertraut hat (Genesis 2,15), zu «hü­ten», zu respektieren, zu pflegen und fruchtbar zu machen, sondern sie haben auch eine wahrhaft «kosmische» Hoff­nung für das Ende der Zeiten. Christen sind nicht nur verpflichtet, sich im Na­­men ihres biblischen Glaubens für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, sondern sie hoffen auch auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, wenn der Herr «den ersten Himmel und die erste Erde» vergehen lässt und er wird alles in allem sein (Offenbarung 21,1). Dies war bereits die Erwartung des Propheten Jesaja (Jesaja 65,17), als er versuchte, den Mut des kleinen Israel zu stärken, das von den Wechselfällen der Ge­­schich­te überwältigt und angesichts der immensen Herausforderungen, die es zu bewältigen galt, verwirrt war.

Eine Schwangerschaft
Zu diesem trostvollen Wort der Schrift ge­­­­­­hört auch Paulus‘ fulminante Einsicht in Kapitel 8 seines grossen Römerbriefs (Verse 18-25). Dem Leib des Menschen, der von der Erde genommen wurde, von den physischen Leiden und der moralischen Sklaverei der Sünde betroffen und zur körperlichen Verwesung be­­stimmt ist, ist dennoch die Erlösung durch Jesus, den Sohn Gottes, verheissen. So ist auch die gesamte Schöp­fung, die sich in allen Arten von (physischen) Ka­­tastrophen und unter dem Joch der Ver­dorbenheit (der moralischen Unord­nung, die sie befällt) abmüht, dazu be­­stimmt, eine ähnliche Befreiung zu er­­fah­­ren wie die Söhne und Töchter Got­­tes.
Es handelt sich um eine echte Schwan­gerschaft, ähnlich wie bei einer Frau in «Geburtswehen», deren Ausmass uns je­­­doch nicht bewusst ist. Denn die Herr­lich­­keit, die sich in unseren durch die Auf­er­stehung verwandelten Körpern nach dem Vorbild des leuchtenden Leibes Jesu Christi offenbaren soll, wird in keinem Verhältnis zu den Leiden stehen, die wir derzeit erdulden. Ebenso wird die Pracht, die sich im neuen Kosmos entfalten soll, alles übertreffen, was wir uns vor­stellen können, und die gegenwärtigen Ka­ta­stro­phen und Leiden vergessen lassen.
Und da unser Gott eine blühende Phan­tasie hat, freue ich mich, diese endgültige Schöpfung zu entdecken, in der es keine Angst, keine Tränen und kei­­nen Tod mehr geben wird.

François-Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG

Foto: © DR

1. Februar

Als sie nach Bethlehem kamen, da rauschte die Stadt über sie auf: «Ist dies Noomi?» Sie sprach zu ihnen: «Voll bin ich von hinnen ge­­gangen und leer hat ER mich heimkehren lassen.» (Rut 1,19.20.21)

Ich selbstherrlicher Mensch, Gott vergessend, eigene Regeln zu meinem vordergründigen Vorteil aufstellend, atemlos auf Jagd nach Wohlstand und Genuss – und dann das Gefühl: So geht’s nicht weiter – ich mache mich und andere kaputt! Meine tiefste Sehnsucht, die ich durch all das ja erfüllen will, kann so nicht gestillt werden. Ich bin zwar vollgestopft, aber in mir ist tiefe Leere, Hunger und Durst. Auf dem Heimweg aus der Leere zur Fülle, zu Gott, finde ich mein wahres Glück.

Gott, mach du mein Leben rundum erfüllt. Amen

28. Februar

Ach dass die Hilfe aus Zion über Israel käme und der HERR sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen. (Ps 14,7)

Wir kriegen sie nicht aus uns raus – die Sehnsucht nach Erlösung, nach vollkommener Befreiung des Menschen und der Welt. Und angesichts von Gewalt, Hass, Krankheit und Tod ist diese Sehnsucht nur allzu verständlich. Sie läuft auch nicht ins Leere: Der Messias, der wiederkommende Christus, wird die Vollendung bringen.

Doch sollte uns diese Sehnsucht nicht davon abhalten, sondern im Gegenteil dazu antreiben, in dieser vergehenden Welt schon hinzuarbeiten auf jene vollkommene Be­freiung, die Gottes Sache ist.

Gott, lass meine Sehnsucht fruchtbar werden für die Welt. Amen.

Weihnachten im Februar

Gestern behauptete eine Bekannte von mir, dass Weihnachten bis zu Februar dauert. Stimmt das?
Ja und Nein, denn tatsächlich dauerte frü­­her die Weihnachtszeit bis am 2. Feb­ruar. In manchen Kirchen wird die Krippe bis an diesem Tag stehen gelassen, auch wenn der Christbaum schon seine Nadeln verliert. Man feierte Weihnachten vierzig Tage lang, und dieses Fest war der offizielle Abschluss.

Wieso das denn?
Der Text, der am 2. Februar aus dem Evan­­­gelium vorgelesen wird, handelt davon, dass Maria und Josef ihren Sohn Jesus zum Tempel in Jerusalem brachten, um ihn dem Herrn zu weihen, wie es das Gesetz des Herrn verlangte. Es war das erste Mal, dass Jesus dem Tempel, dem Haus seines Vaters, begegnete. Da­­­her nannte man dieses Fest bis zum 5. Jahrhundert auch «Fest der Begeg­nung». Dann wandelte sich der Name zu «Mariä Reinigung», denn Maria erfüllte die damalige Vorschrift, dass eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes ein Opfer darbringen musste.

Warum heisst aber das Fest am 2. Februar «Mariä Lichtmess»?
Das geht auf die Aussage des greisen Si­­me­on bei der Begegnung mit Jesus im Tempel zurück: «Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet». Daraus entstand der Brauch an diesem Tag Kerzen zu weihen und den Tag als «Mariä Lichtmess» zu feiern.

Und dauert jetzt die Weihnachtszeit wirklich bis zum 2. Februar?
Die Liturgiereform Ende der 1960er Ja­h­re verlegte das Ende der Weihnachtszeit auf das Fest «Taufe des Herrn» (anfangs Januar) und benannte das Fest am 2. Feb­­­ruar neu «Darstellung des Herrn» – Jesus wird in den Tempel vor Gott ge­­bracht («dargestellt»). Somit ist dies kein Ma­­rienfest mehr, sondern ein Christus­­fest, auch wenn es für viele bis heute «Mariä Lichtmess» blieb – und so lange bleiben eben an manchen Orten Weih­nachts­baum und Krippe stehen.

Und was bedeutet das nun für mein religiöses Leben?
Ich sage mal so: egal, wie lange Weih­nachten dauert, richtig bleibt, was der Dichter Angelus Silesius geschrieben hat: «Wäre Christus tausendmal in Bethle­hem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.»

Besten Dank für diese Auskunft! (pam)

Das Beste kommt noch

Von der Hoffnung und Lebensfreude für die alten Tage

Foto: © Poss

Hanna
Von Hanna berichtet Lukas in seinem Evangelium, dass sie eine 84-jährige Pro­­­­phetin ist und aus dem Stamm Ascher stammt. Sie ist eine Witwe, die als jun­ges Mädchen geheiratet hatte, doch starb ihr Mann bereits sieben Jah­re später. Sie zieht sich jedoch nicht in ihr un­­glück­liches Schneckenhaus zurück, man hört sie nicht jammern und klagen, sondern sie widmet ihr Leben Gott. Sie gehört gleichsam zum «Inventar» des Tempels, denn sie verbringt ihre alten Tage zum grössten Teil im Tempel von Jerusalem, wo sie Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten dient. Manche mögen sie als Betschwester belächelt ha­­ben, aber weil sie Ausdauer hat, schlägt ihre grosse Stunde in der Heils­ge­schich­te. Getrie­ben von Gottes Geist – ist auch sie im Tempel, als die Eltern Jesus in dieses Gotteshaus bringen, um ihr Kind dem Herrn zu weihen, es darzustellen, wie es das jüdische Gesetz verlangte. Maria und Josef übergeben im Tempel ihr Kind Gott persönlich. Ihm soll es in Zukunft ganz gehören. Nach­dem Hanna diesem Kind begegnen durf­­te, war sie so erfüllt vom Heiligen Geist, dass sie zu allen über dieses Kind sprach, die auf die Er­­lösung Jerusalems warteten. Das wird danach zur Aufgabe ihres weiteren Le­­bens, so kurz es wohl nur noch gewesen ist: die Weitergabe der Hoffnung, aus der sie lebt. Sie erhält die Gewiss­heit, dass ihr Warten und Hoffen nicht vergeblich waren, sondern dass sich ihr Leben trotz ihrer Wit­wenschaft, die im alten Israel ein bedauerliches und trauriges Schicksal war, gelohnt hat.

Darbringung (Ende 16. Jhdt), Nationalmuseum Ravenna
Foto © Poss

Simeon
Simeon ist ein Hoffender und Wartender, denn von ihm wird gesagt, er sei gerecht und fromm, das heisst, er lebt in der persönlichen Zuwendung zu Gott und er war­­te auf den Trost Israels. Wie schon Hanna wurde auch er vom Geist Gottes in den Tempel geführt, wo er Jesus in seine Arme nehmen und Gott mit dem prophetischen Wort preisen darf, das heute Einzug gehalten hat in das tägliche Nacht­gebet der Priester und Or­­dens­­leu­te: «Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen Völkern be­­reitet hast, ein Licht, das die Heiden er­­leuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel». Es ist das Lob eines Menschen, der sein Lebensziel erreicht hat und nun voll Ver­trauen loslassen kann, was ihn noch mit dem irdischen Leben verbindet. Nach diesem Ruf der Freude wendet sich Sime­on aber auch an Maria, der er eine ganz persönliche Vorhersage macht: «Deine Seele wird ein Schwert durchdringen!», denn dieses Kind wird seiner Mutter im Laufe seines Lebens viel Kummer und Schmerzen bereiten. Schon in den ersten Tagen des neugeborenen Jesus blitzt das Dunkel des Kreuzes auf. Jesus wird zum Zeichen, dem widersprochen wird, das aber zur Entschei­dung herausfordert. 

Hanna und Simeon haben sich entschieden: Jesus wurde für sie zum Licht der Völker und erhellte wohl auch ihr per­sönliches Leben.

Das nahm wahrscheinlich ihren Rheumatismus, ihre Ge­­brechlichkeit, ihre Schwerhörigkeit und ihre Sehschwäche und welche Krank­heiten alte Menschen noch plagen können, nicht weg.Doch ihnen ist «ein Licht aufgegangen» und sie verliessen den Tem­pel von Jerusalem im Wissen dar­um, dass sie ihn getroffen haben, auf den sie während ihres langen Lebens sehnsüchtig gewartet haben. Dies half ihnen ihr Leben anzunehmen und nicht zu verzweifeln, weil vielleicht manches nicht mehr so leicht von der Hand geht, wie früher. Sie fanden immer wieder Freu­­de am Leben, trotz aller Enttäu­schun­­gen, die sie sicher auch erleben mussten. Hanna und Simeon können für alle alten Menschen eine Ermutigung sein, nicht zu resignieren, sondern immer ein «Trotzdem» zu wagen, das offen bleibt für die Überraschungen Gottes im Heute. 

Was könnte das für uns bedeuten? 
Auf diese Frage antwortet Pater Kle­mens Nodewald: «Schicksalsschläge ver­­schie­­denster Art gehören wohl zu je­­dem Men­schenleben. Und ich bin si­­cher, auch Hanna hat sich des Öfteren ge­­fragt: Womit habe ich das verdient? Gott, wo bist du? In ihrem Ringen mit Gott be­­wahrt sie sich jedoch davor, von Gott abzulassen. Wie wir wird sie an be­­stimmten Tagen erkannt haben: Mein Leben ist hart; aber ich bin Gott nicht aus den Augen. Hier und da und dort konnte ich es spüren. Dies bewegt sie, Gott zu preisen, ihm zu danken, innerlich nicht in die Verkümmerung abzudriften, obwohl sich an ihrem Lebens­schick­­sal nach aussen kaum etwas änderte. Simeon, der Wache, wird als der aufmerksam Hörende in die Begegnung mit dem Herrn geführt. Hell wach auf Gott Hörende sein, wird auch uns befähigen, für das Heilswirken Gottes Empfinden zu entwickeln. Spüren und ahnen, dass und wo Gott am Wirken ist, stärkt unseren Glauben bei weitem mehr als alles Wissen über ihn. Gott spüren, das ist die treibende Kraft in uns, die uns zum Handeln bewegt und Zuversicht verleiht.


Sie legt Lob und Dank auf unsere Zun­ge, Kraft und Ausdauer in unser Herz».
Seien wir wie Hanna und Simeon offen für das, was Gott uns zu bieten hat. An Weihnachten ist ein kleines Kind in un­­sere Welt gekommen, um zu zeigen, dass Gott für Überraschungen gut ist. Seien wir betend gespannt, was in unserem Leben noch alles möglich ist.

Darbringung (Ende 15. Jhdt), Martin Schongauer, Colmar
Foto © Poss

Miteinander sind wir reich
Das Gute, das die beiden Propheten er­­fahren haben, die Begegnung mit dem lebendig machenden Gott, wollen und können sie nicht für sich behalten. Viel­mehr rufen sie uns auch heute noch zu: «Bewahrt euch die Haltung, dass ihr zu keinem Zeitpunkt eures Lebens fertig seid. Bleibt aufmerksam und wach für den Anruf unserer Zeit, unserer Um­­ge­bung, der nächsten Menschen. Wo dies gelingt, braucht kein alter Mensch mehr Angst zu haben, überflüssig und eine Belastung zu sein, oder Angst vor Ein­­sam­keit, wenn sich niemand um sie kümmert und Angst, keine gute, würdige Pflege zu bekommen, weil das die Jungen überfordert und nicht interessiert. Schaffen wir Räume wo Alt und Jung sich gegenseitig mit ihren Stärken und Schwächen wahrnehmen und die Konflikte, die sich daraus ergeben können, miteinander austragen. Nicht immer geht das ohne Schmerzen, wenn unterschiedliche Lebenskulturen, unterschied­liche Lebensauffassungen und religiöse Vorstellungen aufeinandertreffen.

Miteinander sind wir reich, wenn es uns ge­­lingt, nicht nur unsere materiellen, son­­dern auch unsere geistigen und geistlichen Schätze wie Glaube, Hoffnung, Liebe miteinander zu teilen und den kom­menden Generationen weiterzugeben. Durch uns alle, egal wie alt oder wie jung wir sind, sollen Liebe und Segen in dieser Welt sein, wenn wir «abtreten» müssen. Wir dürfen unser Leben eingebettet wissen in den Strom der Gene­ra­tionen und Gott hat jedem von uns ge­­nau diesen Platz in der Kette zugewiesen, den nur ich und sonst niemand aus­­füllen kann.


Paul Martone

Foto © Poss

Kein Evangelium ohne soziale Gerechtigkeit

((Jakobus 4,13 – 5, 6)

«Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Fel­­der abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel» (Jakobus 5, 4). In Anlehnung an die Propheten des Alten Testaments greift der Jakobusbrief die Reichen an, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen und sich über den Willen Gottes hinwegsetzen. Daher stellt Papst Franziskus die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt der Evangelisierung (4. Teil seines Schrei­bens, «Die Freude des Evangeliums») und lädt uns zu einer Fastenzeit der Soli­darität mit den Armen ein, die einen privilegierten Platz im Herzen des Vaters einnehmen.

Die Verantwortung der multinationalen Konzerne
Multinationale Unternehmen, auch solche mit Sitz in der Schweiz, auf ihre Ver­ant­wor­tung gegenüber den Ländern anzusprechen, in denen sie tätig sind, bedeutet, die Pflich­ten aller Regierungen auf lokaler und internationaler Ebene zu be­­tonen, damit stren­­ge Normen die Ver­pflich­tungen der gros­sen Konzerne festlegen. Denn die wirtschaftliche Globali­sierung hat sich viel schne­ller ausgebreitet als die Globalisierung der Men­schen­rechte und des Umwelt­schut­­­zes. Es geht also darum, Rahmengesetze zu schaffen, die nachhaltige und faire Prak­tiken ge­­währleisten und Arbeitnehmer und Men­schen auf der ganzen Welt schützen. Ein solches Bewusstsein dient dazu, sich für die ganzheitliche Befreiung aller Men­schen, insbesondere der Ärmsten, ge­­mäss den biblischen Grundsätzen der So­­ziallehre der Kirche einzusetzen: die Achtung des Ge­­­meinwohls und der Wür­de des Men­schen.

Die Verantwortung jedes Einzelnen
So vorzugehen bedeutet, dass wir uns im Namen unseres Glaubens verpflichten, für andere das zu tun, was wir möchten, dass sie für uns tun, gemäss der «goldenen Regel», die die Heilige Schrift zusammenfasst (Matthäus 6,12). Das neue Jahr lädt uns ein, durch Gebet und Fasten, innere Umkehr und die Ver­ge­bung des Aller­höchsten getragene Akte der Barm­her­zigkeit zu­­guns­ten der Schwächs­ten und Ärmsten um uns herum zu setzen.

François-Xavier Amherdt

Der Fisch: biblisches und «katholisches» Zeichen (Buch Jona 2)


Es kommt ziemlich häufig vor, dass wir auf der Heckscheibe eines Autos die symbolische Zeichnung eines Fisches entdecken: «Das sind Mitglieder einer evangelischen Freikirche», würden wir sofort schlussfolgern.
Tatsächlich ist der Fisch ein Symbol, das für alle Christen gilt, auch für Protestanten, Katholiken und Orthodoxe, denn auf Griechisch heisst er ichtus, dessen Buchstaben als Abkürzung folgender Worte dienen:

Ièsous Jesus

Christos Christus

Theou von Gott

Uios Sohn

Sôter Retter

So wurde das Kürzel von den ersten Christen in den Zeiten der Verfolgungen und Katakomben als Zeichen für ihre heimlichen Zusammenkünfte verwendet.

Der Fisch dient deshalb so gut als Bezeichnung für «Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser», weil Tiere, die im Wasser leben in der Schrift immer wieder auftauchen, be­­reits als Begleiter der Brote in den fünf Berichten der Evangelien über die Brotver­meh­rung (Matthäus 14,13 –21; 15,32–39 und Parallelen). Johannes sagt sogar, dass es ein Kind war, das fünf Gerstenbrote und zwei Fische mit sich führte, aus denen der Mes­sias die Speise für die Menge machen wird (Johannes 6, 9).

Aber es ist vor allem der Fisch, in dessen Bauch der Prophet Jona verschlungen wird (Jona 2), auf den sich die frühe Kirche bezieht, da er das Zeichen des Ostergeheim­nis­­ses schlechthin darstellt. «Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Seeungeheuers war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte lang im Schoss der Erde sein» (Matthäus 12, 40, zitiert Jonas 2,1).

Auch wenn die Länge des Zeitraums zwischen der Grablegung Christi und seiner Auferstehung nicht genau dem chronologischen Plan entspricht, war es tatsächlich der dritte Tag, an dem Jesus aus dem Grab stieg und durch das Wasser des Todes ging. Es ist das einzige Zeichen, das er uns gegeben hat, aber es sagt alles: In seiner Nachfolge können wir, wie Fische im Wasser, ans andere Ufer des ewigen Lebens gelangen. Das ist katholisch, weil es evangelisch ist.

François-Xavier Amherdt / Image: DR

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