Wiedergeboren aus dem Evangelium

(Johannes 3, 1-8)


Foto: Adobestock

Ungewohnte Wege suchen, um die christliche Lebendigkeit wieder zu schätzen

Analphabetismus, Ignoranz oder Gleichgültigkeit: Viele unserer Zeitgenossen haben sich vom Glauben und den christlichen Kirchen distanziert. Dennoch bleibt der spirituelle Durst in vielen Menschen lebendig.
Wie zum Beispiel in Nikodemus, einem führenden Mann unter den Juden, der ahnte, dass ihm etwas Wesentliches fehlte und dass er es bei Christus finden könnte. Jesus lud ihn ein, von oben wiedergeboren zu werden, im Was-ser und im unfassbaren Hauch des Geistes. Wie eine Neugeburt zum Leben des Königreichs. Eine Wiedergeburt, nicht mehr im «Fleisch» des Gesetzes und der materiellen Nebensächlichkeiten, sondern im Geist, der belebt und aufrichtet. Christus steht von Anfang an im Zentrum der Guten Nachricht, die er verkörpert. Er hört auf die Aussagen seines Gegenübers (V. 2), und er baut darauf, um ihn auf eine neue Ebene zu führen. Er führt ihn zu seiner wahren Identität: es ist derselbe Nikodemus, den wir am anderen Ende des vierten Evangeliums wiederfinden, als er den Leichnam des Gekreuzigten im Garten begräbt (Johannes 19,39).

Ungewohnte Wege
Die gegenwärtige Situation der «Post-Moderne» zwingt uns dazu, neue Wege zu finden, um die Gute Nachricht zu verkünden. Nicht mehr, indem wir sie mit Dekreten und Erklärungen überhäufen, die für die Welt unverständlich sind. Sondern indem wir zum Kern des Geheimnisses vordringen, indem wir das Evangelium anbieten und die Bedingungen schaffen, die einen (Neu-)Anfang und eine (Wieder-)Geburt im Glauben ermöglichen.
Die Wiedergeburt aus Wasser und Geist bedeutet, sich von Gott zum Leben erwecken zu lassen, über Gott zu staunen, der Leben schenkt, und diese Erweckung in jedem Menschen zu begleiten. Es bedeutet, die Gegenwart Christi zu erkennen, die bereits in jedem Menschen aktiv ist, die kleinen, oft überraschenden Sprösslinge zu würdigen und das Wachstum des inneren Wesens zu fördern.
Es bedeutet, Gott zu erleben und ihn als treuen Freund zu erfahren. So kann man sich die Quellen der christlichen Lebendigkeit und der Zivilisation, die aus ihr hervorgegangen ist, wieder aneignen.

François-Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG


Herzgefäss mit Relique von Pauline Jaricot
(Foto: Missio)

Gebet für den Monat der Weltmission 2022

Jesus Christus,
Die ganze Welt sehnt sich nach der Quelle des Lebens.
Wir sind bereit, uns in deinen Dienst zu stellen, 
ausgerüstet mit deiner Güte und Barmherzigkeit.

 Die Mächtigen und Weisen haben ihre Pläne 
und eigenen Absichten.
Wir aber bauen einzig auf deine Liebe.

Schau uns an, leite unsere Schritte,
höre unsere Gebete,
wandle unsere Worte und Taten, 
damit wir Werkzeug deiner Zuwendung werden 
und deiner Sendung dienen.

Amen

Das Gebet ist inspiriert von Pauline Jaricot und wurde von Missio Schweiz übersetzt und sprachlich angepasst.
Sie finden dieses Gebet auch auf dem Flyer für den Monat der Weltmission.

Monat der Weltmission

«Ihr werdet meine Zeugen sein…
bis an die Grenzen der Erde» (Apg 1, 8)

Wort des Direktors von Missio Schweiz 

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen
Wie erleben Sie die Kirche von heute? Als eine Organisation, die um ihre eigenen, hausgemachten Probleme kreist und diese krampfhaft aufzuarbeiten bemüht ist? Als ein Bollwerk überholter Traditionen, die jegliche «Bodenhaftung» und den «Stallgeruch der Schafe» verloren hat? Als eine blosse Sonntags-Gemeinschaft, von denen sich jeder und jede nach der Messe wieder verabschiedet und in Frieden seinen/ihren Weg geht? Aber Hand aufs Herz: Gibt das ein gutes Glaubenszeugnis in dieser Welt ab? Was würde Jesus Christus dazu sagen? 
Wünscht Jesus Christus nicht, dass wir überall, wo wir hinkommen, für ihn Zeugnis ablegen und aus seinem Geist heraus handeln? Dies ganz im Sinne wie er es den Jüngern in seiner letzten Rede vor seiner Himmelfahrt nochmals in Erinnerung rief: «Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde» (Apostelgeschichte, Kapitel 1 Vers 8). Jeder und jede von uns ist also eingeladen, den Glauben, die Liebe und die Hoffnung aus dem Evangelium neu zu entdecken. Dann sind wir eingeladen, diese Erfahrung und die Freude aus dem Evangelium nicht für uns zu behalten, sondern mutig und entschlossen allen Menschen dieser Welt zuteil kommen lassen, sei es durch Worte des Trostes und der Hoffnung, sei es durch Taten der Nächstenliebe.
Der Monat der Weltmission im Oktober und insbesondere der Sonntag der Weltmission vom 23. Oktober geben uns Gelegenheit, uns wieder bewusst zu machen, dass die Kirche von ihrer Natur aus missionarisch ist. Lassen wir uns als Getaufte also in diesem Monat noch bewusster auf die innere Begegnung mit Jesus Christus ein und bauen zu ihm im Gebet und der Feier des Gottesdienstes eine solide Beziehung auf. Machen wir die Freude aus dem Evangelium allen Menschen auf dieser Welt in ansprechender Weise durch Wort und Tat bekannt und unterstützen wir andere Getaufte dabei – so etwa in Afrika, Asien oder Lateinamerika – durch das Gebet, durch den Gedankenaustausch und durch das Teilen von finanziellen Mitteln (wie die Kollekte zum Sonntag der Weltmission).

Foto: Missio Schweiz

Mit herzlichen Grüssen und besten Segenswünschen
Dr. Erwin Tanner-Tizian , Direktor von Missio Schweiz

«Täglich ein Gebet und eine Münze pro Woche.»

Unter dem Leitwort «Ihr werdet meine Zeugen sein» stellt Missio Schweiz im Monat der Weltmission Pauline Jaricot und ihr Wirken vor. Pauline Jaricot gründete vor genau 200 Jahren in Lyon das Werk der Glaubensverbreitung, aus dem Missio hervorgegangen ist.
«Täglich ein Gebet und eine Münze pro Woche.» Mit dieser einfachen Formel lässt sich das Wirken und Charisma von Pauline Jaricot (179 9–1863) zusammenfassen. Als junge Frau rief sie in Lyon das Werk der Glaubensverbreitung ins Leben, dessen offizielle Gründung am 3. Mai 1822 erfolgte. Die Ausrichtung des Werkes hatte von Beginn an die Kirche auf der ganzen Welt im Blick, war also klar weltkirchlich orientiert. Die Unterstützung für die Verbreitung des Evangeliums sollte nicht mehr national organisiert sein; sie wollte, dass alle «Missionen», wie man damals sagte, gleich unterstützt werden.

Foto: Missio Schweiz

Gebet und soziales Engagement
Pauline Jaricot, die in einer wohlsituierten katholischen Familie aufwuchs, kannte keine materiellen Sorgen, sehr wohl hingegen gesundheitliche. Eine lang andauernde Krankheit hat ihre Spuren im Leben der jungen Frau hinterlassen. Eine aufwühlende Predigt über die Eitelkeit, die sie im Innersten traf, bedeutete für sie eine radikale Wende in ihrem Leben. Sie trennte sich von persönlichem Reichtum, kleidete sich wie eine Hausangestellte und legte ein privates Keuschheitsgelübde ab. Ohne Berührungsängste nahm sie die menschlichen und seelischen Nöte der Arbeiterschaft, besonders der jungen Frauen, wahr – und reagierte auf zweifache Weise. Zum einen versuchte sie die miserable Situation der Seidenweber/-innen in Lyon zu verbessern und zum anderen wollte sie die Menschen an ihrer Erfahrung der Gottesbegegnung teilhaben lassen. Das soziale Engagement und das Gebet sind bei ihr untrennbar miteinander verbunden wie die zwei Seiten einer Medaille. Sie dachte und handelte über das unmittelbare Umfeld von Lyon hinaus und hatte dabei immer die Weltkirche im Blick. Ein Blick, der geschärft wurde durch die Berichte aus den Missionen, die sie von ihrem Bruder Philéas erhielt, der Priester war. 
Ein schlichtes aber geniales System der Spendensammlung wurde ihr Erfolgsrezept: eine Münze pro Woche war die finanzielle Beteiligung an der Mission, da-zu das tägliche Gebet eines Vaterunsers und Ave Marias auf die Fürsprache von Franz Xaver, der später Patron der Mission wurde. Die vielen kleinen Spenden, die durch Zehner- und Hundertergruppen zusammengetragen wurden, waren Pauline Jaricot wichtiger als einmalige Grossspender. Das Mittragen der Mission, die Unterstützung der Evangelisierung durch das tägliche Gebet so vieler Menschen war ihr ungemein bedeutsam.
Aus der wöchentlichen Münze ist die Kollekte vom Sonntag der Weltmission geworden. Es hat sich als praktischer erwiesen, die Sammlung einmal im Jahr durchzuführen. Sie wird auf der ganzen Welt durchgeführt. Das Geld fliesst in einen Solidaritätsfonds, aus dem über 1 100 finanziell schwache Ortskirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien Mittel für ihre seelsorgerlichen und sozialen Aufgaben erhalten.

 

Paula Kidakwa im Dienst an den Menschen

Foto: Missio Schweiz

Wie Pauline Jaricot vor 200 Jahren beschloss die Laienmissionarin Paula Kidakwa aus Nairobi/Kenia alles hinter sich zu lassen, um anderen zu helfen. «Ich wollte etwas bewirken», sagt sie. Ihr Weg führte sie in die abgelegene Region des Samburu-Volkes im Osten Kenias, wo nur wenige Mädchen zur Schule gehen können. «Ihr Leben als eine von mehreren Ehefrauen eines oft wesentlich älteren Mannes ist von klein auf vorbestimmt», erklärt Paula. «Doch viele Mädchen wollen dieses Leben nicht oder fliehen vor der damit verbundenen Tradition der Genitalverstümmelung.» Nach ihren Erfahrungen bei den Samburu nimmt Paula Kidakwa heute in Nairobi Samburu-Mädchen auf, die ihre Dörfer verlassen haben, um in der Grossstadt zu studieren.

Foto: Missio Schweiz

«Als Laienmissionarin teile ich mit ihnen die Liebe und die Freude Christi. Ich gebe das Wort Gottes weiter und helfe den Mädchen, ihr Potenzial zu entdecken, damit sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.»
Das Wirken von Pauline Jaricot hat ihre Lebenszeit weit überdauert, wie das Beispiel von Paula Kidakwa aus Kenia eindrücklich zeigt. Es war ihre Vision und feste Überzeugung, dass die Verkündigung des Evangeliums Auftrag aller ist und sich alle daran beteiligen können. So können wir uns fragen: Wie sind wir heute Zeuginnen und Zeugen der Frohbotschaft?
Missio, Siegfried Ostermann

Papst Franziskus zum Sonntag der Weltmission

Die Pluralform unterstreicht den gemeinschaftlich-kirchlichen Charakter der missionarischen Berufung der Jünger. Jeder Getaufte ist in der Kirche und im Auftrag der Kirche zur Mission berufen: Die Mission wird also gemeinsam, nicht individuell, in Gemeinden und kirchlichen Gemeinschaften und nicht aus eigener Initiative heraus durchgeführt. Und selbst wenn es jemanden gibt, der in einer ganz besonderen Situation den Evangelisierungsauftrag allein ausführt, so tut und muss er das immer in Gemeinschaft mit der Kirche, die ihn gesandt hat, tun. […]

Bei der Evangelisierung gehören also das Bei-spiel des christlichen Lebens und die Verkündigung Christi zusammen. Das eine dient dem anderen. Sie sind die beiden Lungenflügel, mit denen jede Gemeinschaft atmen muss, um missionarisch zu sein. Dieses vollständige, konsequente und freudige Zeugnis für Christus wird sicherlich auch im dritten Jahrtausend die Anziehungskraft für das Wachstum der Kirche sein. Ich fordere daher alle auf, den Mut, die Offenheit und die parrhesia der ersten Christen wiederzugewinnen, um in Wort und Tat und in allen Lebensbereichen Zeugnis für Christus abzulegen.
Franziskus

Der vollständige Text kann unter 
https://www.missio.ch/wms
heruntergeladen werden.

Kollekte am Sonntag der Weltmission

Die Kollekte am Sonntag der Weltmission, am 23. Oktober 2022 ist die grösste Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken welt-weit. Mehr als 120 nationale Missio-Stellen auf allen Kontinenten sammeln an diesem Sonntag für die pastorale und diakonische Arbeit in über 1 100 Diözesen. Gläubige weltweit setzen damit ein Zeichen der Hoffnung für die Ärmsten und Bedürftigsten in Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien, die sonst vergessen gehen.
Helfen auch Sie mit und schenken den Menschen Hoffnung auf eine bessere, friedvollere und gerechtere Zukunft.
Herzlichen Dank und Vergelt’s Gott für Ihre Unterstützung.

Niemand ist zu klein um Missionar zu sein.

Foto: AdobeStock

Unsere «Interessenvertretung» bei Gott – Die Schutzengel

Das neue Schuljahr hat vor ein paar Wochen begonnen. Die meisten Kinder ziehen wieder frohgemut von Zuhause in das Schulhaus, immer begleitet von der Sorge und Hoffnung der Eltern, dass ihnen auf dem Schulweg nichts passiert. Hilfe gegen diese Ängste kann uns der Glaube an die Schutzengel bieten. Man kann darüber lächeln und diesen Glauben als naiv abtun. Ich stimme aber dem Schweizer Kapuziner Paul Hinder, bis vor kurzem Bischof in Arabien, zu, der meint: «Mir tut es gut, mich in unsichtbaren Händen geborgen zu wissen.»
Die Existenz der Engel im Allgemeinen und der Schutzengel im Besonderen ist biblisch gut begründet. 365mal kommt der Begriff «Engel» in der Bibel vor, also für jeden Tag ein Engel. 

Foto: © DR

Die Kleinen
Das Wort Schutzengel kommt in der Bibel so nicht vor. Die Kirche bezieht sich in ihrer Lehre von den Schutzengeln auf die Stelle im Matthäusevangelium (18, 10), wo Jesus von den Kleinen sagt, dass ihre Engel im Himmel allezeit das Angesicht seines Vaters sehen. Unter den hier genannten Kleinen sind nicht nur die Kinder gemeint, sondern alle Menschen, die an Jesus glauben, die um ihres Glaubens willen in der Welt verachtet sind und nichts gelten. Es sind die einfachen Menschen in der christlichen Gemeinde, die im Glauben noch nicht gefestigt sind, die jedoch in den Augen Gottes kostbar und auserwählt sind (vgl. 1 Kor 1,26f.). Jesus sagt nun, dass jeder dieser Menschen einen Engel hat, der das Antlitz Gottes schaut. Jeder „Kleine“ hat somit eine «Interessenvertretung» bei Gott. 

Bild: Sr. Isabel

Die Engel gehen mit 
Die Bibel beschreibt sowohl das Aussehen der Engel als auch ihre Macht und Grossartigkeit. Sie zeigt, wie Engel behüten und beschützen, wie sie den Menschen die Augen öffnen und ihnen einen Weg zeigen, den sie gehen können. Die Engel beschützen vor Feinden und immer wieder können wir nachlesen, wie sie den Propheten und den Aposteln helfen. Die Mut machende Grundbotschaft aller Geschichten lautet: Die Engel lassen den Menschen in keiner Situation allein. Sie gehen mit ihm – auch auf Umwegen und Irrwegen. Und sie geben ihm Schutz und Geborgenheit gerade dort, wo er mit seiner Angst allein ist.
Auch Jesus hatte Schutzengel, die ihm dienten. Diese treten zum ersten Mal bei der Versuchung in der Wüste auf. Nach-dem der Teufel von Jesus abgelassen hatte, «kamen Engel und dienten ihm» (Mt 4, 11). Ein paar Verse zuvor, zitiert der Teufel sogar den Psalm 91, um Jesus in Versuchung zu führen, damit er sich vom Tempel stürze, um so zu beweisen, dass er Gottes Sohn sei: «Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heisst in der Schrift: «Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stösst» (Mt 4, 16).

Keine Angst
In manchen Schlafzimmern finden sich noch Bilder (oft recht kitschig, entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert), die darstellen, wie ein Schutzengel Kinder beschützt, die auf einer Brücke über einen reissenden Fluss laufen. Diese Bilder zeigen uns, wie wir in der Obhut der Engel sind, sie uns mit ihren Flügeln decken und behüten. Der Psalm 91 drückt das sehr schön aus: Gott «befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stösst». Wer sollte dann noch Angst haben?
Wenn wir fragen, wie viele Schutzengel es gibt, so kann man sagen, dass es so viele Schutzengel gibt wie Menschen. Jeder Mensch hat einen persönlichen Schutzengel, der ihm zur Seite steht und zwar vom ersten Augenblick seiner Existenz bis zu seinem letzten Atemzug. Selbstverständlich beten wir die Engel nicht an, aber wir können sie jederzeit um ihren Schutz und ihre Begleitung bitten. Es ist jedoch Vorsicht geboten bei manchen Angeboten, die uns die Esoterik bietet, angefangen von Engelseminaren, Engelbüchern, Engelkarten, Engeldüften und was es da alles gibt. Das ist reine Geldmacherei! Die Engel lassen sich dafür nicht missbrauchen. Alles, was Sie über Engel wissen müssen, finden Sie in der Bibel – mehr braucht es nicht! Wer die Bibel ernst nimmt, kann, ja muss auch von der Existenz der Engel ausgehen und sie um ihren Schutz bitten.


Schutzengel, 14. Jhdt, San Zeno, Italien – Foto Poss

Engelerfahrungen der Bischöfe

Foto: © DR

Auch unsere Bischöfe vertrauen auf den Schutz der Engel. Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, ist von Kindheit an mit Schutzengeln verbunden. Einen solchen hatte er auch bei einer Hochtour. «Ich war mit einem Freund in den Bergen», sagt Lovey. Die beiden stiegen den Aiguille du Chardonnet hinunter – einen 3824 Meter grossen Berg in der Nähe des Mont Blanc. Beide waren in einer Seilschaft, es kam zum Sturz. «Vielleicht war es ein Schutzengel, der mir half, bis zum Ende durch-zuhalten», sagt Lovey. «Schutzengel sind so diskret, dass sie tausend Mal helfen, ohne dass wir es mitbekommen.»
Lovey erinnert sich noch genau an den Schutzengel seiner Kindheit. Über seinem Bett hing ein Bild mit einem Engel. «Er half einem kleinen Jungen, einen Fluss zu überqueren. Wir haben gebetet: “Mein lieber Schutzengel, behüte mich nachts, so wie du mich tagsüber beschützt hast.”» Jean-Marie Lovey ist überzeugt: «Wir wer-den ein Leben lang von Schutzengeln beschützt – von der Geburt bis zum Tod. In guten wie in schlechten Zeiten.»

Foto: © DR

Das erfuhr auch Markus Büchel, der heutige Bischof von St. Gallen, der als Student Beifahrer in einem Auto war. Plötzlich kam es zu einem schweren Verkehrsunfall. «Glücklicher-weise wurden der Fahrer und ich nur leicht verletzt.»

Foto: © DR

Auch Charles Morerod hatte in der Studentenzeit einen Schutzengel. Der heutige Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg war zu Fuss auf dem Trottoir unterwegs. Er wollte auf die Strasse gehen, doch in dem Moment zischte ein schweres Motorrad an ihm vorbei. «Ich hatte es weder gehört noch gesehen. Es waren nur wenige Zentimeter», berichtet Morerod. «Ich denke, da war ein Schutzengel mit im Spiel. Sonst gäbe es mich nicht mehr.» Morerod findet auch einen dogmatischen Blick auf die Schutzengel spannend. Etwa die Frage, in welchem Verhältnis sie zum -Heiligen Geist stehen. «Der Heilige Geist kann über Schutzengel wirken», sagt Morerod. Schutzengel könnten auch zu guten Gesprächen führen: «Von der Präsidentin einer katholischen Körperschaft stammt der Rat: Vor manchen Treffen bittet sie ihren Schutzengel, mit dem Schutzengel der anderen Person zu sprechen.» Und wie oft ruft Morerod seinen Schutzengel vor schwierigen Gesprächen an? «Ich gebe zu: eher selten.»

Foto: © DR

Der Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Alain de Raemy, war früher in Lausanne Pfarrer. Dort begleitete er einen schwerkranken 60-jährigen Mann. «Er sprach mich nach einem Gottesdienst an und sagte zu mir: Sie werden mich auf den Tod vorbereiten! Auch seine Frau war darüber ganz perplex.» Eines Tages war de Raemy bei seinen Eltern im Wallis: «Ich spürte plötzlich eine starke innere Unruhe. Ich hatte das Gefühl: Ich musste zurück nach Lausanne. Ein ganz seltsames Gefühl.» Er hatte die Eingebung, bei dem kranken Mann vorbei zu schauen. «Ich wusste nicht, dass sich sein Zustand verschlechtert hatte. Als mir seine Frau die Tür öffnete, fiel sie mir weinend in die Arme. Sie sagte, ihr Mann befinde sich im Sterben.» Als Alain de Raemy ans Bett trat, öffnete der Mann seine Augen. «Als er meine Stimme hörte, lächelte er mir zu, bat um ein Gebet und schlief ruhig ein.» Nun könnte man meinen: Für den Mann war Alain de Raemy ein Schutzengel. Doch der Weihbischof winkt ab: «Der Schutzengel hat mich zu ihm geführt.» 

Überhaupt glaubt de Raemy, dass ein guter Schutzengel sozusagen Unterstützung brauche: «Jeder himmlische Bei-stand, von Gott, allen Engeln und Heiligen, kann nur als gros-ses Teamwork geschehen!»

Paul Martone (siehe auch kath.ch)

Für jung und alt


Erzengel Michael (15. Jhdt)


Ikone, Byzantinisches Museum Paphos. Foto Poss

Diese beiden Bilder sind nicht identisch. Beim Bild rechts haben sich insgesamt sieben Fehler eingeschlichen. Schauen Sie genau hin und überlegen Sie, was sich im Vergleich zum linken Bild geändert hat.

Wir feiern die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael am 29. September.

Gregor der Grosse nennt in seinen Ausführungen über die Erzengel namentlich drei Engel, nämlich Michael, Gabriel und Raphael. Papst Zacharias legte 745 auf einem Konzil in Rom fest, dass die offizielle Lehre der Kirche nur diese drei Engel mit Namen kennt und verbot die Verehrung anderer ausserbiblischer Gestalten als Erzengel. Auch die heutige offizielle Lehre der römisch-katholischen Kirche beschränkt die Erzengel auf diese drei Namen. Der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet, der gemäss den Bestimmungen der Instruktion über die Neuordnung der Eigenkalender (Instructio de Calendariis Particularibus) vom 24. Juni 1970 erarbeitet wurde, bestimmt den 29. September als den Tag der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.
Die Position der Kirche spiegelt sich auch in der Kunst wider, denn in Italien und im westlichen Europa werden im Mittelalter und in der Renaissance hauptsächlich diese drei Erzengel dargestellt. Die Dreier-Gruppe Michael-Gabriel-Raphael findet sich zum Beispiel im 11. Jahrhundert in der Apsis von Sant’Angelo in Formis sowie auf dem Basler Antependium (zusammen mit Jesus Christus und Benedikt von Nursia). Im späten 15. Jahrhundert entstanden in Italien mehrere Gemälde, in denen Tobias zusammen mit den drei Erzengeln abgebildet ist. (Wikipedia)

BETEN IM ALLTAG

Foto: © DR

Gebet des heiligen Petrus Kanisius zum Schutzengel

Ihr himmlischen Geister, ihr Diener Gottes! 
Da die stolzen, neidischen, 
hartnäckigen und listigen bösen Geister 
sich zu unserem Untergang verschworen haben, 
so rufen wir euren Beistand an, 
auf dass die so grosse Zahl übermütiger, 
listiger und mächtiger Feinde 
weder im Leben noch im Tod über uns siege. 
Steht uns bei, ihr heiligen Engel 
Tag und Nacht und kämpft getreu für uns 
in diesem immerwährenden Kampf. 
Besonders empfehle ich mich deinem Beistand,
heiliger Engel, dessen beständigem Schutz 
die göttliche Güte mich anvertraut hat. 
Ich bitte dich, führe mich Blinden, 
belehre mich Unwissenden, 
stärke mich Schwachen, 
beschütze mich Unwürdigen, 
führe mich zurück, wenn ich irregehe, 
sporne mich Trägen an, 
wecke mich, wenn ich schlafe, 
hilf mir voran, wenn ich gehe. 
Hilf mir ganz besonders, 
dass jener letzte und schwere Kampf, 
der mir mit den bösen Geistern 
in der Todesstunde bevorsteht, 
für mich einen glücklichen Ausgang nehme
damit meine Seele in die Gesellschaft der Engel gelange 
und nach errungenem Sieg freudig singe,
der Strick ist zerrissen, und wir sind befreit. Ps 123, 7 
Alle Ihr lieben Engel und Erzengel, bittet für uns!

Die Nüchternheit und der Löwe

  1. Petrusbrief 5,8–9a

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«Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.»

Diesen Text schlägt das Stundengebet für den letzten Gottesdienst des Tages, die Komplet am Dienstagabend, vor: «Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!» (1. Petrus 5, 8–9a). Die Mässigkeit, eine der vier Kardinaltugenden neben Gerechtigkeit, Stärke und Klugheit, gilt nicht nur für die Enthaltsamkeit beim Konsumverhalten, sie ist auch mit dem Glauben und der Wachsamkeit verbunden und ermöglicht uns, unsere Energien neu zu konzentrieren, um den gefährlichsten Feinden die Stirn zu bieten.
Der Slogan «Weniger ist mehr» ist also für den gesamten existenziellen und spirituellen Weg geeignet. Weniger Güter, weniger Nahrung, weniger Aktivitäten, weniger Unterhaltung, das bedeutet, sich die Chance auf eine echte innere Armut zu geben, einen echten Respekt vor unserem Körper und dem Planeten, eine Konzentration auf das Wesentliche, eine Vertiefung des inneren Lebens. Diese Perspektive beinhaltet keine masochistische Frustration. Im Gegenteil, die Nüchternheit kann als «glücklich» bezeichnet werden, denn sie führt dazu, jede Wirklichkeit, jedes Nahrungsmittel, jedes Unternehmen, jede Begegnung in ihrem wahren Wert zu schätzen.

Am geistlichen Kampf teilnehmen
In seinen Ermahnungen an die Gläubigen am Ende seines ersten Briefes nennt der Apostel Petrus den Kampf als Mittel zur Überwindung des Leidens, das die gesamte Gemeinschaft der Brüder in der Welt erfährt (Vers 9b). Vor allem aber sieht er darin eine Möglichkeit, sich dem zerstörerischen Wirken des Widersachers, des «diabolos», entgegenzustellen, der in der bildhaften Gestalt des «verschlingenden und brüllenden Löwen» dargestellt wird. Das Bild stammt aus Psalm 22,14, dessen Anfang Jesus am Kreuz schreit: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen» (Matthäus 27, 46). Mässigkeit zu leben bedeutet also, am spirituellen Kampf Christi und der Kirche gegen das Böse und die Lüge, gegen das Leid der Sünde, der Gewalt, des übermässigen Konsums und des Verschlingens teilzunehmen.
Diesen neutestamentlichen Text in der Gemeinschaft der Heiligen vor dem Einschlafen zu beten, bedeutet, sich dem Gott aller Gnade anzuvertrauen, der uns in Christus «wieder aufrichten, stärken, kräftigen und auf festen Grund stellen wird und der uns in seine ewige Herrlichkeit ruft» (1 Petr 5,10).

François-Xavier Amherdt

Trauzeugen

Wir möchten demnächst heiraten. Dazu braucht es ja auch Treuzeugen. Was müssen diese denn bezeugen?
Wie der Name sagt, sollen diese, stellvertretend für die versammelte Hochzeitsgemeinde, bezeugen, dass sich das Brautpaar in der katholischen Kirche vor Gott getraut hat, indem der Mann und die Frau einander Liebe und Treue versprochen haben, bis der Tod sie trennt. 

Braucht es für eine gültige kirchliche Eheschliessung überhaupt Zeugen?
Ja, für die katholische Trauung muss das Hochzeitspaar zwei Personen als Trauzeugen benennen. Man kann nicht auf Trauzeugen verzichten.

Unterschrift des Dokumentes  in Anwesenheit der Trauzeugen (Foto Alfons Weber)

Was sind denn die Voraussetzungen für diese Aufgabe?
Trauzeugen können alle sein, die die Eheschliessung zu bezeugen imstande sind: Unfähig sind kleine Kinder, Geisteskranke, Betrunkene usw. Die Trauzeugen müssen nicht katholisch sein, sondern nur die Trauung nachvollziehen und bezeugen können. Die Trauzeugen tun dies, indem sie nach der Trauung auf dem Ehedokument unterschreiben. 

Das ist schon alles?
Ja, rein rechtlich schon. Es sollte jedoch selbstverständlich sein, dass ein Paar, das seine kirchliche Trauung ernst nimmt, auch bei der Wahl der Trauzeugen sorgfältig vorgeht. Diese müssen zwar nicht katholisch sein, aber es versteht sich von selbst, dass sie die Trauung als religiösen Akt respektieren sollten. Zudem sollen sie dem Paar über den Festtag hinaus unterstützend zur Seite stehen.

Und wenn mir ein Trauzeuge einmal nicht mehr passt? Kann ich ihn auswechseln?
Trauzeugen – wie auch Taufpaten – können später nicht gestrichen oder nachträglich benannt werden. Wenn einem also später ein Trauzeuge nicht mehr passt, oder man möchte später noch einen weiteren Trauzeugen benennen, so stösst man mit diesem Wunsch bei der Kirche auf ein klares «Nein!». Deshalb ist es wichtig, einen Zeugen zu wählen, dem man vertraut und bestenfalls auch den Glauben teilt.

Besten Dank für diese Ausführungen. pam

100mal Jesus

Stimmt es, dass nach der Wandlung in der Messe in jeder Hostie Jesus gegenwärtig ist?
Ja, es ist katholischer Glaube, dass in jeder bei der heiligen Messe konsekrierten, d.h. verwandelten Hostie wirklich der Leib Christi gegenwärtig ist.

Aber wenn es in der Messe hundert Hostien hat und in jeder Hostie Jesus ganz gegenwärtig ist, habe ich dann auch hundert «Jesusse»? Ihn gibt es doch nur einmal.
Ja, da haben Sie recht und es ist auch schwer zu verstehen.

Schwer heisst aber nicht unmöglich?
Ich erkläre das den Schulkindern mit einem Beispiel: wenn ich mich in einem Spiegel betrachte und diesen dann auf den Boden werfe und er zerbricht in 100 Stücke, was passiert mit meinem Spiegelbild?

Foto: Poss

Das weiss ich nicht, denn ich habe es noch nie probiert!
Wenn der Spiegel in 100 Stücke zerbricht und sie schauen dann in die Splitter, so sehen Sie in jedem Splitter sich selbst und zwar ganz und nicht nur ein Stücklein von sich.

Und das heisst jetzt in Bezug auf Jesus?
Das Bild von den Splittern hilft mir zu verstehen, was das heisst, dass in jeder Hostie Jesus ganz gegenwärtig ist. Ich kann mich in jedem der 100 Glassplitter sehen, obwohl ich nur einmal da bin. Mit der Gegenwart Jesu in der Hostie ist es ähnlich: er kann dort, wie ich in den Glassplittern, 100fach, ja 1 000fach gegenwärtig sein, obwohl er nur einmal da ist.

Ok, ich beginne langsam zu verstehen…
Klar, ist das nur ein Bild und solche haben immer ihre Schwächen, aber wenn Sie länger darüber nachdenken, werden Sie dem grossen Geheimnis der Gegenwart des einen Jesus in tausenden von gewandelten Hostien auf die Spur kommen.

Ich hoffe es!
Bei allen Versuchen bleibt aber auch das wahr, was der grosse Theologe Thomas von Aquin geschrieben hat: «Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir», aber: «Was Gott Sohn gesprochen, nehm’ ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann». Als beste Art diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen empfiehlt der heilige Thomas sich Gott betend zu nähern.

Besten Dank für die Erläuterung. mpl

Seit der Apostelgeschichte, die Geschichte des Wortes


Pfingsten, ein Gründungsereignis – Pentecostes El Greco 1597

Foto DR

«Es liegt an uns, die Geschicht der Zeugen des 21. Jahrhunderts zu schreiben!»

Im Anschluss an die Evangelien stellt die Apostelgeschichte das Wort Gottes als Hauptakteur der Heilsgeschichte dar: «Das Wort Gottes wuchs und breitete sich aus», sagt der Autor am Ende der ersten beiden Erzählteile. (Apostelgeschichte 12, 24)
Im ersten Teil giesst sich der vom Vater verheissene Heilige Geist in Feuerzungen in reichem Mass über die Gruppe der Zwölf aus und befähigt sie an Pfingsten, dem Gründungstag der Kirche, das Evangelium in allen Sprachen der Welt zu verkünden (2, 1–13). Über Predigten und Heilungen, über Erscheinungen, Gefängnis und wundersamen Befreiungen entfalten die Apostel die Macht der Frohen Botschaft in Jerusalem und sie bilden dort die erste christliche Gemeinde (2, 42–47; 4, 32–35). Nach jeder Verfolgung kehren sie zu den Ihren zurück und berichten von den Wundern, die der Herr in ihnen und durch sie vollbracht hat, so dass sie während ihres gemeinsamen Gebets ein neues Pfingsten erleben (4, 23–31). Dann vervielfältigt die Kraft des Geistes in unwiderstehlicher Dynamik die Früchte des Wortes in ganz Judäa und Samarien und bis an die Enden der Erde, so wie Christus es vor seiner Himmelfahrt zum Vater angekündigt hatte (1, 8).

Die Reisen des Paulus
Imit Stephanus und Philippus. Dann wird die sieben Diakone eingesetzt, zusammen Saul bei seiner Berufung von seinem Reittier abgeworfen. Danach tauft Petrus den Hauptmann Kornelius und alle seine Leute. Schliesslich wird die Kirche von Antiochia dort gegründet, wo «man die Jünger zum ersten Mal Christen nannte». (11, 26).
Nachdem die Frage der Zulassung der Heiden zum Glauben ohne Beschneidung und jüdisches Gesetz geklärt war (durch das Konzil in Jerusalem, Apostelgeschichte 15, 3ff.), beginnt der letzte Teil der Erzählung mit den zahlreichen Reisen des Paulus und seinen Gemeindegründungen im gesamten Mittelmeerraum bis zu seiner letzten Reise nach Rom (Kapitel 16–28).
Seitdem ist es der Geist des Herrn, der fortfährt die Fruchtbarkeit seiner befreienden Botschaft zwischen Licht und Schatten in der Geschichte der Kirche zu zeigen. Es liegt nun an uns, die Geschichten der Zeugen des 21. Jahrhunderts zu schreiben!

François-Xavier Amherdt

Wenn einer eine Reise tut…


Reisender (2013), Skulptur von Bruno Catalano, Beaune, Frankreich. Foto Poss

Möglichkeit zu einer Glaubens- und Gotteserfahrung

In den kommenden Wochen werden viele unserer Leserinnen und Leser in die Ferien verreisen. Sie werden sich auf den Weg machen, um Ruhe und Erholung zu suchen, aber auch um Neues, Exotisches und Spannendes zu entdecken. Manche verbringen ihren Urlaub in der Schweiz, andere fliegen in die weite Welt hinaus.
Wohin die Wege auch führen, ich wünsche allen gute Ferien! Kommen Sie gesund an Leib und Seele wieder zurück und vergessen Sie auch all jene nicht, die keine Ferien haben.

Die Bibel berichtet immer wieder, wie Menschen ihre Heimat verlassen, sich auf den Weg gemacht haben und in ferne Länder gezogen sind, um dort ein neues Leben zu beginnen. Diese Wege sind die Männer und Frauen der Heiligen Schrift meistens jedoch nicht ganz freiwillig gegangen, sondern oft, weil Gott sie herausgerufen hat, oder feindliche Völker oder Könige sie dazu gezwungen haben. An ein bequemes Reisen in der Businessclass wollen wir schon gar nicht denken. Schauen wir uns im Folgenden ein paar dieser biblischen «Reisenden» an.

Die Leute vom neuen Weg
Wer aufbricht – sei es in die Ferien, oder um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, begibt sich auf einen neuen Weg. Oft weiss man nicht wohin er letztlich führt, manchmal muss man ein Teilstück vielleicht sogar «blind» gehen, vielleicht auch im Vertrauen auf Jesus Christus, der von sich sagt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Johannes 14, 6), der die Menschen zum Heil führt. Jeder, der Jesus und seiner Botschaft begegnen durfte, merkte, dass jetzt ein neuer Weg beginnt. Wer mit dem Herrn zusammen den Lebensweg geht, wird sich nicht verlaufen. Diese Erfahrung durften bereits die ersten Christen machen, die sich auf dieses Wagnis eingelassen haben und deshalb schon früh als «Anhänger des neuen Weges» (Apostelgeschichte 9, 2) bezeichnet wurden. Diese Gruppierung wurde zuerst nur als kleine jüdische Sekte betrachtet, die jedoch schon bald einen grossen Zulauf verzeichnen konnte. So begann das Christentum seinen Weg in die Zukunft, die niemand planen und vorhersehen konnte. Ungefähr 49 nach Christus und zwar in «Antiochia, nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen» (Apostelgeschichte 11, 26). 

Wegweisender Paulus
Der Luxemburgische Kirchenhistoriker Victor Conzemius bezeichnet den Apostel Paulus als «wegweisend» für die Entwicklung zur Weltreligion. Paulus hat Jesus nicht persönlich gekannt, vielmehr bekämpfte er aus Treue zur Überlieferung der Väter diesen neuen Weg. Er erhielt vom Hohepriester Briefe, die es ihm erlaubten, die Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen, um sie dort aburteilen zu lassen. Es brauchte ein göttliches Eingreifen, um das Leben des Paulus total zu verändern. Er musste vom «hohen Ross» fallen und erblinden, damit er sehe, was vor Augen liegt: «Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?» (Apg 9, 3). Gott beauftragte dann den Jünger Hananias, sich um Paulus zu kümmern, denn der bekehrte Saulus sollte «ein auserwähltes Werkzeug» sein und Gottes «Name vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen» (Agp 9, 15). Seit diesem Augenblick hatte das Leben des Paulus nur noch ein Thema: Christus, der ihn zum Apostel berufen hatte und der für ihn das Leben und das Heil der Menschen bedeutet (Phil 1, 21). 

Karten und Paulus aus: http://www.kath.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/nt/nt/aktuellevorlesungen/
vorlesungsskriptedownload/
missionsreisen_des_paulus_apg_ws_201617_ppp.pdf

25 000 Kilometer

Er ist dann viele und weite Wege gegangen, um die Botschaft Jesu in der ganzen Welt zu verkünden. Ohne zu übertreiben, kann man ihn wohl als den ersten christlichen «Weltenbummler» bezeichnen, der jedoch für seinen Herrn vielerlei Strapazen auf sich nahm, so dass man seine Wege nicht als Wellnessreise beschreiben kann: «Fünfmal erhielt ich von Juden die vierzig Hiebe weniger einen; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, viele durchwachte Nächte, Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Nacktheit. Um von allem andern zu schweigen, dem täglichen Andrang zu mir und der Sorge für alle Gemeinden: Wer ist schwach und ich bin nicht schwach? Wer kommt zu Fall und ich werde nicht von brennender Sorge verzehrt?» (2. Kor 11, 23–29).
Die Liste seiner Weggefährten und Mit-reisenden ist lang, meist war er mit anderen Leuten unterwegs, die auch nicht immer einfach waren. Je nach Berechnung sind es zwischen 20 000 und 25 000 Kilo-meter, die Paulus zu Fuss oder per Schiff in diesen Jahren zurückgelegt hat. Dieses Unterwegssein war beschwerlich und gefahrvoll, doch konnte nichts ihn aufhalten. Das ist eindrücklich – bis heute.

40jährige Wanderschaft
Einen langen Weg unter seine Füsse nehmen, musste auch das Volk Israel. Während 40 Jahren irrte es in der Wüste umher, bis es schliesslich das gelobte Land erreichte, in dem Milch und Honig flossen. Auch hier alles andere als ein Wellnesstrip oder eine Abenteuerreise, sondern ein Kampf auf Leben und Tod. «Kein Ereignis der Geschichte Israels wird so häufig genannt, und keines nimmt auch nur annähernd eine so zentrale Stelle im Glauben Israels ein. Nicht zufällig hat man die Religion als “Religion des Auszugs” bezeichnet. Das alte Israel verstand den Auszug aus Ägypten als den Anfang seiner Geschichte.» Erst hier ist von einem Volk die Rede und von der theologischen Geschichte Gottes mit seinem Volk. Im Zentrum des jüdischen Bekenntnisses steht der Auszug aus Ägypten im Zentrum: «Wir waren Sklaven des Pharao in Ägypten und der Herr hat uns mit starker Hand aus Ägypten geführt.

Foto: ESA

Der Herr hat vor unseren Augen gewaltige, unheilvolle Zeichen und Wunder an Ägypten, am Pharao und an seinem ganzen Haus getan» (Dtn 6, 21–22). Auf diese erste Heilstat Gottes an Israel gründet die Existenz Israels und das spezielle Verhältnis zwischen Jahwe und seinem Volk. Israel war jedoch nicht ein Volk, das leicht zu führen gewesen wäre, denn immer wieder berichtet das Buch Exodus über Unzufriedenheit, Klagen, sogar Anklagen des Volkes und vom mangelnden Glauben Israels. Auf der anderen Seite bezeugt diese Geschichte die Fürsorge Gottes, der in den Gefahren der Wüstenwanderung dem Volk wie ein fürsorglicher Vater gibt, was es zum Leben notwendig hat. «Ziel solchen Wanderns ist das verheissene Land, der Inbegriff des Lebens, zu dem Jahwe sein Volk berufen hat. Pilgerschaft durch die Wüste heisst so gesehen: unterwegs mit Gott, dem verheissenen Leben entgegen und dieses geglückte Dasein in der Gemeinschaft mit Gott und den Mitziehenden immer wieder neu und tiefer erfahren. Trotz des menschlichen Versagens bleibt die Wüste der Ort der besonderen Nähe und Fürsorge Gottes» (Walter Bühlmann).
Wüstenerfahrungen bleiben auch den Menschen von heute nicht erspart. Julius Angerhausen (1911–1990) fasst dies gut zusammen: «Was ist meine Wüste? Erfolglosigkeit – Krankheit? – Einsamkeit? Trost-lose Trockenheit des religiösen Lebens? – Depression? Keinem wird der Weg durch seine Wüste erspart. Jeder muss dazu bereit sein, sich in seiner Wüste aufzuhalten. Wer die Gunst Gottes will, seinen fruchtbaren Gnadentau, muss auch die Tränen der Wüste wollen».

Ökologisch reisen
Viele Menschen sind im Laufe der Jahrtausende von Gott auf den Weg geschickt worden. Neben den genannten Personen kann auch die Wanderung Abrahams nach Kanaan erwähnt werden mit der Verheissung Gottes ihn und seine Nachkommen zu einem grossen Volk zu machen. Wir kennen auch die stürmische Reise des Noach mit seiner Arche, die während 150 Tagen durch Wind und Wellen hin und her geworfen wurde. Denken wir auch an Maria und Josef, die mit ihrem neugeborenen Kind 900 km nach Ägypten fliehen mussten, weil Herodes ihren Sohn Jesus töten lassen wollte.
Reisen bildet und tut schon seit jeher der Seele gut! Das Unterwegssein bietet in der Bibel oft die Möglichkeit zu einer Glaubens- und Gotteserfahrung. Neben den oben genannten Erfahrungen Israels oder des Propheten Elija in der Wüste ist der Traum Jakobs auf der Flucht vor seinem Bruder ein eindrucksvolles Beispiel. In diesem Traum erhält Jakob mitten in der Fremde die ermutigende Zusage: «Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land» (Gen 28, 15). Im Neuen Testament gehen den Emmausjüngern un-terwegs zwischen Jerusalem und Emmaus die Augen auf, so dass sie mit einem Mal die Nähe des Auferstandenen erkennen können. 

Foto: DR

Diese Chance zur Gottesbegegnung und der Vertiefung unseres Glaubens ist auch heute noch möglich, wenn wir aufbrechen, Althergebrachtes hinter uns lassen, oder einfach irgendwo hingehen, wo wir unsere Seele baumeln lassen können. Das muss nicht weit weg sein, denn auch in unserer Umgebung hat es schöne und verträumte Plätze, wo man zur Ruhe kommen kann und das alles ohne allzu viel CO2 Ausstoss und ohne zu grossen ökologischen Fussabdruck. In diesem Zusammenhang hat Papst Franziskus sich für entschleunigten Tourismus ausgesprochen. Im Gegensatz zu Massentourismus stehe ein «langsamer Tourismus» für Qualität, Solidarität und Nachhaltigkeit, sagte das Kirchenoberhaupt. Ein Reisen, das nicht den Gesetzen des Konsums folge oder auf ein blosses Anhäufen von Erlebnissen ziele, könne die Begegnung zwischen Menschen und Territorien fördern und gegenseitigen Respekt wachsen lassen. Dieser Stil helfe auch, «jeden Moment des Alltags anders und be–wusster zu leben», so der Papst.

Paul Martone

BETEN IM ALLTAG

EXPO 2000, Hannover/ Foto Poss

Geht in die Welt, in Abend und Morgen,
Gott, Schöpfer des Lichtes, segne euch und alle Menschen und alles, was den Hauch des Lebens in sich trägt.

Gott segne euch im Lauf der aufgehenden Sonne rund um die Erde;

sei du der Morgenstern, der über Australien wacht;

die Morgensonne, die über Asien aufgeht;

die Sonne der Gerechtigkeit, die für Afrika neuen Segen bringt;

die Morgenröte, die über Europa erstrahlt;

das Sonnenlicht, das sich über die Weiten Süd- und Nordamerikas verschenkt.

Gott segne euch und behüte euch.

Gott sorge für euch.

Gott bewahre euch und erfülle euer Leben mit Liebe.

Für jung und alt


Das Fest des heiligen Augustinus wird am 28. August gefeiert.


Mosaik in der Basilika von Saint-Maurice.
Foto Sr Catherine Jerusalem

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Man erzählt von Augustinus, dass er, zu der Zeit, als er das Buch über die Dreifaltigkeit vorbereitete, an einem Strand entlangging. Da erblickte er einen Knaben, der eine kleine Grube im Sand gemacht hatte und mit einem Löffel Wasser aus dem Meer schöpfte und in die Grube goss. Als Augustinus ihn fragte, was er da mache, antwortete der Knabe, er habe vor, mit dem Löffel das Meer trockenzulegen und in die Grube zu füllen. Augustinus erklärte, das sei unmöglich, und lächelte über die Einfalt des Knaben. Der aber erwiderte ihm, eher sei es für ihn möglich, das fertigzubringen, als für Augustinus, in seinem Buch auch nur den kleinsten Teil der Geheimnisse der Dreifaltigkeit zu erklären. Und er verglich die Grube mit dem Buch, das Meer mit der Dreifaltigkeit und den Löffel mit dem Verstand des Augustinus. Danach verschwand er. Da ging Augustinus in sich, betete und verfasste danach, so gut er konnte, das Buch über die Dreifaltigkeit. Quelle: www.https://de.wikipedia.org

Das Patenamt bei Taufe und Firmung

Foto: DR

Ein wichtiger Dienst an den Kindern und Jugendlichen

Anfangs Jahr haben einige Bischöfe in Italien für Verwunderung gesorgt mit einem Erlass, dass bis auf weiteres keine Paten und Patinnen bei der Taufe und der Firmung mehr zugelassen werden. Als Grund für diese Massnahme nannte der Bischof von Mazara del Vallo auf seiner Internetseite, das Patenamt habe «seine ursprüngliche Bedeutung verloren». Die allermeisten Paten beschränkten «sich auf eine rein formale Präsenz in der Liturgie, der keine Begleitung des Getauften und Gefirmten» bei dessen weiterem Lebensweg folge, so der Bischof. Täuflinge und Firmlinge sollen daher nur von ihren Eltern oder einer Person, welche die Sakramentenkatechese begleitet hat, zum Sakrament geführt werden. Das Verbot gilt zunächst bis Ende 2024. Dann soll es überdacht werden.

Vom Kopfschütteln zum Verständnis
Das verwunderte Kopfschütteln über diese Massnahme, das bei mir spontan einsetzte, verwandelte sich dann aber allmählich in ein verständnisvolles Nicken. Wohl alle, die in der konkreten Seelsorge tätig sind, machen die Erfahrung, dass das Patenamt bei der Taufe oder bei der Firmung heute jegliche spirituelle Bedeutung verloren hat und diese allzu oft nicht oder nur ganz oberflächlich bekannt ist. In den Augen vieler soll der Pate/die Patin dem Patenkind zu einem schönen Fest verhelfen, sie zum Essen einladen, und vielleicht liegt sogar ein neues Kleid drin, vom Umschlag mit einer netten Summe gar nicht zu reden. Dann sollen sie ihrem Patenkind auch beistehen, wenn es einmal Probleme haben sollte. Sicher ist nichts schlecht von all dem, was ich hier aufgezählt habe. Aber das Patenamt stellt noch mehr Anforderungen und hat weitere Aufgaben. 

Foto: DR

Ja, ich glaube!
Die Paten sind nach der Auffassung der Kirche mitverantwortlich für die katholische Erziehung des Kindes. Mit der Patenschaft wird somit eine ernste Verpflichtung übernommen, der nicht damit genügt ist, dass man am Tauf- oder Firmungstag oder sonst zu besonderen Festen ein Geschenk macht. Es ist Gewissenspflicht der Eltern, bei der Wahl von Paten nicht die Gebefreudigkeit oder sonstige äussere Rücksichten massgebend sein zu lassen, sondern den Kindern überzeugungstreue Katholiken als Paten zu geben, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie sich für die katholische Erziehung ihres Patenkindes einsetzen. Deshalb ist es folgerichtig, dass bei der Taufe mindestens einer der beiden Paten Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche sein muss. Ein evangelischer Christ kann in diesem Fall als Taufzeuge zugelassen werden.
Eine Person, die aus der katholischen Kirche ausgetreten ist, kann weder Tauf- noch Firmpate sein. Was auf den ersten Blick wenig menschenfreundlich erscheint, ist vielmehr ein Ernstnehmen der persönlichen Entscheidung eines Menschen, der aus der Kirche ausgetreten ist und von dem man daher nicht erwarten kann, dass er ehrlichen Herzens die Frage des Taufspenders bei der Feier, ob er denn an die katholische Kirche glaube, mit «Ja, ich glaube!» antworten kann. 

Foto: DR

                                                                                                                 

Foto: DR

Firmpate
Wer bei einer Firmung das Patenamt übernehmen will, muss römisch-katholisch sein. Bei aller ökumenischen Offenheit kann ein Nicht-Katholik das Patenamt bei der Firmung nicht übernehmen. Das führt hie und da zu Kopfschütteln. Wer sich aber mit der Bedeutung und den Aufgaben des Firmpaten beschäftigt, wird schon bald erkennen, warum dem so ist.
Bei der Firmung steht der Pate/die Patin hinter dem Firmling und legt ihm seine rechte Hand auf die Schulter. Dadurch zeigt er, dass der junge Mensch auf die Hilfe des Paten zählen kann.
Besonders schwierige Lebensumstände, in denen Jugendliche sehr viele Fragen haben und hie und auch an Gott und der Welt zweifeln, verlangen nach guten Wegbeleitern, die dem Jugendlichen beistehen und helfen können. Das ist im Ideal-fall die Rolle des Firmpaten.
Durch das gute Beispiel sowie durch vertrauensvolle Gespräche und Ermutigungen steht er/sie dem jungen Erwachsenen in allen Fragen des Lebens und des Glaubens bei. Das setzt voraus, dass ein Pate/eine Patin ein vertrauensvolles Verhältnis zum Firmling haben und offen sind für Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Glauben und nach Gott.

Pate heisst Vater
Der Begriff «Pate» kommt vom lateinischen «pater», Vater. Ein Pate – und analog eine Patin – sind so etwas wie elterliche, -erwachsene Freunde, die das Patenkind auf seinem Lebensweg als Christ begleiten. Es ist somit klar, dass ihre eigene Lebensführung den christlichen Werten entsprechen soll. Er soll mit Rat, mit seiner Hilfestellung, seinen Anregungen und mit seiner Autorität dem Firmling Schutz, Geborgenheit und eine Ermunterung zum Glauben bieten. Wie kann er das aber, wenn er selber nicht den Glauben des Firmlings teilt, weil er einer anderen Glaubensgemeinschaft angehört? Ein Pate/eine Patin kann zu einer Vertrauensperson für den Firmling werden, der vielleicht gerade in diesem Alter seine Probleme und Sorgen lieber mit einem Aussenstehenden als mit seinen Eltern bespricht. Paten schauen oft mit mehr Abstand auf die Probleme zwischen Eltern und Kind.
Dieses Versprechen an den Firmling drücken die Paten durch ihr Dabeistehen bei der Firmung aus. Sie wollen den Jugendlichen in ihrem Christsein Rückendeckung geben. Wir spüren selbst, wie wichtig diese persönliche Unterstützung im Glauben heute ist, wie gut die Nähe eines Menschen tut. Es lohnt sich, seine Firmpaten mit Sorgfalt auszuwählen und genau zu prüfen, wer für dieses Patenamt in Frage kommt. Nicht jeder besitzt die geistige Reife und eine gewisse Lebenserfahrung, um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Foto: DR

Einladung an die Paten

Die Firmung ist auch eine Einladung an den Firmpaten/Firmpatin, sich die eigene Einstellung zum Glauben zu überlegen und sich zu fragen, was aus seinem Firmglauben geworden ist. Ist er mit den Jahren erkaltet oder gar abgestorben? Was ist aus den Wünschen und Gefühlen bei der eigenen Firmung geworden? Die Firmung kann für jeden die Chance sein, sich mit seinem Glauben wieder einmal ernsthaft auseinanderzusetzen und wenn nötig, einen Neuanfang damit zu machen. Die Patin oder der Pate können nicht abgesetzt werden, etwa nach einem Streit mit den Eltern. Der Pfarrer kann den Paten nicht aus dem Taufregister streichen. Denn er hat mit seiner Unterschrift die Taufe bekundet. Paten sollten deshalb sorgfältig ausgesucht werden. Besser als eine Zufallsbekanntschaft sind immer lange bestehende Bindungen, etwa zu eigenen Geschwistern oder langjährigen Freunden.
Papst Franziskus hat in seiner Predigt anlässlich der Taufe von 16 Kindern in der Sixtinischen Kapelle am 9. Januar 2022 gesagt: «Eure Kinder bekommen heute ihre christliche Identität. Und ihr Eltern und Paten müsst diese Identität bewahren. Das ist eure Lebensaufgabe: Die christliche Identität eurer Kinder bewahren. Es ist eine Aufgabe, jeden Tag aufs Neue, sie in dem Licht wachsen zu lassen, dass sie heute erhalten. Das wollte ich euch nur kurz sagen. Das ist die heutige Botschaft: Die christliche Identität bewahren, die ihr heute mitgebracht habt und die heute auf euren Wunsch hin auch eure Kinder empfangen.» 

Paul Martone

Alle Fotos des Dossiers sind aus den Pfarreien.

Für jung und alt

Herz-Jesu. Tryptichon, Kapelle der Schwestern
vom Augustinuswerk..

Gemälde von André Brechet / Foto Sr Catherine

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Am dritten Freitag nach Pfingsten, dem Freitag nach der früheren Oktav von Fronleichnam, begeht die katholische Kirche das Hochfest Heiligstes Herz Jesu, ein Ideenfest, das Papst Pius IX. 1856 für die ganze Kirche einführte. Das Herz-Jesu-Fest gehört somit zu den vom Osterdatum abhängigen Festen, sein Festgeheimnis und das Datum leitet sich von dem älteren Fest der Seitenwunde Christi ab. Wie das Fronleichnamsfest sich auf den Gründonnerstag bezieht, greift das Herz-Jesu-Fest damit einen Aspekt des Karfreitags auf. 
Die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung geht vor allem auf die Jesuiten zurück, die sich ausgehend von Margareta Maria Alacoque und deren Beichtvater Claude de la Colombière SJ dieser Frömmigkeitsform annahmen. Die Jesuiten verbreiteten die Herz-Jesu-Verehrung besonders durch von ihnen geleitete Volksmissionen. 
Starken Aufschwung erhielt die Herz-Jesu-Frömmigkeit im späten 18. und 19. Jahrhundert, als das Fest des Heiligsten Herzens in den liturgischen Kalender der Weltkirche aufgenommen wurde. In Deutschland erlebte die Herz-Jesu-Verehrung während des Kulturkampfes eine weite Verbreitung. Als der Kulturkampf 1875 seinem Höhepunkt entgegenging, erfolgte die Weihe aller Katholiken Deutschlands an das Heiligste Herz.  (Wikipedia)

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