Für jung und alt

Deckengemälde in der St. Martinskirche von Galgenen SZ

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So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heisst; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine grosse Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein grosses himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. Lukasevengelium 2, 4–20

«Herr, Ich bin nicht würdig…»

In jeder Messe vor der Kommunion beten wir: «Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach». Ich habe mit diesen Worten Mühe, denn ich fühle mich durch sie degradiert und wertlos. Muss mir die Liturgie ständig und auch an dieser Stelle noch einmal mein Ungenügen, meine Sünde in Erinnerung rufen?

Diese liturgische Formel geht auf eine Erzählung im Neuen Testament zurück: der Hauptmann von Kafarnaum begegnet Jesus und bittet ihn, seinen gelähmten Diener zu heilen.

Das ist mir bekannt, aber was soll dieser Satz in der Messe?
Dieser Satz will sie sicher nicht klein machen oder ihnen die Würde nehmen. Von seinem Ursprung her bedeutet er auch keine moralische Disqualifizierung. Mit dem Stehen zu meinen menschlichen Grenzen und Fehlern wird vielmehr die Würde und Grösse Gottes und seines Messias gepriesen.


Foto Kirchgemeinde Wohlen

Der Satz geht aber noch weiter: «…aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!» ich bin aber nicht seelisch, sprich psychisch krank.
Wir müssen den Begriff «Seele» in diesem Zusammenhang weiter fassen. «Seele» bedeutet hier unsere ganze menschliche Person, die geheilt werden soll. Jeder braucht eine solche Heilung, da kein Mensch ohne Wunden durchs Leben geht.

Könnte man dieses Gebet nicht umformulieren, damit es verständlicher wäre?
Man könnte schon, denn dieses Gebet zeigt, dass der menschenfreundliche Gott umfassende Befreiung und das Heil der Welt ermöglicht. In moderner Sprache könnte man dieses Gebet wie folgt umformulieren: «Christus Jesus, mein Bruder und mein Herr, ich bin nicht imstande, dich bei mir aufzunehmen, doch schon ein Wort von dir schenkt mir Frieden mit den Menschen und göttliches Heil!»
Eine gute Erklärung zu diesem Gebet gab der Theologe Ralf Staymann mit einer an–gepassten Formulierung des Gebetes: «“Ich bin ja nicht genug, dass du unter mein Dach kommst.” Diese Übersetzung hilft mir, das Gebet annehmen zu können, es zu meinem Gebet werden zu lassen. Ich bin nicht genug. Ich bin mir selber nicht genug. Ich weiss um meine Unvollkommenheit. Ich bin nicht genug, so kann ich gut beten. Ich bin nicht genug, aber wenn du, Herr, das, was mir zum Menschsein noch fehlt, auffüllst, dann erfahre ich Heilung. “Herr, ich bin nicht würdig.” Dieses kurze Gebet macht mir immer wieder neu bewusst, wer ich bin und wer Gott ist. Es ist ein Gebet des Vertrauens in Gottes heilendes Wirken – hinein in mein unvollkommenes und unvollendetes Leben. Die-ses Leben ist mir geschenkt, um es zu gestalten. Aber, sei es noch so schön, es bleibt eine Lücke, etwas Unvollendetes und Unheiles in meinem Leben. Und in diesem Gebet bitte ich Gott, diese Lücke aufzufüllen: “Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, sprich nur ein Wort so wird meine Seele gesund.”»

Besten Dank für die Auskunft.

pam

« Die Leuchte des Leibes ist das Auge »

Die Augen seines Herzens für das Licht öffnen

Weil Christus sich als das Licht der Welt darstellt (Johannes 8, 2) können wir ihm auf dem Weg der Wahrheit und des Lebens folgen (Johannes 14, 6). Dafür ist das von der Seele ausgehende Licht noch notwendiger als dasjenige, das von unserem Auge wahrgenommen wird.

In der Bergpredigt des Matthäusevangeliums stellt Jesus drei Bilder gegenüber: das Gleichnis von den wahren Schätzen, jene des Himmels und der echten Beziehungen, in die wir unser Herz (Matthäus 6, 19–21), als das Zentrum unserer Persönlichkeit hineingeben; das des Herrn, dem wir mit unserem ganzen Leben dienen, entweder ist es Gott, der uns glücklich macht, oder es sind das Geld und die Götzen, die uns versklaven (6, 24); und dazwischen das Bild des Auges, die Leuchte des Leibes (6, 22–23). Die Augen sind die «Pforten der Seele»: Wenn unser inneres Wesen in Dunkelheit getaucht ist, hat unser Auge nicht die notwendigen Fähigkeiten zur Unterscheidung. Unser ganzer Körper ist dann blind in der notwendigen Beurteilung der Wirklichkeit, sodass wir riskieren zu fallen oder verloren zu gehen.

«Ändere deinen Blick auf die Welt und die Welt wird sich ändern», heisst es in einem Lied. Wenn meine Seele verdunkelt ist, wird diese Blindheit noch schlimmer sein als eine körperliche Blindheit. Alles ist miteinander verbunden, weil der Mensch eins ist: Geist, Seele und Körper werden von ein und demselben Licht bewohnt. In der christlichen Kunst geht dieses Strahlen von Jesus, den Heiligen und den biblischen Figuren aus. Es ist sichtbar in dem Blick, den die Maler ihnen zuschreiben, und im Heiligenschein, mit dem sie geschmückt sind.

Alle, die die Augen ihres Herzens für das Licht öffnen, das von den Zeugen des Evangeliums stammt, beginnend mit dem Sohn Gottes, dem wahren Menschen, werden selbst fähig sein, dieses auszustrahlen. Nach dem Vorbild des Mose im alten Bund, der erleuchtet ist durch die Herrlichkeit des Herrn, sind auch wir verklärt durch den Glanz der Taufe und erfüllt mit dem Feuer des Geistes des neuen Bundes (vgl. 2. Korinther 3, 4–18).

François-Xavier Amherdt

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria

Ein oft falsch verstandenes Fest

Foto Poss

Das Dogma, das Papst Pius IX. verkündet hat, stellt fest, dass Gott Maria vor der Erbschuld bewahrt und sie mit der Fülle der Gnade beschenkt und mit der Aufgabe betraut hat, seinem Sohn, dem Retter der Menschen in ihrem Schoss «eine würdige Wohnung zu bereiten»

In seinem Büchlein «Die wunderbare Welt der Katholiken. Eine Art Liebeserklärung» schreibt Peter Modler: «Geheimnisse – Die ganze Welt ist voll davon. Manche lassen sich sofort verstehen, manche erst nach langer Zeit, und manche überhaupt nicht auf Erden. Dass Menschen von einer Welt umgeben sind, die voller bedeutsamer Geheimnisse steckt, ist für Katholiken keine sonderlich originelle Feststellung. Gott hinterlässt seine Spuren überall, und die muss man eben finden und deuten. Es ist darum für katholische Christen nicht immer nötig, alles rational zu begreifen. Man kann da auch ganz gut etwas in der Schwebe lassen».
Zu diesen Geheimnissen zählt der Autor auch die Unbefleckte Empfängnis. «Versteh ich nicht, aber ich muss auch nicht alles durchschauen. Mein katholisches Leben kann ich trotzdem leben.»

Dogma seit 1854
Versuchen wir im Folgenden ein wenig dieses Geheimnis der «Unbefleckten Empfängnis» zu entschlüsseln.
Dieses Dogma wurde zwar erst 1854 von Papst Pius IX. verkündet, aber bereits seit dem 7. Jahrhundert ist es liturgisch gefeiert worden. Es besagt, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Lebens an (d.h. als sie von ihrer Mutter Anna empfangen wurde) vor jedem Makel der Erbsünde bewahrt wurde, von der sonst alle Menschen betroffen sind. Es geht also um die Erwählung Marias, die wir jedes Jahr am 8. Dezember feiern. Der Name «Unbefleckte Empfängnis» (Lateinisch Immaculata) öffnet leider allzu oft dem falschen Verständnis Tür und Tor, Maria sei ohne Zutun eines Mannes empfangen worden. Dies wird zwar von Jesus, aber nie von Maria gesagt. Es handelt sich bei diesem Dogma somit nicht um eine Glaubenswahrheit über Jesus Christus. Der Anlass dieses Festtages am 8. Dezember ist nicht, dass Jesus unbefleckt empfangen und dann bereits am darauffolgenden 25. Dezember geboren wurde, was schon rein biologisch nicht möglich wäre. Die Empfängnis Jesu im Schoss von Maria feiern wir neun Monate vor Weihnachten, also am 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung, als der Engel Gabriel zu Maria kam und ihr verkündete, dass sie die Mutter Jesu werden soll.
Das Dogma, das Pius IX. verkündet hat, stellt fest, dass Gott Maria vor der Erbschuld bewahrt und sie mit der Fülle der Gnade beschenkt und mit der Aufgabe betraut hat, seinem Sohn, dem Retter der Menschen in ihrem Schoss «eine würdige Wohnung zu bereiten». Die Sündenlosigkeit der Muttergottes, um die es am «Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria» geht, muss von Christus her begründet und verstanden werden.


Engel mit Flammenschwert, Glasfenster von  L. Carnessali,
Kirche Mariä Himmelfahrt, Meran. © Foto Poss

Die Erbsünde
Damit wir dies richtig verstehen, müssen wir bis zu Adam und Eva, also bis in die Anfänge der Menschheit zurückgehen. Die biblische Schöpfungsgeschichte ist nicht als historische Tatsache zu betrachten, die erklären will, wie die Welt entstanden ist. Vielmehr will sie in Bildern zeigen, dass Gott alles erschaffen hat, ohne jedoch über das «Wie» dieser Schöpfung zu spekulieren. Dennoch ist auch dieser Teil der Bibel «Wort des lebendigen Gottes» und es ist auch als solches ernst zu nehmen!
Das Buch Genesis im Alten Testament beschreibt in Bildern, wie das erste Menschenpaar im Garten Eden leben durfte. Es machte sich im Auftrag Gottes alles untertan und war nur Gott gegenüber Gehorsam und Rechenschaft schuldig. Eine Einschränkung hatte das Leben im Paradies jedoch: Adam und Eva durften nicht vom Baum der Erkenntnis essen, der mitten im Garten stand. Doch der Mensch lässt sich von der Schlange verführen. Gegen Gottes Gebot greift er nach dem Baum der Erkenntnis und verfällt damit dem Tod. «Bei dieser ersten Sünde geht es nicht um eine Bagatelle, dass der Mensch nach einer verbotenen Frucht gegriffen und sie unerlaubterweise gegessen hätte… Es geht um mehr!»

Es geht um das erste Gebot: «Gott allein ist der Herr des Menschen und die Quelle des Lebens.» Der Mensch hat die Grenze überschritten, die Gott seinem Geschöpf gesetzt hat. Er wollte sich nicht dem Plan Gottes unterordnen, misstraute ihm und wollte sein wie Gott und alles selber in die Hand nehmen. Damit wählte er den Tod: er musste das Paradies verlassen, Mord und Totschlag kamen in die Welt, die künftigen Menschen werden in Schmerzen geboren; sie müssen ihr Brot im Schweiss ihres Angesichtes essen, verlieren den Respekt vor Gott und missbrauchen, ja zerstören die Erde. Die Folgen davon spüren wir bis heute, ja gerade heute, auch ohne und schon lange vor «Fridays for Future», denn der Sündenfall im Paradies löst eine ganze Kettenreaktion an Sünden aus, die die Menschheit also solche befällt und damit eine soziale Dimension annimmt. «In Adam haben alle gesündigt», schreibt der Apostel Paulus (Röm 5, 12ff). Mit der Erbsünde ist damit nicht eine persönliche Sünde ge–meint, sondern die Schwäche und Sündhaftigkeit der gesamten Menschheit als Nachkommen Adams: «Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod», schreibt Paulus, der diese «Theologie der Erbsünde» vor allem entwickelt hat. Sie entspringt nicht einem pessimistischen Menschenbild dieses Apostels, sondern der persönlichen Erfahrung des Apostels: «Ich weiss nämlich, dass in mir, das heisst in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt: Das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der es bewirkt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich stosse also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will» (Römer 7, 18–21). Deshalb, so lehrt unser Glaube, kann unsere Rettung nur durch Gott kommen, denn kein Mensch kann sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.


Weihnachtsdarstellung, Glasfenster von L. Carnessali,  Kirche Mariä Himmelfahrt,
Meran, Südtirol. © Foto Poss

Heil durch Christus
Als die Menschen im Ungehorsam die Freundschaft mit Gott verloren und der Macht des Todes verfielen, hat Gott sie dennoch nicht verlassen, sondern ihnen «immer wieder einen Bund angeboten und sie durch die Propheten gelehrt, das Heil zu erwarten». Nachdem alle diese Versuche gescheitert sind, sandte Gott seinen Sohn, der in Maria Fleisch geworden ist. Durch die Geburt Jesu, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung ist es den Menschen nun möglich, wieder das Heil zu erlangen. Kam durch einen Menschen (Adam) der Tod in die Welt, so kam durch einen Menschen (Jesus Christus) das Heil, das alle Menschen durch die Taufe gewinnen können, in der sie sich mit ihrem Retter verbinden. Gott hätte sicher auch entscheiden können, seinen Sohn Jesus durch einen Menschen zur Welt kommen zu lassen, der wie alle anderen von der Erbschuld befallen ist. Er hat anders entschieden, vielleicht auch um uns zu zeigen, dass ein reines, unbeflecktes Leben zuerst ein Geschenk ist. Man kann es nicht einfach programmieren und sich selber verdienen. Es ist ein Geschenk des erlösten Lebens, das all diejenigen empfangen, die auf das Wort Christi hin an das Reich Gottes glauben und bereit sind im Glauben Jesus nachzufolgen. «Wer, wie Maria, sich ganz Gott zur Verfügung stellt und sein gewiss nie ganz reines und unbeflecktes Herz dem Vater im Himmel anvertraut und dann nicht allzu sehr auf sich blickt, dem wird am ehesten etwas vom Glanz eines reinen und vollen Lebens geschenkt werden können, inmitten einer Welt, die nicht unbedingt den Titel einer “reinen Welt” verdient. Wer sich Gott anvertraut und dann im Glauben und Vertrauen im Geiste Christi handelt und seinem Mitmenschen ohne Hintergedanken dient, den Armen und Notleidenden ein gutes Wort und damit eine vielleicht kleine, aber frohe Botschaft bringt, und ein wenig Trost und Heil den Trauernden, einem solchen Menschen wird am ehesten etwas vom unbefleckten Glanz des erlösten Lebens geschenkt werden, der uns in Maria anschaulich geworden ist.» Dann kann ich mein katholisches Leben wirklich leben, auch wenn ich nicht alles durchschaue.

Paul Martone


Detail aus dem Marienfenster (1956), Glasfenster im Chor des Liebfrauenmünsters zu Strassburg. Foto © Poss

BETEN IM ALLTAG

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Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir,
ja, er kommt, der Friedefürst.
Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!
Hosianna, Davids Sohn,
sei gesegnet deinem Volk!

Foto: © by_Helene Souza_pixelio.de

 

Sich auf das Sterben vorbereiten

Ein Gebot der Nächstenliebe

Bild oben: © by_Peter Franz pixelio.de

Das erste und wichtigste Gebot der Bibel besteht darin, dass ich Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit meinem ganzen Denken und mit meiner ganzen Kraft liebe und auch meinen Nächsten liebe wie mich selbst.

Worin aber besteht die Liebe zu meinem Nächsten? Als Antwort auf diese Frage liesse sich nun ein ganzer Katalog von Möglichkeiten auflisten, die unsere Nächstenliebe konkretisieren würden. Ich lade Sie heute aber ein, über einen ganz besonderen Aspekt der Liebe nachzudenken, der auf den ersten Blick vielleicht befremdlich ist und den wir sehr oft aus unserem Denken verdrängen, sei es, weil wir meinen dafür zu jung zu sein, oder einfach, weil er uns beunruhigt, ja ängstigt. Ich meine die Sterbevorsorge als Ausdruck der Liebe zu meinem Nächsten, vor allem zu meinen engsten Angehörigen, Freunden und Kindern.

Ich muss sterben
«Das Leben ist das Wartezimmer des Todes». Wir wissen von Anfang an, dass wir sterben werden – auch wenn wir nicht wissen wann, wo und wie, aber wir wissen, dass wir eines nahen oder fernen Tages sterben werden und zwar jeder einzelne von uns ganz direkt und persönlich. Hier gibt es keine Stellvertretung und niemand kann sich vor diesem Schritt drücken, ein Schritt, der manchen von uns schwerfällt, da wir Dinge und Personen, die uns viel bedeuten, loslassen müssen. Niemand beschäftigt sich gerne mit dem Tod. Und doch ist dies irgendwann unumgänglich.

Die Erfahrung zeigt, dass manche Familien, die jahrzehntelang in Frieden und Harmonie miteinander gelebt haben, nach dem Tod eines Angehörigen zerbrechen, ja gegeneinander teure Prozesse führen, weil sie das Gefühl haben, sie seien bei einer Erbschaft betrogen oder hintergangen worden. Nach Meinung des St. Galler Juristen Thomas Geiser haben diese Auseinandersetzungen vor Gericht «meist gar nichts damit zu tun, wie viel vorhanden ist. Da kann es um ganz un–bedeutende Dinge oder aber um Millionen gehen. Bei sehr vielen Erbstreiten geht es auch nicht ums Erben selbst, viel-mehr ist es die letzte Möglichkeit, in der Familie Rechnungen zu begleichen». Auch hier, ja besonders hier, wäre mehr Nächstenliebe gefordert!


Foto: aymane jdidi/pixabey

Mein Testament
Jeder Mensch kann vorübergehend oder auf Dauer die Fähigkeit verlieren, den eigenen Willen zu äussern, Entscheidungen zu treffen und Geschäfte abzuschliessen. Wer für diesen Fall nicht vor-sorgt, kann sich selbst, seine Familie oder auch seine Firma in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Dies zu verhindern und zum Erhalt des Friedens in der Familie oder in seiner Firma beizutragen, ist ein letzter Liebesdienst, den jemand seinen Nach–kommen machen kann. Jeder soll sei-ne Angelegenheiten vor seinem Tod möglichst gerecht und fair regeln und seinen letzten Willen klar ausdrücken, sei es durch ein Testament, sei es durch ein anderes notariell beglaubigtes Schreiben, in dem er/sie für den Todesfall Be–stimmungen trifft, auch im Blick auf bestimmte Personen, mit denen man besonders verbunden war, und auch um gewisse Streitigkeiten zu vermeiden oder um be-stimmte Personen von der Erbberechtigung auszuschliessen.

Wer sich mit seinem letzten Willen, sei-nem Testament, befasst, realisiert, dass es nicht einfach ist, dies zu formulieren. Es geht darin ja im wahrsten Sinn des Wortes «ans Lebendige», es handelt von Dingen, Wertgegenständen, oder auch von Liegenschaften, in die man vielleicht viel Zeit und Energie investiert hat, die einem dadurch auch lieb und teuer wurden, und die man nun zurücklassen muss. Es ist aber auch ein Abschiednehmen von Hoffnungen, Wünschen und Erwartungen. Wem es aber gelingt all dies loszulassen, kann dadurch zu einem grossen inneren Frieden und zu Gelassenheit finden, die hilft, ohne Angst dem entgegenzugehen, was auf den Sterbenden zukommt. Es ist wichtig gemeinsam mit Vertrauenspersonen darüber zu reden, dass das Leben endet – und dann gemeinsam zu überlegen, wo man sterben möchte, wer dabei sein soll, ob die Medizin alles Machbare tatsächlich durchführen muss. Diese wichtigen Fragen sollte man aber nicht erst in der letzten Lebenswoche besprechen, denn manchmal braucht es Zeit, um alles zu organisieren und die letzten Wünsche zu erfüllen.

Das Reden über seine Bedürfnisse und letzten Wünsche ist eine Umsetzung des grössten und ersten Gebotes der Bibel, nämlich der Eigenliebe.

Die Bestattung
Im Zusammenhang mit dem Loslassen stellt sich auch die Frage nach lebensverlängernden Massnahmen. Diese sind zuzulassen, doch besteht aus ethischer Sicht keine Verpflichtung, diese medizinischen Behandlungsmöglichkeiten bis zum Letzten auszuschöpfen. Wenn die Behandlung nur das Sterben verlängert, ist es an der Zeit, loszulassen. Wer selbstbestimmt sein Leben gestaltet, wird dies auch in Zeiten der Krankheit und beim eigenen Sterben wollen. Es ist möglich z. B. in einer Patientenverfügung festzulegen, welche medizinischen Massnahmen ergriffen und welche vermieden werden sollen.

Nützliche Hinweise zur Sterbevorsorge sind auf folgenden Internetseiten zu finden:
https://vorsorge.redcross.ch
www.patientenverfuegung-srk.ch (vom schweizerischen Roten Kreuz)

Wenn ein Mensch stirbt, müssen die Angehörigen oder Vertrauenspersonen über die Art der Bestattung, die Form der Mitteilung zu ihrem Tod und die Trauerfeier entscheiden. Manchmal beginnt der Streit in der Familie oft schon damit, wie jemand begraben werden soll – ob man kremiert oder nicht. Solche Uneinigkeiten können sich später in einem Erbstreit manifestieren. Man kann vieles davon vermeiden, wenn dies schon zu Lebzeiten geregelt wird indem man seine Wünsche festhält und die wichtigsten Dokumente geordnet hinterlässt. Dadurch werden die Angehörigen unterstützt und entlastet. Es spielt dabei keine Rolle, ob sich jemand für eine Erdbestattung oder eine Kremation entscheidet. Beide sind nach katholischem Verständnis möglich, sofern eine Verbrennung kein Ausdruck da–für ist, dass jemand nicht an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt. Der Glaube eines Menschen kann für die Angehörigen auch bei der Suche nach dem letzten Willen eines Verstorbenen eine grosse Hilfe sein. Sie können sich dann fragen: Von welcher Hoffnung hat der schwerkranke, sterbende Mensch gelebt und wie würde er sich jetzt in dieser Situation entscheiden? Was ist sein mutmasslicher Wille? Ein glaubender Mensch, der eine Hoffnung auf die Ewigkeit hat, wo er die Menschen trifft, die ihm vorausgegangen sind, wird anders sterben als ein nur im und am Leben orientierter Mensch. Ein gelebter Glaube setzt immer auch Zeichen der Liebe so–wohl zu Gott als auch dem Nächsten gegenüber.


Foto: Poss

Organspende
Eine weitere Möglichkeit, über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren, sehen die christlichen Kirchen insgesamt in der Organspende. Selbstverständlich muss jeder Organverpflanzung eine sorgfältige Prüfung vorausgehen. Papst Franziskus nannte die Organspende eine «edle und verdienstvolle Tat» wenn sie aus freien Stücken und «auf ethisch akzeptable Weise» geschieht. Eigene Organe für Kranke zur Verfügung zu stellen, entspreche nicht nur der sozialen Verantwortung, sondern sei auch ein Zeichen umfassender Solidarität und Nächstenliebe. Ausdrücklich ermunterte er Christen zur Organspende. Es handle sich um «ein Geschenk für den leidenden Herrn, der sagte, dass wir alles, was wir für einen notleidenden Bruder getan haben, für ihn getan haben», so Franziskus. Bei aller kontroversen Diskussion über die Frage, wann ein Mensch denn eigentlich tot sei und ihm die Organe entnommen werden können, bleibt festzuhalten, dass Voraussetzung für eine legitime Organspende ist, dass auf den Spender kein Druck aus-geübt wird, kein Geld fliesst, mit dem Körper des Verstorbenen pietätvoll umgegangen und die Verteilung der Organe vor möglichem Missbrauch geschützt wird. Bereits Papst Benedikt XVI. sagte bei einer Ansprache im Jahr 2008, «Der Akt der Liebe, der durch die Spende der eigenen lebenswichtigen Organe zum Ausdruck kommt, bleibt ein echtes Zeugnis der Nächstenliebe, die über den Tod hinaus zu blicken weiss, damit immer das Leben siegt».

Gutes zu Lebzeiten tun
Viele Menschen haben in ihrem Leben Gutes erfahren und möchten andere an diesem Glück teilnehmen lassen. Sie möchten über ihr Leben hinaus ein wirkungsvolles Zeichen der Nächstenliebe setzen, indem sie in einem Testament auch Menschen in Not berücksichtigen, denen sie etwas von ihrem Vermögen zukommen lassen wollen, denn nachdem Angehörige und Freunde gut versorgt sind, bleibt ihnen noch etwas übrig, das ihre tätige Nächstenliebe über die irdische Lebenszeit weiterleben lässt. Manchmal scheint es aber angeraten, schon zu seinen Lebzeiten sein Vermögen unter seinen Angehörigen aufzuteilen oder auch an wohltätige Institutionen zu spenden. Oft kann ein nachträglicher Erbstreit verhindert werden, wenn die Mutter oder der Vater einen Grossteil ihrer/seiner Güter bereits auf die Kinder verteilt und nur mehr das behalten hat, was für ein gutes und sorgloses Leben im Alter nötig ist.
                                                                                                                                       Paul Martone

Die Caritas Vorsorgemappe enthält eine Patientenverfügung, einen Vorsorgeauftrag, Anordnungen für den Todesfall sowie einen Leitfaden zum Testament. Alle Dokumente sind auch einzeln und in den Sprachen Französisch und Italienisch erhältlich.
Caritas Schweiz. Unter https://www.caritas.ch/de/startseite.html finden Sie den Shop, und da unter Vorsorge: die Vorsorgemappe – «Selbstbestimmt leben»

Für jung und alt

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Allerseelen (2. November)

An Allerseelen (lateinisch [Dies] in commemoratione omnium fidelium defunctorum, «Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen») begeht die römisch-katholische Kirche das Gedächtnis ihrer Verstorbenen. Das Gedächtnis aller Seelen wird im Kirchenjahr am 2. November begangen, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Menschen aller Armen See-len im Fegefeuer und wenden ihnen Ablässe zu. In der römisch-katholischen Kirche hat der Allerseelenablass daher eine besondere Bedeutung.

Wo die Gräbersegnung nicht bereits am Nachmittag von Allerheiligen stattgefunden hat, findet sie an Allerseelen statt, wohin sie eigentlich gehört.

Der Allerseelentag am 2. November geht auf Abt Odilo von Cluny zurück; er hat diesen Gedenktag in allen von Cluny abhängigen Klöstern eingeführt. Das Dekret Odilos aus dem Jahr 998 ist noch erhalten. Bald wurde der Allerseelentag auch ausserhalb der Klöster gefeiert. Für Rom ist er seit Anfang des 14. Jahrhunderts bezeugt. Von Cluny aus verbreitete sich der Allerseelentag in der ganzen lateinischen Kirche. Er steht theologisch in enger Verbindung mit der Lehre vom Fegefeuer (Reinigungsort, Purgatorium) als Ort der Läuterung der Verstorbenen, die Hilfe von den Lebenden durch Gebet, Fasten und Almosen erhalten. Allerseelen ist vor allem in den Alpenländern mit zahlreichen Volksbräuchen verbunden.

BETEN IM ALLTAG

Foto: Sr Catherine, «Verbundenheit durch die Brücke»; Dolceaqua in Ligurien

Wer trauert, sagt mit seinen Augen,
seiner Haltung, vielleicht auch mit seinen Tränen:
Uns hat die Liebe verbunden.

ls Jesus beim Tod seines Freundes Lazarus weinte,
erkannten die, die dabei standen:
Seht, wie sehr er ihn geliebt hat!
Trauer ist eine Form,
dem Weggegangenen Liebe hinterherzutragen,
Liebe zu wahren über den Tod hinaus.
Wolfgang Bader

Text aus «Gedanken für die Zeit der Trauer», Verlag Neue Stadt

Das Auge Gottes


Foto: © olga meier-sander/pixelio.de

Immer wieder stosse ich in Kirchen auf Bilder, die ein Dreieck mit einem Auge in der Mitte zeigen. Was hat das zu bedeuten?
Sowohl das Dreieck als auch das Auge sind ein Zeichen für Gott, das viel älter ist als das Christentum. Das Dreieck steht für die Dreieinigkeit Gottes und das Auge darin bedeutet die Gegenwart Gottes.

Dieses Bild weckt bei mir aber Horrorvorstellungen von einer ständigen Überwachung.
Ja, dieses Zeichen ist für viele, vor allem ältere Katholiken, tatsächlich zu einem Schreckenszeichen geworden. Den Kindern wurde im Religionsunterricht und auch Zuhause von den Eltern eingetrimmt, dass sie machen können, was sie wollen: Gott sieht sie bei all ihrem Tun. Vor ihm können sie keine Dummheit und keine «Schandtat» verheimlichen und Gott verrät dann auch gleich alles den Eltern, die ihre Kinder dann entsprechend bestrafen. Das Auge Gottes wurde auf diese Weise zu einem frühkindlichen Terror-Begriff.


Foto: Auge Gottes auf einer Grabplatte, alter Friedhof, Moskau, Foto Poss

Warum hat man dieses Symbol denn trotzdem verwendet?
Gedacht war dieses Symbol anders. Jemand schrieb dazu einmal: «Wie gerne würden Menschen so gesehen, wie sie wirklich sind, von jemandem, der sie würdigt und ihnen gerecht wird! Und wie selten erleben sie das. Dieses Zeichen mit dem Dreieck und dem Auge darin kann Katholiken die Zuversicht geben, dass sie mit dem liebevollen Blick einer Mutter oder eines Vaters wahrgenommen werden. Davor muss und will man sich dann gar nicht verstecken.

Besten Dank für diese Auskunft!

pam

Das Streben nach der Errettung aller Menschen

Statue Jesu, des göttlichen Erlösers und Retter aller Menschen (Foto DR)

«Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen» (1 Timotheus 2, 4). Diese zentrale Aussage des Paulus lädt uns ein, weiterhin zu hoffen, dass alle Wesen von überall, von allen Glaubensrichtungen und Religionen teilhaben an der Errettung Gottes in Jesus Christus. Somit besteht kein Widerspruch zwischen Dialog und Mission. Im Gegenteil, die Mission beinhaltet notwendigerweise einen Dialog, und der Dialog öffnet sich zu einer herzlichen und respektvollen Verkündigung. Nachdem wir im Oktober den «Missionsmonat» gefeiert haben, sind wir daher eingeladen, in der ersten Novemberwoche die «Woche der Religionen» voll und ganz zu leben.

Denn der Herr der Bibel ist einzigartig, er ist «der lebendige Gott, der Retter aller Menschen» (1 Timotheus 4, 10b). Christus ist «der Weg, die Wahrheit und das Leben: niemand kommt zum Vater ausser durch mich», sagt er seinen Jüngern im Johanneseveangelium (Jo 14, 6).

Im Dienst der Wahrheit
Gleichzeitig ist es die Liebe in der Tat und in der Wahrheit, nach der jeder Mann und jede Frau guten Willens beurteilt wird, wenn der Menschensohn uns allen sagen wird: «Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben: Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt und ihr habt mir Kleider gegeben. Ich war krank oder im Gefängnis und ihr habt mich besucht. Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan» (Matthäus 25, 31–46).

Wir können uns also nicht damit zufriedengeben, es uns miteinander gemütlich zu machen. Papst Franziskus drängt uns an die Peripherie anderer religiöser Traditionen, damit wir der Welt den «Dienst der Wahrheit» erweisen, denn diese hat das Recht sie zu kennen. Damit wir uns auch durch die Keime der Wahrheit bereichern lassen, die in allen Religionen vorhanden sind und wir gemeinsam die Wege des Königreichs des Friedens, der Gerechtigkeit und des Schutzes der Schöpfung frei legen. Deshalb ist der interreligiöse Dialog ein wesentlicher Bestandteil der Verkündigung der Freude am Evangelium und der Sendung Christi (vgl. Evangelii gaudium, Nr. 247–254). In einen authentischen Dialog einzutreten bedeutet, das Heil aller unserer Gesprächspartner anzustreben.

François-Xavier Amherdt

Weltmissionsmonat

Hier bin ich, sende mich!

Gastland Guinea

Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise in unsere Weltkirche! Dieses Jahr geht es nach Guinea, in Westafrika. Lernen Sie eine Kirche kennen, die, wie wir, die Spuren Gottes im Leben sucht. Die Geschichte der Kirche Guineas ist jung und ganz anders als unsere, und doch auf überraschend vielfältige Weise mit unserer Geschichte verwoben. «Hier bin ich, sende mich!» heisst das Leitmotiv des diesjährigen Monats der Weltmission und schliesst an den Ausserordentlichen Monat der Weltmission 2019 an. Die Frage, die Jesaja hier b-antwortet, geht auch an uns: Sind wir bereit, eine Sendung anzu-nehmen, aufzubrechen und uns auf das Abenteuer des Glaubens einzulassen? Der Sonntag der Weltmission ist dieses Jahr am 18. Oktober. Nehmen Sie sich etwas Zeit und lassen Sie sich von unserer weltweiten Kirche faszinieren und inspirieren!

In Verbundenheit: Diakon Martin Brunner-Artho, Direktor missio Schweiz

COVID -19
Wenn aufgrund der Covid-19 Krankheit während des Monats Oktober erneut einschränkende Massnahmen für die Durchführung kirchlicher Aktivitäten eingeführt werden müssen, besuchen Sie uns auf der Internetseite:
www.missio.ch/wms

Guinea – Das Wasserschloss Westafrikas
In diesem kleinen Land waren in der Vergangenheit zahlreiche Schweizer Missionarinnen und Missionare im Einsatz.
Wenn die Schweiz das Wasserschloss Europas ist, dann ist Guinea das Wasserschloss Westafrikas! Der Landesname kommt von den vielen Flüssen, die dort ihre Quelle haben. Die Guineer unterscheiden vier natürliche Regionen: Nieder-Guinea (Küstengebiet), Mittel-Guinea (Gebirge), Ober-Guinea im Nordosten des Landes (Savanne) und Wald-Guinea im Südosten. Guinea ist sechsmal so gross wie die Schweiz und hat eine Bevölkerung von fast 12 Millionen Menschen. Wie in vielen afrikanischen Ländern sind seine Einwohner jung: Die Hälfte ist unter 19 Jahre alt. Die Amtssprache ist Französisch. Daneben gibt es mehr als 20 lokale Sprachen. Etwa 7% der Bevölkerung sind Christen.

Bischof Eugène Maillat
Ein unermüdlicher Missionar – in Guinea und ehemaliger Direktor von Missio
Sämann, Menschenfischer… Sein ganzes Leben hat er für Gott und die Mitmenschen gegeben! Mit diesen wenigen Worten kann man vielleicht Bischof Eugène Maillat, den ersten Bischof der Diözese N’Zérékoré in Guinea, in Kürze beschreiben. Sie reichen aber nicht aus, um zu erzählen, wie aus dem jungen Mann aus dem Schweizer Jura, der im Sommer 1944 bei den Weissen Vätern eintrat, allmählich ein mustergültiger Jünger Christi wurde. 1945, 26-jährig, wurde Eugène Maillat zum Priester geweiht und reiste im April 1946 nach Guinea aus. Nur sechs Monate später predigte und verrichtete er seine Arbeit in der Landessprache! 1951 wurde er zum jungen Apostolischen Präfekten von N’Zérékoré ernannt und 1959 zum Bischof geweiht. Damals gab es in der Diözese 26 Priester und 500 000 Gläubige. Er kümmerte sich vorbildlich um sie und trieb sie zur Selbstversorgung an. Er investierte seine ganze Kraft in die Ausbildung von Katechisten und forderte, sie sollten echte Katechisten und nicht «billige Religionslehrer» sein. Er stellte sein Bischofsamt unter den Schutz von Gobu Yaza, dem ersten Märtyrer Guineas. Im ganzen Land stiess er die Gründung von Pfarreiräten und Pastoralzentren an.

1967 erlebte er den schwierigsten Moment seines Lebens: die Ausschaffung der ausländischen Missionarinnen und Missionare aus Guinea. Von der Schweiz aus führte er seine Diözese weiterhin dank der gut ausgebildeten Katechisten vor Ort. 1973 wurde er Direktor von Missio in Freiburg. Alle waren beeindruckt von seinem Enthusiasmus und seiner Art, mit den Mitarbeitenden umzugehen. 1979 übergab er mit Freude den Bischofsstab in Guinea an einen einheimischen Bischof. Trotzdem: Sein Herz hat nie aufgehört für Afrika zu schlagen! 1988 ist er unerwartet gestorben, im Wissen, dass ihm unzählige Säfrauen und -männer nachfolgten.

Die Kirche in Guinea – Eine bewegte Geschichte

Die Geschichte der Kirche in Guinea ist jung.
Erst 1927 werden in N’Zérékoré, wo heute die meisten Christen leben, die ersten Taufen gefeiert.

Die Anfänge sind für die Weissen Väter alles andere als einfach. 1958 entscheidet sich Guinea für die Unabhängigkeit von Frankreich. 1959 wird der Jurasser Pater Eugène Maillat erster Bischof von N’Zérékoré. Maillat legt grossen Wert auf die Ausbildung der Laien. Das sollte sich als sehr weitblickend erweisen, denn 1967 werden alle Ausländer von Sékou Touré des Landes verwiesen. Darunter Bischof Maillat und der Walliser Jean-Baptiste Coudray, welcher der Diözese Kankan im Nordosten Guineas vorstand.

Dort leben die Christen als kleine Minderheit in einem mehrheitlich muslimischen Umfeld. Im ganzen Land gibt es 1967 erst sehr wenige einheimische Priester, doch sie können auf die Laien zählen. Sie halten den Glauben und die Kirche in der langen und schwierigen Zeit der Diktatur unter Touré lebendig. Das spürt man bis heute! In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Situation für die Kirche verbessert und sie blüht förmlich auf. «Als ich vor zwanzig Jahren hier ankam, hatten wir in der Stadt eine Pfarrei, heute sind es vier und die Kirchen sind voll», bestätigt Generalvikar Abbé Jean-Marie Guemou. In der Liturgie kann die gute Stimmung in überschwängliche Freude, in Gesang und Tanz münden, dass sich die Priester gezwungen sehen einzugreifen, damit die Liturgien nicht unendlich lang werden. Die Kirche engagiert sich wieder in der Bildung, hat eine nationale und diözesane Caritas aufgebaut, macht Gesundheitsarbeit und vieles mehr, auch wenn ihr nur 7 % der Bevölkerung angehören.

Die Kollekte am Sonntag der Weltmission
Diese Kollekte ist einzigartig! Sie wird weltweit gleichzeitig in allen katholischen Pfarreien der Welt durchgeführt! Das gesammelte Geld bildet den Solidaritätsfonds der Weltkirche. Dieser ermöglicht die gerechte Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel zugunsten der finanziell noch nicht eigenständigen Ortskirchen. Nur durch den gemeinsamen Solidaritätsfonds von Missio kann vermieden werden, dass gewisse Ortskirchen womöglich ohne jede Hilfe bleiben, weil sie keine direkte Verbindung nach Europa haben. Missionarische Projekte der eigenen Pfarrei dürfen nicht mit dieser Kollekte für Missio vermischt werden. Die Schweizer Bischofskonferenz ruft alljährlich die Wichtigkeit dieser offiziellen Kollekte in Erinnerung.

«Die Laien sind die Eckpfeiler der Kirche»

Ihr Männer in der Gemeinde, übernehmt eure Verantwortung: verteidigt die Frauen und respektiert sie! Das ist eine Frage der Erziehung. Ihr seid aufgerufen, Vorbilder zu sein.»    Marie Suzanne Mane

Missio: Welche Aufgaben haben die Laien, Frauen und Männer, in den Pfarreien? Marie Suzanne Mane: Die Laien sind in allen Strukturen, Bewegungen und Gruppen (Messdiener, Frauen) der Pfarrei eingebunden und informieren den Pfarrer oder seine Sekretärin über ihre Aktivitäten und Initiativen. Die Kommission Feste und Veranstaltungen ist für die Koordination aller Aktivitäten in der Pfarrei zuständig. Die Kommission Gerechtigkeit und Konflikte schlichtet Streitigkeiten, die zwi-chen Pfarreiangehörigen entstehen können. Die Kommission Familie und Berufung sensibilisiert die Jugendlichen für die Notwendigkeit, sich dem geweihten Leben oder der Ehe zu verpflichten; sie organisiert auch Gebetsnovenen. Die Pfarrei ist in kleine christliche Gemeinschaften (Basic Christian Communities, BCC) unterteilt, die jeweils einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten haben. Einige BCCs müssen fusionieren, weil die Mieten zu teuer sind oder es an Gläubigen mangelt. Die BCCs treffen sich entsprechend ihrer Aufgaben: allgemeine Organisationsfragen, Mitgliedsbeiträge für den laufenden Bau der Kirche, Reinigung der Kirche, Rosenkranzgebet (in Gruppen von drei, vier oder fünf Familien) und samstags die Frühmesse mit dem Pfarrer. Die BCCs übernehmen auch Aufgaben wie das Kochen an kirchlichen Festtagen. Der Priester betreut Austauschgruppen, Gebets- und Solidaritätsgruppen (zum Beispiel Taufvorbereitung, Liturgien, Gebetsnacht, Weiterbildungsangebote, usw.).

Wie definieren Sie den Auftrag eines Laien in der Kirche?
Die Laien sind die Eckpfeiler der Kirche. Sie schaffen Harmonie und Verständnis im Pfarreileben. Sie sind in den Räten der Pfarrei, im Pastoralteam, im Chor, in der Katechese, im finanziellen Bereich und in karitativen Werken tätig. Selbst die Vorbereitung auf die Erwachsenentaufe, Eheschliessungen und vieles mehr ist den Laien anvertraut. Die Laien sind ein starkes Bindeglied in der Pfarrei: im karitativen Bereich, in der Mobilisierung von Resourcen und in der Unterstützung.

Nehmen Frauen an den Überlegungen in der Pfarrei teil und haben sie das Recht zu sprechen?
Die Dynamik hat sich verändert: Frauen sind stark in die Entscheidungen eingebunden. In den Ausbildungs- und Exerzitienhäusern sind sie in die Ausbildung und Weiterbildung unserer Priester und Seminaristen mit einbezogen. Die Frauen sind in allen Entscheidungsgremien und den sozialen Einrichtungen vertreten und sie leiten auch mehrere Kommissionen und Verbände. Natürlich kümmern sie sich auch um die Dekoration und Reinigung der Kirche! Sie besuchen die Kranken in den Familien und in den Krankenhäusern und spenden oft an die Kirche.

Wird die wachsende Zahl von Priestern die Rolle der Laien verändern?
Das glaube ich nicht. Priester und Diakone sind berufen, ihren eigenen Dienst in Zusammenarbeit mit den Laien zu leben. Sie tun es ohne Trennung oder Vermischung der je kirchlichen Sendung.

Marie Suzanne Mane aus Conakry, Guinea
engagiert sich in ihrer Pfarrei Saint Michel de Coleah.

Um die Erde zu pflegen und zu bewahren

«Das gesamte Schöpfungswerk in Genesis 1 feiert als grosse Liturgie die Einführung der Vielzahl von Arten an Pflanzen, Tieren, Fischen und Vögeln. In den Dienst dieser unendlichen Blüte, ist der Mensch gestellt.»

Gott vertraut die Erde dem Menschen an, um sie zu pflegen und zu bewahren.

Die Bibel und die christliche Theologie wurden oft fälschlicherweise beschuldigt, die Ausbeutung des Planeten durch den Menschen zu fördern. Aber, «damit er ihn bearbeite und hüte», vertraut der Herr «Adam den Garten der Schöpfung an». Gott «nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden» (Genesis 2:15). Er, dessen Name «schlammig» bedeutet (von Adamah, der roten Erde auf Hebräisch), kann nicht zu seinem eigenen Profit an sich reissen, was er als Geschenk erhalten hat und von dem er selbst stammt: «Da formte Gott, der Herr, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.» (Genesis 2:7). Das Wort Eva meint dasselbe, nämlich die Lebende. Menschen (der Begriff stammt vom lateinischen Humus, der Erde) sind daher von Natur aus mit dem Kosmos verbunden und sie sind aufgerufen, alle Kreaturen als Liebkosung göttlicher Zärtlichkeit zu respektieren.

Die beiden ersten Berichte der Genesis müssen daher zusammen betrachtet werden. Die Aufforderung an den Mann und die Frau, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind (Genesis 1,27, wo beide „bereits“ vorhanden sind), klingt daher wie ein Aufruf zur Verantwortung. «Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und unterwerft sie» (1,28a) bedeutet in keiner Weise «den Erdball ausbeuten, seine Ressourcen so weit missbrauchen, dass er zerstört wird, mit der Atmosphäre so spielen, dass die Existenz des Planeten bedroht wird». Ganz im Gegenteil: «pflegt ihn, bepflanzt ihn, denn ihr seid meine Vertreter und meine Gefolgsleute, setzt meine gute Arbeit fort, damit er Früchte trägt und diese Frucht bleibt».

Im Dienst der unendlichen Blüte
Darüber hinaus feiert «das gesamte Schöpfungswerk in Genesis 1 als grosse Liturgie die Einführung der Vielzahl von Arten an Pflanzen, Tieren, Fischen und Vögeln. In den Dienst dieser unendlichen Blüte, ist der Mensch gestellt», nicht als allmächtiger Tyrann, der frei ist, die biologische Vielfalt zu einem Scherbenhaufen zu machen. Betrachtung und Danksagung, Respekt und Schutz, Gerechtigkeit und Frieden: Dies sind die Einstellungen, die der Menschheit eingeflösst werden müssen, um das zu «schützen», was ihr vom Schöpfer anvertraut wurde. Heute mehr denn je!

François-Xavier Amherdt

Der Rosenkranz

Der Oktober wird ja auch Rosenkranzmonat genannt. Warum?
Dies hat mit der Schlacht bei Lepanto zu tun, bei der am 7. Oktober 1571 die christlichen Mittelmeermächte, einen überraschenden Sieg über das muslimische Osmanische Reich errungen haben. Diesen Sieg schrieb der Papst dem Rosenkranzgebet zu und der 7. Oktober wird seither als «Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz» gefeiert. Ausgehend von diesem Fest führte Papst Leo XIII. 1891 den Oktober als «Rosenkranzmonat» ein.

So weit so gut, aber ist das Beten des Rosenkranzes heute überhaupt noch sinnvoll?
Ich glaube, dass es nichts bringt über den Sinn des Rosenkranzgebetes zu diskutieren, denn sein Sinn erschliesst sich einem erst beim Beten selbst.

Aber diese ständigen Wiederholungen der gleichen Worte schläfern ein!
Mit einfachen Worten, die sich immer wiederholen, werden Geist und Seele ruhig vor Gott. Es ist ein Gebet, in dem nicht ich als Beter aktiv werden muss, vielmehr kann ich mich in diese Worte und Gedanken hineinfallen lassen, zur Ruhe kommen und so Kraft finden für die Gestaltung meines Lebens. Papst Franziskus hat das einmal wie folgt ausgedrückt: «Der Rosenkranz ist das Gebet, das mein Leben begleitet; das Gebet der Einfachen und der Heiligen; das Gebet meines Herzens».

Der Rosenkranz erinnert mich, ehrlich gesagt, ein wenig an ein Mantra.
Das ist gar nicht so falsch, denn die Hindus nennen den Rosenkranz heute respektvoll «Mantra der Christen», bei dem es nicht auf das intelligente Formulieren von Gebetstexten ankommt, sondern viel mehr auf Rhythmus und Atem. Die ständigen Wiederholungen sind wie eine Hintergrundmusik, die unsere Gedanken klären. Sie verlangen keine schnelle Problemlösung von Gott, sondern helfen uns, das Leben und Wirken Jesu mit den Augen der Muttergottes zu betrachten.

Dann ist der Rosenkranz einfach nur eine weitere Meditationsform, die ich auch im Hinduismus oder Buddhismus finden könnte?
Ein Unterschied beim Rosenkranz ist sicher, dass ich nicht nur das Leben Jesu betrachte, sondern versuche, mir Marias Sicht, ihre Liebe zu Jesus und ihren Glauben zu eigen zu machen und im Leben umzusetzen. Der Rosenkranz ist deshalb letztlich ein Jesus-Gebet, das immer noch aktuell ist.

Besten Dank für die Auskunft.

pam

BETEN IM ALLTAG

Guter Gott

Überall rufst du uns in deine Nachfolge,
in Guinea, in der Schweiz und auf der ganzen Welt.
Du traust uns zu, deine Gesandten zu sein.
Das erfüllt uns mit Dankbarkeit und Freude

Schenke uns ein waches Ohr,
das deinen Ruf erkennt.
Gib uns Vertrauen, dass wir den Aufbruch wagen,
in Vertrauen und Liebe.
Verleihe uns Ausdauer,
damit wir ans Ziel gelangen,
damit unser Wirken Früchte trägt
und zur Quelle des Segens wird.

Schenke uns die Standhaftigkeit von Gobu Yaza *
und die Weisheit und Bescheidenheit
von Bruder Klaus.
Denn wie Jesaia wollen wir aufstehen
und dir antworten:
«Hier bin ich, sende mich!»

Beschütze und begleite uns auf unseren Wegen,
in Guinea, in der Schweiz und auf der ganzen Welt,
damit wir gemeinsam
unter unseren Schwestern und Brüdern
deine Zeugen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen

* Gobu Yaza war Katechumene und erlitt 1927 den Märtyrertod in Kabiéta, Guinea.

Für jung und alt

Pater Jean-Maire Guemou erklärt Chiara Gerosa von Missio Schweiz die Herausforderungen des Schulsystems in Guinea.     Photo © Missio, Brunner

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Die Kirche in Guinea übernimmt Verantwortung

Nach den Wahlen hat die Regierung angesichts der schnellen Ausbreitung des Corona-Virus endlich reagiert: Gotteshäuser, Schulen und Bars wurden geschlossen. Die Bevölkerung muss zwischen 21 Uhr und 6 Uhr zuhause bleiben. Tagsüber sind sie verpflichtet, eine Maske zu tragen. In der Hauptstadt Conakry, in der 95% der Corona-Fälle registriert wurden, gibt es eine Ausgangssperre. Das bedeutet, dass niemand die Stadt betreten oder verlassen kann.

Während seines Besuchs vor Ort stellte Missio fest, dass die Kirche viele Institutionen wie z.B. Waisenhäuser betreibt, die trotz des Coronavirus weiter funktionieren müssen. Die Ortskirche bietet auch viele Dienste für die Bevölkerung an, die angesichts der aktuellen Gesundheitskrise mittellos ist. Die Kirche in Guinea lebt hauptsächlich von Spenden, die durch die Schliessung von Gotteshäusern nun fast gänzlich fehlen. Sie muss auch weiterhin eine Bevölkerung begleiten, die nach den Erfahrungen der schrecklichen Ebola-Epidemie in Angst lebt. «Wir sind wirklich besorgt, weil wir nicht über die notwendigen Gesundheitsstrukturen verfügen. Beten Sie für uns», bittet P. Jean-Marie Guemou.

Gut ausgebildete und motivierte Frauen und Männer in der Seelsorge sind das Wertvollste

Besonders in dieser Zeit, in der unser mit Routine eingespieltes Leben ordentlich durchgerüttelt wird, spüren wir, dass wir Seelsorgende brauchen; Frauen und Männer, die Orientierung geben und uns in schweren Stunden Worte des Trostes und der Hoffnung zusprechen. Wir brauchen ein kompetentes Gegenüber, wenn existentielle Fragen quälen. Und wir brauchen die Stärkung durch die Sakramente, weil sie Brücken zu Gott bauen. (www.missio.ch)

Das war schon immer so !

«Wenn wir sonntags in die Kirche gehn, ‘s war immer so, ‘s war immer so…» (Foto: Poss)

Viele Leserinnen und Leser kennen sicher dieses Lied, das vor allem durch Willy Millowitschs Interpretation «Wir sind alle kleine Sünderlein» bekannt wurde.

Teile dieses Liedtextes entsprechen manchmal den Erfahrungen im menschlichen All-tag, andere wiederum regen zum Schmunzeln an und das ist ja letztlich auch der Zweck dieses Liedes.

Ein Satz dieses Liedes wird jedoch leider immer wieder auf die Kirche und die Seelsorge übertragen: «Es war immer so, es war immer so!» So lustig dies im Lied auch erscheinen mag, auf die aktuelle Situation der Kirche in der Welt übertragen, ist es eher kontraproduktiv, ja für eine Seelsorge, die die Menschen erreichen und zu Christus führen will, hinderlich.

«Pastorale Chance»
Gerade die Corona-Pandemie der vergangenen Monate, auf die niemand vorbereitet war und auch nicht vorbereitet sein konnte, hat die Kirche und die Gesellschaft aus ihrem gewohnten Rhythmus geworfen. Manche Pfarreien haben schnell zu neuen, teils phantasievollen Methoden gefunden, um den Menschen und ihren seelsorglichen Bedürfnissen auch in diesen schwierigen Zeiten nahe zu sein. Das ist gut so und zeugt davon, dass immer noch viel Lebensenergie in der Kirche vorhanden ist. Wie aber geht es nun weiter? Fallen wir wieder in den alten Trott zurück, nach dem Motto «Es war doch immer so!», oder sind wir imstande, im Neuen, das mancherorts gezwungenermassen gewachsen ist, auch das Wirken des Heiligen Geistes zu sehen? Ich möchte damit die Probleme und Schwierigkeiten, die der Lockdown für viele Menschen gebracht hat, nicht schönreden oder sie naiv als «pastorale Chance» bezeichnen. Aber es ist auch viel Gutes und Bedenkenswertes entstanden. Ich denke hier an die Hilfsbereitschaft und Solidarität unter den Bewohnern ei-nes Dorfes: man hat einander telefoniert, ist für die Nachbarn oder die alten Eltern einkaufen gegangen; ich denke auch an Gottesdienstformen, die nicht unbedingt neu waren, aber nun wiederentdeckt worden sind; ich denke an die Zeit, die man plötzlich hatte, um wieder miteinander zu reden; ich denke aber auch an die Grenzerfahrungen, die manche Familie machen musste, weil nun Eltern und Kindertage- und wochenlang zuhause verbringen mussten, weil auch die Schule ausfiel und Homeoffice angesagt war. Es waren neue Erfahrungen, die uns zeigten, dass es eine Illusion ist zu meinen, wir könnten in einer kranken Welt immer gesund bleiben. Es wäre schade, wenn all das Positive der vergangenen Monate bei der Rückkehr zur gesellschaftlichen und pastoralen «Normalität» wieder im Sande verlaufen würde.


© by_Christian Haase_pixelio.de

Kein «es war immer so»!
Papst Franziskus hat immer wieder auf die Unsitte des «immer so!» hingewiesen. Viele Menschen sagen und sie unterstreichen das dann auch mit theologischen, pastoralen und moralischen Gründen, dass die Kirche nur dann eine Zukunft habe, wenn sie sich wieder auf das Altehrwürdige der Vergangenheit zurückbesinne. Das hat aber in der Realität der Welt keine wirkliche Zukunft. «Das war schon immer so und das gilt auch heute noch. In der Geschichte hat es sich immer wieder wiederholt. Wo Starrheit herrscht, da fehlt der Geist Gottes, denn der Geist Gottes ist Freiheit. Der Geist der Starrheit hingegen führt immer zur Unruhe, der Geist der evangelischen Freiheit führt zur Freude». Deshalb sollte ein Christ Sätze wie: «Das haben wir schon immer so gemacht!» – «Das haben wir noch nie gemacht.» «Da könnte ja jeder kommen!» aus seinem Wortschatz streichen. Man nennt solche Sätze «Killerphrasen», oder auch «Totschlagargumente», die jede weitere Diskussion abblocken wollen, ja sogar das Denken verbieten. Da es gerade in der Kirche viele gibt, die solche Sätze verwenden, muss es nicht erstaunen, dass die Kirche in der öffentlichen Meinung nicht gerade als Vorreiterin gilt, wenn es darum geht, neue Wege zu gehen. Dabei wäre es allerhöchste Zeit für die Kirche, solch neue Wege zu finden, sonst wird ihr nur ein fortlaufender Erfolg bleiben. Die Kirche versinkt in die Bedeutungslosigkeit und wird nicht mehr ernst genommen oder nur als ewig gestrige Organisation gesehen. Ich möchte hier keinesfalls dafür plädieren, dass sich die Kirche neu erfindet, denn sie ist nicht eine von Menschen gemachte Institution, sondern das Werk Christi, der immer bei ihr bleiben wird. Papst Paul VI. hat den Sinn dieser Kirche in einem Satz einmal sehr tief-sinnig formuliert: «Wir müssen die Menschen zu Christus bringen und Christus zu den Menschen!»

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hat es auch innerhalb der Kirche Diskussionen darüber gegeben, wie man dies am besten bewerkstelligen könnte. Dabei wurde wieder einmal der Graben sichtbar, der die Kirche in so genannt «konservative» und in so genannt «progressive» Richtungen spaltet. Dass solche Diskussionen, die oft sehr verbissen geführt werden, den Leib Christi, der die Kirche ist, zerreisst, widerspricht gänzlich dem Wunsch Jesu, dass alle eins seien. Diese Einheit betrifft nicht nur die Einheit zwischen den verschiedenen Konfessionen und Religionen, sondern auch und wohl in erster Linie die Einheit innerhalb der katholischen Kirche selbst.


© by_Margot Kessler_pixelio.de

Konservativ gegen progressiv
Lehren «konservative» Kreise, dass das Heil und die Rettung der in die Krise geratenen Kirche in einer Rückkehr zu bewährten Traditionen zu finden ist, so lehren die «progressiven» Kreise, dass sich die Kirche ändern müsse, nach dem Motto «Wer will, dass die Kirche bleibt, darf nicht wollen, dass sie bleibt, wie sie ist!»

Meiner Meinung nach haben beide Kreise sowohl Recht als auch Unrecht. Jeder Papst, jeder Bischof, jeder Priester, ja jeder Christ muss «konservativ» sein, sonst kann er nicht Christ sein! Das Wort «konservativ» stammt ja vom Lateinischen «conservare», was nichts anderes heisst als «bewahren». Wer in der Nachfolge Christi stehen will, muss zuerst das Wort Gottes hören und es in seinem Her-zen bewahren. Maria hat es uns vorgelebt: «Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach (Lk 2, 19). Aus dem genauen Hinhören, dem Horchen muss dann das Gehorchen kommen, indem wir das, was wir vom Evangelium begriffen haben, in unserem Alltag in die Tat umsetzen.

Damit wir diese Botschaft, uns Christen und auch jedem Menschen, der am Christentum interessiert ist, glaubhaft überliefern können, müssen wir «progressiv» sein. Das heisst, wir müssen uns bemühen, diese alte Botschaft in einer neuen Sprache den Menschen von heute zu übermitteln. Wir müssen dies tun, ohne an dem, was Jesus gesagt und getan hat, und das auch heute noch für uns von massgebender Bedeutung sein muss, Abstriche zu machen, um uns der Gesellschaft anzupassen. Wir müssen zwar, wie es der Reformator Martin Luther schön gesagt hat, den Leuten aufs Maul schauen, ihnen aber nicht nach dem Mund reden.

Gemeint ist damit: So kommunizieren, dass uns jeder versteht. Und nicht wie Luthers Zitat heute oft falsch ausgelegt wird, die mehrheitlich vorherrschende Gesinnung übernehmen. Wie Paulus sagt, haben wir die Frohbotschaft zu verkünden und zwar gelegen oder ungelegen. Wir müssen treu sein, nichts an der Botschaft Jesu Christi wegnehmen oder hinzufügen, aber wir müssen all das, was drumherum entstanden ist, ändern oder gar entfernen, falls es der Strahlkraft des Glaubens hinderlich ist. Im Zusammenhang mit dem 2. Vatikanischen Konzil, das bekanntlich viele Neuerungen in der katholischen Kirche gebracht hat, meinte der heilige Papst Johannes XXIII., dass unser Glaube wie eine alte wertvolle Statue sei, die in ein altes kostbares Kleid gehüllt sei. Er wolle durch sein «Aggiornamento», seine Öffnung der Kirche, nur das Kleid erneuern, nicht aber die Statue zerstören, sondern ihre Schönheit neu zum Erstrahlen bringen.


Gottesdienst auf der Triftalp in Gottes herrlicher Natur

Treu zum Heiligen Geist
Papst Franziskus hat in einer Predigt einmal gesagt, man müsse «der Neuheit des Geistes treu sein». Treu sein hat zunächst ja etwas mit Beständigkeit zu tun, mitBeharrlichkeit und Geduld. Zu einem Menschen oder einem Standpunkt stehen, heisst ihm oder ihr oder auch mir selbst treu sein. Aber auch für Beziehungen gilt: Treue gibt es nur mit und in Veränderungen. Das erfahren wir alle in unserem Leben. Denken wir nur einmal an ein Ehepaar, das seit vielen Jahrzehnten miteinander verheiratet ist. Ein Ehepaar kann «ein Lied davon singen, wie sehr sich oft ihre Lebensumstände, ihre Beziehung und auch sie selbst sich verändert haben. Treue heisst eben gerade nicht, dass alles so bleiben muss, wie es ist – einfach weil es schon immer so war. Das wäre der Tod. Was lebendig ist, ist beständig im Wandel. Deshalb wäre es auch der Tod der Kirche und des Glaubens, wenn wir darin erstarren würden, was schon immer so war. Gott ist immer wieder und ewig neu in der Welt und in unserem Leben. Und für die Kraft, mit der Gottes Geist die Herzen und die Welt bewegen kann, hat die Tradition immer schon die Bilder von Feuer und Sturm verwendet. Dieser Dynamik Gottes, die die Kraft hat, alles zu verwandeln, sollen wir uns verpflichtet fühlen und die Treue halten. Dann hat die Gottes-Kraft der Verwandlung und Erneuerung eine Chance, neue Wege zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung zu gehen» (Dr. Ursula Silber).

Vertrauen wir darauf, dass der Geist Gottes nicht nur vor 2000 Jahren die Apostel aus dem Obergemach in Jerusalem pfingstlich in die Welt hinausgeweht und zu
überzeugenden Zeugen gemacht hat! Vertrauen wir vielmehr darauf, dass derselbe Geist auch heute noch wirkt!

Paul Martone

September 2020: Das war schon immer so !

«Wenn wir sonntags in die Kirche gehn, ‘s war immer so, ‘s war immer so…»

Viele Leserinnen und Leser kennen sicher dieses Lied, das vor allem durch Willy Millowitschs Interpretation «Wir sind alle kleine Sünderlein» bekannt wurde.
Teile dieses Liedtextes entsprechen manch–mal den Erfahrungen im menschlichen All-tag, andere wiederum regen zum Schmunzeln an und das ist ja letztlich auch der Zweck dieses Liedes.

Für jung und alt

Diese beiden Bilder vom «Mont-Saint-Michel» in der Normandie sind nicht identisch. Beim Bild rechts haben sich insgesamt acht Fehler eingeschlichen. Schauen Sie genau hin und überlegen Sie, was sich im Vergleich zum linken Bild geändert hat.

Das Fest des heiligen Erzengels Michael feiern wir am 29. September

Michaels Verehrung kam im 4. Jahrhundert im Osten auf. Schon Mitte des 5. Jahrhunderts weihte ihm Papst Leo I. an einem 29. September die Kirche S. Michele in Rom. Europas ältestes Michaelsheiligtum ist Monte Sant’Angelo auf dem Gargano in Süditalien; am 8. Mai 492 soll der Erzengel den dort lebenden Menschen erschienen sein und verkündet haben: «Diese Grotte ist mir heilig, ich habe sie mir erwählt, ich selbst will ihr Beschützer sein. Dort, wo sich der Fels öffnet, werden die Sünden der Menschen vergeben.» Das über der Grotte erbaute Sanktuarium war eine wichtige Etappe der Pilger und Kreuzfahrer, die von Norditalien ins Heilige Land reisten; die Basilika wurde an einem 29. September geweiht.

Michael wurde der Schutzherr der Römisch-Katholischen Kirche, später des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Viele Kirchen und Bergkapellen sind ihm geweiht, die bekannteste ist vermutlich die der Überlieferung nach 709 unter Bischof Autbert von Avranches auf dem Monte Tombe entstandene und dann nach ihm benannte Kirche Mont-Saint-Michel in der Normandie auf einer Insel, die zuvor ein keltisches Heiligtum krönte. Die Normannenherzöge, die Michael als Kriegspatron verehrten, bauten die Kapelle in drei Phasen zum Kloster mit der heutigen Kirche aus und schufen das als «Wunder des Abendlandes» berühmte Bauwerk. Während des 100-jährigen Krieges blieb die Insel normannisches Land, das von den Engländern nicht erobert werden konnte, und wurde zum nationalen Symbol für Frankreich. Im Spätmittelalter gab es eine Kinderwallfahrt zum Mont Saint-Michel, an der auch Kinder aus Süddeutschland und der Schweiz teilnahmen. König Ludwig XI. benützte das Kloster dann als Gefängnis für widerständische Mönche; diese Funktion bewahrte es auch vor Zerstörung in der Französischen Revolution, bis 1853 blieb es Zuchthaus für politische Häftlinge. 1872 begann die Restaurierung, 1897 wurde sie abgeschlossen mit der Anbringung der goldenen Statue von Michael auf der Turmspitze. Seit 1966 gibt es wieder ein paar Mönche mit Gastrecht, seit 1984 gehört die Insel mit ihrem imposanten Bauwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe.                     (Aus www.heiligenlexikon.de)

BETEN IM ALLTAG

Grosser Gott, wir loben dich,
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.

Alles, was dich preisen kann,
Cherubim und Seraphinen,
stimmen dir ein Loblied an,
alle Engel, die dir dienen,
rufen dir stets ohne Ruh:
«Heilig, heilig, heilig!» zu.

Heilig, Herr Gott Zebaoth!
Heilig, Herr der Himmelsheere!
Starker Helfer in der Not!
Himmel, Erde, Luft und Meere
sind erfüllt von deinem Ruhm;
alles ist dein Eigentum.

Der Apostel heilger Chor,
der Propheten hehre Menge
schickt zu deinem Thron empor
neue Lob- und Dankgesänge;
der Blutzeugen lichte Schar
lobt und preist dich immerdar.

Dich, Gott Vater auf dem Thron,
loben Grosse, loben Kleine.
Deinem eingebornen Sohn
singt die heilige Gemeinde,
und sie ehrt den Heilgen Geist,
der uns seinen Trost erweist.

Durch dich steht das Himmelstor
allen, welche glauben, offen;
du stellst uns dem Vater vor,
wenn wir kindlich auf dich hoffen;
du wirst kommen zum Gericht,
wenn der letzte Tag anbricht.

Sieh dein Volk in Gnaden an.
Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
leit es auf der rechten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Führe es durch diese Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit.

Herr, erbarm, erbarme dich.
Lass uns deine Güte schauen;
deine Treue zeige sich,
wie wir fest auf dich vertrauen.
Auf dich hoffen wir allein:
lass uns nicht verloren sein.

Mosaiken im Kloster Kykko (Zypern)
Foto: © by_Dieter Schütz_pixelio.de

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