Sehen um nachzufolgen: Bartimäus (Markus 10,46-52)

Foto DR

Die Heilung des blinden Bettlers vor den Stadttoren von Jericho ist in den drei synoptischen Evan­ge­lien das letzte Wunder vor dem Einzug Jesu in Jeru­salem (der z. B. im Markus-Evan­ge­lium mit Kapitel 11 beginnt). Im Gegensatz zu Lukas und Matthäus gibt Ma­r­kus dem blinden Bettler einen Namen: Bartimäus, d. h. Sohn des Timäus (von griechisch timè, Wertschätzung). Dieser schreit seinen Glauben heraus, als er hört, dass Jesus vorübergeht: «Sohn Davids, du Gott, der rettet (gemäss der Etymo­logie des Namens Jesus), erbarme dich meiner!» Seine Überzeugung ist so gross, dass die Menge, die versucht, ihn zu ta­­deln, ihn nicht zum Schweigen bringen kann. Die Menge wird vom Hindernis zum Diener, denn auf Befehl des Meisters lässt sie Bartimäus herbeiholen. Und was für ein Wort spricht sie dann aus: «Hab Vertrauen, steh auf, er ruft dich!». Und dann geschieht das Unglaubliche: Der Blinde springt auf, wirft seinen Man­tel weg und läuft auf Jesus zu, ohne Hil­fe – zumindest erwähnt der Text keine.

Glaube und Beziehung zu Christus
Jede Heilung in den Evangelien findet vor dem Hintergrund des Glaubens und der Beziehung zu Christus statt. «Was willst du, dass ich für dich tun soll?», fragt er den Blinden überraschenderweise. Das liegt daran, dass der Sohn Got­­tes im Menschen seinen geheimsten Wunsch wecken will. Er sagt zu ihm: «Geh, dein Glaube hat dich gerettet». Dies ist ein Wort, das ihm gleichzeitig das Augenlicht zurückgibt, ein wirksames Wort, welches das, was es beinhaltet, auch umsetzt.

Zeichen des Königreichs
Die Wunder der Evangelien sind ein Bild für das Reich, das kommen wird und gleichzeitig schon da ist. Sie nehmen den Tag vorweg, an dem in Gottes Ar­­men alle verschlossenen Augen geöffnet und alle Tränen abgewischt werden. Sie setzen den Glauben voraus und wecken ihn: dass wir sehen können, um zu glauben. Denn es ist die Zustimmung zu Jesus Christus, die rettet und die es ermöglicht, ihm zu folgen, wie es Bartimäus tut, bis hin zu seinem Leiden und seiner Auferstehung.
Das grösste Wunder heute? Wenn Kin­der, Jugendliche, Frauen und Männer sich gegenseitig erleuchten, gemeinsam in der Heiligen Schrift lesen, sich austauschen und teilen, sich vom Sohn Got­­­tes berühren lassen und in seiner Nachfolge ihr Kreuz auf sich nehmen. Bis zum Glanz von Ostern.

 François Xavier Amherdt

BETEN IM ALLTAG


Maria mit Kind, Kloster St. Ursula, Brig / Foto: Sr. Catherine

Mariengebet der Osterzeit

Regina Caeli

Freu dich, du Himmelskönigin, 
Halleluja!
Den du zu tragen würdig warst, 
Halleluja!
Er ist auferstanden, wie er gesagt hat, 
Halleluja!
Bitt Gott für uns, 
Halleluja!
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria, 
Halleluja!
Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, 
Halleluja!
Lasset uns beten: Allmächtiger Gott,
durch die Auferstehung deines Sohnes
unseres Herrn Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt.
Lass uns durch seine jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

zuhören und mitsingen

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Junge Heilige für unsere Zeit


«Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft» (Benedikt XVI.). 
Wege in die Zukunft zeigen uns auch junge Menschen unserer Tage, die diesen Weg bereits gegangen sind. Sie zei­gen, dass es möglich ist, auch als junge und dynamische Menschen heilig zu werden. 

Chiara Corbella Petrillo 
(1984–2012)

Sie war eine selbstbewusste, entscheidungsfreudige Frau mit einem ruhigen Temperament, das sich vor allem in ihrem Dienst an den anderen zeigte. In der charismatischen Erneuerung ihrer Heimatstadt Rom lernte sie, sich an Jesus wie an einen Freund zu wenden und den Glauben in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu leben. Als 18-Jährige lernte sie Enrico Petrillo kennen und lieben, 2008 heirateten sie. Leider erlitt Chiara zwei Fehlgeburten. «In unserer Ehe», schrieb Chiara in ihr Tagebuch, «hat der Herr uns besondere Kinder schenken wollen: Maria Grazia Letizia und Davide Giovanni, aber er hat uns gebeten, sie nur bis zur Geburt zu begleiten und er hat es uns ermöglicht sie zu umarmen, sie zu taufen und sie in Seine Hände zu geben, und all das mit einer unglaublichen Ruhe und Freude».

Foto: DD

Chiara wurde ein drittes Mal schwanger, diesmal mit ihrem Sohn Francesco. Al­­lerdings kam mit der freudigen Nachricht von ihrer Schwangerschaft auch die einer tödlichen Krebs-Diagnose für Chiara.  Chiara lehnte jede Behandlung ab, die ihr Leben während der Schwangerschaft hätte retten können, weil diese das Leben ihres ungeborenen Sohnes riskiert hätte. Nach der glücklichen Geburt ihres Sohnes konnte die Behandlung den Krebs nicht mehr stoppen, sodass ihre letzten Tage auf Erden unerträglich wurden, doch nahmen sowohl sie als auch ihr Mann Enrico im tiefen Glauben an Gottes Vorsehung die Tatsache an, dass Chiara und Enrico nicht gemeinsam alt werden würden, und sie niemals Francesco würde aufwachsen sehen. Das junge Paar zeigte, dass es der Sinn des Lebens ist, zu lieben und dass verheiratet zu sein ein wunderbares Aben­teuer sein kann, das einem auch bei sich Zuhause den Weg zum Himmel wei­­­sen kann. Die bemerkenswerte Ge­­schichte von Chiara und Enrico ist eine Ge­­schichte über die Erlösung, in der Gott sich als ein treuer Gott zeigt, auf den sie vertrauen und in dem sie nicht enttäuscht werden. Chiara war keineswegs eine besondere oder gar aussergewöhnliche Frau. Vielmehr kämpfte sie mit vielen menschlichen Ängsten und Sorgen, sie hatte die gleichen Fragen wie viele von uns auch, doch sie hatte die Fä­­higkeit, alles dem Vater anzuvertrauen, und die Gnade zu empfangen, die sie von ihm brauchte, um den nächsten Schritt zu gehen, den sie gehen musste. 2018 wurde ihr Seligsprechungsprozess eingeleitet.

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Guido Vidal França Schäffer
(1974 –2009)

Guido wurde in Brasilien in einer Familie deutscher Herkunft geboren. Schon in seiner Jugend galt er als lebensfroher Mensch. Er war von Natur aus sehr leutselig, fand schnell Freunde, liebte das Meer und begeisterte sich insbesondere für das Surfen! Immer auf der Suche nach einer besseren Welle, nach der zu­­sätzlichen Herausforderung. Durch das Surfen betrachtete er die Schönheit und Grösse Gottes, die sich in der Natur zeigen. Er lebte eine tiefe Freundschaft mit Foto: DRdem Herrn und einen leidenschaftlichen Dienst an den Armen und Leidenden. Schon in jungen Jahren zog er durch die Begeisterung, mit der er von Jesus sprach, viele Menschen an. Selbst wenn er Surfunterricht gab, begann er seine Aus­bildung mit einem gemeinsamen Ge­­bet mit seinen Schülern.
Guido schrieb sich an der medizinischen Fakultät in Rio de Janeiro ein und schloss dieses Studium 1998 ab. Er widmete sich insbesondere der Pflege von AIDS-Kranken und engagierte sich in der charismatischen Gebetsgruppe. Mit den Mis­­­sionarinnen der Nächstenliebe ging er zu den Armen und Ausgegrenzten in die Favelas von Rio de Janeiro, um dort me­­dizinische Dienste zu leisten und auch geistlichen Beistand zu geben. Seine tiefe Verbundenheit mit Christus durch das Gebet führte dazu, dass er den Ruf zum Priestertum verspürte. Im Jahr 2000 beschloss er, seinen Beruf als Arzt aufzugeben und seine Verlobte zu verlassen, um ins Priesterseminar einzutreten. Er studierte Philosophie und mach­te nach der Teilnahme am Welt­jugendtag in Köln 2004 seinen Bachelor-Abschluss, 2008 trat er in das Priester­seminar in Rio ein. Gleichzeitig nahm er weiterhin an Ge­­bets­­gruppen teil, widmete sich der Evange­lisierung, arbeitete als Mediziner und be­­­trieb seinen Lieblings­sport. 

Am 1. Mai 2009 ging Guido gemeinsam mit seinem Bruder Maurício und anderen Freunden zum Surfen an den Strand in Rio de Janeiro. Dabei wurde er von seinem Surfbrett am Kopf getroffen und ertrank. Er hatte seinen Freunden oft gesagt, dass er gerne an dem Ort sterben würde, an dem er die Gegenwart Gottes am meisten spürte. Sein Leben kann eine Inspiration für viele junge Christen sein, denn Guido zeigt: Du kannst jung sein, wie am Strand, Surfen, Singen und gleichzeitig dein Herz auf Gott setzen, ein Zeuge von Christus sein. Seit dem Jahr 2023 kann Guido als ehrwürdiger Diener Gottes verehrt werden. 

Fto: DR

Maria Cristina Ogier (1955–1974)

Bei der in Florenz geborenen Italienerin wurde im Alter von vier Jahren ein Tumor an der Hirnbasis diagnostiziert, so dass sie nur eine kurze Lebenserwartung hatte. Maria Cristina litt viel, doch sie ver­­lor nicht ihre Lebhaftigkeit und Le­­bensfreude. Sie lebte einen tiefen Glau­­ben, indem sie die Krankheit, die ihr er­­hebliche motorische Schwierigkeiten bereitete, annahm und das Leiden zu einem Mittel machte, um dem Herrn nä­­her zu kommen. Und das in einer Zeit, in der das Leiden selbst abgelehnt und als sinnlos betrachtet wird. Sie war eine jugendliche Heilige, die das Evangelium jung machte. Sie schrieb in ihrem Ta­­ge­buch: «Herr, ich fühle mich des Leidens nicht würdig, denn das Leiden ist das der Heiligen, und ich fühle mich nicht heilig oder gar gut, aber ich werde diesen Weg weitergehen, den Weg der kleinen und grossen Leiden, die Du mir zeigst. Tu mit mir, was Du willst, wisse, dass ich Dich liebe, Jesus, und dass ich von Dir alles annehme, alles, was Du willst». Maria Cristina interessierte sich für die sozialen und politischen Fragen ihrer Zeit und setzte sich in der Debatte um eine Legalisierung der Abtreibung nach Kräften für das Leben ein. An­­ge­­steckt von der Freude, die aus ihrer Freund­schaft mit dem Herrn erwuchs, widmete sie sich der Beschaffung von Mitteln für Werke der Nächstenliebe, die schwer zu erreichen schienen. Ihr Zeug­nis und ihr Einsatz für einsame und be­­dürftige ältere Menschen fanden gros­sen Widerhall. 
Das kurze, aber intensive Leben von Ma­­ria Cristina Ogier verkörpert die Bot­schaft eines Menschen, der zum Zeugen der Gegenwart des Herrn geworden ist, der uns auf den Wegen des Lebens be­­gegnet und uns auffordert, ihn aufzuneh­men und ihn in den Menschen zu begleiten, die in Leid und am Rand der Ge­­sellschaft leben. Das Leben von Maria Cris­tina, ihr Engagement und ihr spiritueller Weg stellen noch immer viele in Fra­­ge, die versuchen, dem Leben, dem Schmerz und dem Leiden einen Sinn zu geben. Seit März 2023 gilt sie als ehrwürdige Dienerin Gottes, womit eine wichtige Hürde auf dem Weg zu ihrer Seligsprechung genommen ist.

Schwester Thea Bowman
(1937–1990)

Auch die katholische Kirche in den USA beteiligte sich lange an der Sklaverei. Nach dem Ende der Sklaverei 1865 blieben katholische Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner nicht nur in der Ge­­sellschaft, sondern auch in ihrer Kirche Menschen zweiter Klasse. Ordens­schwes­­ter Thea Bowman kämpfte für die Gleich­­berechtigung aller Menschen. Sie tat dies jedoch nicht mit Gewalt, sondern durch ihre Ausstrahlung und ihre Ähn­lichkeit mit Jesus. Deshalb waren die Menschen gerne in ihrer Nähe und hörten ihr zu.
Schwester Thea Bowman war die En­­kelin eines Sklaven und wurde als Bertha Bowman in Yazoo City, Mississippi, geboren. Mit neun Jahren trat sie in die katholische Kirche ein und mit 15 bei den Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung. Mit enormem Charisma, tiefer Frömmigkeit und einer grossen Courage entwickelte sie eine eigene Form der Spi­­ritualität für die afroamerikanischen Katholiken. «Ich weiss, dass Gott mich auf eine Weise braucht, die mein Vor­­stel­­lungsvermögen übersteigt», sagte sie ein­­mal und in ihrem ganzen Leben hat sich dies bewahrheitet. Bowman wurde eine bekannte Vortragsrednerin, reiste durch das Land und sprach über den Rasse-Begriff und den katholischen Glau­­ben. Im Alter von 51 Jahren war sie die erste afroamerikanische Frau, die vor der US-Bischofskonferenz sprach. Sie war an den Rollstuhl gefesselt und kämpf­te gegen eine Krebserkrankung. Den US-Bi­­­schöfen rief sie zu: «You got to move together to do that». (Ihr müsst euch aufeinander zubewegen). «Was bedeutet es, schwarz und katholisch zu sein?» fragte Schwester Thea. «Es bedeutet, dass ich mich selbst, mein schwarzes Ich, mitbringe. Ich bringe meine ganze Geschichte, meine Traditionen, meine Erfahrung, mei­­ne Kultur, meinen afroamerikanischen Ge­­­sang und Tanz, mei­ne Gestik und Be­­wegung, meine Lehre und Predigt, meine Heilung und Ver­antwortung als Geschenk an die Kirche ein.» Ihr Seligspre­chungs­verfahren wur­de 2018 von der Diözese Jackson eröffnet.

Zusammengestellt von Paul Martone

Foto: DR

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Sr. Claudia

Warum heisse ich eigentlich Paul?

Der Vorname vieler von uns erinnert an Menschen, die heilig sind. Mein Vorname erinnert an den Apostel Paulus, andere heissen Lisbeth und erinnern damit an die heilige Elisabeth von Thüringen. Es gibt sehr viele heilige Menschen. Aber, was sind denn Heilige überhaupt?

Heilige sind keine Menschen, die nur beten. Das tun sie auch, aber sie haben sich vor allem bemüht so zu leben, wie Jesus es gesagt hat. Sie haben anderen Men­schen geholfen, sie haben Kranke besucht und sie gepflegt. Sie haben nicht immer nur an sich gedacht und sie wollten auch nicht immer im Mittelpunkt stehen wie viele Menschen. 

Man kann sagen, dass heilige Frauen und Männer Menschen waren und sind, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und ihr Leben meistern. Sie glauben ganz fest an Gott und gewinnen daraus Kraft, um etwas für andere zu tun.

Wir kennen viele Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, die von der Kirche heiliggesprochen wurden, das heisst dass die Kirche nach jahrelangen Untersuchungen zum Schluss gekommen ist, dass es ihnen gelungen ist, besonders gut so zu leben, wie Jesus es uns vorgelebt hat. 

Im «Youcat for kids» werden die Heiligen wie folgt beschrieben:

«Heilige sind…

– wie Fenster, durch die das Licht Gottes in unsere Welt strahlt

– wie die Sonne. Sie leuchten weit über ihr Leben hinaus

– wie Brücken zum Himmel

– wie Bäume, die tief im Geheimnis Gottes wurzeln

– wie Reflektoren am Fahrrad: Sie strahlen das Licht Gottes in die dunkle Welt hinein

– wie lebendige Hinweisschilder auf Gott

– wie Briefe aus der Ferne, die uns helfen die Gegenwart zu verändern.»

Foto: © Sr. Luzia

Solche Heilige gibt es auch heute noch. Es sind unbekannte Heilige, Männer und Frauen aller Län­der und jeden Alters, die ein Leben führen, wie Gott es wünscht. Solche Menschen, vor allem auch den Heiligen, dessen Namen wir bei der Taufe be­­kommen haben, können wir uns zum Vorbild nehmen. Auch du kannst ein Heiliger werden, wenn du für Gott ein offenes Ohr hast, regelmässig mit ihm re­dest und auch deinen Mitmenschen hilfst. Dann bist du ein richtiger Freund, eine richtige Freundin von Jesus.

Paul Martone

BETEN IM ALLTAG



Foto: Sr. Catherine

Zur Erstkommunion

Mein Herz steht Dir offen
Guter Jesus,
wie die Blume sich der Sonne öffnet, so öffnet sich mein Herz für dich.
Ich freue mich, dass ich dich kenne
und deinen Leib empfangen darf.
Mein Herr und mein Gott, lass mich immer dein Kind sein! 
Begleite uns mit deinem Segen!
Amen.

Jesus, Du erhörst mich
Jesus, ich danke Dir,
dass Du im heiligen Brot zu mir kommst.
Ich danke dir, dass ich zu Dir kommen darf – 
mit meiner Freude und meiner Sorge,
mit meinem Glauben und meinem Zweifel,
mit meinem Planen und mit meiner Ratlosigkeit.
Ich danke dir, dass ich Dir alles sage kann.
Herr, Du erhörst mich, anders manchmal, als ich will – 
aber immer so,  dass es mir zum Besten ist. Amen

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Mariä Verkündigung oder Verkündigung des Herrn?

Verkündigung, seitlich der Gnadenkappele Einsiedeln. / Foto Sr Catherine

Am 25. März wurde früher immer das Fest Mariä Verkündigung gefeiert. Nun ist aus diesem Marienfest ein Herrenfest geworden. Warum ist das so?
Es ist heute ein Herrenfest, also ein Fest, genauer sogar ein Hochfest, an dem wir Ereignisse aus dem Leben des Herrn Jesus betrachten. Es geht am 25. März nicht um die Verkündigung eines Er­­eig­nisses aus dem Leben der Muttergot-tes, sondern um die Verkündigung der Mensch­werdung des Herrn. Deshalb heisst es heute richtigerweise «Hochfest der Verkündigung des Herrn».

Was genau feiern wir am 25. März?
Wir feiern, dass der Engel Gabriel zur Jung­frau Maria nach Nazaret kam und ihr verkündete, dass sie die Mutter Jesu werden soll. Maria hat dazu «Ja!» gesagt und so konnte im Heiligen Geist «die Kraft des Höchsten» sie überschatten und sie empfing Jesus, der neun Monate später, also am 25. Dezember geboren wurde.

Ich dachte, die Empfängnis Jesu sei am 8. Dezember. Es heisst doch Mariä Un­­befleckte Empfängnis.
Da unterliegen Sie dem gleichen Irrtum, wie viele andere auch. Am 8. Dezember geht es nämlich nicht darum, dass Jesus von Maria unbefleckt empfangen wurde. Vielmehr feiern wir am 8. Dezember, dass Maria von ihrer Mutter Anna, unbefleckt, also ohne Erbschuld, empfangen wurde. Somit feiern wir den Geburtstag der Mut­­tergottes neun Monate später, also am 8. September.

Dieses Jahr feiern wir das Hochfest der Verkündigung des Herrn aber erst am 8. April. Warum ist das so?
Es gibt bei den kirchlichen Festen eine Rang­ordnung. Es ist so, dass es Tage im Kirchenjahr gibt, die einen höheren Rang bekleiden, und deshalb Feste, die mit ih­­nen zusammenfallen, nicht gefeiert wer­­­den dürfen oder verschoben werden. Die «Verkündigung des Herrn» rutscht dann automatisch auf den darauffolgenden Mon­­tag.

Dieses Jahr ist es aber wieder anders!
Ja, denn der Montag nach dem 25. März liegt dieses Jahr in der Karwoche. All­gemein gilt: Falls der Termin in der Kar­woche oder in der Woche nach Ostern liegt, wird das Hochfest der Verkündigung des Herrn am Montag nach dem Weissen Sonntag gefeiert, denn in diesen zwei Wochen darf kein anderes Fest begangen werden.

Besten Dank für die Auskunft. pam

Mit Sanfmut Rechenschaft ablegen (1 Petrus 3, 15-16)


Apostel Petrus. Foto © pixabay

Gemäss dem ersten Petrusbrief geht es darum, Rechenschaft über die Hoffnung abzulegen, die Christen erfüllt.

In vielerlei Hinsicht befinden wir uns zu Beginn des dritten Jahrtausends in der Situation der ersten christlichen Gemein­den, die in eine Gesellschaft eingetaucht und verloren sind, die Gleichgültigkeit und Feindseligkeit gegenüber dem Glau-­  ben vereint und den Eindruck erweckt, ohne Gott auskommen zu wollen – und zu können. Die leise Stimme des Evan­ge­liums scheint völlig untergegangen und das Christentum völlig ex-kulturell (aus der Kultur ausgeschlossen) zu sein.

Rechenschaft ablegen über die Hoffnung, die in uns lebt

Die Aufforderung aus dem ersten Brief des Petrus an die Christen im kaiserlichen Rom des ersten Jahrhunderts, in dem der Petrusbrief geschrieben wurde, klingt daher in unseren postmodernen Ohren des 21. Jahrhunderts besonders scharf: «Lasst uns stets bereit sein, Re­­chenschaft abzulegen über die Hoff­nung, die in uns lebt, vor jedem, der uns danach fragt.» Aber, so fügt der Text hin­zu, und das gilt auch für unsere heutige Situation. «Es geschehe mit Sanft­mut und Respekt, mit gutem Ge­­wissen, damit gerade an dem Punkt, wo man euch zur Rede stellt – oder gar verleumdet –, diejenigen beschämt werden, die euer gutes Verhalten in Christus verunglimpfen» (1 Petr 3,15 –16).

Der gesamte Rahmen der damaligen Zeit ist von der Verfolgung der ersten christlichen Gemeinden durch die Behörden des Reiches und die Anhänger heidnischer Religionen geprägt, da die Ge­­tauf­ten für sie eine Bedrohung darstellten. In vielen Teilen der Welt bedeutet es auch heute noch, sein Leben zu riskieren, wenn man sich zu Christus bekennt.

In unseren westlichen Breitengraden hat die «Apologetik» – d. h. die Kunst, den Glau­­­­ben (apo logos) jenen anzubieten, die sich von ihm abwenden oder ihn völlig ignorieren – eine besondere Aktualität erlangt. Der Begriff hat einen schlechten Ruf, da er als defensive und fundamentalistische Verteidigung angesehen wird. In Wirklichkeit entspricht er dem begeisterten Zeugnis derjenigen, die erfahren ha­­ben, dass ein Leben mit Jesus nicht dasselbe ist wie ein Leben ohne ihn, wie es im Schreiben «Die Freude des Evan­geliums» von Papst Franziskus (Nr. 266) verkündet wird. Es geht darum, der Welt mit Feingefühl und ohne Abwerbung (Proselytismus) «den Dienst der Wahr­heit» anzubieten, indem die Hoffnung, die von der Frohen Bot­schaft getragen wird, bekannt gemacht wird.

 François Xavier Amherdt

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © A. Weber

Fastenzeit

In der Fastenzeit bereiten wir uns auf Ostern vor, dem Fest der Auferstehung von Jesus! Sich auf ein Fest vor­­zubereiten ist eine freudige Angelegenheit! So soll auch die Fastenzeit keine traurige Sache sein, denn sie ist eine Zeit, in der wir nicht fasten müssenn, sondern freiwillig aus grosser Liebe zu Gott und den Mitmenschen. 

Die meisten Menschen hier bei uns haben alles, was sie zum Leben brauchen, manche von ihnen haben sogar mehr als sie brauchen. In vielen Kreisen lautet das Motto immer noch: «Hast du was, so bist du was!» und vor allem die Kinder sehen bei ihren Mitschülern, was sie alles besitzen, sie selbst jedoch nicht: Handy, iPad, Scooter, Mofas, teure Kleider, die er neuesten Mode entsprechen usw. Das weckt schon bei den Kindern Begehrlichkeiten: Warum habe ich kein Handy, obwohl alle anderen schon eines haben? Warum muss ich noch die alten Kleider meiner Geschwister nachtragen, während meine Mitschüler und Mitschülerinnen die neuesten Klamotten tragen? Die Liste lässt sich beliebig weiterführen. An sich sind das alles keine schlechten Dinge, aber unser Herz klammert sich leicht daran und möchte sie nicht mehr hergeben. In unserer Überflussgesellschaft scheint es keine Grenzen mehr für Wün­sche zu geben. 


Foto © Fastenopfer

Die Fastenzeit lädt alle ein, in ihrer Seele und in ihrem Leben aufzuräumen, indem sie auf etwas verzichten, das heisst, sich überlegen, bewerten und auswählen, was von all dem, das sie besitzen, wirklich notwendig und wichtig ist. Als gemeinsames Motto könnte der Spruch gelten: «Mehr für den anderen, weniger für mich selbst».

Die Fastenzeit richtet unseren Blick auch in die Ferne, zu jenen Men­­schen, die nicht einmal genug zu essen haben oder unter Katastrophen und Kriegen leiden. Ihnen dürfen wir in der Fastenzeit etwas von dem geben, was wir haben. Suchen wir aus dem ganzen Besitz, den wir haben, nur das aus, was uns wirklich hilft und verzichten wir auf das andere. Damit helfen wir den Menschen, die in Not sind. 

Zusammengefasst bezweckt das Fasten, also das «Verzichten» richtig verstanden, das Mass für die Dinge zu lernen, die für uns tatsächlich notwendig sind und die es gleichzeitig dem anderen ermöglichen, sein eigenes Leben ohne Not zu leben.

Man kann in der Fastenzeit aber nicht nur etwas weniger tun, sondern man kann auch etwas mehr tun, z.B. das Zimmer regelmässig aufräumen, sich mehr Zeit für die Geschwister nehmen und mit ihnen die Spielsachen mehr teilen, sich versöhnen, sich für Gott mehr öffnen, um ihm ein Stück näher zu kommen, über Jesus nachdenken und zu ihm beten, mit anderen Leuten über Gott sprechen, in die Kirche gehen, alleine sein und zur Ruhe kommen. 

Versuchen wir es doch einmal und wir können dann erfahren, dass diese 40 Tage uns gutgetan haben.

Paul Martone

BETEN IM ALLTAG


Kreuzigung, Mittelfeld des gotischen Schnitz­altars von Hans Bongart. Kaysersberg, Elsass
Foto © Poss

Danke für Deinen Sohn
Lieber Gott,
Jesus, dein Sohn, hat den Menschen
viel von dir erzählt und ihnen geholfen.
Viele sind durch ihn froh geworden.
Das ärgerte die Leute, die nicht glauben konnten,
dass Jesus dein Sohn ist.
Deshalb nahmen sie ihn gefangen und verurteilten ihn zum Tode.
Jesus hat sich nicht gewehrt.
Er ist aus Liebe zu uns gestorben, damit wir den Weg zu dir finden.
Danke für deinen Sohn!
Amen.

Gib den Leidenden viel Kraft
Lieber Gott,
in diesen Wochen hören wir viel vom Leiden und Sterben Jesu.
Es war nicht leicht für deinen Sohn, den Leidensweg für uns zu gehen.
Du hast ihm geholfen, Angst, Alleinsein und Schmerzen
aus Liebe zu uns zu ertragen.
Lieber Gott, auch manche Menschen müssen heute viel leiden.
Auch sie haben wie Jesus Angst, sind einsam und müssen weinen.
Gib ihnen im Leiden viel Kraft und mache sie stark!
Dann kann alles gut werden.
Amen.

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Laetare

Auch die schwarze Madonna von Einsiedeln trägt zum Laetare-Sonntag ein Kleid in rosa
Foto © DR

Der vierte Fastensonntag am 10. März wird Sonntag «Laetare» genannt. Was ist denn darunter zu verstehen?
Laetare ist, wie vieles in der katholischen Kirche, lateinisch und heisst «sich freuen». Es stammt aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja, in dem die Menschen aufgerufen werden sich über Jerusalem zu freuen, zu jubeln und fröhlich zu sein. 

Warum sollen sich die Leute denn über diese Stadt Jerusalem freuen?
Jerusalem gilt im Alten Testament als Hei­lige Stadt, doch mussten deren Bewohner immer wieder Krieg, Vertreibung und Not erfahren. Sie sehnten sich daher nach einem Hoffnungswort, das ihnen der Pro­phet Jesaja gibt, indem er zu einem Glauben einlädt, der trägt, und zur Freude  in­­mitten einer gepeinigten Welt. Denn der Herr wird den Frieden in diese Stadt leiten wie einen grossen Strom und einen rauschenden Bach.

Alte Geschichten!
Ich denke, diese «alten Geschichten» sind auch heute noch hochaktuell, denn auch in unserer Zeit erleben wir immer wieder Krieg und Zerstörung. Jesaja schenkt uns aber Zuversicht, weil er da­­von überzeugt ist, dass auch die Freude von Gott kommt und er stärker ist als jeder Hass und Streit..

Das kann ich gelten lassen, aber worüber soll ich mich heute freuen?
Sie dürfen sich freuen, dass mit dem vierten Fastensonntag die Hälfte der Fas­tenzeit vorbei ist und wir uns mit grossen Schritten Ostern nähern. Wie bei einer anstrengenden Wanderung können wir in der Ferne schon unser Ziel erkennen. Wenn das kein Grund zur Freude ist?

Unser Ziel ist Ostern?
Ja, der Tag der Auferstehung Jesu und da­­­mit verbunden, die Hoffnung, dass auch wir nicht im Tod bleiben, sondern auch auf­erstehen werden.

Schade, gibt es einen solch aussergewöhnlichen Sonntag nur einmal im Jahr!
Das stimmt nicht ganz, denn auch in der Vorbereitung auf Weihnachten wird am dritten Adventssonntag darauf hingewiesen, dass das Geburtsfest Jesu in greifbare Nähe gekommen ist. Man nennt ihn den Sonntag „Gaudete“ (freuet euch!)
Übrigens wird diese Freude an beiden Sonntagen auch in der liturgischen Klei­dung ausgedrückt, denn an diesen Tagen trägt der Priester bei der Messe ein rosa Gewand.

Besten Dank für die Auskunft. pam

Das Abdecken der Ziegel (Markus 2,1-12)

Das Wunder der Solidarität, aus dem das Evangelium gewebt wird.

Foto: DR

Viele Menschen im Evangelium sind «pfle­­gende Angehörige». Ihre Aufgabe ist es, die kranke Person zu unterstützen und sie zu Christus zu führen. Es ist der direkte Kontakt mit dem Wesen Jesu selbst, der Linderung und Er­­lö­­sung bringt.

So ist es auch mit den vier Männern, die einen Gelähmten in das Haus in Ka­­far­naum tragen, in dem Jesus predigt. Der Andrang um den Meister ist so gross, dass sie ihre Fantasie und Kühnheit unter Beweis stellen müssen: Sie gehen das Risiko ein, auf die Terrasse zu steigen und das Dach über Jesus abzudecken, um den Gelähmten vor ihm herunterzulassen (Markus 2, 3-4). Was für ein Abenteuer!

Und auf der Grundlage ihres eigenen Glau­­bens, nicht zuerst des Glaubens des Gelähmten, vergibt Christus die Sünden und heilt dann den Kranken (2,5)! Er wird aufgerichtet, durch die Kraft der Ge­­mein­­schaft, die denjenigen aus ganzem Herzen auf Händen trägt, der von Leiden oder Prüfungen gelähmt ist! Dank dieser vier «helfenden Männer» vollbringt der Sohn Marias das doppelte Wunder, das der Vergebung und das der Heilung, so dass ihn am Ende alle mit den Worten verherrlichen: «So etwas haben wir noch nie gesehen.» (2,12)

Aus: Bibel für Kinder, Kirche in Not

Wir sind also alle eingeladen, unseren Lieben die Begegnung mit dem Herrn zu erleichtern, durch unser Gebet, unsere Freund­schaft, unsere Unterstützung; dann durch unsere Anwesenheit, unsere Ini­tiativen, ja sogar unsere Verrücktheiten. Es ist das Wunder der Solidarität, aus dem das Evangelium gewoben ist, es ist die Kraft der Fürsorge, die das Reich Got­­tes aufbaut, es ist die Macht der gegenseitigen Hilfe, die Berge umstürzt oder das Dach abdeckt.

Dieses Haus in Kafarnaum verwandelt sich in eine kleine Kirche, der alle angehören können, auch die Schriftgelehrten, die innerlich murren: «Für wen hält sich dieser Mann aus Nazareth, dass er sich anmasst, Sünden zu vergeben? Das steht allein Gott zu» (2, 6–7). Aber weil Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, be­­freit und erlöst er: Er ist jedem Menschen ganz nahe und hilft ihm. Bitten wir ihn da­­­rum, für uns und für unsere Umgebung.

 François Xavier Amherdt

Weniger ist mehr

Die Rechnung ist einfach:
Weniger Konsum – weniger CO2-Ausstoss =
weniger Klimakatastrophen

Das Fällen der grossen Bäume führt zu Erosion. Agrarforstwirtschaft hilft:
Die Bäume speichern Wasser, verhindern Überschwemmungen
und sorgen so für bessere Ernten.
Auch Solidaritätsgruppen und Ausbildungen helfen mit,
das Einkommen der Familien zu erhöhen.

Die Ökumenische Kampagne von «Fas­tenaktion», «Partner sein» und «HEKS» hatte in den vergangenen Jahren die Kli­magerechtigkeit als Thema. Die Kam­pagne 2024 schliesst diesen vierjährigen Zyklus und ruft dazu auf, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unseren CO2-Ausstoss massgeblich zu verringern – Jetzt!

Für mehr Klimagerechtigkeit können und müssen wir Verantwortung übernehmen und aktiv unseren Beitrag leisten. Schwin­­dende Gletscher und Schneearmut hier, Dürreperioden und Hitzewellen dort – die Klimaerhitzung macht allen zu schaffen. Die Menschen im globalen Süden leiden am stärksten darunter. Nicht nur, dass sie am wenigsten dazu beigetragen haben, ihnen fehlt es auch an finanziellen Mitteln, um sich dagegen zu wehren und sich der Situation anzupassen. Die gute Nachricht: Wenn wir jetzt gemeinsam handeln, können wir das 1.5 Grad-Ziel noch schaffen. Dieses Ziel bis 2050 soll weitere Wetterextreme und da­­mit verbundene Hungersnöte und andere Katastrophen vermeiden. Das Tempo und das Ausmass der heutigen Klima­schutzmassnahmen sind jedoch nicht aus­­reichend. Doch: Wir können es schaf­fen! Diese positive und motivierende Nachricht vom Weltklimarat bringt Hoff­nung in die trübe Faktenlage, verlangt aber auch Taten. Die Ökumenische Kampagne 2024 appelliert deshalb an alle, ihren Beitrag zu mehr Klima­ge­rechtigkeit zu leisten, denn jeder Beitrag zählt. Die Botschaft ist simpel und altbekannt: Weniger ist mehr. Was in der Fas­­tenzeit gelebt und erlebt wird, ist auch die zentrale Botschaft für Klimagere­ch­tigkeit. Weniger Überkonsum, weniger Energieverbrauch, weniger Food Waste – weniger CO2-Ausstoss. Dies bedeutet mehr Klimagerechtigkeit, sprich mehr Mög­­lichkeiten für die Menschen im globalen Süden, sich der Situation anzupassen, genügend und gesunde Nahrung zu produzieren und somit ein Leben in Wür­de zu führen.
Gemäss Weltklimarat sind die fünf wichtigsten Hebel zu mehr Klimagerechtigkeit der Ausbau von Solar- und Windenergie, der Schutz von Ökosystemen, die Auf­forstung, Energieeffizienz und nachhaltige Ernährung. Es gilt also, gemeinsam Struk­turen und Rahmenbedingungen zu hinterfragen und aktiv zu verändern. Wir können uns politisch für Menschen und Gesetze einsetzen, die das Klima schützen. 
Wir alle sind uns heute bewusst, dass Hit­­zewellen, Dürren und Überschwem­mun­gen die Menschheit vor grosse Her­ausforderungen stellen – ganz besonders die kleinbäuerlichen Familien im glo­­balen Süden. Was jetzt zählt, sind Taten.

Unterstützung der Begleitung von Solidaritätsgruppen, im Senegal, welche die Frauen selbständig organisieren. In die gemeinsame Kasse legen sie anonym und freiwillig Geld ein. Dieses gemeinsame Vermögen wird dann für Gruppeneinkäufe und zinslose Kredite in Notlagen genutzt.


Die diesjährige Fastenkampagne stellt eini­ge Projekte vor, die zeigen, wie Ein­heimische in verschiedenen Ländern der Erde in schwierigen Situationen nicht verzweifeln, sondern die Probleme an­­ge­hen, um sich und ihren Nachkommen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Drei dieser Projekte stellen wir im Folgenden vor. Helfen wir diesen Menschen durch unsere Spenden, denn der reiche Nor­den der Welt ist nicht unschuldig am Elend zahlreicher Menschen. 

Wie Wissen wappnet: gegen Hunger und Sturm 
Reichtum und Land sind auf den Philip­pinen ungleich verteilt. Das Inselreich ist deutlich stärker vom Klimawandel be­­trof­fen als die verursachenden Länder des Nordens. Klimagerechtigkeit heisst hier, die Menschen zu stärken: mit Wis­sen über Rechte, Ressourcen, Kata­stro­phenschutz und nachhaltige Existenz­si­cherung. Denn die Taifune toben immer häufiger, immer heftiger. 
Die gefährdeten Fischer- und Klein­bauern­­­familien werden im Landes­pro­gramm von Fastenaktion begleitet und geschützt: Agrarökologie und mehr Viel­falt im Anbau sind ein wichtiger Schlüs­sel – ebenso wie Meeres- und Küsten­schutz.
«Das Meer ist unser Leben: Es schenkt Nahrung und Einkommen – und seine Küste schützt uns», sagt der Fischer Norberto S. Cacho.


Texte und Bilder aus: fastenaktion.ch

Zusammen mit dem lokalen Partner CERD engagiert sich Fastenaktion z. B. auf der Fischerinsel Samar. Die Familien hier haben ihre Lebensgrundlage mit dem drastisch abnehmenden Fischfang verloren und Hunger gelitten. Jetzt wehren sich mutige Fischer und Fischerinnen gegen illegale Chlor- und Dynamit-Fi­­scherei und bilden sich in schonendem Fischfang weiter. Sie lernen das Meer zu schützen und wie kräftige Man­gro­ven­wälder und Korallenriffe den nächs­ten Sturm abschwächen – ebenso wie die natürlichen Meeres- und Küstenschätze zu verwerten: Das Wissen darüber, wie sich Fische anders verarbeiten lassen und wie Seegras geerntet wird, bringt den Fischerfamilien neuen Ertrag.
Klimagerechtigkeit bedeutet, dass alle Men­­schen und zukünftige Generationen ein Leben in Würde führen können – auch im Süden. Dies bedingt ein verstärktes Handeln für die ganze Gemein­schaft und das Übernehmen von Verantwortung.

Die Nährlösung:  wie Nomadenvölker überleben
Im südäthiopischen Tiefland sind die Fol­­gen des Klimawandels besonders dramatisch: Nach fünf ausgefallenen Re­­genzeiten verdorrt die Borana-Zone zur Sandwüste; hier wächst kein Grashalm mehr. Hirten, Hirtinnen, Viehzüchter und Viehzüchterinnen und ihre Tiere leiden zudem unter akutem Wassermangel, zahllose Kühe erkranken oder sterben: Es geht ums nackte Überleben.
HEKS und seine lokalen Partnerorga­ni­sationen stärken mit innovativen Lö­­sun­gen in der Futtermittel- und Milchpro­duktion die Widerstandsfähigkeit der No­­madenvölker und tragen zu ihrer Exi­stenz­sicherung bei.
«Ich kann jetzt fast ohne Erde mein eigenes Futtermittel produzieren – und mei­ne Kühe geben doppelt so viel Milch.»
Golgalo Dalacha (35) aus Borana, Südäthiopien.

Fast 90 Prozent ihres Viehbestandes ha­­ben manche Gemeinschaften von Hirten und Hirtinnen verloren – dank den dürreangepassten Anbaumethoden, die möglichst wenig Wasser und Erde benötigen, überleben in Borana deutlich mehr Tiere und bleiben gesund. Damit haben die Menschen wieder ein Einkommen und neue Perspektiven. In diesem Pro­jekt werden 500 Viehzüchterfamilien wie diejenige von Golgalo Dalacho unterstützt.
Die Stärkung der Milchproduktion fördert auch von Frauen und jungen Men­schen geführte Kleinunternehmen.
Um der Versandung der Region entgegenzuwirken und die Pflanzenvielfalt zu erneuern, wird Weideland rekultiviert. Da­­bei werden lokale Akteure und Ak­­­teu­rinnen in alle Prozesse einbezo­gen,
da­­mit das Projekt langfristig abge­stützt ist.
Dies sind nachhaltige Wege aus Dürre und Not, Wege in eine gangbare Zu­­kunft!

Mit Ziegen siegen: neue Perspektiven in Uganda
Der Boden im Südosten Ugandas wäre an sich fruchtbar. Seit die Regenzeiten aber immer unregelmässiger ausfallen, hat es oft zu wenig Wasser oder viel zu viel. Die geringeren Ernten reichen kaum noch zum Überleben und schon gar nicht für ein Einkommen, um die Schule oder Medikamente zu bezahlen.
Unterstützt von Partner sein hat die lokale Stiftung Mwebale Nnyo mit einem Ziegenprojekt für Waisenkinder neue Perspektiven nach Bulyakamu gebracht.

Mit Ziegen zur Schule – und weiter
In Uganda gibt es noch immer viele Aids-Waisen, welche oft bei Verwandten in Pflegefamilien leben. Für ihren Unterhalt arbeiten sie hart in Haus und Hof, ein Schulbesuch war für sie bis jetzt kaum möglich. Mit dem Ziegenprojekt von Part­ner sein ändert sich das: Den Kin­dern wird die Haltung eines Tieres er­­möglicht, und sie werden mit Fachwis­sen begleitet, solange es nötig ist. Die Kinder übernehmen Verantwortung für ihre Ziegen und erwerben Wissen in der Tierhaltung. Ihr Selbstwertgefühl und ihre Position in den Pflegefamilien werden so gestärkt, auch durch die Einnahmen aus dem Verkauf von Milch, Fleisch und Jung­tieren.
Ziegen eignen sich besonders gut für die Haltung auf kleinen Farmen wie im Distrikt Rakai: Sie brauchen wenig Platz, suchen sich selbst Futter und kommen mit wenig aus. Zudem sind sie robust gegenüber Krankheiten und verhindern die Verbuschung.

Widerstandsfähig in die Zukunft
Partner sein ist in der Gegend seit Jahr­zehnten aktiv mit dem Bau von Schulen, Grundwasserpumpen, Frauenprojekten und der Unterstützung von Aids-Waisen. Mit nachhaltiger Landwirtschaft und dem Erlös aus der Produktion von Seifen, Salben, Kleidern und Schuhen ist das Dorf besser gewappnet für die Zukunft. Hilfe zur Selbsthilfe statt Resignation.

«Manche Fragezeichen – und doch!»

Klosterleben am Ende?

Foto: © Poss

Jedes Jahr am 2. Februar wird in der ka­­tholischen Kirche der Tag des geweihten Lebens gefeiert. Papst Johannes Paul II. hatte den Tag am Fest «Dar­stellung des Herrn» im Jahr 1997 eingeführt, um die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern. Viele Ordensleute verschiedener Gemeinschaften kommen an diesem Tag zusammen, um gemeinsam zu beten, einander zu ermutigen und sich gegenseitig auszutauschen. Dieser Austausch ist wichtig, denn gerade im Blick auf die Zukunft der Ordensge­mein­schaften in unserem Land gibt es manche Frage­zeichen, doch hinter allen Fra­gezeichen taucht auch ein «und doch!» auf.

Manche Fragezeichen
Wer nach den Ordensgemeinschaften in unserem Land fragt, denkt zuerst an eine Gruppe älterer, ja alter Frauen und Män­ner, die gebeugt von der Last des All­ta­ges und des langen Lebens in ihren Häu­sern beten und arbeiten. Das Frage­zei­chen über ihrem Alltag lautet meistens: «Wie lange noch?» Wie lange wird die Ordensgemeinschaft noch existieren und wird sie noch ihre Aufgaben erfüllen können? Wenn ich davon erzähle, dass ich gerade in diesem oder jenem Kloster war, wird sofort die Frage gestellt: «Wie viele sind denn da noch?» Dieses «noch?» ist kein Zeichen der Hoffnung, sondern sagt, dass viele den Klöstern keine Zu­­kunft mehr geben. Angesichts des ho­­hen Durchschnittsalters der Ordens­frauen und Ordensmänner ist das eine berechtigte Frage. Junge Menschen, die ins Kloster gehen, sind selten, so dass die Gemein­schaften schrumpfen und manche von ihnen gezwungen sind ihre Kloster­ge­bäude aufzugeben. In Zukunft wird es wohl noch weitere Kloster­schlie­s­­­­sungen geben. Bereits vorher mussten die Orden Schulen und Spitäler in andere Hände geben, weil sie zu wenig Brü­der und Schwes­tern hatten, um diese Ein­rich­­­tungen kompetent weiterzuführen. Sie mussten loslassen, was sie vor vielen Jahr­­­­zehnten, manchmal sogar vor Jahr­hunderten mit viel Mühe, Arbeit und Geld hoffnungsvoll erbaut hatten. Sicher ist dieser Abschied auch den Ordens­leu­ten nicht immer leichtgefallen, vielmehr ist er erfüllt von Trauer und Schmerz, denn Ab­­schied war hier wirklich «ein biss­chen wie sterben». Staat­liche Stellen haben vie­­le Institutionen übernommen, die von Or­­densschwestern ge­­gründet und geleitet worden sind. Zahl­reiche Ordens­gemein­schaften mussten Klöster aufgegeben, da die Zahl der Or­­densleute so klein wur­de, dass es nicht mehr möglich und auch nicht mehr sinnvoll schien, eine eigene Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Wohl fast jeder von uns kennt Klosterge­mein­schaften, die aus dem Ort oder der Re­­gion weggezogen sind – fast immer zum grossen Leidwesen der Bewoh­ne­rinnen und Be­­­wohner. Das grosse Fra­­gezeichen, das über allen Ordensge­mein­schaften in ganz Westeuropa aufleuchtet, heisst. Wie weiter? Ver­su­chen in Würde zu sterben, oder wagen wir einen mutigen Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft?

Foto © Poss

«… und doch!»
Dieses «… und doch!» spricht davon, dass das Leben in einem Orden auch heute noch sinnvoll und lebbar ist. Ge­­weihtes Leben ist nicht einfach nur eine fromme Existenz von ein paar Frauen und Männern, die hinter Klostermauern ein sorgenloses Leben führen, sondern ein Zeichen und zugleich eine Botschaft für die Menschen und für die Welt. Klös­ter, egal wie klein sie sind, können auch heute noch wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit sein, ein Zeichen, das alle, die es sehen, an Gott und an den Ort des Gebetes erinnert. Deshalb wird es auch in Zukunft Klöster geben, ja geben müssen, damit die Menschen in der Welt er­­fahren können, dass es neben Wirtschaft, Geld, Luxus und Selbstbestimmung noch eine andere Dimension gibt, die über diese Welt hinausgeht. Papst Franziskus würdigt das geweihte Leben als prophetisch und sagt: «Das sind Männer und Frauen, die die Welt aufwecken können». Ein gottgeweihtes Leben als Humus der «neuen Erde und des neuen Himmels». Ein geweihtes Leben, das von Jesus Christus und seinem Heilsplan beseelt ist, das nie aufhört, sich Fragen zu stellen und zu suchen, trotz Überalterung, Man­­gel an Berufungen und trotz mancher Skan­dale, von denen auch Ordens­ge­meinschaften betroffen sind. Ein geweihtes Leben, dessen Zentrum der Geist des auferstandenen Christus ist, der immer wieder zu uns spricht und uns inspiriert nicht oberflächlich zu sein, sondern tiefer zu schauen, Dinge neu zu überlegen ohne am Wesentlichen Abstriche zu ma­­chen. Damit wir zu den vielen gehören, die als Söhne und Brüder «gemeinsam gehen» und sich «von der demütigen und glücklichen Gewissheit derer leiten lassen, die von dem Weg, der Wahrheit und dem Leben, der Christus ist, gefunden, erreicht und verwandelt wurden und nicht aufhören können, ihn zu verkünden». 

Foto @ ESA, Togo

«Man tut…»
Gewiss gibt es auch unter den Mitglie­dern in den Ordensgemeinschaften Strei­tigkeiten und persönliche Abneigung, Fehler und Sünden. Es zeigt, dass auch Ordensleute nicht vollkommen sind, sondern erst auf dem Weg zur Vollkom­me­n­heit, zu dem jeder Christ aufgerufen ist. Papst Franziskus erteilte Selbstmitleid und Klagen eine Absage, ebenso verurteilte er «die Gewohnheit eines “Man tut, was man kann” und “Man hat es immer schon so gemacht”». Ordensleben sei nicht «Überleben», sondern «neues Le­­ben», so der Papst. «Wir sind wenige, aber wir sind neues Leben.»

Foto © Ordensgemeinschaften

Franziskus ermutigt die katholischen Orden, die seit Jahren vor allem in Europa und Nord­amerika Nachwuchsprobleme haben: «Mit Jesus findet man wieder den Mut voranzugehen und die Kraft, fest zu stehen. Die Begegnung mit dem Herrn ist die Quelle», so Franziskus. So lange die Ordensleute diese Quelle nicht aus den Augen verlieren, werden weiterhin Or­­dens­schwestern und Ordensbrüder auf den Strassen unseres Landes anzutreffen sein, um zu zeigen, dass es einen Gott gibt, für den es sich lohnt, sein Le­­ben einzusetzen, denn Gott gibt mehr, als er verlangt. Doch leider glauben viele Ordensleute selbst nicht mehr daran, dass ihre Lebensform eine Zukunft hat. Dabei wird es sicher weitergehen, in an­­derer Form und anderem Inhalt, aber Gott ist sehr phantasievoll und kann den Or­­den Wege eröffnen, die wir uns selbst in den schönsten Träumen nicht hätten vorstellen können. Aber die Frage stellt sich, ob die Ordensmitglieder noch zu träumen wagen und bereit sind neue Wege  nicht nur in Planspielen zu bedenken, sondern diese Wege auch zu gehen im Vertrauen darauf, dass Gott mit ihnen mitgeht und sie ins Weite führen wird. 

Foto © Kovos.CH

Alternativen
Die Klöster haben eine Zukunft, wenn sie bereit sind, neue Wege zu ge­­hen und mit der Aussenwelt mutig in Kontakt zu treten. Seine Position vor Ort bezeugen: authentisch und in einer Form, die der Eigen­heit des religiösen Lebens entspricht. Es geht darum, neue Aufga­ben­felder für die Or­­densschwestern und -brüder zu suchen. Ein solches Feld könn­te sein, eine zeitgemässe Antwort auf Fragen des Lebens zu finden und die Menschen in allen Er­­fahrungen ihres Menschseins mitsamt den dazugehörenden Abgründen zu be­­gleiten und eine echte Alternative aufzuzeigen. Viele Men­schen haben den Bo­­den unter den Füs­sen verloren, sie su­­chen nach Sinn und Hoffnung. Könnten Klöster nicht Orte sein, in denen diese Menschen Hoffnung erleben durch Men­schen, die aus Gott leben und darin den Sinn ihres Lebens er­­fahren haben? 
Es braucht kontemplative, so genannte «ge­­schlossene» Klöster, in denen der Lob­­­­­preis und die Verherrlichung Gottes im täglichen Gebet im Mittelpunkt steht. Es braucht auch die Klöster mit den offenen Türen, durch die alle Su­­chenden eintreten dürfen und zwar nicht nur die Klosterpforte, sondern auch die Türen zu ihrem Leben, zum Gebet und zu Jesus Christus. Um das zu ermöglichen, braucht es nicht grosse Gemeinschaften, sondern ein paar wenige Menschen, in de­­nen das «feu sacré», das heilige Feuer brennt. 

Foto © Sr Catherine


In den verbliebenen Klöstern darf es nicht um die Frage gehen, wer am Schluss das Licht im sterbenden Kloster löscht. Viel­mehr soll es um die Frage gehen, wie können wir das kleine «feu sacré» wieder zu einem lodernden Feuer wer­den lassen. Wenn dieses Feuer wieder brennt, können Klöster die Menschen von heute begleiten, ihnen den Glauben verkünden und Zeugnis ablegen von dem, was sie im Innersten betrifft und antreibt. Sie kön­nen den suchenden Menschen von heute, einen Sinn für ihr Leben aufzeigen wie nirgends sonst. Das ist die beste Werbung für ein Leben im Kloster: so zu leben, dass die Menschen ins Staunen kommen und fragen, wieso die Menschen im Kloster an­­ders leben. Warum sie nicht Böses mit Bösem vergelten? Warum sie einander verzeihen, woraus sie Hoffnung schöpfen, die sie nicht verzweifeln lässt, allem Uner­freu­lichen und Kranken zum Trotz? Wer be­­ginnt so zu fragen, der beginnt sich zu öffnen für eine Antwort, die gerade durch Menschen, die im Klos­ter ihre Berufung gefunden haben, gegeben werden kann. Es gilt zu entdecken, dass die eigene Ordensspiritualität und das eigene Le­­benszeugnis auch heute in der Ge­­sellschaft noch gefragt sind. Viele sitzen auf einer spirituellen Schatztruhe, aber wollen oder können aus diesem Schatz nicht teilen. Deshalb ist es wichtig, dass die Orden mit der «Aus­senwelt» Kontakt aufnehmen und davon erzählen, was die Schönheit des Ordens­lebens ist und welche Schätze sie den suchenden Men­­schen von heute an­­zu­bieten hätten. Ge­­schieht das in einer Sprache, die die Men­­schen von heute verstehen, dann werden die Orden bei den suchenden Leu­ten auf Interesse stos­­sen und dann wer­den sie Zukunft haben!

Paul Martone

Für Eltern von Kleinkindern

Die Eltern als Katecheten ihrer Kinder

Foto: © Sr Catherine

Ordensleute

Viele Kinder schauen mit grossen Augen auf Ordensleute, denen sie in ihren langen Gewändern auf der Strasse gelegentlich begegnen. Solche Begegnungen sind selten geworden und in den Schulen gibt es nur mehr wenig Ordensleute, die unterrichten und zum Alltag der Kinder selbstverständlich dazugehören.

Wie kann ich meinem Kind erklären, was Ordensleute sind?
Ordensleute sind Männer und Frauen, die sich entschieden haben, ihr Leben ganz auf Gott zu konzentrieren. Meistens leben sie nach einer festen Regel in einer Klos­tergemeinschaft zusammen. Das ist wie eine grosse Familie. Sie versuchen ihrem Vorbild Jesus möglichst nahezukommen, sie beten gemeinsam, helfen Men­schen und verbreiten die Frohe Botschaft von Jesus. Weil sie Gott über alles lieben und weil sie wollen, dass alle Menschen Gottes Liebe erkennen, heiraten Ordensleute nicht und sie haben auch keine Liebesbeziehung zu anderen Menschen; nur Freun­de sind erlaubt. Ausserdem geben Ordensleute ihr Geld und ihren Besitz an den Orden ab. Dieses Geld kommt auf eine Bank und damit werden alle Aus­lagen der Gemeinschaft bezahlt.

Foto: © Sr Catherine

Das ist ein Leben, das ganz anders ist, als es die meisten von uns führen und sicher ist das auch nicht immer einfach. Deshalb muss jemand, bevor er in einem Klos­ter aufgenommen wird, eine dreijährige Probezeit machen, in der er oder sie sich fragen und prüfen kann, ob dies wirklich ihr Weg ist. Entscheidet er/sie sich dann dafür, wird er/sie aufgenommen und verspricht vor seinem Vorgesetzten, dass er/sie ehelos, arm und auch ge­­horsam leben will. Die meisten Ordensleute sind anders angezogen als wir, denn sie tragen ein Ordensgewand, das ganz unterschiedliche Farben und For­­men hat. Manche sind schwarz, andere braun und dann gibt es auch blaue und graue, oder einfach ein anderes schlichtes Gewand, ohne teure oder besondere Stof­fe oder Schmuck – denn die Ordensleute haben ja ganz fest versprochen, dass sie arm leben wollen. An diesen Kleidern kann man auch erkennen, zu welchem Orden jemand gehört. 

Jeder Mensch kann Christus nachfolgen. An jedem Ort, zu jeder Stunde. Wichtig ist, dass jeder und jede sich ernsthaft fragt: «Was hat Gott mit mir vor?» und dann der Antwort, die man im Herzen hört, folgt. Manche führt dieser Weg in die Ehe, an­­dere ins Kloster. Beide Wege sind gut, wichtig ist, dass jeder und jede den Weg geht, den Gott für den Einzelnen vorgesehen hat. Vielleicht führt der Weg in ein Kloster, aber ohne Glauben geht das nicht, aber ich hoffe jedoch, dass jeder Mensch seine Erfüllung findet – ob im Kloster oder anderswo.

Paul Martone

BETEN IM ALLTAG

Foto: © Poss

Sorgen gehören zur Familie
Guter und grosser Gott,
es gibt immer wiederSchwierigkeiten und Probleme in unserer Familie – 
mit den grösser werdenden Kinder, mit meinem Mann,
mit den Schwiegereltern…
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Sorgen, Misserfolge und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum familiären Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen können.
Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsste im Leben alles glattgehen.
Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen,
sondern nur der Glaube, 
dass du deine schützende Hand über uns hältst.
Schenke mir diesen Glauben!
Amen.

Mein Gott gib mir Weisheit
Mein Gott, gib mir Weisheit, meine Kinder zu leiten;
Geduld, sie zu unterrichten;
Wachsamkeit, sie durch Beispiele
zum Guten zu gewöhnen;
Zärtlichkeit, sie zu lieben;
Liebe, sie zu strafen; Kraft, sie zu bessern;
Gnade, sie zum Guten zu erziehen.

Johann Michael Sailer, 1751–1832

Gebete aus dem empfehlenswerten Buch «Das grosse Buch der Gebete für alle Anlässe»
zusammengestellt von Reinhard Abeln. Erschienen im benno-Verlag.

Die Zahl 40


Nach 40 Tagen auf dem Berg Sinai empfängt Moses die Zehn Gebote und bringt sie dem Volk Israel. (imago images kostenlos / Photo12 / Archives Snark)

Am 14. Februar beginnt die Fastenzeit, die 40 Tage dauert. Warum so lange?
Die Zahl 40 steht in der Bibel symbolisch für Prüfungen und das Erreichen von Reife. Wir wissen, dass sich Jesus vor seinem ersten Auftreten 40 Tage in die Wüste zurückzog, um dort zu fasten und zu beten. Deshalb dauert die Fas­­ten­zeit als Vorbereitung auf Ostern eben­falls 40 Tage.

Ist das die einzige Bedeutung 
Nein, denn in der Bibel kommt sie noch einige Male vor. 40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, bis es das ver­­heissene Land erreichte. 40 Tage er­­­­­schien Christus nach seiner Auferste­hung den Jüngern – bis zu seiner Him­mel­fahrt.

Interessant!  Kommt die Zahl 40 sonst noch vor?
Ja! 40 Tage war Mose auf dem Berg, wo er die Gebote Gottes erhielt; 40 Tage gab der Prophet Jona der Stadt Ninive um sich zu bekehren. Es gibt noch weitere Beispiele, die ich aufzählen könn­te, aber dann würde das hier zu lange dauern.

Was bedeutet das nun für uns heute?
Ich denke, dass es nicht gut wäre, mit den Zahlen, die in der Bibel vorkommen, ein theologisches Gebäude errichten zu wollen. Das ist nicht tragfähig, aber Zah­len können sehr oft Informationen beinhalten, die eine grosse Hilfe zum richtigen Verständnis eines bestimmten Ab­­schnitts der Schrift bieten.
Bei aller Zahlensymbolik dürfen wir uns an etwas festhalten, nämlich, dass wir im­­mer mit Gott rechnen können! 

Wenn wir schon bei den Zahlen sind: genau genommen, dauert die Fasten­zeit nicht nur 40 Tage, sondern 46. 
Hat sich da jemand verrechnet?

Nein, das ist kein Rechenfehler, denn die sechs Fastensonntage werden nicht mitgezählt, weil ein Sonntag nicht Fastentag sein kann.

Hat das Fasten auch eine religiöse Bedeutung, oder ist das nur ein Kalorienzählen um abzunehmen?
Das Fasten hilft dem Christen, sich von Dingen und Zwängen zu befreien, die das Glaubensleben beeinträchtigen oder von wichtigen Dingen im Leben abhalten. Das Verzichten auf viele Dinge, die wir eigentlich gar nicht brauchen, also nicht nur auf Essen, Rauchen oder Alkohol, können unsere Gedanken auf Gott und unsere Beziehung zu ihm aber auch zu unseren Mitmenschen hinlenken.

Besten Dank für die Auskunft. pam

Den besseren Teil (Lukas 10, 42)

Maria hat sich dafür entschieden, Christus zuzuhören und sich dem Herrn zu Füssen zu setzen, um uns anzuzeigen, was er für uns wünscht, und so unsere Berufung zu verwirklichen.

Es gibt keinen treffenderen Kommentar zu der Episode von Marta und Maria (Lukas 10, 38-42) als das klösterliche Motto, das allen Regeln des religiösen und geweihten Lebens zugrunde liegt: 

«Ora et labora», bete und arbeite.

In der Hingabe
Handeln und Andacht stehen nicht im Ge­­­gensatz zueinander, sondern ergänzen sich und gehören zusammen; beide erweisen sich als gleichermassen notwendig, sowohl in apostolischen oder Klau­sur­gemeinschaften wie auch in jeder Existenz als Getaufte. Die Bedin­gung ist, dass sie beide in der Hingabe an den Willen des Herrn gelebt werden. Dies ist der «beste Teil», den Maria gewählt hat: Wir müssen Christus zuhören, dem Meis­ter zu Füssen liegen, um uns dem anzugleichen, was er für uns wünscht, und so unsere Berufung zu verwirklichen (V. 39).

Der barmherzige Samariter
Dass das Gebet den Dienst an den Brü­dern und Schwestern nicht ausschliesst, beweist die Tatsache, dass die Bege­g­nung Jesu mit den beiden Schwestern im dritten Evangelium unmittelbar auf das Gleichnis vom barmherzigen Sa­­mariter folgt (10, 29 -37). Der Anteil, den Gott für uns bestimmt hat, der Ge­­hor­sam, den er von uns verlangt (vom lateinischen ob-audire, was aufmerksames Zuhören be­­deutet), besteht in der Barm­herzigkeit durch Taten an den Leiden­den wie die Me­­ditation des Wortes und das stille Ge­­bet. Das eine schliesst das andere nicht aus. Das eine ruft das an­­dere hervor.

Im Frieden des Herzens
Übrigens: Was Jesus Marta vorwirft, ist nicht, dass sie ihre Hausarbeit erledigt, sondern dass sie sich «um vieles sorgt» und «sich über vieles aufregt» (V. 41). Wir könnten uns noch so sehr um den nächs­­ten Tag sorgen und uns in alle Rich­tun­gen bewegen, wir wären nicht in der La­­ge, die Dauer unseres Lebens auch nur um einen einzigen Tag zu verlängern, und wir würden das Wesent­liche verpassen: das Königreich Christi und seine Gerechtigkeit (vgl. Matthäus 6, 25 -34).

Zeugen
Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Lobpreis: So ist die Tages­einteilung in einem kontemplativen Klos­ter. Die Ordensleute geben sich mit Leib, Seele und Geist ganz dem Herrn hin, um zu bezeugen, dass er allein ge­­nügt. Sie bezeugen mit ihrem ganzen Sein, was für jede/n Getaufte/n gilt: Gott allein kann unsere Herzen voll und ganz erfüllen, bei der Arbeit wie im Gebet.

 
François Xavier Amherdt / Image: DR

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