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Am 25. März (9 Monate vor Weihnachten) feiert die Kirche das Fest der Verkündigung des Herrn: Der Engel Gabriel wurde von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüsst, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruss zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat.Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verliess sie der Engel. Lukas 1, 26–38
Hl. Agatha, Vorbourg bei DelémontFoto Sr Catherine
Am 5. Februar wird der Gedenktag der heiligen Agatha gefeiert. Bei dieser Gelegenheit werden in manchen Kirchen auch «Agathabrote» gesegnet. Warum? Diese Brote erinnern an das Martyrium der heiligen Agatha von Catania, das um 250 stattgefunden hat. Sie hatte Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen gelobt, und lehnte daher den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters von Sizilien, Quintianus, ab. Als stolzer Mann, der es nicht ertragen konnte, dass sich ihm jemand verweigerte, liess er Agatha für einen Monat in ein Freudenhaus verschleppen. Da sie ihn nach dieser Zeit im–mer noch ablehnte, veranlasste Quintianus ihre Verurteilung und liess ihr die Brüste abschneiden..
Man sieht ja oft Statuen der hl. Agatha mit einem Teller in der Hand, auf der zwei Brote liegen. Eigentlich sind das keine Brote, sondern die abgeschnittenen Brüste dieser Heiligen. Aber in einer Zeit, in der alles Nackte und Fleischliche verpönt war, schämte man sich wegen dieser nackten Brüste und machte sie kurzerhand zu Brötchen.
Macht denn auf diesem makabren Hintergrund die Segnung der Agathabrote heutzutage noch Sinn? Ich denke schon, denn ein Segen ist immer sinnvoll. Mit dem Agathabrot sind bis heute viele bäuerliche Bräuche verbunden: Dem Vieh wurde es vor dem Almauftrieb verfüttert, damit sich die Kühe vertragen sollten, Ochsen vor dem ersten Anspannen vor einem Pflug und Kühen vor dem Kalben. In den Ställen wurde ein Stück deponiert und galt als Schutz- und Heilmittel für das Vieh. Die Bauern nahmen das Agathabrot mit auf die Alp, um es in den Hütten als Schutz für das Vieh neben dem Kreuz hinzustellen. Schon vor dem Weideauftrieb wurden die Tiere mit einem Stückchen gefüttert, um Unheil von den Tieren fernzuhalten. In Ecken gestreute Krumen dieses Brotes bewahren vor Feuer. Zudem soll es gegen Heimweh helfen, das ja oft «wie Feuer brennt».
Wird diese Heilige heute überhaupt noch irgendwo verehrt? Ja, Agatha ist auch heute noch populär. So ist sie die Patronin der Feuerwehren und hilft gegen Feuersbrünste. Diese Verehrung entstand, weil der auch heute noch aktive Vulkan Ätna auf Sizilien ausbrach. Der Lavastrom bedrohte wieder einmal die Stadt Catania. In ihrer Not unternahmen die christlichen Bewohner der Stadt eine Prozession, an deren Spitze der Schleier der heiligen Agatha getragen wurde. Der Lavastrom kam daraufhin kurz vor der Stadt zum Stehen, die damit vor der Zerstörung bewahrt blieb. Agatha kann auch als Helferin bei Brustkrebs angerufen werden.
Am ersten Tag der Woche waren wir versammelt, um das Brot zu brechen (Apostelgeschichte 20, 7). In diesem Text, den Lukas in Troas in Kleinasien ansiedelt, fasst er ausdrücklich die drei «Pole» der Trilogie zusammen, um deren Zusammenhalt sich unsere Seelsorge bemüht: Am ersten Tag der neuen Woche ist die Gemeinde versammelt zur Eucharistie.
Der erste Tag Im Neuen Testament entspricht der Sonntag dem ersten Tag der jüdischen Woche, dem Tag nach dem Sabbat oder dem achten Tag (vgl. Johannes 20,26). Er steht zunächst für den Beginn der neuen Schöpfung (vgl. Genesis 1, 3–5), das Geschenk des endgültigen Lichts, das über die Dunkelheit der Sinnlosigkeit und des Todes siegt. Vor allem aber symbolisiert er die Auferstehung Christi, die Morgenröte dieser neuen Ära, derer sich die Frauen bewusst werden, als sie das leere Grab entdecken (Matthäus 28,1-8). Schliesslich nimmt er den «Tag des Herrn» am Ende der Zeit vorweg, wenn der Meister der Geschichte kommt, um «den neuen Himmel und die neue Erde» zu schaffen (Offenbarung 21, 1).
Die Werte des Sabbats Von Anfang an übertrugen die christlichen Gemeinden die Werte, die im Alten Testament mit dem Sabbat verbunden waren, auf den Sonntag: Er ist der Tag der Ruhe, nach dem Vorbild Gottes, der am Ende der Schöpfung ruhte (Exodus 20,11). Es ist der Tag des Dankes und der Freiheit, da er an die Befreiung aus der ägyptischen Gefangenschaft erinnert (Deuteronomium 5, 15). Von nun an bedeutet der Sonntag für die Christen die Vollendung der endgültigen Schöpfung, die durch die Auferstehung des Herrn eingeleitet wurde; er lädt zum Lob und zur Dankbarkeit ein, gegenüber diesem Gott, der uns aus all unserer Knechtschaft, einschliesslich der Knechtschaft des Todes, herausreisst.
Zusammenkunft zum Brotbrechen Daher war es selbstverständlich, dass die ersten Gemeinden am Sonntag zusammenkamen, um ihre brüderliche Solidarität zu bekunden (1 Korinther 16, 2) und die Handlung wieder aufleben zu lassen, durch die den Jüngern von Emmaus die Augen geöffnet wurden (Lukas 24, 30–31). Denn, so Lukas, es war am Tag der Auferstehung (24, 13), als sich den beiden Gefährten auf ihrem Weg diese geheimnisvolle Gestalt anschloss, die sie zunächst nicht erkannten und deren wahre Identität sie schliesslich entdeckten, als er für sie das Brot brach. So ist es an jedem Sonntag: es ist Christus, der Bräutigam, der seiner Braut, der Kirche, begegnet und uns das Brot des Lebens anbietet, das das himmlische Festmahl vorwegnimmt.
Als Karneval, Fastnacht, Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastabend, Fastelovend, Fasteleer oder fünfte Jahreszeit bezeichnet man die Bräuche, mit denen die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit ausgelassen gefeiert wird. Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch und dient der Vorbereitung auf das Osterfest. Der Karneval wird sehr unterschiedlich begangen: Karnevalsumzüge, Musik, Masken und das Verkleiden spielen eine Rolle. Eine ganz eigenständige Vitalität entwickelte der Karneval in Lateinamerika, etwa beim Karneval von Oruro oder dem Karneval in Rio. Bekannt sind auch der Karneval in Venedig, in Kanada der Karneval von Québec, der Mittfasten-Karneval am Sonntag Laetare in Stavelot und anderen Orten der belgischen Ostkantone sowie in Spanien der Karneval von Santa Cruz de Tenerife und der Karneval in Cádiz. Auch in den Südstaaten der Vereinigten Staaten gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. Man verwendet etwa in New Orleans die französische Bezeichnung «Mardi Gras» (Fetter Dienstag, Fastnachtsdienstag). Der Karneval in Namibia findet an verschiedenen Orten des Landes statt und hat keinen zeitlichen Bezug zur Fastenzeit mehr. Im deutschen Sprachraum sind «Hochburgen» das Rheinland und die schwäbisch-alemannische Fastnacht. www.de.wikipedia.org
Es ist gar nicht lustig und auch nicht einfach für das Pfarrblatt etwas über die Fasnacht zu schreiben, denn beim Verfassen dieser Zeilen befinden wir uns immer noch in der Pandemie, in die uns ein unscheinbarer Virus namens COVID-19 gestürzt hat. Die damit verbundenen Einschränkungen haben vielen Menschen die Freude am Leben genommen und manche in Einsamkeit und Verzweiflung gestürzt, ganz zu schweigen von den an den Folgen dieser Krankheit verstorbenen Frauen und Männern.
Foto: Poss
Dann aber denke ich, dass es gerade in solchen Zeiten notwendig ist, die Freude und den Humor nicht zu verlieren, denn wie schon der Dichter Joachim Ringelnatz sagte: «Der Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt».
Gott lacht Der gesündeste Humor beginnt dort, wo der Mensch über sich selber lachen kann. Diese Frau und dieser Mann nehmen sich dann nicht immer nur todernst, sondern nehmen auch Missgeschicke mit Humor und gelegentlich einfach mit einem feinen Lächeln zur Kenntnis. Gerade der glaubende Mensch sollte sich durch Humor auszeichnen, weil er sich bewusst ist, dass Gott so grosszügig und göttlich-genial ist, dass er alles Bruchstückhafte in unserem Leben und in der Welt zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen kann. Das ist kein naiv-dümmlicher Glaube, vielmehr beginnt der Humor dort, wo zur Heiterkeit das «Trotzdem» kommt, wenn man heiter bleibt, obwohl es einem nicht zum Lachen ist. Wir können «trotzdem lachen», nicht bloss, weil wir guter Laune sind, weil man uns mag und eine Sache gut ausgegangen ist, sondern weil am Ende unserer irdischen Pilgerschaft das grosse befreiende Lachen in der ewigen Vollendung kommt. Gott hat Humor und er kann auch lachen. Das Alte Testament berichtet jedenfalls hie und da davon, auch wenn dieses Lachen meistens eine eher spöttische Note hat. So lesen wir in den Psalmen, wie Gott überhebliche Frevler und skrupellose Fein–de seines Volkes verlacht und über sie spottet (Psalm 37, 13 und 59, 9). Dieses Lachen Gottes zeigt, dass er nicht mit sich spielen lässt und immer stärker und grösser ist als das Böse. Es zeigt aber auch, dass Gott Freude am Menschen hat und sich mit ihnen freut: «Gott freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag» (Zefanja 3, 17). Nicht umsonst nennen wir unsere Heilige Schrift ja «Evangelium», also Frohe Botschaft. Dass man im Laufe der Jahrhunderte aus dieser Frohbotschaft oft eine Drohbotschaft gemacht hat, gehört nicht zu den Glanzpunkten der Kirchengeschichte.
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Jesus lacht Wer im Neuen Testament Geschichten sucht, die davon berichten, dass auch Jesus gelacht hat, wird enttäuscht. In den Evangelien wird manchmal geschrieben, dass Jesus zornig war, auch konnte er recht ironisch auf die Angriffe seiner Gegner reagieren. Es ist bekannt, dass Jesus Angst hatte und auch weinte. Nirgends wird jedoch klar gesagt, dass er auch gelacht hätte. Wenn wir aber zwischen den Zeilen lesen, so können wir dort feststellen, dass Jesus alles andere als ein trockener, griesgrämiger Mann gewesen wäre. Vielmehr war er mit einem ausgeprägten Mutterwitz gesegnet, der ihm half in Situationen, in denen manche Kreise versuchten, ihn aufs Glatteis zu führen, schnell und unerwartet zu reagieren. Sehr schön lässt sich diese Eigenschaft an der Frage aufzeigen, ob es einem Juden erlaubt sei dem römischen Kaiser Steuern zu bezahlen. Jesus durchschaute diese Fang-frage der Pharisäer, denn forderte er zum Bezahlen auf, erschien er als schlechter Jude, der die fremde Besatzungsmacht unterstützt. Und sagte er nein, konnte er beim kaiserlichen Statthalter als Aufwiegler verklagt werden. Er bat deshalb, dass man ihm eine Steuermünze zeige. Sogleich reichten ihm die Fragesteller einen Denar – und verrieten sich im selben Augenblick selbst. Denn indem sie die römische Währung auf sich trugen, bekundeten sie, dass sie sich der fremden Herrschaft längst angepasst hatten, sodass sich ihre Frage in Luft auflöste. Weshalb sie über die Reaktion Jesu staunten und sich kleinlaut zurückzogen (Matthäus 22, 15–22). Wir können annehmen, dass Jesus sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Jesus liebte Feste und oft wird berichtet, wie er eingeladen war und sich an den Mahlzeiten erfreuen konnte, was ihm den Ruf einbrachte, «ein Fresser und Säufer» (Matthäus 11, 19) zu sein. Und das erste Wunder, das Jesus wirkte, war keine Krankenheilung oder ein Exorzismus, sondern die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kana. Und dabei liess er sich keineswegs lumpen: Mit 600 Liter Wein rettete er die Hochzeit seines Bekannten – und dies, «nachdem die Gäste schon reichlich getrunken hatten» (Johannes 2, 1–10). Jesus will damit zeigen, dass mit ihm die Rettung naht und dass es denjenigen, die ihm glauben und folgen, an nichts mangeln wird. «Ich will, dass sie das Leben haben, und dass sie es in Fülle haben», heisst es im Johannesevangelium (10,10).
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Jesus tanzt Möglicherweise hat Jesus sogar getanzt. Was wir uns auf den ersten Blick vielleicht nicht vorstellen können, ist gar nicht so abwegig, denn in biblischen Traditionen wurzelnd galt der Tanz bei den Juden lange als Ausdrucksmittel der Freude und des Gemeinschaftsgefühls und auch das Volk kennt den religiösen Tanz, wie etwa das Umschreiten des Altars, das der Psalm 26 erwähnt und der Psalm 118 ruft auf, den Festreigen mit Zweigen bis zu den Hörnern des Altars zu tanzen! König David, aus dessen Linie Jesus ja stammt, «tanzte mit ganzer Hingabe vor dem Herrn», ja «er hüpfte und tanzte vor dem Herrn» (2 Sam 5, 14–16). Als gläubiger Jude hat Jesus diese Stellen gekannt und wer weiss, ob er nicht auch manchmal vor Gott getanzt hat. Der Kirchenlehrer Augustinus ruft die Menschen sogar auf: «Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen!»
Machen Sie mit! Wie dem auch sei: Wer in den Fasnachtstagen nur schimpfen und überall und an allen Ecken nur schwarze Sünde sehen wollte, wer sich gar nicht mitfreuen könnte mit den Fröhlichen, um dann, wenn die Stunde es verlangt, auch mittrauern zu können, der hat seine Ohren sicher nicht auf der Wellenlänge eingestellt, auf der die Frohe Botschaft Jesu zu vernehmen ist. So ist es gewiss falsch, sich von allem Fasnachtstreiben zu distanzieren mit der Begründung als «frommer» Christ gezieme sich so etwas nicht. Ja, es gibt im Leben eines jeden Menschen viel, das eher zum Weinen denn zum Lachen ist. Manchmal vergeht einem das Lachen gründlich. Es geschieht Tag für Tag so viel Böses, Gemeines und Hinterhältiges. Menschen quälen, betrügen, bestehlen, belügen und terrorisieren einander. Sie vergällen einander die Freude am Leben. Und doch schreibt der grosse Hl. Thomas von Aquin: «Das Merkmal aller, die es zur vollkommenen Liebe Gottes gebracht haben, ist eine ausnehmende und unerschütterliche Fröhlichkeit … » Oder die heilige Ordensschwester Teresa von Avila mahnt lächelnd ihre Mitschwestern. «Ich fürchte nichts so sehr, als wenn ich sehe, dass unsere Schwestern die Freude des Herzens verlieren.» Und als man sie gar in den Fasnachtstagen mit ihren Schwestern fröhlich tanzen sah, gab sie den Kommentar: «Ich habe in der Heiligen Schrift nirgendwo gelesen, dass kopfhängerische Frömmelei etwas mit Christentum zu tun hat». Die Fasnachtszeit steht wieder vor der Türe. Tun Sie etwas für ihre Gesundheit: Lachen Sie wieder einmal aus voller Kehle bis Ihnen der Bauch schmerzt und bewahren Sie sich die Freude sowie die Fröhlichkeit des Herzens. Lachen erspart den Doktor und den Besuch in der Apotheke. Lachen ist die beste und kostengünstigste Medizin. «Lachen ist nicht rezeptpflichtig.» Also: Lachen Sie dem Alltag ins Gesicht und sich die Sorgen von der Seele. Christen sollen feiern und festen, aber nicht so, dass sie in ihrer Ausgelassenheit die eigenen Grenzen, geschweige denn die Achtung und Würde des anderen nicht mehr kennen, so dass sie sich am Tag danach vor lauter schlechtem Gewissen im Spiegel nicht mehr anschauen dürfen. Und vergessen Sie nicht, die Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, genauso intensiv zu leben, wie die Fasnacht. «Was kann der Schöpfer lieber sehen als ein fröhliches Geschöpf?» (Gotthold E. Lessing). Christen sind «wahre Narren in dieser Welt», weil sie sich von dem Gebaren der Welt nicht zum Narren halten lassen. Christen sollen hinter das närrische Treiben der Welt schauen und mit einer Perspektive feiern, die über die Welt hinausweist. Ein grosser Auftrag – auch für die Fastenzeit!
Wie heisst es richtig? Fastnacht, Fasnacht oder Karneval wird in unseren Breiten die «fünfte. Jahreszeit» genannt. Der Begriff «Karneval» setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern «carne» und «vale». Diese bedeuten wörtlich «Fleisch» und «Auf Wiedersehen» und sind ein Hinweis darauf, dass nach dem Karnevalsdienstag mit dem Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit beginnt, in der die Menschen sich und ihren Lebensstil hinterfragen sollten, gerade auch im Blick auf jene Menschen, die keinen Grund zum Lachen haben. Eine andere Erklärung ist, dass «Karneval» von den Wörtern «carne valere» abgeleitet wurde, was «Fleisch regieren» bedeutet und sich auf die Zeit bezieht, in der das Fleisch herrscht. Dies verweist sowohl auf das Essen von Fleisch als auch das Ausleben fleischlicher Begierden, die in dieser Zeit eine wichtige Rolle spielen und leider wohl auch manchmal ausarten. «Fastnacht» bezeichnet die «Nacht vor dem Fasten». Ganz anders der in der Schweiz gebräuchliche Ausdruck «Fasnacht». Dieser hat nichts mit Fasten zu tun, wie es die (im deutschen gebräuchliche) «Fast-nacht» nahelegt. Ganz im Gegenteil: Er leitet sich ab vom mittelhochdeutschen «faseln» (= Unsinn treiben), und meint gerade das Gegenteil der ernsten, verzichtreichen Fastenzeit. Die Fasnacht ist eine ausgelassene, lautstarke und farbenfrohe Zeit voller Lebensfreude.
Der Mensch ist für die Freude da – und die Freude für den Menschen.» Hl. Franz von Sales
Es ist gar nicht lustig und auch nicht einfach für das Pfarrblatt etwas über die Fasnacht zu schreiben, denn beim Verfassen dieser Zeilen befinden wir uns immer noch in der Pandemie, in die uns ein unscheinbarer Virus namens COVID-19 gestürzt hat.
Viele Pfarrer in unseren Gegenden sind nicht nur für die Seelsorge in ihren Pfarreien zuständig. Oft sind sie auch verantwortlich für den Unterhalt von historisch wertvollen Gebäuden und Kulturgütern.
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Der offizielle Film zur Aktion Sternsingen 2022
Reporter Willi Weitzel konnte aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie nicht für die Sternsinger reisen. Stattdessen hat er Kameraleute in Afrika um Hilfe gebeten: Sie haben in Ägypten, in Ghana und im Südsudan Sternsinger-Projekte besucht, die sich um das Thema Gesundheit drehen. Der neue Film zeigt, wie Kindern geholfen wird, die krank sind, einen Unfall hatten oder sonst medizinische Hilfe benötigen. Und auch, wie Kinder in Ländern gesund bleiben können, in denen es nur wenige Ärzte und medizinische Einrichtungen gibt.
Ich habe gelesen, dass der Schweizerische Bundesrat beabsichtigt, eine Botschaft im Vatikan zu eröffnen. Muss das sein? Ich finde, es ist aus politischer Sicht sinnvoll eine Vertretung der Schweiz beim Vatikan zu haben.
Wieso das denn? Weil es durch einen eigenen Vertreter beim Vatikan besser möglich ist, konkreter und einfacher in den aussenpolitischen Schwerpunktbereichen der Schweiz zusammenzuarbeiten.
Um welche Schwerpunkte geht es denn da? Es geht z.B. um die Friedensförderung und die nachhaltige Entwicklung, was ja gerade für ärmere Länder in weiten Teilen der Welt von Nutzen wäre. Durch einen ständigen Botschafter vor Ort wäre es zudem möglich, einen regelmässigeren Dialog mit dem Heiligen Stuhl über innenpolitische Themen zu führen, die für die Beziehungen zwischen beiden Staaten von Bedeutung sind.
Das mag sein, aber die Eigenossenschaft hat ja bei den protestantischen Kirchen auch keine Botschaft. Ist das nicht diskriminierend? Es ist zu unterscheiden zwischen der katholischen Kirche und dem Heiligen Stuhl. Die Botschaft wird nicht bei der katholischen Kirche eröffnet, sondern beim Heiligen Stuhl, der den Vatikanstaat, der erst seit 1929 existiert, in internationalen Beziehungen vertritt. Die protestantischen Kirchen kennen keinen eigenständigen Staat, mit dem man diplomatische Beziehungen aufnehmen könnte.
Was würde sich ändern? Die Errichtung einer Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom ändert nichts an den Beziehungen zwischen der Schweiz und der katholischen und der reformierten Kirche, denn diese sind Sache der Kantone.
Was sagen denn die Reformierten in der Schweiz zu diesem Plan? Dort sind nicht alle gleicher Meinung! So wurde etwa gefordert, dass der Bundesrat, falls diese Idee weiterverfolgt wird, auch die Beziehungen zur Evangelisch-reformierten Kirche offiziell gestalten sollte. Andere Reformierte glauben, dass auch sie davon profitieren würden, wenn Schweizer Interessen beim Vatikan besser geltend gemacht werden können.
Die Weisen aus dem Morgenland, «Portal der Liebe an der Geburtsfassade, Sagrada Familia, Barcelona, von Antonio Gaudi (Foto Poss)
Die Magier aus demOsten bringen kostbare Geschenke
Die Magier bringen drei kostbare Geschenke: Gold für das Königtum Christi, Weihrauch für die Göttlichkeit des Gottessohnes und Myrrhe für den Leib Jesu, der gekreuzigt und begraben werden soll. Aus diesem Grund wurde überliefert, dass es drei von ihnen gab und dass sie den Titel eines Königs verdienten.
Aus dem Osten, wo die Morgensonne aufgeht, kommen die Heiligen Drei Könige. Diese weisen Sterndeuter lassen sich von ihrem Glücksstern leiten, der sie zu dem führt, der der neue Stern ist, das Licht, das uns besuchen wird, wie Sacharja in seinem Hymnus sagt (Lk 1, 78). Denjenigen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes waren, wird das aufstrahlende Licht leuchten, das ihre Schritte auf dem Weg des Friedens lenken wird (Lk 1, 79).
Auch heute kommen die Christen des Ostens aus der Nacht der Kriege und Konflikte. Sie wurden oft aus ihren Ländern vertrieben, insbesondere aus Syrien, dem Irak und den verschiedenen Teilen Afghanistan. Sie bringen unschätzbare Gaben mit: ihren Sinn für Gastfreundschaft, die sie geben und empfangen; ihre Sprache, die ihren Brüdern und Schwestern verschiedener Glaubensrichtungen und religiöser Traditionen ähnelt; ihr Feingefühl und ihre Kultur, die durch Unterdrückung, Drohungen und Bomben beschädigt wurden. Sie sind reich am Gold ihrer menschlichen Zartheit und ihrer Suche nach Gemeinschaft, am Weihrauch ihres Kulturerbes und ihrer Liturgie, an der Myrrhe der Prüfungen, die sie ertragen, und an den Wunden, die sie erlitten haben.
Ihre blosse Anwesenheit erinnert uns daran, dass die katholische Kirche weltweit ist, dass sie sozusagen mit zwei Lun-genflügeln atmet, dem östlichen und dem westlichen. So wie ihre Theologie und Spiritualität bereits durch den Dialog zwischen den griechischen und lateinischen Vätern geformt wurden.
Mögen alle diese Flüchtlinge und Migranten, wie die Gelehrten des ersten Evangeliums, von Gott gewarnt werden und in ihr Land zurückkehren können (Matthäus 2, 12)!
Viele Pfarrer in unseren Gegenden sind nicht nur für die Seelsorge in ihren Pfarreien zuständig. Oft sind sie auch verantwortlich für den Unterhalt von historisch wertvollen Gebäuden und Kulturgütern.
Denn sie wissen nicht, was sie tun Als Pfarrer von Raron bin ich auch der «Schirmherr» der weltweit einmaligen Felsenkirche aus dem Jahr 1972 und der historisch wertvollen Burgkirche aus dem Jahr 1513. Es ist erfreulich, dass beide Kirchen vor allem in den Sommermonaten zahlreiche Touristen anlocken, die diese Gotteshäuser besuchen. Wenn ich bei solchen Besuchen in einer meiner Kirchen bin und beobachte, wie sich die meisten Touristen verhalten, so weiss ich oft nicht, ob ich lachen, mich ärgern oder weinen soll. Ich sehe dann nämlich, wie die meisten Besucher sich nicht bewusst sind, dass sie sich nicht in einem Museum oder einem Konzertsaal befinden, sondern in einem Gotteshaus, in dem gewisse Anstandsregeln gelten. Dass sie schwatzend in die Kirche kommen, den Hut auf dem Kopf und den triefenden Regenschirm in der Hand, mag ich ja noch mit viel Toleranz akzeptieren. Dass manche aber in der Kirche ihr Pick-nick auspacken, sich auf den Altar setzen, um ein gutes Foto machen zu können, über-steigt meine Schmerzgrenze. Am ärgerlichsten ist es für mich aber, wenn während einer Pfarreimesse die Kirchentüre aufgeht und eine ganze Busladung voller Touristen in die Kirche stürmt, überall herumläuft und Fotos schiesst, ohne sich im Geringsten dadurch stören zu lassen, dass gerade eine heilige Messe gefeiert wird. In anderen Pfarreien habe ich erlebt, wie etwa bei der Fronleichnamsprozession, die ja mit viel Traditionen verbunden ist, Touristen am Wegrand stehen und die Betenden, die in der Prozession mitlaufen, betrachten wie Wesen aus einer anderen Welt und sich dann mit ihren Fotoapparaten und Handys mitten in die Prozession stellen und dort die Betenden auffordern, stehenzubleiben, damit sie ein gutes Foto machen können. Das Wort Jesu fällt mir in diesem Zusammenhang immer wieder einmal ein: «Denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lukas 23, 34). Was ich hier berichte, sind keine Märchen, sondern beruht auf tatsächlichen Erlebnissen. Es zeigt, dass viele Menschen, Erwachsene und Kinder, keinen Bezug mehr haben zu kirchlichen Einrichtungen, Traditionen und Gegenständen, die Ausdruck des Glaubens und der Verehrung Gottes sein wollen. Solche und ähnliche Anekdoten könnten wohl viele Museumskonservatoren, Geschichtsprofessoren und Geistliche erzählen. Für Calixte Dubosson, Chorherr der Abtei von Saint-Maurice, gilt dasselbe auch für die biblischen Geschichten und der damit verbundenen kulturellen Begebenheiten. Er hat sich dazu seine Gedanken gemacht, die wir im Folgenden wiedergeben möchten. «Niemand ist Prophet im eigenen Land, das gemästete Kalb schlachten, seinen Weg nach Damaskus finden, die Spreu vom Weizen trennen: All diese Ausdrücke aus dem biblischen Wortschatz finden oft keinen Widerhall mehr bei den jüngeren Generationen, die dieser Kultur, in die sie nicht eingetaucht sind, und völlig entfremdet sind.» Und alle sind sich einig, dass die heutige religiöse Unwissenheit zu beklagen ist. Es stellt sich also die Frage: Wie konnte es so weit kommen?
Nach der Taufe erhalten fast alle Kinder Religionsunterricht (Foto: CIRIC)
Versäumnisse bei der Übermittlung von Werten «Wir sind Christen, genauso wie wir Deutsche oder Perigordianer sind.» Wer würde diese Aussage von Montaigne aus dem 16. Jahrhundert heute noch teilen, in einer Gesellschaft, die den Pluralismus als eines ihrer charakteristischsten Merkmale anerkennt? Wie kommt es, sagen uns die Grosseltern, dass wir alle Anstrengungen unternehmen konnten, um die Menschen so gut wie möglich im Glauben zu unterrichten, und dass das Ergebnis so mittelmässig, wenn nicht sogar negativ ist? Nach der Taufe erhalten fast alle Kinder Religionsunterricht, um zur Kommunion, zur Firmung und eines Tages zur kirchlichen Trauung zugelassen zu werden; am Tag nach der Kommunion oder der Firmung «sieht man sie nicht mehr», d. h. es bleiben nur wenige übrig, deren Treue durch den Besuch der Sonntagsmesse sichtbar wird. Ein Pfarrer beschwerte sich bei seinen Mitbrüdern über die ständige Anwesenheit von Fledermäusen in seiner Kirche. Er hatte alle Mittel eingesetzt, um sie loszuwerden, aber ohne Erfolg. Einer seiner Kollegen schlug ihm vor, sie zu taufen und zu firmen, und so löste er sein Problem. Ein humorvoller Scherz, der das allgemeine Gefühl einer Katechese widerspiegelt, die ihr Ziel nicht erreicht. Die Dynamik des christlichen Glaubens verlangt von uns, das weiterzugeben, was wir empfangen haben. Zweimal verwendet Paulus die Verben «empfangen» und «überliefern» als untrennbares Paar: «ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe»; «Ich habe euch überliefert, was auch ich empfangen habe» (1 Kor 11, 23; 15, 3). Das ist die Logik der Kirche von Anfang an: die Weitergabe des Zeugnisses von einem zum anderen. Der Glaube war nie eine absolut isolierte und einsame Erfahrung und wird es auch nie sein.
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Hier scheint das eigentliche Problem des Verlustes eines grossen Teils der christlichen Kultur zu liegen, die Hier scheint das eigentliche Problem des Verlustes eines grossen Teils der christlichen Kultur zu liegen, die sich lange Zeit aus Traditionen und Lebensweisen speiste, die fest in der Gesellschaft verankert waren und niemand kam auf die Idee, diese in Frage zu stellen. Möglicherweise ist das Evangelium in den Hintergrund getreten und hat daher den tieferen Sinn, der diesen Traditionen und religiösen Praktiken ihre volle Legitimität verliehen hat, nicht durchdrungen. Das Ergebnis ist eine fortschreitende Abkehr von der religiösen Praxis durch eine Generation, die sich, wie die Gesellschaft insgesamt, einem Individualismus zuwendet, der nicht mehr in den Massenveranstaltungen, die bei den Älteren üblich waren, seinen Platz findet.
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Wiederaufleben von individuellen Praktiken Darüber hinaus ist ein breiter Trend zur Entchristlichung zu beobachten, wie die Debatte in der Christdemokratischen Volkspartei über die Streichung des «C» und die Umbenennung in «Die Mitte» zeigt. Das deutet darauf hin, dass «das Christentum in einem Land, dessen Flagge ein Kreuz ziert (wie lange noch?), zu einer Vogel-scheuche geworden ist», so Thibaut Kaeser im Echo Magazin vom 8. Oktober 2020. «Das Christentum, das uns so sehr geprägt hat, in den Hintergrund zu drängen, sich seiner zu schämen oder zuzuschauen, wie es gar ausgelöscht werden soll… Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen. Das ist eine globale Herausforderung», fährt unser Gesprächspartner fort.
Verstreuung der Asche (Foto: CIRIC)
Eine weitere Herausforderung, die auf die von Johannes Paul II. gewünschte Neuevangelisierung wartet, ist das Wiederaufleben der individuellen spirituellen Praktiken. Hier und da entsteht ein «Naturkult», der von der grünen Welle der Politik gefördert wird und der den Kampf gegen die globale Erwärmung sowie die Verteidigung und den Schutz der Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Immer mehr Menschen, auch Christen, entscheiden sich in ihrem Testament für eine Bestattung und Verstreuung der Asche in der Natur. Diese Initiativen könnten als ein Akt des Atheismus verstanden werden, da sie, indem sie spurlos verschwinden, eine «Rückkehr ins Nichts» fordern. Gott ist nicht mehr der Schöpfer, sondern das Geschöpf wird zu Gott. Da die Natur eine Leere verabscheut, müssen die alten Riten durch moderne ersetzt werden. «Sehen Sie, Herr Pfarrer», vertraute mir ein Gemeindemitglied an, «selbst in unserem zu 90 % christlichen Dorf gibt es jetzt einen Yogaraum, dessen Betreiber die Leute wegen Überfüllung abweisen müssen, es gibt Eltern-Kind-Erfahrungen unter dem Namen “Magische Momente”, es werden Steine der Weisen verkauft, die man trägt um positive Wellen anzuziehen!»
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Ein Licht in der Nacht Die neue Situation in einer Gesellschaft wie der unseren, ist die einer Weitergabe, die sich ausdrücklich an Jugendliche oder Erwachsene richten soll, die nie etwas empfangen haben, die nie katechisiert oder gar getauft wurden. Dies ist ziemlich anders als bei denjenigen, die eine christliche Erziehung erhalten haben und sich bewusst dafür entschieden haben, ihr Leben in einer Art und Weise zu denken und zu leben, die dem Glauben an Jesus Christus fremd sind. Wie können diese Jugendlichen und Erwachsenen, die keinen christlichen oder gar religiösen Hintergrund haben, durch einen Prozess der Weitergabe erreicht werden? «Der zeitgenössische Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind» (Paul VI., Evangelii nuntiandi, 1975, Nr. 41).
Vielleicht werden in ein oder zwei Generationen auch diejenigen, die ohne eine genaue Vorstellung vom Evangelium gelebt haben, es als einen Schatz entdecken und zu seinen Verkündern werden? Die Geschichte wird es uns zeigen.
Papst Franziskus will einen synodalen Weg des Aufeinander-Hören
Papst Franziskus will die katholische Kirche synodaler machen: Am 9. Oktober begann dafür ein auf zwei Jahre angelegter weltweiter synodaler Prozess.
Nicht nur im Vatikan Das heisst, dass dieses Mal nicht einfach eine mehrwöchige Sitzung von Bischöfen und anderen kirchlichen Würdenträgern im Vatikan stattfindet, sondern die ganze Kirche angehört werden soll und zwar jeder Mensch, der sich daran beteiligen will. Mit dem weltweiten Prozess will der Papst die Kirche verändern: Einzelne, Gruppen und Verantwortliche sollen stärker aufeinander hören, denn nur so könne sich die Kirche Herausforderungen stellen und die christliche Botschaft angemessener bezeugen. Dies ist eine weltweite Aufgabe für die katholische Kirche, besonders aber auch in Europa, wo sowohl bei den Katholiken – als auch bei der Priesterzahl – das einst «christliche Abendland» als einziger Kontinent einen Abwärtstrend zeigt. Das geht aus der Jahresstatistik des vatikanischen Informationsdienstes Fides von Mitte Oktober hervor. Um diesen zu stoppen, oder gar umzukehren, braucht es eine Rückbesinnung auf die Grundanliegen Jesu Christi, dessen Botschaft ein Evangelium ist, eine Frohbotschaft also. Dies den Menschen wieder neu und immer besser in Erinnerung zu rufen, ist der tiefste Sinn des synodalen Weges. Statt um parlamentsartige Abstimmungen gehe es um sorgfältiges Aufeinander-Hören, mutige Visionen, Gebet, Besinnung, Austausch. Ziel sei, in der jeweiligen Situation den Willen Gottes zu erkennen. Als Appell zum «gemeinsamen Gehen» folge der Weg der Synodalität dem vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgeschlagenen «aggiornamento», was man auf Deutsch in etwa als «Anpassung an heutige Verhältnisse» umschreiben kann. Sinn dieses zweijährigen Weges sei vor allem, «das Antlitz und die Gestalt einer synodalen Kirche zu entdecken, in der jeder etwas zu lernen hat: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom – jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hören auf den Heiligen Geist». Insbesondere dürften die Bischöfe auf dem synodalen Weg keine Angst haben, «der ihnen anvertrauten Herde zuzuhören», heisst es im Vorbereitungsdokument, das am 7. September veröffentlicht worden ist und in dem auch selbstkritische Zeilen zu lesen sind.
Auch in den Diözesen Nach der offiziellen Eröffnung dieses synodalen Weges in Rom durch den Papst hat dieser am 17. Oktober auch in jeder Teilkirche und jeder Diözese begonnen.
Foto: Arnold Landtwing
Die einzelnen Bischöfe der Schweiz haben sich in den Predigten zur Eröffnung dieses Weges zum Teil recht pointiert geäussert. So der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, der vor einer peinlichen, unfruchtbaren und überflüssigen Kirche warnte. Er wünschte sich vielmehr eine Kirche, in der es keine Profiteure gibt, sondern in der alle aktiv mitmachen und mittragen. «Eine synodale Kirche ist eine Kirche, die sich nicht mit sich selbst beschäftigt. Sie ist eine Gemeinschaft, wo alle bereit sind – wie Jesus – das Leben für die Entstehung einer erlösten, freien, menschlichen, gütigen, sozialen, glücklichen, friedlichen Welt und Menschheit einzusetzen und hinzugeben. Fühlen wir uns von dieser Art des Lebens angezogen? Ich hoffe es sehr. Es ist die beste Art zu leben. Es sollte der Beschluss sein, den wir heute hier fassen.»
Für den Bischof von Basel, Felix Gmür geht es beim synodalen Prozess nicht darum, demokratisch über Mehrheitsverhältnisse abzustimmen: «Gefragt wird nicht nach dem, was man darf; gefragt wird vielmehr nach dem, was hilft, christlich zu leben, was hilft, dem Reich Gottes Gestalt zu geben.» Er lädt die Gläubigen ein, sich zu überlegen, wie sie ihre Kirche mitgestalten wollten: «Jeder muss sich fragen: Wie nah will ich an der Kirche sein? Wie nah will ich Jesus sein?»
Markus Büchel, der St. Galler Bischof erklärte dazu: «Jetzt geht es darum, dass jeder Christ sich bewusst wird: Ich besitze Gaben, die nur ich habe.» Und die gelte es nun, in die Gemeinschaft einzubringen. «Der synodale Weg ist der Aufbruch aller, die sich einbringen wollen.»
Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey ist überzeugt, dass der Synodale Prozess «kein politischer Kongress ist. Er ist auch kein Prozess von und für Fachleute, sondern einer für alle.» Alle seien eingeladen, sich daran zu beteiligen und sich zu äussern. Lovey nimmt in seiner Predigt zur Eröffnung des Prozesses das Thema Weg in den Fokus. Ein Weg könne steinig, leicht und überraschend sein. Manchmal müsse man rasten, sich neu orientieren und dann wieder neu aufbrechen. Der Bischof von Sitten erinnert an Jesus, der sagte: «Ich bin stets bei euch.»
Vorurteilsfreies Zuhören Beim synodalen Prozess sollen alle, die das Wort ergreifen wollen, vorurteilsfrei angehört werden, «mit Mut und Freiheit des Herzens». Doch soll auch der Dialog mit der Kirche, der Gesellschaft und anderen christlichen Konfessionen dabei als Leitlinien dienen. Gefordert wird auch, ohne Angst auf jene zu hören, die in der Kirche bislang weniger zu Wort kommen: junge Menschen, Frauen, Arme, Ausländer, aus der Kirche Ausgetretene. Die Zusammenfassungen der verschiedenen auf mehreren kirchlichen Ebenen geführten Diskussionen gehen dann an die betreffende Bistumsleitung. Diese verfasst einen Bericht und leitet ihn an die Bischofskonferenz weiter, welche ihrerseits einen Gesamtbericht nach Rom schickt, wo die Ergebnisse im Oktober 2023 in einer Bischofssynode besprochen werden. Ab 2024 sollen die Ergebnisse der Bischofssynode weltweit vor Ort verwirklicht werden. «Wir erinnern daran, dass es nicht Zweck dieser Synode und daher auch nicht der Konsultation ist, Dokumente zu produzieren, sondern‚ Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken, Hoffnungen erblühen zu lassen, Vertrauen zu wecken, Wunden zu verbinden, Beziehungen zu knüpfen, eine Morgenröte der Hoffnung aufleben zu lassen, voneinander zu lernen und eine positive Vorstellungswelt zu schaffen, die den Verstand erleuchtet, das Herz erwärmt, neue Kraft zum Anpacken gibt», heisst es abschliessend in dem 25-seitigen Vorbereitungsdokument.
Top oder Flop? Die Idee des Papstes, die katholische Kirche auf einen synodalen Weg zu schicken, ist sicher lobenswert und vom heiligen Geist inspiriert. Ob er am Ende wirklich das erreicht, was Papst Franziskus will, nämlich den Sinn für die Kirche neu aufblühen zu lassen und mit Hilfe aller dem kirchlichen Leben neuen Schwung zu gegeben, ist nicht voraussehbar. Der Begleit-Leitfaden zur ersten Phase der Weltsynode empfiehlt einzelne Haltungen und warnt vor Fallstricken. Ein paar Kostproben davon: «Offenheit führt zu Bekehrung und Veränderung. Wir sind Zeichen einer Kirche, die zuhört und unterwegs ist», die nach vorne schaut und sich nicht nach der goldenen Vergangenheit zurücksehnt und dabei vergisst, dass diese alles andere als golden war. Es gilt auch heute noch, was Papst Johan-nes XXIII. bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils 1962 sagte: «Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergang stünde.» Vielmehr gilt es, den «verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anzuerkennen», der «sein eigenes Ziel» hat, «und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen Interessen, weise zum Heil der Kirche lenkt». Synoden sind nicht eine Art Parlament, die nur Probleme behandelt, sondern «eine Zeit, zu träumen und “Zeit mit der Zukunft zu verbringen”.» Wichtig ist, dass nun nicht wieder die alten Themen, wie Frauenpriestertum, Zölibat, Statistiken über den Rückgang der Messbesucher etc. die Schwerpunkte der Diskussion bilden werden, so wichtig diese Fragen sicher auch sind. Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod ruft aber auch dazu auf, positiv an die Sache heranzugehen: «Wir könnten uns über die Statistiken beklagen, die wir sicherlich berücksichtigen müssen und die wir aus eigener Erfahrung kennen. Das Ziel ist nicht eine missmutige Meditation, sondern die Weitergabe der Frohen Botschaft.»
Es ist eine grosse Chance für die Erneuerung und die Glaubwürdigkeit unserer Kirche, die sich durch diesen synodalen Prozess bietet. Es zeigt, dass jeder Einzelne ernstgenommen wird und als mündiger Christ gefragt ist und seine Meinung sagen darf, selbst dann, wenn man damit anecken sollte. Kirchlichkeit besteht nämlich nicht im Nicken und Schlucken, sondern im gegenseitigen Aufeinander Hören und Aufeinander Eingehen. Jeder soll den an–deren im Glauben tragen, anregen und wenn es sein muss auch kritisieren. Wer fragt, denkt mit und gerade Fragen bringen auch die Kirche und unsere Bistümer vorwärts. Auch Papst Franziskus hinterfragt die Bereitschaft vieler Gläubiger Neues zu wagen: Sind wir bereit, uns auf das Abenteuer des Weges einzulassen, oder flüchten wir uns aus Angst vor dem Unbekannten lieber in die Ausreden «das ist nicht nötig» oder «das hat man schon immer so gemacht»? Papst Franziskus lädt uns ein, «mit Erstaunen zu entdecken, dass der Heilige Geist auf überraschende Weise weht». Am Ende soll das Puzzle «nicht eine andere Kirche» ergeben, «sondern eine Kirche, die anders ist», so Franziskus. Möge dieses Werk gelingen!
Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun Kommet, das liebliche Kindlein zu schaun Christus, der Herr, ist heute geboren Den Gott zum Heiland euch hat erkoren Fürchtet euch nicht
Lasset uns sehen in Bethlehems Stall Was uns verheissen der himmlische Schall Was wir dort finden, lasset uns künden Lasset uns preisen in frommen Weisen Halleluja
Wahrlich, die Engel verkündigen heut Bethlehems Hirtenvolk gar grosse Freud Nun soll es werden Friede auf Erden Den Menschen allen ein Wohlgefallen Ehre sei Gott
In der Bibel höre ich immer wieder, dass wir Gott, den Herrn fürchten sollen. Wie kann ich denn Gott fürchten, wenn er ein liebender Vater ist? Ich verstehe Ihre Bedenken, wenn Sie die Furcht vor Gott mit Angst verbinden, denn wenn man sich vor jemanden fürchtet, flüchtet man vor ihm, statt sich ihm vertrauensvoll zuzuwenden.
Genau das ist mein Problem! Furcht hat im Verständnis der Bibel nichts mit Angst zu tun. Gottesfurcht hat etwas zu tun mit dem Bewusstsein der Grösse und Autorität Gottes und das tiefe Bewusstsein seiner Heiligkeit. Dies führt uns zum Wunsch, ein Leben zu führen, das die völlige Zustimmung Gottes findet und seinen Willen und seine Ehre über alles zu stellen, alles zur grossen Ehre zu tun, wie es der heilige Ignatius gesagt hat.
Dann heisst es auch dass die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit sei (Psalm 111, 10). Was ist damit gemeint? Damit ist gemeint, dass wir anerkennen, wer Gott ist und wer wir sind, und wir dankbar den Platz einnehmen, den er uns zuweist. Im Vertrauen darauf, dass Gott mein Leben in seiner Hand hält, ohne dessen Willen nicht ein einziges Haar von meinem Kopf fällt.
Und diese Weisheit hilft mir im Alltag? Ich denke schon, denn der Mensch, der Gott fürchtet, verliert alle Angst! Er fürchtet nicht den ungünstigen Stand der Ster-ne; er ist nicht von der Meinung der An–deren abhängig, er hat keine Angst, im Le–ben zu kurz zu kommen, wenn er sich nicht alles erlaubt, sondern er kann vertrauensvoll und daher glücklich seinen Weg gehen.
Kann ich das wirklich glauben? Probieren Sie es aus! Vielleicht hilft Ihnen das Wort von Dietrich Bonhoeffer, das auch heute noch topaktuell ist: «Das Wort der Bibel, dass die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei, sagt, dass die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzig wirkliche Überwindung der Dummheit ist… Was wir heute brauchen, sind nicht Genies, Zyniker, Menschenverächter, sondern schlichte, einfache, gerade Menschen.»
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Viel zur Verbreitung der Krippe hat der Heilige Franz von Assisi (1181/1182–1226) beigetragen. – In der Christnacht des Jahres 1223 hielt er in einer Höhle bei Greccio eine Krippenfeier mit lebenden Tieren ab. Ein halbes Jahrhundert später gab es die erste Krippe in Rom. Ochs und Esel kommen übrigens in der biblischen Weihnachtsgeschichte gar nicht vor. Dass sie dennoch zur Krippe gehören, hat damit zu tun, dass die Tiere an verschiedenen Stellen der Bibel als Symbole und Metaphern verwendet werden. Eine europaweite Verbreitung fand die Weihnachtskrippe ab dem 16. Jahrhundert durch die Jesuiten. Die erste Krippe des Ordens stand um 1560 in einem Kloster in Portugal, bald folgten Kirchen und Fürstenhäuser in Spanien, Italien und Süddeutschland. Als im Zuge der Aufklärung ein Krippenverbot für Kirchen und Ordenshäuser erlassen wurde, bauten die Menschen sie hinter dem Rücken der Obrigkeit in den Nachbarhäusern auf. Damit legten sie den Grundstein für die Entwicklung der Hauskrippe. Nach und nach wurden die Krippenfiguren kleiner und die heilige Familie durch Engel, Hirten und die Weisen aus dem Morgenland ergänzt. Die noch heute verwendeten Papierkrippen kamen im 18. Jahrhundert auf. Sie wurden zunächst von Hand bemalt, später maschinell bedruckt. Seit dem 19. Jahrhundert werden Hauskrippen aus Gips, Ton und Pappmache in Serie hergestellt. Sie sind preiswert und haben damit ihren Platz in vielen Wohn-zimmern erobert. In einigen Regionen werden aber noch Krippen von Hand gefertigt, die nicht nur unter Sammlern begeisterte Abnehmer finden. Eine der grössten Krippenausstellungen ist im Bayerischen Nationalmuseum in München zu sehen. https://www.katholisch.de
Natürlich ist die Darstellung auf nebenstehendem Bild eine ideale Vision, eschatologisch, wie wir in der biblischen Sprache sagen, mit Blick auf das Ende der Zeit. Die Diskussionen um den Schutz oder den Abschuss des Wolfes und dem Herdenschutz der Schafe haben jedoch gezeigt, wie emotional die Frage der Beziehung zu Tieren, ob «wild» oder «heimisch», sein kann.
Harmonische Zusammenarbeit Es lohnt sich daher, die Perspektive dieser Weissagung des ersten Jesaja zu betrachten, die gegen Ende der Weissagung über den Immanuel, des «Gott mit uns» (Kapitel 6 bis 12), steht. Indem der Prophet den Messias des Herrn als Licht für die Bewohner des Landes der Finsternis und als Fürst des Friedens ankündigt (Jesaja 9, 1–6), stellt er ihn dar, als mit dem Geist des Herrn bekleidet. Die Nachkommen Isais, des Vaters Davids, werden also die sechs (plus eine) Gaben der Weisheit und der Einsicht, des Rates und der Stärke, der Erkenntnis, der Furcht des Herrn (und der kindlichen Zuneigung) erhalten (Jesaja 11, 1–2). Und die Gerechtigkeit, die er herstellen wird (Verse 3–5), wird sich auch in der Versöhnung zwischen verfeindeten Tierarten widerspiegeln: «Der Wolf mit dem Lamm, der Leopard mit dem Zicklein, die Kuh mit dem Bären.» Dann die harmonische Zusammenarbeit zwischen Tieren und Menschen: «Ein kleiner Junge wird das Kalb führen, der junge Löwe und das fette Tier werden gemeinsam gefüttert; der Säugling wird auf der Höhle der Nat-ter spielen, und auf dem Loch der Viper wird das junge Kind seine Hand ausstrecken» (Verse 6–8).
Universeller kosmischer Pakt So wird auf dem heiligen Berg, erfüllt von der Erkenntnis Gottes, das, was die Sünde geteilt und bekämpft hat, endgültig vereint werden. Das Symbol der Machtspiele innerhalb der geschaffenen Wesen (Mensch – Schlange) wird umgekehrt und in ein Zeichen der Gemeinschaft umgewandelt. Das Böse und die Gewalt werden einem Shalom weichen, das nicht ausgelöscht werden kann.
Die Pflege des Respekts vor den Tieren nimmt also in gewisser Weise das Para-dies vorweg, das uns versprochen wird. Das Gesetz des Dschungels wird in der universellen kosmischen Allianz aufgehen. Ich freue mich schon darauf.
Gedanken zum Totenmonat Im November wird oft von den «Armen Seelen» gesprochen, die im Fegefeuer leiden müssen und die mit zahlreichen religiösen Aktivitäten wie Messen, Gebe-ten und guten Taten möglichst bald aus diesem schrecklichen Feuer herauszuholen sind. Fragen wir uns im Folgenden was es denn mit den so genannten «Armen Seelen im Fegefeuer» auf sich hat. Sind diese Seelen wirklich arm? Was kommt nach dem Tod?
Der ohnmächtige Allmächtige Man spricht immer davon, dass sich die Armen Seelen im Fegefeuer befinden. Was ist darunter zu verstehen? Während unserem ganzen Leben bietet uns Gott immer wieder seine Freundschaft an, doch drängt er sie uns nicht auf, sondern bittet darum. Er steht vor der Tür und klopft an. Er tritt diese Türe jedoch nicht ein, sondern lässt uns die Freiheit sie ihm zu öffnen, damit er eintreten und mit den Menschen, die geöffnet und sein Wort gehört haben, Mahl halten kann (Offenbarung 3, 20). Immer wieder klopft Jesus an und gibt mir die Möglichkeit, mich für ihn zu entscheiden. Wenn sich jemand aber gegen ihn entscheidet und nichts mit ihm zu tun haben will, respektiert Jesus diesen Entscheid. Hier wird der allmächtige Gott wirklich ohnmächtig, denn Liebe zwingt nicht, sie lädt ein – immer wieder, und ich habe während meines ganzen Lebens die Chance mich zu entscheiden.
Fresko in der Burgkirche von Raron. Foto: P. Martone
«Die Lebensentscheidung des Menschen wird mit dem Tod endgültig – dieses sein Leben steht vor dem Richter. Sein Entscheid, der im Laufe des ganzen Lebens Gestalt gefunden hat, kann verschiedene Formen haben. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die den Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Wei-se solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird. Auf der anderen Seite kann es ganz reine Menschen geben, die sich ganz von Gott haben durchdringen lassen und daher ganz für den Nächsten offen sind – Menschen, in denen die Gottesgemeinschaft jetzt schon all ihr Sein bestimmt und das Gehen zu Gott nur vollendet, was sie schon sind» (Benedikt XVI., Spe salvi Nr. 45). Von diesen Menschen können wir annehmen, dass sie im Himmel sind.
Das Fegefeuer Papst Benedikt XVI. fährt in seiner Enzyklika fort, dass «weder das eine noch das andere nach unseren Erfahrungen der Normalfall menschlicher Existenz» ist. Bei den allermeisten bleibe «ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im tiefsten ihres Wesens gegenwärtig». Durch verschiedene Umstände und falsche Entscheidungen werde dieses Offenstehen für Gott jedoch verdeckt. Es bleibe aber immer «der Durst nach dem Reinen», das «doch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt». Was geschieht mit solchen Menschen, die zeit ihres Lebens nicht immer nur gut, aber auch nicht immer nur böse waren, wenn sie vor Gottes Richterstuhl treten? Wie können wir dieses göttliche Gericht beschreiben?
Was Ihr seid / das waren wir! – Was wir sind / das werdet ihr
Beinhaus in Naters Foto P. Martone
Vielleicht so: die Freundschaft mit Gott in aller Klarheitsehen und ganz zu Ende denken. Wir werden dann sehen, wie Gott uns zeitlebens gesucht hat; wie er uns in ganzer Liebe zugewandt war; wie er uns die Freundschaft angeboten hat. In dieser Stunde der Wahrheit werden wir erkennen, wer wir sind; alle Masken werden fallen; alle Illusionen und Selbsttäuschungen wie Seifenblasen platzen. Im Angesicht Gottes werden wir auf einmal begreifen, was wir sind und was wir hätten sein können. Diese Einsicht schmerzt uns Menschen, denn wir erkennen unsere Lauheit in der Freundschaft mit Gott. Gott hält uns den Spiegel vor, schaut uns voller Liebe an. Wir sehen darin die Güte und Liebe Gottes und erkennen gleichzeitig wie wenig wir aus Engstirnigkeit oder Angst imstande waren auf diese Liebe zu antworten und gottgefällig zu handeln.
Fresko an der Ringackerkapelle, Leuk Foto: P. Martone
Wir werden erkennen, dass unser Herz stets unruhig war, weil wir die Einladung Gottes zur Freundschaft nur halbherzig beantwortet haben, weil wir die Ruhe für unser Herz an den falschen Orten gesucht haben und nicht bei Gott, auf den hin wir geschaffen wurden. Das Fegefeuer, auch Purgatorium genannt, lässt uns Gott erfahren und erkennen. Diese Erkenntnis durchfährt den Menschen vor dem göttlichen Gericht wie Feuer, reinigt und läutert ihn wie durch Feuer hindurch.
Kein Ort Fälschlicherweise sprach man früher oft vom Reinigungsort und meinte damit, das Fegefeuer befinde sich an einem real existierenden Ort. Dem ist nicht so! Es geht vielmehr um einen Zustand der Seele, die das Heimweh nach Gott quält, weil wir im Gericht hautnah erfahren haben, was Gottes Liebe und Barmherzigkeit wirklich ist und wir nun doch nicht zu diesem Gott gehen können. Wer schon einmal richtig Heimweh hatte, weiss, wie schlimm das sein könnte. So stelle ich mir das Fegefeuer vor: ein Fernsein von Gott mit grossem Heimweh nach ihm. Der Schulseelsorger und Sprecher der Karl-Leisner-Jugend, Peter von Briel, umschreibt das Fegefeuer wie folgt: «Nach dem Tod wartet die absolute Liebesbeziehung mit Gott und mit allen, die sich darauf einlassen können. Beides – die Liebesbeziehung zu Gott und die Gemeinschaft der Heiligen – ist untrennbar verbunden. Aber es wird Seelen geben, die das nicht möchten, die davor Angst haben oder Gott immer aus dem Weg gegangen sind. Bei denen kann es sein, dass sie der Überzeugungskunst Gottes bedürfen und noch einmal das durchleiden müssen, was sie vom Himmel trennt.»
Glasfenster Gedenkstätte Heroldsbad Foto Poss
Arme Seelen? Dieses Leiden und schmerzhafte Fern-sein ist jedoch nicht ewig. Die Verstorbenen wissen, dass sie gerettet sind (der Katechismus spricht davon, dass sie «eines ewigen Heiles sicher» sind) und nach einer gewissen Zeit der Heimatlosigkeit zu Gott gehen und dort ewig bei ihm sein dürfen. Deshalb finde ich den Begriff «Arme» Seelen irreführend. «Diese Seelen müssen eine Läuterung durchmachen um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, um in die Freude des Himmels eingehen zu können.» (KKK 1030). Der nicht mehr sehr geläufige Begriff «Läuterung» heisst in diesem Zusammenhang, dass die Verstorbenen, die in der Gnade und Freundschaft Gottes gestorben sind, im Angesicht Gottes erkennen können, was nicht in Ordnung war und dass sie dann vor Gott eine Heilung erfahren. Damit bekommt das Purgatorium in der katholischen Theologie nach wie vor eine wichtige Aufgabe, aber einen neuen Klang und eine neue Dimension. Die Angst vor einer zeitbegrenzten Hölle ist nicht mehr notwendig, ich darf hoffen, dass ich von Christus erwartet werde und dass er mir so begegnet, dass ich durch seinen Blick Heilung erfahre und dann in die Herrlichkeit Gottes eingehen kann. Wir brauchen keine Zeitdimension mehr, es geht um die Vorstellung, auch als nicht Vollkommener in die guten Hände Gottes zu fallen. Wenn wir uns dessen bewusst sind, erkennen wir, dass wirklich arm jene Seelen sind, die in der Hölle sind, denn das nennen wir Hölle: endloses Fernsein von Gott mit ewigem Heimweh nach ihm. Die Hölle ist Ewigkeit gewordene Sünde, Ewigkeit gewordene Trennung von Gott. Nicht Gott hat den Menschen verdammt, sondern der Mensch, der Gott immer aus dem Weg gegangen ist, verdammte sich selbst durch sein lebenslängliches «Nein!» zur Freundschaft mit Gott. Diese Erkenntnis schmerzt erst recht, denn dieses unendliche Heimweh nach Gott wird nie gestillt werden können. Bei allen Fragen, irritierenden Darstellungen und Sagen um die sogenannten Armen Seelen, kann uns ein Satz von Dorothee Sölle die Richtung zu einer Antwort geben, die trägt: «Christlich gesprochen liegt der Tod immer hinter uns, vor uns aber die Liebe.»
Paul Martone
Sind die Armen wirklich arm?
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