Gotteswissenschaft

Die Schöpfung der Welt (Gen 1–4) und das neue Jahr

Der Beginn jedes neuen Jahres erinnert an den Beginn der Welt, die durch Gottes Schöpferwille ins Dasein gerufen wurde. Auf den ersten Seiten der Bibel wird be­richtet, wie der Geist Gottes über den Wassern schwebte, über der Erde, die «wüst und leer» war (Gen 1,2), und allem Leben einhauchte. Innert sechs Tagen erschuf Gott Himmel und Erde, alle Pflan­zen und Tiere und schliesslich als Krönung der Schöpfung den Menschen als sein Bild. «Mönnlich und weiblich schuf er sie» (Gen 1,27) und gab ihnen Wohnsitz «in Eden, im Osten, im Garten, den Gott ge­ pflanzt hatte» (Gen 2,15). Alles stellte Gott dem Menschen zur Verfügung, damit er es als Gärtner und Hüter der Schöpfung gebrauchen könne. Doch der Mensch war mit seiner Rolle nicht zufrieden, er wollte mehr, er wollte sein wie Gott und Gut und Böse erkennen (Gen 3,4). So kam die Sün­de in die Welt, die Auflehnung gegen Got­tes Wille. «Gott schickte den Menschen aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genom­men war» (Gen 3, 23).

Tatsache oder Legende?
Viele Menschen fragen sich heute, ob sich diese Geschichte wirklich so zugetragen habe. Ist die Welt wirklich in sechs Tagen entstanden? Beweisen die Naturwissen­schaften nicht, dass die Entstehung der Welt in Wahrheit Millionen von Jahre ge­dauert hat?

Solche «wissenschaftlichen» Erklärun­gen werden der biblischen Schöpfungsge­schichte nicht gerecht. Die Verfasser des Buches Genesis mit ihrer Schöpfungsgeschichte wollten und konnten keinen wis­senschaftlichen Bericht darüber abliefern, wie die Welt und alles, was auf ihr lebt, entstanden ist. Es ging ihnen einfach darum zu zeigen, dass Gott alles erschaf­fen hat. «Wie» er das alles gemacht hat, stand nicht im Mittelpunkt ihrer Überle­gungen. Es geht in der Bibel nicht um die Entstehungsgeschichte der Welt, sondern es geht um Gott, der über allem steht, die Natur umfängt und die Geschichte der Menschen lenkt. Als dreifaltiger Gott, der in einer Liebesbeziehung zwischen Vater, Sohn und Geist existiert, wollte er sein Liebe weiterschenken. Aus diesem «Überschwang der Liebe» entstand die Welt, mit der Gott diese Liebe teilen wollte. Somit ist die Schöpfungsgeschichte weni­ger Naturwissenschaft, sondern «Gotteswissenschaft». Sie will etwas über Gott sagen: Die Welt ruht in seiner Hand, in der sie eingeschrieben ist (Jes 49,13) – auch heute noch. Er vergisst und verlässt uns nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind­lein vergessen sollte, Gott vergisst uns nicht (vgl. Jes 49, 15)! Was für eine Verheis­sung für das Jahr 2020!                                     pam

Foto: © pixabay

 

 

BETEN IM ALLTAG

Papst Franziskus betet um Berufungen

Herr der Ernte,
Segne die jungen Menschen mit der Gabe des Mutes,
auf deinen Ruf zu antworten.
Öffne ihre Herzen
für grosse Ideale und grosse Dinge.
Inspiriere alle deine Jünger zur Liebe und zum
gegenseitigen Dienst – damit die Berufungen
im fruchtbaren Boden deines treuen Volkes
gedeihen können.
Erwecke in jenen, die das Ordensleben leben,
im Pfarrdienst und in unseren Familien dienen,
das Vertrauen und die Gnade, andere einzuladen,
den kühnen und edlen Weg eines dir geweihten Lebens
zu gehen.
Vereint uns mit Jesus durch Gebet und die Sakramente,
damit wir mit euch zusammenarbeiten können,
um das Königreich der Barmherzigkeit, Wahrheit,
Gerechtigkeit und des Friedens aufzubauen. Amen.

Bei der Begegnung mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Religionslehrende
in Bangkok – Foto: © Poss[thb_image image=“22805″]

«Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften» Lk­ 24,45

Der neue Sonntag des Wortes Gottes am 3. Sonntag im Jahreskreis (erstmals: 26. Januar 2020)

Papst Franziskus hat einen «Sonntag des Wortes Gottes» für die ganze Kirche ein­ geführt, der erstmals am 26. Januar 2020 gefeiert wird:
Die Bibel soll mehr Stellenwert in der Kir­che bekommen! Wir informieren in einem Dossier, das von der Bibelpastoralen Ar beitsstelle des Schweizerischen Katholi­schen Bibelwerks erarbeitet wurde, über die Hintergründe und die Möglichkeiten, den Sonntag zu feiern.

Die Bibel an der Gemeinde­versammlung?
Stellen­ Sie­ sich­ vor,­ Sie­ gehen­ zur­ nächs­ten­ Gemeindeversammlung­ an­ Ihrem­ Wohn­ort.­ Doch­ dann­ wird­ nicht­ über­ das­ nächs­te­ Bud­get,­ die­ neue­ Kindert­ages­stätte­ oder­ über­ den­ Sozialdienst­ disku­tiert, ­sond­ern ­aus ­einem ­alten ­Buch ­vor­gelesen:­ Es­ handelt­ von­ Mose­ und­ der­ Befreiung­ aus­ Ägypt­en,­ vom­ Gott­ Israels­ und­ der­ Offen­barung­ am­ Sinai.­ Wie­ wür­den­ Sie­ wohl­ reagieren?­ Was­ haben­ die­ alten­ Geschich­ten ­mit ­unserer­ Gegen­wart­ von­ heute­ zu ­tun?
So­ ähnlich­ erzählt­ es­ das­ 8. ­Kapitel­ des­ Nehemia-­Buches­ im­ Alten­ Testament:­ Vor­ 2­500­ Jahren­ –­ einige­ Menschen­ waren­
schon­ länger­ aus­ dem­ babylonischen­ Exil­ zurückgekehrt,­ und­ der­ Jerusalemer­ Tem­pel­ wied­er aufgebaut­ –­ habe­ sich­ die­ Be­völ­kerung­ Jerusalems­ am­ «Platz­ vor­ dem­ Wassertor» ­versammelt.­ Dort­ sei­ das­ Buch­ der­ Weisung­ vorgelesen­ worden:­ die­ fünf­ Bücher­ Mose­ (von­ Genesis­ bis­ Deuterono­mium).­ Stundenlang ­hätten ­die ­Menschen­ zugehört:­ Männer,­ Frauen­ (ausdrücklich­ genannt!)­ und­ «alle,­ die­ es ­verstehen ­konn­ten (Nehemia ­8,­3).
Die­ Menschen,­ so­ wird­ erzählt,­ seien­ tief­ berührt­ gewesen:­ Sie­ sahen­ ihre­ persönli­chen Erfahrungen­ zwischen ­Exil ­und ­Rück­kehr­ plötzlich ­in ­der ­alten ­Geschichte­ vom­ Auszug­ aus­ Ägypten­ ins­ «Gelobte­ Land»­ widergespiegelt.­ So­ wird­ ihnen­ die­ Bibel­ zum­ Gegenüber,­ lässt­ sie­ ihr­ Leben­ neu­ verstehen ­und ­gibt­ ihnen­ Orien­tie­rung.
Mit­ dieser­ Erzählung­ aus­ dem­ Nehemia­-Buch­ erläutert­ Papst­ Franziskus,­ was­ er­ sich vom ­neu­eingeführten ­«Sonntag ­des­ Wortes­ Gottes»­ erhofft:­ Die Bibel «kann nicht nur einigen wenigen gehören, ge­schweige denn eine Sammlung von Büchern für wenige Auserwühlte sein. Sie gehört vor allem dem Volk, das versam­melt ist, um sie zu hören und sich in die­sem Wort selbst zu erkennen»­ (Nr.­4­ des­ Papstschreibens).

Dem ­soll­ der­ neue ­Bibelsonntag­ ­genauer:­ der­ «Sonntag­ des­ Wortes­ Gottes»­ –­ je­weils­ am­ 3.­ Sonntag­ im­ Jahreskreis­ die­nen.­ Bei­ der­ Begegnung­ mit­ der­ Bibel­ ge­be­ es,­ wie­ der­ Papst­ mit­ einem­ Gebet­ des­ Hl.­ Ephräm­ schreibt,­ «ebenso viele Möglichkeiten, dein Wort zu deuten, wie Menschen, die es studieren»­ (Nr.­1).­ Für­ den­ Bibelsonntag­ ist­ also­ nicht­ ExpertIn­nen­-Wissen­ gefragt,­ sondern ­viele­ einzel­ne­ Menschen,­ die­ sich­ auf­ eine­ neue­ Be­gegnung­ mit­ der­ Schrift­ einlassen­ und­ dabei­ auch­ von­ Christus,­ dem­ Aufer­weckten,­ berührt­ werden:­ «Er öffnete ihren Sinn für das Verständnis der Schrif­ten»,­ heisst­ es­ in­ der­ Erzählung­ von­ den­ Emmaus-­Jüngern­ am­ Ostermorgen­ (Lu­kase­vangelium,­ Kap.­24).­ Diese­ Erzäh­lung­ ist­ der­ zweite­ Bibeltext,­ den­Papst ­Fran­ziskus­ in­ seinem­ Schreiben­ ausführlich­ auslegt.­ So ­soll ­auch ­der­ Bibels­onn­tag­ die­ Augen­ öffnen­ für­ das­ tiefe,­ erfüllte­ Leben, ­das­ allen ­Menschen­ zukommt,­ für­ gute­ Beziehungen­ untereinander,­ für­ Frieden ­und ­Gerechtigkeit.

Bibellesen und der Heilige Geist
Beim­ Bibellesen­ ist­ der­ Heilige­ Geist­ zen­tral,­ so­ der­ Papst­ –­ und­ zwar­ in­ jedem­ Menschen­ und­ ganz­ besonders,­ um­ zu­ einer­ aufgeschlossenen,­ weltzugewand­ten Lektüre ­zu­ finden: ­«Ohne sein Wirken gäbe es immer die Gefahr, im bloss geschriebenen Text eingeschlossen zu blei­ben. Das führt leicht zu einer fundamentalistischen Auslegung, von der man sich fernhalten muss, um den inspirierten, dynamischen und spirituellen Charakter des biblischen Textes nicht zu verraten.»­ (Nr.­9) ­Der­Heilige­Geist­ «ist auch in denen am Werk, die auf das Wort Gottes hören» (Nr.­10).

Warum (jetzt) ein neuer Bibelsonntag?
«Schon ­wieder ­ein ­neuer­ Themen­sonnt­ag?­ Ist­ nicht­ schon­ jeder­ Sonntag­ ein­ Bibelsonntag?»­ So­ lauten­ manche­ Ein­wände­ gegen­ den­ Sonntag­ des­ Wortes­ Gottes­ (und andere­ «Themensonntage» ­im­ Laufe­ des­ Kirchenjahres).­ Diese­ Anfragen­ sind­ berechtigt.­ Trotzdem:­ Was­ nicht­ beson­ders­ gewürdigt­ wird,­ geht­ im­ Alltag­ zu­ schnell­ unter.­ Es­ lohnt­ sich,­ der­ Bibel­ be­sondere­ Aufmerksamkeit­ zu­ schenken.­ Vie­le­ Länder­ und­ Bischofsk­onferenzen,­ viele­ Bibelwerke­ (auch­ wir)­ und­ viele­ «bibelverliebte»­ Einzelper­son­en­ haben­ sich­ deshalb­ seit­ Jahrzehnten­ für­ einen­ Bibelsonntag­ eingesetzt.­ Jetzt­ kann­ die­ Chance­ beim­ Schopf­ gepackt­ werden:­ Die­ lebendige,­ wertschätzende­ Begegnung­ mit­ der­ Bibel­ soll­ nicht­ «einmal im Jahr»­ stattfinden, ­sondern­ einmal ­für­ das ­ganz­e­ Jahr,­ wie­ Papst­ Franziskus­ schreibt­ (Nr.­8).­ Konkreter­ Anlass ­war­ eine ­Bitte ­der­ Ka­tholischen­ Bibelföde­ration ­KBF,­ des­ Dach­verbandes­ kath.­ Bibelwerke,­ für­ ein­ Bibeljahr ­2019/20.­ Dieses ­Bibeljahr ­hat ­der­ Papst­ nun­ nicht­ ausgerufen­ –­ doch­ dafür­ den­ lang­ ersehnten­ Bibelsonntag­ eingeführt.Der Bibelsonntag, die Ökumene und der christlich-­jüdische Dialog
Papst­ Franziskus­ hat­ den­ «Sonntag­ des­ Wortes­ Gottes»­ auf­ den­ 3.­ Sonntag­ im­ Jahreskreis­ gelegt­ (Ende­ Januar)­ –­ eine­ Zeit­ vieler­ Initiativen­ für­ Bibel,­ Ökumene­ und­ jüdisch-­christliche­ Begegnung.­ Vie­lerorts­ werden­ im­ Januar­ bereits­ ökume­nische­ Bibelwochen­ veranstaltet.­ Am­ 27.­ Januar,­ dem­ Jahrestag­ der­ Befreiung­ des­ Konzentrationslagers­ Auschwitz,­ wird­ der­ Internationale­ Gedenktag­ für­ die­ Op­fer ­der­ Shoah­ (Holocaust)­ begangen.­ Und­ in ­der­ Schweiz­ wird­ der­ zweite ­Fasten­sonntag­ seit­ 2011­ auch­ als­ «Tag­ des­ Judentums»­ gefeiert.­ Diese­ und­ weitere­ wichtige­ Ini­tiativen sollen ­vom ­neuen­ Bibelsonntag­ nicht­ konkurrenziert­ werden ­–­ im­ Gegen­teil:­ Der­ Papst­ hält­ ausdrücklich ­fest: «Dieser Sonntag des Wortes Gottes fällt so ganz passend in den Zeitabschnitt des Jahres, in dem wir unsere Beziehungen zu den Juden zu festigen und fär die Ein­heit der Christen zu beten eingeladen sind. Es handelt sich dabei nicht um ein bloss zeitliches Zusammentreffen: Die Feier des Sonntags des Wortes Gottes ist von ökumenischer Bedeutung, denn die Heilige Schrift zeigt denen, die auf sie hören, den Weg, der beschritten werden muss, um zu einer authentischen und so­liden Einheit zu gelangen.» ­(Nr.­3)

Auf­ der­ Homepage­ des­ Bibelwerkes­ wer­den­ auch­ Unterlagen­ zur­ ökumenischen­ Feier­ des­ Bibelsonntags­ zur­ Verfügung­ gestellt,­ damit­ der­ neue­ Bibelsonntag­ bestehende­ Feiern­ vertiefen­ kann­ und­ nich t­konkurrenziert.

Wie den Bibelsonntag feiern?
Es­ gibt­ viele­ Möglichkeiten,­ den­ Bibel­sonn­t­ag ­zu­ feiern­ – ­in­ Bibelgruppen,­ als­ Einzelne­ und­ natürlich­ als­ Pfarrei­ im­ Sonntagsgottesdienst,­ ob­ als­ Wort­-Got­tes-­Feier­ oder­ in­ der­ Eucharistie.­ Dabei­ muss­ das­ Rad­ nicht­ neu­ erfunden­ wer­den.­ Viele­ Ideen­ stehen­ schon­ auf­ den­ Webseiten­ des­ Bibelwerks­ (www.bibel­ werk.ch)­ und­ des­ Liturgischen­ Instituts­ (www.liturgie.ch)­ zur­ Verfügung.­ Für­ den­ Bibelsonntag­ werden­ wir­ sie­ fortlaufend­ ergänzen.­ Konkrete Anregungen und Mo­delle für Gruppen, Einzelne und Gottes­dienste werden ab 15. Januar zur Verfügung stehen:
➢­ Bereiten­ Sie­ sich­ auf­ die­ Bibeltexte­ des­ Bibelsonntags­ vor:­ Lesetipps­ und­ Bibelarbeits-Unterlagen ­helfen ­Ihnen,­ als­ (Bibel-­)Gruppe­ oder­ auch­ als­ Ein­zelne­ mit­ den­ Lesungen­ und­ dem­ Evan­gelium­ des­ Bibelsonntags­ ver­traut ­zu ­werden.
➢­ Bereiten­ Sie­ in­ einer­ Gruppe­ und­ mit­ dem­ Seelsorgeteam/dem­ Pfarrer­ den­ Bibelsonntags-­Gottesdienst­ in­ Ihrer­ Pfar­rei ­vor:­ Einfache­ Formen ­wie ­eine­ Evangeliumsprozession,­ besonders­ ge­staltete­ Lesungen,­ Lieder­ usw.­ hel­fen­ dabei,­ dass­ die­ Bibel­ in­ diesem­ Gottesdienst­ zum­ besonderen ­Er­leb­nis ­wird.
➢­ Vertiefen­ Sie­ ökumenische­ Verbun­denheit: ­Feiern ­Sie ­den­ Bibelsonntag­ in­ einem ökumenischen ­Gottesdienst!­ Auch­ dafür­ stellen­ wir­ Anregungen­ und ­Unterlagen­ zur­ Verfügung.
➢­ Das­ Schreiben­ des­ Papstes­ im­ Original­ enthält­ ebenfalls­ Anregungen­ zur­ Ges­talt­ung.­ Wir­ haben­ es­ auf­ unserer­ Web­seite­ www.bibelwerk.ch­ verlinkt.
➢­ Bleiben­ Sie­ dran:­ Für­ die­ Fastenzeit­ bieten­ wir­ zahlreiche­ Unterlagen­ an,­ die­ sich ­für das ­Bibellesen ­in­ Gruppen­ und­ alleine­ eignen.­ Besonders­ emp­fehlen­ wir­ «Lectio­ Divina»,­ eine­ Me­thode,­ die­ Austausch­ und­ Informatio­nen­ zum­ Text­ mit­ spiritueller­ Vertiefung­ verbindet.

Katholisches Bibeljahr 2019/20
Ein­ «richtiges»­ Bibeljahr­ in­ der­ Schweiz­ muss­ ökumenisch­ sein­ –­ davon­ sind­ wir­ im­ Schweizerischen­ Katholischen­ Bibel­werk­ überzeugt.­ Deshalb­ haben­ wir­ zu­rückhaltend­ auf­ die­ Initiative­ zu­ einem­ internationalen­ katholischen­ Bibeljahr­ reagiert,­ die­ die­ Kath.­ Bibelföderation­ lanciert­ hat.­ Wir­ empfehlen­ für­ dieses­ Jahr­ aber­ besondere­ Begegnungen­ mit­ der­ Bibel­ nach ­der­ «Lectio­ divina»­-Metho­de,­ die­ Austausch­ und­ Informationen­ zum­ Text­ mit­ spiritueller­ Vertiefung­ ver­bindet.

Hl. Hieronymus (347–420 n. Chr.)
Papst­ Franziskus­ hat­ das­ Schreiben­ zur­ Einführung­ des­ Bibelsonntags­ am­ Ge­denktag­ des­ Hl.­ Hieronymus­ veröffent­licht .­Hieronymus ­ist­ DER­ Bibelübers­et­zer­ der­ Antike:­ Er­ stammte­ aus­ dem­ heu­tigen­ Kroatien­ und­ studierte­ in­ Mailand,­ Rom ­und­ Trier,­ bevor ­er­ 373­ erstmals ­nach­ Syrien­ aufbrach.­ Dort­ lernte­ er­ Griechisch­ und­ Hebräisch­ und­ lebte­ zeitweilig­ als­ Ein­siedler.­ Von­ 386­ bis­ zu­ seinem­ Tod­ am­ 30.­ September­ 420­ lebte­ er­ in­ Betlehem/ Palästina. ­Während ­dieser ­Zeit­ schrieb­ er­ Kom­men­tare­ zu­ biblischen­ Büchern­ und­ über­s­etzt­e ­die­ ganze­ Bibel­ aus­ dem­ Heb­räischen­ und­ Griechischen­ in­ die­ neue­ Weltspra­che,­ das­ Lateinische:­ die­ soge­nannte­ «Vulgata»­ (die­ «gebräuchliche»­ Bibelausg­abe).­ Hieronymus­ gilt­ deshalb­ als ­Patron ­von ÜbersetzerInnen ­und ­TheologInnen­ –­ und­ wird­ gegen­ Augen­leiden­ angerufen­…

Der Bibelsonntag: Ein Fest …
In ­der­ Erzählung­ im­ Nehemia-­Buch­ heisst­ es,­ die­ Leute­ seien­ bei­ der­ Verlesung­ der­ Tora­ so­ berührt­ gewesen,­ dass­ sie­ sogar­ geweint­ hätten.­ Darauf­ hätten­ die­ Ver­antwortlichen gesagt:­ «Nun geht, haltet ein festliches Mahl und trinkt süssen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre unseres Herrn. Macht euch keine Sorgen!»­ (Nehemia­ 8,­10)­ Das­ ist­ ein­ wunderbares­ Motto­ auch­ für­ den­ Bibelsonntag: ­Wenn­ nur­ schon ­ein ­wenig­ von­ dieser­ Festfreude­ am­ Bibelsonntag­ erfahrbar­ wird,­ hat­ er­ sich­ schon­ gelohnt!
Detlef ­Hecking
                 Bibelpastorale­ Arbeitsstelle­
                 des­ Schweizerischen­ Kath.­Bibelwerks

Für jung und alt

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«Frieden! Im Libanon und weltweit» so lautet das Motto der Aktion Sternsingen 2020

Am Beispiel des Libanon zeigt die Aktion 2020 den Sternsingerinnen und Sternsingern, wie wichtig es ist, friedlich und unvoreingenommen miteinander umzugehen. Sie zeigt auch, dass Kinder und Jugendliche selbst aktiv zu einem friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion beitragen können. So lernen die Sternsingerinnen und Sternsinger, dass Kinder und Jugendliche mehr verbindet als sie trennt – und dass es sich lohnt, offen und respektvoll aufeinander zuzugehen. (Siehe www.mission.ch)

Januar 2020: «Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften»

Der neue Sonntag des Wortes Gottes am 3. Sonntag im Jahreskreis (erstmals: 26. Januar 2020)

Papst Franziskus hat einen «Sonntag des Wortes Gottes» für die ganze Kirche eingeführt, der erstmals am 26. Januar 2020 gefeiert wird:
Die Bibel soll mehr Stellenwert in der Kir­che bekommen! Wir informieren in einem Dossier, das von der Bibelpastoralen Ar­beitsstelle des Schweizerischen Katholi­schen Bibelwerks erarbeitet wurde, über die Hintergründe und die Möglichkeiten, den Sonntag zu feiern.

BETEN IM ALLTAG

Du grosser Gott
Wenn ich die Welt betrachte
Die Du geschaffen
Durch Dein Allmachtswort
Wenn ich auf alle
Jene Wesen achte
Die Du regierst
Und nährest fort und fort

Dann jauchzt mein Herz
Dir, grosser Herrscher, zu:
Wie gross bist Du
Wie gross bist Du
Dann jauchzt mein Herz
Dir, grosser Herrscher, zu:
Wie gross bist
Du Wie gross bist Du

Autor:­ unbekannt ­–­ Foto:­ Poss[thb_image image=“22798″]

Wer ist der treue Verwalter? (Lukas12,41–46)

Wer die Bibel gemeinsam liest, sieht mehr!

Die Rückkehr des Herrn erwarten und zwar jeden Tag, bedeutet zwei Dinge: uns bereit zu halten, im Dienst am Herrn als ob heute der letzte Tag wäre; und auch uns vom Herrn der Welt selbst bedienen zu lassen, der uns an seinen Tisch ein­laden wird, so wie er es bereits jetzt bei jeder Eucharistiefeier tut (vgl. Lukas 12, 35–40).

Dies erfordert, dass wir die Güter, die der Herr uns anvertraut, intelligent verwal­ten, damit jedes Mitglied der Gemein­schaft rechtzeitig das erhält, was es braucht (vgl. Lukas 12, 41–46).

Wenn Jesus dieses Gleichnis erzählt: «Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt?», denkt er zweifellos an das Beispiel eines eifrigen und fähigen Dieners in der Geschichte der Bibel: an den Patriarchen Josef (vgl. Genesis 41.37. 49). Josef, das Modell der Vermögensver­walter, der Schutzpatron aller in der Wirtschaft Tätigen.

Sein Geheimnis? Sich dem Willen des Herrn zu ergeben, auf ihn zu setzen. Als der ägyptische Pharao, Joseph, welcher von seinen Brüdern verkauft worden war, inhaftiert hatte und ihn aufforderte, seine Träume zu deuten, antwortete er: «Nachdem dich Gott all das hat wissen lassen, gibt es niemand, der so klug und weise wäre wie du. Du sollst über meinem Hause stehen und deinem Wort soll sich mein ganzes Volk beugen» (Genesis 41, 39–40).

So wurde es gesagt, so wurde es getan. Und Joseph häufte in den Jahren des Überflusses Nahrung an (vgl. Genesis 41, 41–49), damit er während der Hungers­not Getreide an die Ägypter verkaufen konnte.

Scharfsinn, Urteilsvermögen, Weitsicht, auf die Zukunft setzen: Dies sind Eigen­schaften, die die in der Wirtschaft täti­gen Christen, wie Joseph, ohne weiteres einsetzen können. Und dann werden sie mit noch wichtigeren Aufgaben betraut werden.

François ­Xavier Amherdt

 

 

Die Bibel: Gotteswort in Menschenwort

Muss ich als Katholik eigentlich die Bibel lesen?
Ich denke, dass es auch für einen Katholi­ken wichtig ist, regelmässig in der Bibel zu lesen, damit er und sie dadurch erfahren, was Gott gesagt und getan hat. Der heilige Hieronymus hat einmal gesagt: «Die Schrift nicht kennen, heisst Christus nicht ken­nen».

Und was will er damit sagen?
Der Heilige lädt die Gläubigen ein, mit der Bibel einen vertrauten Umgang zu pfle­gen. Die Heilige Schrift ist das Instrument, durch das Gott jeden Tag zu uns sprechen will. Das Wort Gottes erschliesst uns Men­schen Wege des Lebens und der Heiligkeit.

Die Bibel ist aber von Menschen geschrieben worden.
Das stimmt! Gott hat zur Abfassung der Bibel Menschen erwählt, die dieses Buch mit ihren Fähigkeiten und Kräften in ihrer Zeit geschrieben haben.

Da konnte ja jeder schreiben, was er wollte!
Die Kirche ist überzeugt davon, dass Gott dafür gesorgt hat, dass die Verfasser der Bibel das und nur das geschrieben haben, was der Geist Gottes ihnen eingab und geschrieben haben wollte. Das ist ge­meint, wenn man davon spricht, dass die Bibel inspiriert sei. Gott hatte also die Hand mit im Spiel, sodass der Geist Gottes zwischen den Zeilen weht.

Das zu glauben, ist nicht einfach!
Das stimmt, aber Glaube ist nicht immer einfach. Es gilt aber, dass die göttliche Botschaft nicht anders zu uns kommen kann als in menschlicher Sprache. Hier gibt es kein Nebeneinander von Gottes­wort und Menschenwort. Die Bibel ist so­ zusagen «Gotteswort in Menschenwort» Deshalb muss ich die Bibel nicht wort­ wörtlich nehmen, aber ernst.

Das heisst?
Die Bibel ist Gottes Wort für mich, für Sie, für uns. Daran dürfen wir uns halten und danach müssen wir unser Leben ausrich­ten.

Besten Dank, Herr Pfarrer                                                                                 pam

Eine «tierische» Theologie

Wie wir für unseren Glauben auch von den Tieren etwas lernen können

Sie fehlen in fast keiner Krippe: Ochs und Esel. Meistens sind sie rechts und links hinter dem Jesuskind plaziert, dem sie mit ihrem Atem Wärme spenden. Sie sind nicht die einzigen Tiere, die in der Bibel vorkommen. Manche von ihnen überbringen eine theologische Botschaft, die auch heute noch aktuell ist und sich nicht nur, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen kann, auf den Tierschutz beschränkt.

Ochs und Esel in der Krippe
Sie finden sich auf frühmittelalterlichen Fresken ebenso wie in Glasfenstern von Kirchen und natürlich als geschnitzte Krippenfiguren. Als Begründer der sinnfälligen Darstellung des Weihnachtsgeschehens gilt der hl. Franz von Assisi, der 1223 in Greccio anstelle einer Predigt das Weihnachtsgeschehen mit Menschen und lebenden Tieren nachstellte. Doch im Lukasevangelium, das die uns allen bekannte Weihnachtsgeschichte erzählt, tauchen diese Tiere gar nicht auf. Dort ist nur von einem Stall und einer Futterkrippe die Rede, in die Maria ihr neugeborenes Kind legt. Später kommen dann Hirten mit ihren Schafen vom nahegelegenen Feld. Und auch in anderen Evangelien gibt es weder Ochs noch Esel. Dennoch gibt es schon seit dem 4. Jahrhundert Krippendarstellungen mit Ochs und Esel. Sie nehmen Bezug auf das alttestamentliche Buch Jesaja, wo es heisst: «Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn …» Ochs und Esel wurden also zu Bildern derer, die ihren Herrn kennen und ihn nicht vergessen haben. Über diese theologische Begründung hinaus haben Ochse und Esel aber eine weitere tiefgründige Bedeutung. Der Esel wird als demütiges und dienendes Tier betrachtet. Auf ihm zieht Jesus, der Sohn Gottes später in Jerusalem ein, zum Zeichen, dass er ein «Friedensfürst» ist, kein Heerführer, kein machtvoller Tyrann, kein Unterdrücker. Parallel dazu steht der Ochse für das typische Opfertier des Alten Testaments und verweist so auf die Kreuzigung Jesu.
Der Theologische Gedanke, der damit ausgedrückt werden sollte, lautet also: Ochse und Esel (er)kennen ihren Herrn, der für ihr Wohlergehen sorgt. Und du, Betrachterin/Betrachter dieses Bildes? Weisst auch du, bei wem du zu Hause bist und wer für dich sorgt? Ochs und Esel beschützen also heute noch zu Recht das Jesuskind in der Krippe. So gesehen müssten diese beiden wegen ihrer Klugheit sogar ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt werden. Liebhaber des tierischen Duos gehen jedenfalls nicht fehl, wenn sie sich an ihm besonders erfreuen und sie auch nachahmen.

Das Kamel
Wenn wir jemandem sagen: «Du bist doch ein fertiges Kamel!», so kann man dies nicht unbedingt als Kompliment auffassen. Doch sagt dieses Tier sehr viel über den Glauben aus. Wir wissen, dass das Kamel die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe geführt hat. Es ist seit altersher ein Sinnbild christlicher Gott-suche. Es ist so etwas wie der heilige Christophorus: Es trägt wie dieser Heilige die Menschen durch die Wüste hin zu Chris-tus in der Krippe von Bethlehem. Das Kamel gehört zu den Tieren, die mit wenig auskommen können und sogar in der Wüste zu leben vermögen, also in einer Umwelt, in die sich immer wieder Menschen zurückzogen, um Gott zu suchen. Wer Gott sucht, der muss sich einen stillen Wüstenbereich sichern – denken wir an den christlich gelebten Sonntag – und einen Raum der Bedürfnislosigkeit und christlichen Armut, der Bedürfnislosigkeit eines Kamels, wo man auch einmal die Worte «genug» und «Nein Danke» kennt.
Wer schon einmal auf einem Kamel geritten ist, weiss, dass sich ein Kamel niederlegt, damit man aufsteigen kann. Zum Absteigen beugt das Kamel zuerst seine Vorderbeine und dann seine Hinterbeine. Man kann fast sagen, das Kamel geht auf die Knie. Auch dies: ein wunderbares Vorbild für uns Menschen! Es lädt uns nämlich ein, auch hie und da auf die Knie zu gehen. Wie wenig nehmen wir selbst uns Zeit zur Anbetung Gottes, fallen nieder wie die Weisen, übergeben uns Gott, unserm Herrn – so wie ein Kamel auf die Knie fällt! Und doch ist das der Inbegriff wahrer Frömmigkeit: Gott ist unendlich gross; vor ihm bin ich ein kleines Geschöpf. Es mag sein, dass jeder, der Gott sucht in der Stille der Wüste, der anbetend auf die Knie fällt und der andere mitnimmt und trägt auf dem Weg zu Gott von oberflächlichen Zeitgenossen als «Kamel» angesehen wird. Aber tiefer gesehen, findet gerade ein Kamel den richtigen Weg zum Ziel. Wenn also jemand in den nächsten Tagen zu hören bekommt: Du bist ein Kamel!, dann ist das kein Grund sich zu ärgern: Es ist vielmehr ein Grund sich für dieses Kompliment zu bedanken.

Schafe und Lämmer
Diese Tiere spielen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament eine grosse Rolle. Sie liefern ihren Besitzern Fleisch, Milch und Wolle. Sie spielen im Tempelkult aber auch eine grosse Rolle als Opfertiere, die auf dem Altar geschlachtet werden. Im 2. Buch Samuel (12, 3f.) vergleicht ein Mann sein Lieblingstier, das Lamm, mit der einzig geliebten Frau. Im Hohelied (4, 2 und 6, 6) werden die Zähne der Geliebten mit Schafen verglichen, die vor der Schur aus der Schwemme kommen, also weiss sind. Das vierte Lied vom Gottesknecht (Jes 53, 7) zeigt aber auch einen unschuldig hingerichteten Gerechten im Bild des Lammes, das zur Schlachtbank geführt wird. Am Ende der Zeiten, in der wieder paradiesische Zustände herrschen werden, liegt das Lamm beim Wolf ohne der Gefahr aus-geliefert zu sein von diesem gefressen zu werden (Jes 11, 4–9). Im Neuen Testament wird das Lamm häufig als Symbol für Jesus genommen. Er ist im Sinne des Alten Testamentes das Lamm, das unschuldig zur Schlachtbank geführt wird und seinen Mund nicht auftut, um sich zu wehren. Bereits auf den ersten Seiten des Johannesevangeliums verweist Johannes der Täufer auf Jesus als das Lamm Gottes (Joh 1, 29.36). Ein Begriff, den wir ja in jeder Messe aufgreifen, wenn wir vor dem Empfang der Kommunion vom Lamm Gottes beten, das die Sünden der Welt hinweg nimmt.Im Neuen Testament ist aber nicht nur von den Schafen und Lämmern die Rede, sondern auch von Christus als dem guten Hirten, der seine Herde nicht verlässt und sich um jedes einzelne Tier kümmert, besonders um jene, die sich verlaufen. Er sucht es, bis er es findet und trägt es anschliessend auf seinen Schultern wieder zur Herde zurück. Wenn manche heutzutage meinen, sie möchten keine blökenden Schafe sein, die stumm und dumm ihren Hirten nachlaufen, so vergessen sie, dass ein Schaf in den Augen der Hirten zur Zeit Jesu etwas sehr Wertvolles war, auf das sie unendlich stolz waren und zu dem sie Sorge tragen! So wichtig sind wir in den Augen Jesu, des guten Hirten, der das Leben seiner Schafe sogar über sein eigenes Leben stellt. Deshalb lässt Jesus auch nach seinem Tod seine Herde nicht im Stich, sondern er beauftragt Petrus, der der Fels seiner Gemeinde sein soll, seine Schafe zu weiden. «Ein Hirte ist also ein Leiter in der Gemeinde Jesu. Er kümmert sich geistlich, seelisch und körperlich um die Versorgung der Menschen. Er ist jedoch kein Herr-scher, sondern jederzeit bereit, sich für sie zu opfern. Er schützt sie vor Angriffen, vor allem in Bezug auf Irrlehre. Er sorgt für Gerechtigkeit. Er sorgt sich um die Gesundheit der Gemeindeglieder. Er hat immer einen Blick für die Schafe, die noch nicht im Stall sind, aber zu Gottes Herde gehören. Er will, dass sie gerettet werden, wie Jesus dies wollte und ist bereit, sich dafür zu opfern. Jesus als der gute Hirte ist sein Vorbild im Dienst» (Justin Vetter).

Gärtner nicht Zerstörer
Das erste Buch der Bibel, die Genesis schreibt: Die Menschen «sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes er-schuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie» (Gen 1, 26f). Den Menschen wird also eine besondere Verantwortung für die Mitgeschöpfe zugesprochen. Lei-der wurde dieses «Walten» oft als willkürliches und rücksichtsloses Herrschen missverstanden. Menschen wurden zu Ausbeutern ihres Planeten und ihrer Mitgeschöpfe, statt kluge Verwalter im Sinne Gottes zu sein. Gärtner der Schöpfung sollten die Menschen sein und nicht ihre Zerstörer. Darum mahnt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si: «Diese Verantwortung gegenüber einer Erde, die Gott gehört, beinhaltet, dass der Mensch, der vernunftbegabt ist, die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt respektiert». Alle Lebewesen sind also aus dem gleichen «Atem Gottes» entstanden und deshalb sollen sie auch als Mitgeschöpfe gut behandelt werden. Das Buch der Weisheit im Alten Testament spricht staunend von Gott: «Du liebst al–les, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.» (Weish 11, 24) Jedes Geschöpf ist demnach Ausdruck der Liebe und Zärtlichkeit Gottes und hat seinen Platz in der Welt. Der Mensch hat das Zueinander und Miteinander der Geschöpfe zu beachten, wenn er sich der anderen Lebewesen, ihrer Kraft und ihrer Fähigkeiten bedient. Auch diese Wahrheit gehört zur tierischen Theologie, der wir gerade heute vermehrt Beachtung schenken sollten.

Paul Martone

Gebenedeit

Ich stosse immer wieder auf das Wort «gebenedeit». Was bedeutet dieser Zun­genbrecher eigentlich?
Ich nehme an, dass Sie dieses Wort aus dem «Gegrüsst seist du, Maria» kennen.

Ja genau!
In diesem Gebet meditieren wir die Bot­schaft, die der Engel Gabriel Maria brach­te. Er sagte ihr, dass sie gebenedeit sei unter den Frauen und dass auch die Frucht ihres Leibes gebenedeit sei.

Und was heisst das jetzt im Blick auf das Wort «gebenedeit»?
Dieses altertümliche Wort heisst ins Heu­te übersetzt: «gesegnet». Der Engel sagte also Maria, dass die gesegnet sei unter den Frauen und auch die Frucht ihres Lei­bes, also Jesus, sei gesegnet.

Aha, und woher kommt dieses «gebene­deit»?
Wie so oft in der Kirchensprache stammt dieses Wort aus dem Lateinischen und zwar vom Wort «benedicere», was auf Deutsch heisst: «Gutes sagen, segnen». Unser «gebenedeit» ist das Partizip Per­fekt des deutschen Verbes «benedeien», also segnen.

Und warum ist Maria gebenedeit?
Sie ist gesegnet, weil Gott in ihr Mensch geworden ist. Sie war offen für den An­spruch Gottes und gab ihm im Vertrauen auf das Wort des Engels ihre Antwort. Aber auch Gott ist durch Maria «gebene­deit» – «angebetet und verherrlicht». Ihr Leben ist zum Lobpreis und zur Ehre Gottes geworden. Vom ursprünglichen lateinischen Wort her, heisst «gebenedeit» eben auch die anbetende Lebens­haltung eines einzelnen Menschen oder auch einer ganzen Gemeinschaft.

Findet man dieses Wort sonst noch in der Bibel?
Ja und zwar nicht lange nach der Ver­kündigung durch den Engel. Da besucht Maria ihre Base Elisabet, die sie bei ihrem Kommen mit den Worten begrüsst: «Ge­segnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht dei­nes Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?» (Lukas 1,42–43) Da bricht Maria in den Lobpreis Gottes aus, dem «Magnificat», das Priester und Ordensleute jeden Abend beten. Es ist der grosse Lobpreis auf die grossen Taten des Herrn.

Besten Dank für die Auskunft. Jetzt kann ich das «Gegrüsst seist du, Maria» noch viel bewusster beten.                       pam

Die heiligen drei Könige (Mt 2, 1–2)

Wie aus dem Junias eine Junia wurde (Brief an die Römer 16,7)

«Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen». Beim Evangelisten sind es keine Könige, sondern «Magoi», also «Magier aus dem Osten». Es ist wahrscheinlich, dass es sich bei der Geschichte über die «heiligen drei Könige» vor allem um eine theologische Aussage handelt. Die Historizität der Begebenheit um die drei Weisen wird viel­ fach bezweifelt.

Heilige oder Gauner?
Im Neuen Testament finden wir noch eine zweite Stelle, die von einem Magier berichtet und zwar in der Apostelge­schichte (13,4–12). Dort trifft Paulus auf einen Magier, «einen Zauberer und fal­schen Propheten, namens Barjesus», den der Apostel als «elenden und gerissenen Betrüger, Sohn des Teufels und Feind al­ler Gerechtigkeit» tituliert. Sicher gehör­ten die Magier aus dem Morgenland, die zu Jesus kamen, nicht zu dieser Katego­rie. Sie waren wohl Angehörige der persi­schen Priesterklasse in Babylon. Die kirchliche Tradition hat die Geschichte von den Magiern verbunden mit der Ges­chichte im Psalm 72, 10, wodurch die Magier der Weihnachtsgeschichte zu Köni­gen geworden sind.

Die drei Gaben
Die Meinung, dass es such dabei um drei Könige handelte, schliesst die Tradition aus den drei Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe, die diese Magier aus dem Osten dem Neugeborenen in der Krippe
darbrachten (Mt 2, 11). In diesen kostba­ren Gaben aus Arabien (vgl. Jeremia 10, 1) sahen die Kirchenväter ein Sinnbild des Königtums (Gold), der Gottheit (Weih­rauch) und des Leidens Christi (Myrrhe).
Die Myrrhe treffen wir im Neuen Testa­ment noch zweimal an und zwar beim Tod Jesu, wo diesem am Kreuz mit Myrrhe ge­mischter Wein angeboten wurde (Mar­kusevangelium 15,23), den der Gekreuzigte jedoch ablehnte. Zweck dieser Mi­schung war, die Schmerzen Jesu zu lin­dern, da Myrrhe beruhigend und betäu­bend wirkte. Wir finden diesen Saft aus der Rinde eines arabischen Balsambau­mes auch im Evangelium nach Johannes, wo Nikodemus für die Grablegung Jesu hundert Pfund Aloe und Myrrhe spende­te (Johannesevangelium 19,39). Gerade durch die Gabe der Myrrhe, die die Ma­gier zur Krippe brachten, leuchtet schon bei der Geburt Christi (griechisch: der Gesalbte) sein Tod am Kreuz auf.
Paul Martone/Foto: Sr Catherine

Dezember 2019: Eine «tierische» Theologie

Wie wir für unseren Glauben auch von den Tieren etwas lernen können

Sie­ fehlen­ in­ fast­ keiner­ Krippe:­ Ochs­ und­ Esel.­ Meistens­ sind­ sie­ rechts­ und­ links­ hinter­ dem­ Jesuskind ­plaziert, ­dem­ sie ­mit­ ihrem­ Atem­ Wärme­ spenden.­ Sie­ sind­ nicht­ die­ einzigen­ Tiere,­ die­ in­ der­ Bibel­ vorkommen.­ Manche­ von­ ihnen­ überbrin­gen ­eine theologische­ Botschaft, ­die ­auch­ heute­ noch­ aktuell­ ist­ und­ sich­ nicht­ nur,­ wie ­man ­auf den­ ersten­ Blick­ vielleicht ­mei­nen ­kann,­ auf ­den­ Tierschutz­ bes­chränkt.

Für jung und alt

[thb_image lightbox=“true“ image=“22884″][thb_image lightbox=“true“ image=“22885″]Diese beiden Bilder sind nicht identisch. Beim rechten Bild haben sich insgesamt fünf Fehler eingeschlichen. Schauen Sie genau hin und überlegen Sie, was sich im Vergleich zum linken Bild geändert hat.

Krippenskulptur

auf dem Weihwasserbecken in der Kathedrale San Siro, Sanremo IT (Foto: Sr Catherine)

BETEN IM ALLTAG

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere jauchzen Dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere jauchzen Dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit![thb_image image=“22656″]

Genderwahn in der Bibel?

Wie aus dem Junias eine Junia wurde (Brief an die Römer 16,7)

«Grüsst Andronikus und Junia, die zu mei­nem Volk gehören und mit mir im Ge­fängnis waren; sie ragen heraus unter den Aposteln und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt» (Röm 16, 7).

Wurde in den Bibelübersetzungen der Ver­gangenheit an dieser Stelle immer von einem Mann namens Junias gesprochen, hat die neueste Bibelforschung belegen können, dass es sich hier in Wirklichkeit um eine Frau namens Junia handelt, die mit Paulus im Gefängnis war und wahr­scheinlich die Gattin von Andronikus ist.

Diese «Entdeckung» kann der aktuellen Diskussion über die Stellung der Frau in den Leitungsämtern der Kirche einen neuen Impuls geben, nennt Paulus sie ja herausragend unter den Aposteln. Sie hatte im Urchristentum wohl eine Leitungsfunktion inne.

Lange Geschichte

«Was genau es bedeutete, dass Paulus sie Apostel nennt, ist etwas weniger klar. Vermutlich waren Junia und Andronikus umherreisende Missionare für das Evangelium, die öffentlich auftraten und dafür sogar verhaftet wurden. Ein Amt, das spä­ter “epískopos” hiess und aus dem sich das Bischofsamt entwickelte, war es eher nicht» (Roland Juchem). In der griechischen Sprache, in der das Neue Testament geschrieben wurde, sind beide Lesearten die­ ses Apostelnamens möglich. Die Kirchenväter betrachteten Junia aber als Frau, was sich erst im 13. Jahrhundert in der West­kirche schlagartig geändert und seit der Reformation mit wenigen Ausnahmen all­ gemein durchgesetzt hat. Erst seit den 1980er Jahren hat sich unter den Exegeten
wieder die Meinung durchgesetzt, dass Paulus hier von einer Frau spricht. Grund
für diesen Meinungs­umschwung ist die Tatsache, dass der Name Junias in der Antike nirgends zu belegen ist, im Ge­gensatz zum häugen Frauennamen Junia.

Apostolin

Für Paulus ist das Amt des Apostels etwas sehr Bedeutsames. Ein Apostel muss «vor allen Menschen ein Zeuge Christi werden für das, was er gesehen und gehört hat» (Apg 22,15). Diesem hohen Anspruch ist Junia zweifellos mehr als gerecht gewor­ den, selbst wenn sie wohl kaum zum engsten Apostelkreis um Jesus zu zählen ist. Johannes Chrysostomus schreibt über sie: «Ein Apostel zu sein ist etwas Grosses. Aber berühmt unter den Aposteln – be­ denke, welch grosses Lob das ist. Wie gross muss die Weisheit dieser Frau gewe­ sen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.» Trotz dieses Lobes ist über Junia ausser den knappen Angaben in Röm 15,7 geschichtlich nichts Gesichertes bekannt. Es haben sich aus frühchristlicher Zeit keine Überlieferun­ gen zur Person der Junia erhalten. Wie Paulus schreibt, waren Junia und Andro­ nikus Juden wie er, die schon vor seiner eigenen Bekehrung (vgl. Apg 9, 1–19) zu Christus gefunden hatten.

Paul Martone

Der Spender des Ehesakramentes

[thb_image full_width=“true“ lightbox=“true“ image=“20048″]Letzthin behauptete jemand, dass bei einer katholischen Trauung gar nicht der Priester die Ehe spendet, sondern das Brautpaar. Stimmt das?

Ja, das stimmt!

Wie muss ich das verstehen?

Braut und Bräutigam versprechen einan­der vor Gottes Angesicht Liebe und Treue, bis der Tod sie scheidet. Dieses Verspre­chen wird von Gott angenommen und be­ siegelt und dadurch kommt das Sakra­ment der Ehe zustande.

Und was ist die Aufgabe des Priesters bei der Trauung?

Der Priester oder Diakon ist der Zeuge da­ für, dass die Ehe unter den richtigen Bedingungen zustande gekommen ist und das Versprechen in der richtigen Form und öffentlich abgelegt worden ist.

Und das ist schon alles?

Nein, der Priester oder Diakon hat dann auch die schöne Aufgabe im Namen Gottes und seiner Kirche den Ehebund, den das Brautpaar geschlossen hat, zu bestätigen und den Segen Gottes auf das Brautpaar herabzurufen.

Ist es bei den zahlreichen Scheidungen denn heute noch sinnvoll kirchlich zu hei­ raten?

Ich denke, dass alle Paare, die heiraten, den guten Willen haben, ihr ganzes weite­ res Leben gemeinsam zu gestalten. Das ist nicht immer einfach, denn Christen lie­ ben nicht anders als andere Menschen und auch sie können scheitern. Wer aber kirchlich heiratet und Gott als Dritten in seinen Bund aufnimmt, darf wissen, dass das Paar mehr Hilfe hat, als jemand, der auf Gottes Beistand verzichtet.

Es gibt aber keine Garantie für eine Ehe, die bis zum Tod dauert!

Nein, eine solche gibt es tatsächlich nicht. Hilfreich kann aber ein Satz des Dichters Fjodor Dostojewski sein: «Einen Men­schen lieben heisst, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat». Das heisst nichts anderes, als dass wir einander mit den Augen Gottes anschauen sollten. Dann wird manches besser und vielleicht auch einfacher!

Besten Dank für die Auskunft! pam

Abschied im engsten Familienkreis

Eine Beerdigung «in aller Stille» ist zu still

Wir lesen jeden Tag von ihm. Hie und da kommt er uns näher als uns lieb ist. Er bedroht Men­schen, die uns lieb sind; manch­ mal nimmt er sie uns. Und eines Tages steht er unausweichlich vor uns und zwingt uns, ihm zu folgen: der Tod.

Wir kennen ihn alle, und kennen ihn doch nicht. Der Tod, von dem wir alle wissen, dass er uns einmal holen kommt! Der Tod steht uns allen bevor! Sterben muss jeder selbst und allein. Niemand kann es ihm abnehmen. Eine Stellvertretung gibt es hier nicht. Und der Tod kommt «todsi­cher». Der Augenblick des Todes ist die Stunde der Wahrheit: Weder Schein noch Lüge halten da stand.

Wer ehrlich ist, wird zugeben, dass ihn das Denken an den Tod nicht kalt lässt! Wir wissen zwar, dass wir alle eines nahen oder fernen Tages sterben werden, aber wir glauben es nicht! Der Tod kann warten, denn ich habe noch so viel vor, so viele Pläne, so viele Dinge, die noch zu erledigen sind. Aber der Tod nimmt keine Rücksicht auf meine Wünsche.

«Ein Christ ist kein Christ»

Auch als glaubende Christen beunruhigt uns der Tod. Wir glauben zwar, dass Gott die Menschen liebt und ihnen treu bleibt – auch im Tod und darüber hinaus! Wie dieses «Darüber hinaus» aber aussehen wird, wissen wir nicht. Dieses ewige Le­ ben ist so unvorstellbar schön, dass wir jetzt nur in Bildern und Gleichnissen dar­ über reden können (vgl. 1 Kor 2, 9). Damit will uns Jesus nicht aufs Jenseits vertrös­ten, als ob das Leben hier auf Erden be­ deutungslos wäre. Im Gegenteil: Das Le­ben vor dem Tod ist einmalig. Hier ent­scheidet sich alles. Hier sollen wir zu lie­bevollen Menschen heranreifen, hier der Versuchung widerstehen, zu engherzigen Egoisten zu verkommen. «Ein Christ ist kein Christ» hat schon am Beginn des dritten Jahrhunderts der afrikanische Kirchenschriftsteller Tertullian zum Aus­ druck gebracht, «dass man also nicht allein, sondern nur in der Gemeinschaft der Kirche Christ sein kann. Diese Aus­ sage versteht sich heute keineswegs mehr von selbst, zumal in einer gesellschaftlichen Atmosphäre wie der heuti­gen, die von einem starken Individualisierungsschub und einer Konzentration auf den einzelnen Menschen und seine Selbstbestimmung geprägt ist. Man kann dabei zunehmend den Eindruck gewinnen, dass jeder Mensch eine Insel des eigenen Fühlens und Denkens zu werden droht und dass diese Inseln manchmal nur noch wenig Verbindung miteinander und mit dem Festland haben» (Kurt Koch).

Respektieren, aber…

Die Kirche ist weit mehr als ein Verein oder eine Institution, geschweige denn eine Insel. Sie hat als Ziel die herzliche Gemeinschaft der Menschen mit Gott und untereinander. Unsere Zugehörigkeit zur grossen Gemeinschaft der Kirche ist nicht etwas zum Christsein Hinzuge­fügtes. Es ist eine wesentliche Konse­quenz der Taufe. Durch unsere Taufe wurden wir in die Familie Gottes aufge­nommen. Jede Familie wird jedoch zer­stört, wenn darin jeder nur für sich schaut, nur seine persönlichen Wünsche und Be­dürfnisse zu befriedigen sucht und sich nicht auch um das Wohl der anderen Familienmitglieder kümmert!

Diese Mentalität zeigt sich immer stärker auch beim Abschied von verstorbenen Personen. Wer die Todesanzeigen in den Zeitungen oder im Internet liest, wird feststellen können, dass es immer öfters dort heisst: «Die Beerdigung fand auf Wunsch in engstem Familienkreis statt.» – «Die Urne wurde in aller Stille beige­ setzt.» Oder: «Die Beisetzung erfolgte in aller Stille.» Sicher muss man für diesen Wunsch Verständnis haben und ihn res­pektieren, aber dieser Trend ist sowohl für die betroffene Trauerfamilie als auch für die Freunde und Bekannten proble­matisch!

Eine traurige Sache

Beerdigungen im «engsten Familienkreis» sind eine traurige Sache, Abdankungen «in aller Stille» sind zu leise und zu still, denn ein «Begräbnis ist keine ausschliess­liche Privatangelegenheit, die nur die Hinterbliebenen angeht. Ein Begräbnis erfüllt auch für all jene, die mit dem Ver­storbenen Umgang hatten, eine öffent­liche Funktion, indem es ihnen die Mög­lichkeit gibt, sich vom Verstorbenen zu verabschieden und ihm ihre Wertschät­zung, Verbundenheit oder Dankbarkeit zu bekunden. Die Teilnahme an einem Begräbnis soll allen Menschen offen ste­hen, die zu dem Verstorbenen in einer Be­ziehung standen. Die persönliche Trauer sollte die Trauer anderer nicht missach­ten! Wird die Öffentlichkeit von der Trauerfeier ausgeschlossen, vergeben sich die Hinterbliebenen die Chance, Linde­ rung und Trost in ihrer Trauer dadurch zu erfahren, dass auch andere Menschen ihre Wertschätzung und Verbundenheit mit ihnen und mit dem Verstorbenen zum Ausdruck bringen. Für einen Chris­ten sollte ein Begräbnis “in aller Stille” keine Alternative sein, denn jedes Be­gräbnis betrifft nicht nur die Hinterblie­benen, sondern auch die Gesellschaft und die Mitglieder der Kirche. Bei der Trauerfeier wird der Glaube nicht nur zum Ausdruck gebracht, sondern er wird dabei auch vertieft und gefestigt. Auch jene, die mit der Kirche keinen Kon­takt haben, können beim Begräbnis er­ fahren, welchen Wert die Botschaft der Kirche für die Menschen hat, da diese Botschaft sich sogar angesichts des To­ des als tragfähig erweist.

Verzicht auf Trost

Ein Begräbnis “in aller Stille” ist auch nicht besser geeignet, um die Belastung der Trauer leichter zu ertragen. Im Ge­genteil, im Nachhinein kommt die quä­lende Frage auf, ob man auch die richtige Entscheidung hinsichtlich des Begräbnis­

ses getroffen hat, denn man hat ja die Würdigung des Verstorbenen geschmä­lert und einen berechtigten Unmut bei denen verursacht, die von der Trauerfeier ausgegrenzt worden sind. Durch den Aus­schluss der Öffentlichkeit hat man auch den eigenen Trost in einem geringeren Masse erfahren. Die Kränkung durch den Ausschluss von einer Trauerfeier kann in der Gesellschaft für die Hinterbliebenen unerwünschte Nachwirkungen zeitigen. Die Ausgrenzung von Menschen, die ger­ne zum Begräbnis kommen würden, ist unangemessen. Jeder Mensch hat das Recht, für den Beitrag, den er für die Ge­sellschaft erbracht hat, öffentlich gewür­digt zu werden, was letztendlich auch Trost für die trauernden Hinterbliebenen mit sich bringt und so bei ihnen eine the­rapeutische und heilende Wirkung ent­ faltet. Die Hinterbliebenen sollten auch nach dem Begräbnis das tröstliche Gefühl haben, das Richtige getan zu haben, denn nachträgliche Selbstvorwürfe belasten und nagen an der eigenen Substanz» (Karl Wagner, Grosses Werkbuch Begräbnis feiern, Herder). Die reformierte Pfarrerin Margrit Balscheit fasst dies so zusammen: «Die stille Bestattung im Kreis der Familie mag im Einzelfall aus der Sicht der An­ gehörigen verständlich sein. Angehörige haben im ersten Schock oder Schmerz das Bedürfnis nach möglichst wenig Öf­fentlichkeit. Doch auf weitere Sicht und gesamtgesellschaftlich betrachtet, ist die stille Bestattung kein guter Trend. Er macht uns im Umgang mit dem schwieri­gen Thema Tod nicht stärker, sondern schwächer».

Wir schauen zurück!

Bei unseren Beerdigungsmessen hat auch der Lebenslauf des Verstorbenen seinen Platz. Der Katholik versteht sein Begräbnis zuallererst als fürbittendes Gebet der Kir­ che auf Erden für einen Verstorbenen. Da­ her ist ein rückblickender Lebenslauf bei einer katholischen Beerdigung auch nicht die eigentliche Blickrichtung. Der Katholik denkt an die Zukunft des Verstorbenen und daran, dass er nach seiner Auffassung etwas dafür tun kann, indem er betet. Im Mittelpunkt der Beerdigungsmesse steht nicht der Verstorbene, sondern der aufer­ standene Herr, an den die Verstorbenen geglaubt haben und daher auch eingehen dürfen in die himmlische Herrlichkeit, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Deshalb bittet die katholische Kirche auch darum, dass «der Lebenslauf des Verstor­ benen nur mit grösster Zurückhaltung erwähnt werden sollte» und nur ein paar kurze, wesentliche Punkte beinhalte, die die Verstorbenen charakterisieren und würdigen. Er soll jedoch, gemäss Einfüh­ rung ins Messbuch «nicht eine Lobrede auf den Verstorbenen» sein. Was bleibt und sowohl den Verstorbenen und auch den Hinterbliebenen hilft, ist das Gebet, die Bitte um ewiges Leben für die Toten und um Trost für die Trauernden.

Paul Martone

Für jung und alt

[thb_image lightbox=“true“ image=“20032″][thb_image lightbox=“true“ image=“20031″]Diese beiden Bilder sind nicht identisch. Beim Bild rechts auf dieser Seite haben sich insgesamt sechs Fehler eingeschlichen. Schauen Sie genau hin und überlegen Sie, was sich im Vergleich zum anderen Bild geändert hat.

Allerheiligen: Welche Bedeutung hat der Feiertag?

Zunächst einmal ist Allerheiligen ein katholischer Feiertag, von Protestanten wird er nicht gefeiert. Die orthodoxe Kirche feiert ihn auch – allerdings an einem anderen Tag. Der Tag widmet sich, wie der Name schon sagt, den Heiligen. Dabei geht es nicht um einen speziellen Heiligen, sondern um alle Heiligen, also «Allerheiligen». Schliesslich ist es aufgrund der Vielzahl der Heiligen nicht möglich, für jeden Heiligen einen Kalender­ tag als Feiertag einzurichten. Aktuell hat die Katholische Kirche im Laufe ihrer Ge­ schichte weit über 6000 Menschen heilig gesprochen – viel zu viel für mickrige 365 Kalendertage.

Ursprünglich wurde an Allerheiligen nur der Märtyrer gedacht – also jenen Heiligen, die für das Christentum ihr Leben gaben. Wegen der immer weiter steigenden Zahl an Heiligen wurde der Feiertag im 8. Jahrhundert allerdings allen Heiligen gewidmet. Es war selbst zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht mehr möglich, allen Heiligen einen gesonderten Feiertag zu widmen.

Natürlich gedenkt man an Allerheiligen auch der eigenen verstorbenen Angehörigen. Eigentlich jedoch ist für sie der anschliessende Feiertag Allerseelen am 2. November vorgesehen. Hier wird dann wirklich, wie dem Namen zu entnehmen ist, aller Menschen, also «Allerseelen» gedacht. Das Fest gilt inoffiziell als der «kleine Bruder» von Allerheiligen.

BETEN IM ALLTAG

Herr, du bist gross und hoch zu loben;
gross ist deine Macht,
deine Weisheit ist ohne Ende.
Und dich zu loben wagt der Mensch,
ein winziger Teil deiner Schöpfung,
der Mensch, der dem Tod verfallen ist,
der weiss um seine Sünden und weiss,
dass du dem Hoffärtigen widerstehst;
und dennoch, du selbst willst es so:
wir sollen dich loben aus fröhlichem Herzen;
denn du hast uns auf dich hin geschaffen,
und unruhig ist unser Herz,
bis es Ruhe findet in dir.

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November 2019: Abschied im engsten Familienkreis

Wir kennen ihn alle, und kennen ihn doch nicht. Der Tod, von dem wir alle wissen, dass er uns einmal holen kommt! Der Tod steht uns allen bevor! Sterben muss jeder selbst und allein. Niemand kann es ihm abnehmen. Eine Stellvertretung gibt es hier nicht. Und der Tod kommt «todsi­cher». Der Augenblick des Todes ist die Stunde der Wahrheit: Weder Schein noch Lüge halten da stand.

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